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Tiber

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Der Tiber (italienisch Tevere)) ist mit 405 km Länge nach dem Po der zweitlängste Fluß nach Italien und fließt bei Rom in das Tyrrenische Meer

Name

Die Sage verlegt die Namensgebung des Tiber in frühe, möglicherweise vorlatinische Zeit. Der neunte König von Alba Longa, Tiberinus, sei in dem Fluß ertrunken, der später nach ihm benannt worden sei.

Quelle

Der Tiber entspringt im Apennin am Monte Fumaiolo (1407 m) auf 1348 Metern oberhalb der Ortschaft Balze (Gemeinde Verghereto), die noch zur Region Emilia-Romagna gehört. Dies geht auf Benito Mussolini zurück, der aus der Region Romagna stammte. Er ließ die Regionsgrenze verlegen, so daß fortan die Quelle nicht mehr in der Toskana, sondern in seiner Geburtsregion lag. Eine Säule wurde aufgestellt und eine Marmorinschrift hinzugefügt: "Hier entspringt der Tiber, heiliger Ursprung Roms".

Verlauf

Bereits am Fuße des Berges erreicht der Fluß die Toskana und verläuft von hier im wesentlichen parallel zur Schnellstraße "3bis" und erreicht nach etwa 30 km kurz hinter dem Ort Sansepolcro Umbrien. Hier folgt er der Schnellstraße weiter über die Orte Citta di Castello, Umbertite, Perugia bis Todi. Von hier aus kann man dem Fluß auf der Straße 448 zum Naturschutzgebiet "Parco Fluviale del Tevere" folgen, wo der Tiber zum "Lago die Corbara" (138 m) wird. Am Ausfluß wird die von Orvieto kommende Autobahn A1 erreicht, die den Tiber nun bis Rom begleitet. Das Tibertal bildet hier die Grenze zwischen den Regionen Umbrien und Latium, bis nach Orte bei Magliano Sabina endgültig Latium erreicht wird. An den antiken Straßen via tiberina und via salaria fließt der Tiber nun nach Rom. Bei der Tiberinsel teilt sich der Fluß unterhalb des steilen Kapitolshügels, was früh einen Flußübergang und eine Siedlung der Latiner auf dem Palatin ermöglichte, aus der das spätere Rom erwuchs.

Mündung

In der Antike floß der Tiber etwa 60 km südwestlich bei der Hafenstadt Ostia ins Meer. Schon damals bewirkte die Versandung der Mündung eine Neuanlage und Verlegung des Hafens unter Kaiser Claudius und nochmals unter Trajan (Porto). Inzwischen liegt das Meer 4 km weit von Ostia antica entfernt, am Hafen des Claudius liegt der Flughafen, das sechseckige Hafenbecken von Porto ist ein kleiner idyllischer See, von Privatgrundstücken umgeben. Das moderne Ostia ist ein lebendiger, aber etwas unansehnlicher Vorort Roms mit endlosen Sandstränden, die mangels Freibädern trotz des bräunlichen Wassers von den Römern im Sommer gestürmt werden.

Nebenflüsse

Die wichtigsten Nebenflüsse des Tiber sind Chiascio, Chiani und Nera.

Der Tiber in der römischen Geschichte

Der Sage nach wurde der Gründer Roms, Romulus mit seinem Zwillingsbruder Remus in einem Körbchen auf dem Tiber ausgesetzt und an einer sumpfigen Stelle zu Füßen des Palatin (velum) von einer Wölfin gesäugt, dann von dem Hirten Faustulus gefunden und aufgezogen worden.

Vom Hafen in Ostia antica, später von Porto zogen Ochsenwagen mit Waren beladene Schiffe flußaufwärts nach Rom. Die Scherben der im römische Flußhafen bei dem antiken Stadttor Porta Portese zerbrochenen Amphoren wurden jahrhundertelang auf einem Hügel gesammelt, dem monte testaccio, der auch heute noch 40 Meter hoch ist.

Bei der antiken Milvischen Brücke (it.: ponte milvio) im Norden des heutigen Rom besiegte Mitkaiser Konstantin I. seinen Rivalen Maxentius am 27. Oktober 312. Von der damaligen Pontonbrücke (die eigentliche Brücke war aus strategischen Gründen abgebrochen worden) stürzte er mit seiner schweren Rüstung in den Tiber und ertrank. Die danach neuerrichtete Brücke ist heute noch in Teilen erhalten. Die für den Aufstieg des Christums im Römischen Reich entscheidende Begebenheit ist auf dem Konstantinsbogen in Rom dargestellt.

Der versandete Kanal aus der Zeit Trajans, der Fluß, Meer und den Hafen Porto miteinander verband, wurde unter Papst Paul V. 1612 wieder geöffnet und besteht noch heute.

Weil der Tiber in der Stadt, deren Schwerpunkt seit dem Mittelalter am Tiberknie gegenüber dem Vatikan lag, immer wieder verheerende Überschwemmungen mit sich brachte, wurde er nach der besonders schlimmen von 1870 ab 1876 innerhalb Roms in einen tiefen Kanal gebettet, damit aber auch als lebendige Wasserader abgeschnitten, die uralten Bauten am Ufer vernichtet. Heute versucht man, den Tiber zu renaturieren und als Lebensnerv der Stadt wiederzugewinnen.