Zum Inhalt springen

Kornkreis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Juni 2005 um 20:07 Uhr durch Lichtkind (Diskussion | Beiträge) (Erklärungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Kornkreis.JPG
Kornkreis
Nachweislich von Menschen angelegter Kornkreis

Kornkreise sind Bereiche eines Getreidefeldes, in denen die Kornhalme in einer regelmäßigen Weise umgeknickt, gebogen oder abgemäht worden sind. Von erhöhter Stelle oder aus der Luft werden sie meist als geometrische Formen erkennbar. Die einfachste Form eines solchen Gebildes ist ein Kreis. Die Beobachtung und Erklärung solcher Kreisformen wird heute vor allem im Bereich esoterischer Gruppen zu einem "wissenschaftlichen" Thema gemacht.

Geschichte und Verbreitung

Erstmals schriftlich dokumentiert ist ein Kornkreis 1590. Er wurde im französischen Assenencour als Beweisstück in einem Hexenprozess aktenkundig. Weitere sind 1678 in Großbritannien bekannt geworden. Sie wurden in einer Flugschrift mit dem Titel The Mowing Devil verbreitet, also als Werk eines mähenden Teufels betrachtet. Über ihre Form kann mangels Detailinformationen nichts gesagt werden.

1880 berichtete das naturwissenschaftliche Magazin Nature über Kreise in einem Feld der Grafschaft Surrey. Auch in Deutschland sind derartige Phänomene spätestens seit dem 19. Jahrhundert bekannt; sie sind eventuell schon in Märchen und Legenden angedeutet.

Besonders häufig wurden sie Ende der 1980er Jahre gemeldet, nachdem zunehmend in den Medien darüber berichtet wurde. Seitdem werden zwischen 150 und 300 Kornkreise jährlich gemeldet: meist wie 1880 aus Südengland. Hier traten 2004 etwa ein Drittel aller bekannt gewordenen Fälle von Kornkreisen auf. In Deutschland waren es 2003 etwa ein Viertel der Fälle. Hier werden Kornkreise vor allem um Stralsund und auf Rügen, in Nordhessen und in der Region von Sinsheim beobachtet. Zunehmend wird aber auch aus anderen Ländern und Kontinenten von solchen Phänomenen berichtet, wenn auch hier in deutlich seltener. Bisher wurden über 6000 unterschiedliche Kornkreise in über 50 Ländern rund um den Globus dokumentiert, wobei eine weit höhere Dunkelziffer angenommen werden kann.

Dabei wurden die Formen Anfang der 1990er immer größer und komplexer. Der bisher größte festgestellte Kornkreis wurde im August 2001 in einem Weizenfeld am Milk Hill in Wiltshire (Südengland) aufgefunden. Er hatte einen Durchmesser von 240m und bestand aus 409 Teilkreisen. Diese wirkten am Boden noch chaotisch platziert; erst aus der Luft ergaben sie das geometrische Gesamtmuster einer sechsstrahligen Wirbelform, die an eine geschlossene Kamerablende erinnerte.

Seit der Jahrtausendwende scheint das öffentliche Interesse an diesem Thema nachzulassen, ist aber 2002 durch den Film Signs (von M. Night Shyamalan mit Mel Gibson) vorübergehend nochmals angestiegen. Der Film stellt die Kornkreise als Zeichen von Außerdischen dar.

Kornkreis-Interessierte erkunden das Phänomen im Rahmen einer als "Cerealogie“ oder „Kornkreiskunde“ bezeichneten "Forschung". Während einige "Ceralogen" die Ursachen der Kornkreise interdisziplinär, aber sachbezogen erforschen möchten, bringen andere sie mit UFOs in Verbindung und möchten sie im Rahmen einer "Ufologie" näher betrachten. Dies führt untereinander zu teils heftigen Kontroversen.

Formen

Formen und Anordnungen der so genannten ‚historischen Kreise‘ sind nicht näher bekannt, da von ihnen keine Abbildungen existieren. Nature beschrieb 1880 „[…] ein Feld voller Kreise“, was ein ähnliches Gebilde wie auf Milk Hill im Sommer 2001 nahelegen könnte. Ob dieses Kreisfeld aber gemometrisch oder unregelmäßig angeordnet war, ist unbekannt. Es mehren sich jedoch Fallbeispiele von geometrischeren Formen auch in den Jahren vor 1980.

Kornkreise treten nicht nur in Getreidefeldern auf: Sie wurden schon in fast jeder Art von Vegetation entdeckt. Besonders seit den 1990er Jahren nehmen die beobachteten Kornkreise in Anzahl, Größe, Form und Detailreichtum zu. Sie haben meist einen Durchmesser zwischen 10 und 100 m. Dokumentiert sind polygonale, elliptische, verflochtene, spiralförmige und fraktale Formelemente, die sich teilweise auch mit unregelmäßigen Formationen verbinden.

Einige dieser Abbilder könnten auf astronomische, physikalische und mathematische Sachverhalte hinweisen, da die in ihnen angeordneten Grundformen unterschiedlicher Größen und Abstände wiederholt sowohl ganzzahlige wie irrationale Zahlenverhältnisse darstellen, etwa den goldenen Schnitt. Der Radioastronomieprofessor Gerald S. Hawkins untersuchte diese Formen und fand dabei in 11 von 18 Strukturen fortgeschrittene geometrische Gesetzmäßigkeiten, die nach seiner Einschätzung zwar auf den Theoremen von Euklid aufbauen, jedoch noch nicht in Mathematiklehrbüchern zu finden sind.

Darüber hinaus wurden Kornkreise untersucht, die überhaupt keine geometrisch regelmäßige Form besitzen, sondern Ähnlichkeiten mit überlieferten Formen haben, wie zum Beispiel Höhlenmalereien, indianischen Piktogrammen oder mystisch-magischen Symbolen wie dem kabbalistischen Lebensbaum.

Verwandte Phänomene

Es existieren Berichte von kreisförmigen Abdrücken auf Eis- und Schneeflächen, so genannten Eiskreisen. Mit den Kornkreisen äußerlich verwandt ist das Rasenkreuz von Eisenberg an der Raab, dessen Ursprung bis heute ungeklärt ist. Andere Bodenmarkierungen unbekannter Natur sind sogenannte Feenkreise (siehe auch: UGM).

Erklärungen

Ein erste Theorie zum Thema stellte Robert Plot im 17. Jahrhundert auf: Er glaubte an herabstürzende Luftwirbel als Ursache der frühen einfachen Kornkreise, die ihm beschrieben worden waren. Möglicherweise waren kleine, stabile Wirbelstürme dafür verantwortlich.

Die Vielzahl der Erklärungsansätze ist mit der Fülle der Kornkreisformen gewachsen. Manche der aufgestellten Theorien sollen alle beobachteten Kreise erklären, andere nur einen Teil von ihnen. Einige sind von der Wissenschaft als mögliche Erklärungen akzeptiert, darunter:

  • mechanische Entstehung durch Menschenhand, als Fälschung, Scherz oder Kunstwerk;
  • natürliche Entstehung durch Wirbelwinde: diese können aber nur einfache Kreisformen verursachen;
  • natürliche Entstehung durch bisher unbekannte oder unbeachtete Naturphänomene;
  • Tierspuren: Diese können gemometrische Figuren kaum hervorrufen.

Wissenschaftlich abgelehnt werden folgende Erklärungen:

  • UFOs, deren Existenz wissenschaftlich nicht anerkannt wird
  • magnetische Anomalien, da ionisierte Flüssigkeiten im Korn durch magnetischen Kräfte beeinflussbar sind
  • Übertragung von morphogenetischen Feldern, deren Existenz nicht vollständig wissenschaftlich anerkannt ist;
  • Nebenwirkungen von gentechnisch veränderten Getreidesorten, die bisher unbekannt sind;
  • "Botschaften", z.B. "Warnungen" überpersönlicher oder unbekannter Mächte, sei es der Erde selbst, von Göttern oder Außerirdischen.

Für viele Kornkreise, besonders für die komplizierteren Formen, konnte bisher kein Nachweis erbracht werden das diese von Menschen angelegt werden können. Zwar wurden bisher die meisten Formen als auch nachzuahmende Effekte eingestreute Magnetkügelchen, regelmässige Legemuster, Strahlenspuren, gebogene Kornhalme und fehlende Fusspuren mit technischen Mitteln erzeugt werden, jedoch gelang es noch keinem Experiment diese unter den erschwerenden Bedingungen wie Dunkelheit, Witterung, unebene Bodenoberfläche in der notwendigen Zeit und in der aufgefundenen Qualität zu erzeugen. Erschwerend kommt hinzu das nur sehr wenige Wissenschaftler sich mit dem Thema befassen und die meisste "Forschung" von Enthusiasten betrieben wird und die Berichterstatung grosser Medien oft sehr ungenau ist.

Andere als die anerkannten Ursachen gelten als reine Spekulation oder Aberglaube. Die Diskussion darüber spaltet das Lager der Interessierten.