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Prostitution

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Unter Prostitution (von lat. prostare, sich anbieten) versteht man, dass Frauen oder Männer für Geld anderen Menschen Sex bieten. Prostitution wird oft euphemistisch mit ältestes Gewerbe der Welt umschrieben.

Prostituierte

Es gibt sowohl männliche als auch weibliche Prostituierte, wobei die Frauen deutlich in der Überzahl sind. Weibliche Prostituierte (auch Sexarbeiterinnen genannt) befriedigen meist die Bedürfnisse von männlichen Kunden, den sogenannten Freiern. Männliche Prostituierte (z.B. Strichjungen und Callboys), erfüllen fast ausschließlich die Wünsche von männlichen Kunden. Weibliche Kunden von Prostituierten sind weitestgehend ein von den Medien geschaffenes Phantom. Männer, die ihre Dienst nur für Frauen anbieten, verschwinden nach kurzer Zeit wegen zu geringer Nachfrage wieder von der Bildfläche.

Formen der Prostitution

Die Grenzen der Prostitution sind fließend, sowohl hinsichtlich der Protituierten als auch hinsichtlich der Dienstleistung. Bei den Prostituierten reicht das Spektrum von Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Prostitution verdienen über solche, die sich gelegentlich damit etwas dazu verdienen, bis zu solchen, die bei Gelegenheit für eine einzelne angestrebte Gegenleistung (Urlaub, Geschenk) Sex anbieten oder in ihn einwilligen. Diese letzte Gruppe wird in der Regel nicht mehr zu den Prostituierten gerechnet.

Bei den angebotenen Dienstleistungen geht es vom Sex in allen möglichen Varianten über die Unterhaltung, an deren Ende Sex steht, bis zur Unterhaltung, die Sex einschließen kann aber nicht muß. Die beiden letzten Varianten – oft von sogenannten Begleitern angeboten – sind untypisch für die Prostitution. Reine Unterhaltung gehört gar nicht zu Prostitution, weswegen die gelegentliche Bezeichnung von Geishas als Protituierte falsch ist.

Die gewerbsmäßige Prostitution gibt es in drei Hauptformen:

  • Straßenprostitution (Straßenstrich): Die Prostituierten stehen an bestimmten, offiziell dafür vorgesehenen oder inoffiziell bekannten, Stellen am Straßenrand und bieten sich potentiellen Kunden an. Abwandlung sind Straßen mit schaufensterähnlichen Räumen im Erdgeschoss, in denen die Prostituierten sitzen (zum Beispiel die Herbertstraße in Hamburg), oder Prostitution in Hotelbars, Raststätten und ähnlichen Orten.
Bei der Straßenprostitution geschieht der Sex entweder im Auto des Freiers oder in Hotels, die darauf spezialisiert sind – sogenannte Stundenhotels.
  • Prostitution in Bordellen: Hier findet die Prostitution in speziellen Häusern statt, die über einen Kontaktraum verfügen, in denen der Freier eine Prostituierte (Bordelle mit männlichen Prostituierten sind praktisch unbekannt) auswählen kann, sowie Zimmer für den Sex (ähnlich einem Stundenhotel).
Die Prostituierten sind faktisch Angestellte oder Sklaven, je nach den Umständen, des Bordells, wenn auch aus rechtlichen Gründen oft die Fiktion geschaffen wird, die Prostituierten seien selbständig.
  • Prostitution auf Anruf (Callgirls): Die Prostituierten werden direkt oder über eine Agentur vom Freier gebucht. Der Sex wird meist entweder beim Kunden zu Hause oder in einem Hotel vollzogen.
Eine Zwischenform zwischen Callgirls und Bordellen sind Prostituierte, die in extra angemieteten Wohnungen arbeiten, in denen sie aber nicht leben.

Bei allen Formen der Prostitution stehen die Prostituierten häufig unter der Kontrolle eines Zuhälters. Nicht selten hält ein Zuhälter die Prostituierten unter Einsatz von Gewalt (gelegentlich auch suchterzeugenden Drogen) in einem sklavenähnlichen Zustand. Praktisch der gesamte Verdienst geht in solchen Situationen an den Zuhälter.

Geschichte der Prostitution

Schon im Altertum, so in Babylon, existierte die so genannte Tempelprostitution. Gegen Geschenke wurden dort - meist von Frauen - sexuelle Handlungen vollzogen. In der griechischen Antike sind Prostituierte im heutigen Sinne bezeugt, d.h. ohne sakralen Hintergrund.

Im 12. Jahrhundert werden in Europa die ersten Bordelle urkundlich erwähnt, archäologisch sind sie bereits aus dem römischen Altertum bekannt, wo zum überwiegenden Teil Sklavinnen und Sklaven beschäftigt waren.

Prostitution in Deutschland

  • ca. 400 000 berufsmäßige Prostituierte gibt es in Deutschland, dazu noch eine Reihe von Gelegenheitsprostituierten
    • davon geschätzt 95% weibliche Prostituierte und 5% männliche
  • 5 Mrd. Euro werden jährlich etwa umgesetzt

Neue Zahlen: Die Dienste der ca. 400.000 berufsmäßigen Prostituierten werden täglich von ca. 1,2 Millionen Männern in Anspruch genommen. Der Umsatz liegt heute eher bei über 6 Mrd. Euro im Jahr.

  • Ausübungsorte:
    • etwa 50-60% der Dienste finden in Bordellen statt
    • ca. 20% auf der Straße
    • der Rest als Begleithostessen, in Privatwohnungen usw

Prostitution außerhalb Europas

  • Die japanischen Geishas stellen dagegen eine Art gebildete Unterhalterin dar. Zum Geschlechtsverkehr kommt es mit ihnen nicht.
  • In fast allen US-amerikanischen Bundesstaaten ist Prostitution strafbar. Ausnahme: Nevada. Dies bedeutet allerdings nicht, dass es dort keine Prostitution gibt. Im Gegenteil sind vom Straßenstrich bis zu teuren Callgirls viele Spielarten vertreten.
  • Siehe auch Sextourismus

Kinderprostitution

Schätzungen zufolge werden weltweit etwa 3 bis 4 Mio. Kinder kommerziell sexuell ausgebeutet. (siehe Kinderprostitution)

Ursachen der Prostitution

Die häufigste Ursache ist weiterhin die wirtschaftliche Not. Dies kann auf die allgemeinen finanziellen Lebensumstände zurück zu führen sein (etwa schlechte Wirtschaftslage, niedriges Lohnniveau) oder auch auf persönliche Umstände (häufig: hoher Finanzbedarf durch Drogensucht).

Zu unterscheiden sind ferner die freiwillige Prostitution, bei der bewusst und eigenverantwortlich (wenn auch oft aus wirtschaftlicher Not) die Entscheidung getroffen wird, seinen Körper zu verkaufen, und die erzwungene Prostitution. In diesem Fall werden vor allem Frauen aus wirtschaftlich schwachen Staaten von Schleppern unter Vorspiegelung legaler Arbeitsmöglichkeiten in reichere Länder gelockt, wo sie durch Abnahme der Reisepapiere in persönliche und finanzielle Abhängigkeit gebracht und so zur Prostitution gezwungen werden. Die Übergänge sind hier jedoch fließend; viele dieser Frauen wissen durchaus, dass sie als Prostituierte arbeiten sollen, sind jedoch vorher nicht über die Ausbeutung und die mieserablen Arbeitsbedingungen informiert.

Literatur

John Preston: HUSTLING, A Gentelmen's Guide to the Fine Art of Homosexual Prostitution, Masqueade Books, New Jork, 1994

Néstor Osvaldo Perlongher: O negócio do michê, prostituição viril am Sao Paulo, 1.a edição 1987, editora brasiliense