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Milko Kelemen

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Milko Kelemen

Milko Kelemen (* 30. März 1924 in Podravska Slatina) ist ein in Deutschland lebender Komponist. Er begründete 1959 die Zagreber Biennale, deren Ehrenpräsident er ist, und wurde unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In Slatina werden jährlich im Mai die Milko-Kelemen-Tage veranstaltet, wo vor allem seine Kammermusikwerke aufgeführt werden.

Leben und Wirken

Ausbildung

Kelemen begann sein Studium an der Musikakademie in Zagreb. Danach studierte er bei Olivier Messiaen in Paris und Wolfgang Fortner in Freiburg. Ab 1957 wirkte Kelemen bei den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt mit. Er arbeitete im „Elektronischen Siemens-Studio” in München und war „Composer in residence“ in Berlin. Durch die Gründung der Musikbiennale 1959 in Zagreb wurde er zum Begründer der Neuen Musik in Kroatien.[1]

Professor für Komposition

Von 1970 bis 1973 war Kelemen Professor am Robert-Schumann-Institut in Düsseldorf. 1973 nahm er einen Ruf als Professor für Komposition an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart an. Dort war er der Nachfolger auf dem Lehrstuhl Henk Badings. Seitdem lebt er in Stuttgart. 1989 wurde er emeritiert.

Zu den Schülern Kelemens gehören Giovanni Sollima und Dirk Reith.

Das Werk

Uraufführung Concerto 2000, Stuttgart 2009

Kelemen komponierte sowohl elektronische Musik, Kammermusik und Opern als auch andere groß besetzte Werke für Chor und Orchester. Dabei verfolgt er in erster Linie mimetisch-narrative Zwecke und weniger eine Ästhetisierung der verwendeten Kläge zu musikalischem Material.[2] Hauptwerke Kelemens sind die Oper „Apokalyptika“ und das Oratorium „Salut au monde“. Er fasste 1953 den Entschluss, den Text von Walt Whitman als Oratorium zu vertonen. Als er dies in den 1990er Jahren umsetzte, ging es ihm um „eine neue Synthese von allem, was in den letzten 50 Jahren musikalisch entwickelt wurde“.

Ein wichtiges Prinzip seines Wirkens ist das Bestreben, die Komplexität Neuer Musik transparenter zu machen. Mit einem Satz aus seinem Buch Klanglabyrinthe wird er häufig zitiert:

„Die Normvorstellung meiner Werturteile geht davon aus, dass in der Musik der Einfluss der Archetypen – beziehungsweise die Wirkung des Akkords des Eindrucksvollen – von der Imagination angefangen bis hin zu Form, Sprache und Struktur erhalten bleibt.“

Die philosophische und psychologische Basis für das Schaffen Kelemens ist das Werk C. G. Jungs. Eine neuartige Gestaltung musikalischen Materials könne mit musikalischen Archetypen erreicht werden, die nicht zwingend der Diktion komplizierter Kompositionstechniken unterliegen müssten. Kelemen lehnt es ab, Neuartigkeit zum Selbstzweck zu erheben. Er setzt sich vielmehr für eine postmoderne neue Einfachheit unter Verwendung der Onomatopoesis ein: Das musikalische Gesamtgefüge wird nicht mehr formal künstlich konstruiert, um einen wechselseitigen logischen Bezug der einzelnen Teile zu erreichen. Dafür wird eine neue Eigenqualität erzielt, indem außermusikalische Kläge lautmalerisch nachgezeichnet werden.[3]

Mit seiner Beratung und unter Leitung von Dieter Kurz hat das Stuttgarter Ensemble Württembergischer Kammerchor im Dezember 2005 sein Oratorium „Salut au Monde“ aufgeführt, das wegen seiner Schwierigkeit und großen Besetzung weltweit erst dreimal aufgeführt wurde.

Kelemen ist Autor der Bücher „Schreiben an Strawinsky“ und „Klangwelten“.

Auszeichnungen

Werke

Besetzungszettel der Uraufführung der Oper „Der Belagerungszustand“
  • Der Spiegel, Ballett, 1959–1960
  • Der neue Mieter musikalische Szene, 1962; 1964 in Münster aufgeführt; als Novi stanar 1965 in Zagreb
  • Abbandonate, Ballett mit Gesängen, 1964
  • Der Belagerungszustand, Oper, 1966–1969; 1970 an der Hamburger Staatsoper; als Opsado stanje 1971 in Zagreb
  • Apocalyptica. Opera bestial oder „Vom Anfang und Ende“ oder „Das Buch der Bücher“, multimediale Ballettoper, 1973–1978; konzertant 1979 in Graz aufgeführt; komplett 1982 in Dresden
  • Salut au Monde für Sprecher, Vokalsolisten, Chor (24-stimmig), großes Orchester und Lichtaktionen (Idee 1953, Komposition 1996).
  • Dom Bernarde Albe, Ballett (1998; 1999 in Zagreb aufgeführt)
  • Concerto 2000 für Sopran, Alt, Tenor, Bass, Knabenstimme und Orchester, nach einem Text von Walt Whitman; Uraufführung 2009 in Stuttgart

Anmerkungen

  1. Alen Legovi im Vorwort von Kelemens Buch „Schreiben an Strawinsky“.
  2. Kutschke, Beate, Wildes Denken in der Neuen Musik, S. 250
  3. Kutschke, Beate, Wildes Denken in der Neuen Musik, S. 270

Literatur

Kutschke, Beate: Wildes Denken in der Neuen Musik. Königshausen und Neumann, Würzburg 2002