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Dantons Tod

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Aufführung im Deutschen Theater 1981

Dantons Tod ist ein Drama in vier Akten von Georg Büchner. Es wurde von Mitte Januar bis Mitte Februar 1835 geschrieben. Im gleichen Jahr erschien eine von Karl Gutzkow herausgegebene Fassung im Literatur-Blatt von Eduard Dullers Phönix. Frühlings-Zeitung für Deutschland und eine Buchfassung mit dem von Duller zur Beschwichtigung der Zensur erdachten Untertitel Dramatische Bilder aus Frankreichs Schreckensherrschaft beim Phönix-Verlag Johann David Sauerländers. Das Stück ist damit das einzige von Büchners Dramen, das noch zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde – wenn auch in stark zensierter Fassung. Die Uraufführung fand erst am 5. Januar 1902 im Berliner Belle-Alliance-Theater als Produktion des Vereins Neue Freie Volksbühne statt, da das Stück lange Zeit als unspielbar galt. Außerdem gibt es eine von Gottfried von Einem komponierte Opernfassung.

Historischer Hintergrund

Den historischen Hintergrund des Stückes bildet die Französische Revolution, sodass zumindest eine grobe Übersicht über den Verlauf der Revolution und ein Verständnis der darin handelnden politischen Gruppierungen und der zwischen ihnen auftretenden Konflikte für das Verständnis des Dramas entscheidend sind. Der eigentliche Handlungsrahmen des Dramas umfasst allerdings nur eine kurze Zeitspanne vom 24. März bis zum 5. April 1794, mithin einen Höhepunkt der so genannten Schreckensherrschaft (Terreur), in welche die Revolution gemündet war.

Wichtig zum Verständnis des Dramas ist der Konflikt zwischen den verschiedenen politischen Fraktionen, die sich im Verlauf der Revolution immer mehr verfeindet hatten. In der Nationalversammlung hielten zunächst die eher gemäßigten Girondisten, auch „Talpartei“ genannt, die Mehrheit. Sie waren zur Kooperation mit dem König bereit. Eine andere Fraktion, die Jakobiner, auch „Bergpartei“ genannt, strebte eine weitaus radikalere Veränderung der Gesellschaft an und forderte die Einführung der Republik. Führer der Jakobiner waren vor allem Robespierre, Marat und Danton, wobei letzterer – im Gegensatz zu Robespierre – der jakobinischen Sektion der Cordeliers angehörte, zu deren führenden Köpfen auch Chaumette, Desmoulins und Hébert zählten. Letzterer wiederum stand einer radikal linken Fraktion (den Hébertisten) vor, die eine Abschaffung des Eigentums und der Religion forderten und damit weit über das Ziel der anderen Jakobiner hinausschossen. Trotz ihrer Überzahl konnten sich die girondistischen Abgeordneten nicht gegen Jakobiner und öffentliche Meinung durchsetzen; sie konnten weder die Verhaftung des Königs noch das Einsetzen eines „provisorischen Vollzugsrats“ zur Entmachtung der Versammlung verhindern und auch nicht die von Marat angetriebenen und von Danton als Justizminister geduldeten Septembermorde an über tausend politischen Gefangenen (insbesondere Royalisten) aufhalten. Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. am 21. Januar 1793 auf Veranlassung des Nationalkonvents war auf Antrag Dantons am 6. April der so genannte Wohlfahrtsausschuss eingerichtet worden, der fortan die Exekutivgewalt im Staat ausübte. Ein Revolutionstribunal, das am 10. März 1793 eingerichtet worden war, übernahm die Gerichtsbarkeit insbesondere im Hinblick auf die „politischen Vergehen“ der Beschuldigten. Freispruch oder Tod waren die einzigen Urteilsmöglichkeiten; allein in Paris wurden in diesem Zusammenhang schätzungsweise 40.000 Menschen hingerichtet.

Im Frühjahr des Jahres 1793 kam es zu Aufständen der Girondisten in den Départements, die niedergeschlagen wurden und denen eine Verhaftung und Hinrichtung von 32 führenden girondistischen Konventsmitgliedern folgte. Innere und äußere Bedrohungen (gravierende wirtschaftliche Probleme, Hungersnöte, Aufstände der Royalisten und Girondisten, innere Zerstrittenheit der revolutionären Kräfte, Krieg gegen Österreich und Preußen) verschärften die Lage der Republik. Die zunächst als provisorisch gegründete Regierung aus Nationalkonvent und Wohlfahrtsausschuss blieb, nach einer Weigerung des Konvents eine demokratische Verfassung zu verabschieden, an der Macht. Im Juli 1793 wurde der Jakobiner Marat von Charlotte Corday ermordet. Im selben Monat war Danton aus dem Wohlfahrtsausschuss abberufen worden, andererseits waren Robespierre und später auch Collot d’Herbois und Billaud-Varenne in den Ausschuss gewählt worden. Wohlfahrtsausschuss und Nationalkonvent bekannten sich nun öffentlich zur „Schreckensherrschaft“, die Welle von Hinrichtungen (unter anderem weiterer Girondisten, aber auch der ehemaligen Königin Marie Antoinette) dauerte an.

Im Zusammenhang mit einer Korruptionsaffäre fiel der Verdacht auf mehrere Anhänger Dantons und auch auf ihn selbst. Im November 1793 forderten Danton und der Vieux Cordelier – die Zeitschrift Camille Desmoulins’ – ein Ende der Schreckensherrschaft, was Robespierre aber entschieden ablehnte. Statt dessen ließ Robespierre am 24. März 1794 Hébert und seine Anhänger verhaften und hinrichten. Hier setzt nun die Handlung von Büchners Drama ein. Nachdem sowohl die gemäßigten Girondisten als auch die radikalen Hébertisten beseitigt sind, stehen die in der neuen politischen Landschaft als gemäßigter zu betrachtenden Dantonisten mit ihrem Ruf nach einem Ende der Schreckensherrschaft Robespierre im Weg. Die Konfrontation zwischen den beiden Gruppierungen der Jakobiner konnte auch durch eine Unterredung zwischen Danton und Robespierre am 19. März 1794 nicht mehr beseitigt werden; mit der Zustimmung des Konvents ließ Robespierre in der Nacht vom 30. auf den 31. März Danton und seine Vertrauten (Desmoulins, Lacroix, Philippeau und andere) verhaften und vor das Revolutionstribunal bringen; am 5. April wurden sie hingerichtet. Den weiteren Verlauf der Revolution zeigt Büchner nicht mehr; der anschließende Sturz Robespierres und seine am 28. Juli 1794 erfolgte Guillotinierung werden nur in Vorausahnungen Dantons angedeutet.

In weiten Teilen des Dramas hält Büchner sich an historische Vorlagen und Quellen, geschätzt ein Sechstel des Textes besteht aus wörtlichen oder nur leicht veränderten Zitaten, die allerdings durch die Montage in das Drama oft aus dem Kontext gerissen sind: „Insgesamt ist es aber die selektive, kritische Adaption der Quellen und historischen Diskurselemente, die dem Text den Wirklichkeitsanspruch eines ‚geschichtlichen Gemäldes‘ und zugleich seinen Rang als Kontrafaktur der Historiographie verleiht.“[1] Auffälligste Abweichungen von den tatsächlichen historischen Gegebenheiten betreffen die Figuren der Julie (im Drama Dantons Gattin) und Lucile (Camille Desmoulins’ Frau), deren Schicksal Büchner aus Gründen der Dramaturgie, insbesondere im Fall von Julie, radikal umschreibt. Die reale Gattin Dantons (Sebastienne-Louise Gely) beging keinen Selbstmord, sondern überlebte ihren Mann um Jahrzehnte (und auch Georg Büchner selbst) und heiratete 1797 erneut.

Literarische Epoche

Da Georg Büchner von 1813 bis 1837 lebte, schrieb er seine Werke in der Zeit zwischen Romantik und Realismus in der so genannten Epoche des „Vormärz“. Das Ziel der politisch liberal orientierten Dichter in dieser Zeit war es, die Literatur von einer wirklichkeitsabgewandten Scheinexistenz wieder zu einem wirksamen Organ des gesellschaftlichen Lebens zu machen, das vor allem der politischen und sozialen Erneuerung zu dienen habe. Sie waren Gegner der Romantik und politischen Restauration. Sie kämpften gegen Konvention, Feudalismus und Absolutismus, traten ein für die Freiheit des Wortes, für die Emanzipation des Individuums, der Frau, der Juden und für eine demokratische Verfassung. Sie schufen eine Tendenz- und Zeitdichtung, das heißt eine Dichtung, die sich mit den Problemen der damaligen Zeit auseinandersetzt und für bestimmte politische Ideen begeistern und überreden will.

Bekannte Schriftsteller dieser Zeit:

Inhalt

1. Akt

Im ersten Akt des Dramas werden drei Interessengruppen innerhalb der Revolution vorgestellt, deren Ziele und Visionen unterschiedlich, oft sogar gegenläufig sind (Dantonisten, Robespierristen und das Volk). Die zwei Revolutionsführer Danton und Robespierre haben verschiedene Ansichten über den Fortgang der Revolution. Danton – der als neureicher und einflussreicher Bürger zu den Gewinnern der Revolution zählt – wird bereits in der ersten Szene als dekadenter Lebemann dargestellt, der seine Zeit mit Kartenspiel und in Bordellen verbringt. Die politischen Vorstellungen der Dantonisten aber sind liberal und tolerant, sie fordern nicht nur ein Ende der Terreur sondern auch einen liberalen Staat. Hérault fordert:

„Die Revolution muß aufhören und die Republik muß anfangen. In unsern Staatsgrundsätzen muß das Recht an die Stelle der Pflicht, das Wohlbefinden an die der Tugend und die Notwehr an die der Strafe treten. Jeder muß sich geltend machen und seine Natur durchsetzen können. Er mag nun vernünftig oder unvernünftig, gebildet oder ungebildet, gut oder böse sein, das geht den Staat nichts an.“ (Akt 1, Szene 1)

Allerdings wird schon in der darauffolgenden Szene klar, wie utopisch diese Forderungen sind. Der Leser oder Zuschauer wird Zeuge einer tragikomischen Szene, in der ein betrunkener Bürger in Wut und Verzweiflung beklagt, dass sich seine Tochter prostituieren muss, um ihre Familie unterstützen zu können. Hier wird die Lage des einfachen Volkes deutlich, das weit von der „Selbstverwirklichung“ und dem „Genussleben“ der dekadenten Dantonisten entfernt ist, und wie eh und je Hunger leidet. In diese Szene tritt die dritte Partei in Form von Robespierre, der vom Volk die bewundernden Beinamen „der Tugendhafte“ und „der Unbestechliche“ verliehen bekommt. Anders als die Dantonisten sieht er die Not des Volkes, ohne ihr aber abhelfen zu können, und propagiert die revolutionäre Tugend, das heißt die völlige persönliche Uneigennützigkeit und Hingabe an die Sache der Revolution. Dementsprechend wird bereits in seiner ersten Rede ein beängstigender Fanatismus offenbar; seine Antwort auf den Hunger des Volkes ist der Aufruf nach mehr Gewalt, härteren Maßnahmen; er will mit der Guillotine und dem Schrecken einen „tugendhaften Staat“ errichten. Notwendig scheint bereits jetzt eine Kollision zwischen den unvereinbaren Positionen der Anhänger von Danton und der Anhänger Robespierres. In gewisser Weise stoßen hier nicht nur zwei Staatsentwürfe, sondern auch zwei revolutionäre Forderungen aufeinander: Wie viel Freiheit darf der Gleichheit, wie viel Gleichheit der Freiheit geopfert werden? Nach einer aufpeitschenden Rede Robespierres, durch die er den Nationalkonvent für eine Fortsetzung, gar Verschärfung der „terreur“ gewinnt, fürchten die Dantonisten um ihre Sicherheit. Danton willigt auf das Bitten seiner Freunde in ein Treffen mit Robespierre ein, das – nach außen hin – ergebnislos verläuft. Robespierre jedoch, durch Danton moralisch aus der Fassung gebracht, beschließt daraufhin den Tod Dantons und seiner Anhänger, indem er sich glauben macht, dass nur so die Revolution gerettet werden kann.

2. Akt

Dantons Verbündete drängen ihn zum Handeln oder zumindest zur Flucht vor den Jakobinern. Danton ist aber von Weltmüdigkeit, Fatalismus und Resignation zerfressen und kann sich zu keinem Handeln motivieren; zudem will er Frankreich nicht verlassen [S. 31 / „Nimmt man das Vaterland an den Schuhsohlen mit?“]. Hinter all seiner Resignation besteht darüber hinaus auch der Glaube an seinen Einfluss und seine Popularität; der Glaube, dass der Konvent es nicht wagen würde, Maßnahmen gegen ihn und seine Fraktion zu treffen [„Sie werden’s nicht wagen“]. Danton vertraut seiner Frau Julie seine Gewissensbisse wegen der von ihm befohlenen Septembermorde an, die ihn aber von der Notwendigkeit seines Handelns zumindest oberflächlich überzeugen kann – er verfällt erneut in einen Geschichtsfatalismus; klar tritt in dieser Szene auch eine Parallele zu den Gewissenskonflikten Robespierres zu Tage. Währenddessen plant Robespierre bereits die Verhaftung Dantons; diesmal ist es eine radikale Rede von Saint-Just, der rechten Hand Robespierres, die den Nationalkonvent mitreißt und ihn die Verhaftung Dantons billigen lässt. Der 2. Akt endet in einer turbulenten Szene im Konvent, in dem dieser enthusiastisch Saint-Just feiert und die Marseillaise anstimmt.

Im zweiten Akt fließt auch die Kunstkritik Büchners mit in das Drama ein; in einem Dialog zwischen Camille Desmoulins und Danton lässt er die Figuren bespötteln, dass die Leute die flachen, eindimensionalen und hoch artifiziellen Theaterstücke bewundern, während sie die Realität, die meisterliche Schöpfung, in ihrer Komplexität verachten. Diese Sicht der Kunst ist durchaus programmatisch für Büchners Schaffen, in dem er immer wieder bemüht ist, die Welt in all ihrer Vielseitigkeit und all ihren Facetten – den schönen wie den unschönen – darzustellen. Dies zeigt sich unter anderem in der in den Dramen verwendeten Sprache; schon in Dantons Tod lässt er seine Figuren in einer damals als sexuell zu anstößig und moralisch zu unanständig empfundenen Sprache sprechen, die Büchner jedoch als realistisch verteidigt.[2]

3. Akt

In scheinbarem Gegensatz dazu steht die erste Szene des 3. Aktes, die im Kerker des Palais Luxembourg spielt, wo die Gefangenen angesichts ihrer bevorstehenden Hinrichtung über Leben, Tod und Unsterblichkeit philosophieren. Letztlich allerdings drehen sich ihre Gespräche nur im Kreise und karikieren so lediglich die Absurdität einiger damals gängiger Gottesbeweise [S. 46–50]. Danton ist inzwischen verhaftet und wird dem Revolutionstribunal vorgeführt. Die Stimmung ist zunächst geteilt, doch Danton erinnert, rhetorisch geschickt, den Konvent und das anwesende Volk an seine revolutionären Verdienste und gewinnt so neue Sympathien (4. Szene). Unterdessen beschließen die Vorsitzenden des Revolutionstribunals die Geschworenenbank für Dantons nächsten Auftritt nur mit linientreuen Männern zu besetzen. Als Danton dann (9. Szene) in einem letzten leidenschaftlichen Appell für mehr Wahrheit und Gerechtigkeit und gegen Robespierre und sein blutiges Treiben plädiert, kippt die Stimmung zu Dantons Gunsten, sodass man, um seinen Einfluss nicht noch stärker werden zu lassen, die Sitzung kurzerhand auflöst. Die Mitglieder des Wohlfahrtsausschusses beraten sich über den Verlauf der Verhandlung. Durch die Denunziation eines Gefangenen wird Danton in Zusammenhang mit einem angeblichen Komplott gebracht, was Grund zur raschen Durchführung des Prozesses gibt, ohne Danton weiter anhören zu müssen. Nicht nur Robespierres Beredtheit, sondern auch ein korruptes Tribunal besiegeln also schließlich das Schicksal der Dantonisten.

Bezeichnenderweise fügt Büchner auch hier wieder eine „Volksszene“ in die Handlung ein, die zeigt, wie schwankend die Gunst der Masse ist. Obwohl seine Reden viele überzeugen, spricht doch seine luxuriöse und dekadente Lebensweise eine andere Sprache, die sowohl zu der Armut des Volkes wie auch zu der bescheidenen und (scheinbar) moralischen Lebensweise Robespierres in starkem Kontrast steht. So endet der 3. Akt mit Hochrufen auf Robespierre und Forderungen nach der Hinrichtung Dantons.

4. Akt

Danton und seine Anhänger werden zum Tode verurteilt. Danton und sein Freund Camille Desmoulins tauschen Gedanken über Leben und Tod aus [S. 76–78]. Dantons Frau Julie vergiftet sich in ihrem Haus, da sie ihrem Mann ihre Verbundenheit über den Tod versprochen hat. Das Volk ist schaulustig und spöttisch, als die Verurteilten zum Schafott geführt werden. Als die durch die Stadt irrende Lucile Desmoulins von der Hinrichtung ihres Mannes hört, bricht sie zur Guillotine auf dem Revolutionsplatz auf. Dort angekommen, fasst sie einen verzweifelten Entschluss. Um im Tode bei ihrem Mann zu verbleiben, ruft sie: „Es lebe der König!“ und spricht somit ihr eigenes Todesurteil: Eine herannahende Patrouille der Bürgerwehr nimmt sie fest. Gerade in diesem Akt weicht Büchner am deutlichsten von seinen Quellen ab; Anlehnungen an Shakespeare werden deutlich.

Personenübersicht

Georg Danton: Er wird als Mann dargestellt, der sich seinem Wohlleben, seiner angeborenen Genusssucht ergibt, da er an den bisherigen Erfolgen der französischen Revolution und deren weiteren Zielen zweifelt. Die Atmosphäre in Dantons Nähe ist geprägt durch Wein, Spiel und leicht zu habenden Frauen. Dies steht im Widerspruch zur Revolutionswirklichkeit, welche durch Armut, Bettelei, Trunksucht und Prostitution gekennzeichnet ist (Akt 1, Szene 5). Danton selbst war einst arm, seinen jetzigen Reichtum verdankt er einem Geschenk des Herzogs von Orléans, der versuchte sich die Krone durch Bestechungen zu sichern und durch ein Geschenk, welches mit der Forderung, dass Danton das Königtum erhalte, einherging. (Einfach Deutsch; S. 74, Z. 1–13) Danton wird als Held dargestellt, der gegen das unnötige Töten von Robespierre Einspruch erhebt (Einfach Deutsch; S. 73, Z. 9–12): Ihr wollt Brot und sie werfen euch Köpfe hin. Ihr durstet und sie machen euch das Blut der Guillotine zu lecken. Des Weiteren nimmt er seinen baldigen Tod als unausweichlich hin, eine gewisse Todessehnsucht wird erkennbar: Das Leben ist mir zur Last, man mag es mir entreißen, ich sehne mich danach, es abzuschütteln. (S. 60, Z. 13–14) Danton verbindet eine starke Liebe mit seiner Gattin Julie, ohne die er nicht sterben will: Oh, Julie! Wenn sie mich einsam ließe! Und wenn ich ganz zerfiele, mich ganz auflöste, ich wäre eine Handvoll gemarterten Staubes, jedes meiner Atome könnte nur Ruhe finden bei ihr. (S. 71,Z. 4–8) Sie ist der Grund für sein letztes Aufbäumen vor dem Tod. Danton präsentiert Klugheit, er reagiert nicht auf die Kampfansagen (Szene I,2 ff) von Robespierre, es kommt lediglich zu einer Unterhaltung (I,6).

Robespierre: Er erkennt die Not des Volkes, wird vom Volk bewundert und als der „Tugendhafte“ und der „Unbestechliche“ bezeichnet. Selbst handelt er jedoch nicht immer tugendhaft, dies wird schon zu Anfang des Dramas in der Unterhaltung zwischen Robespierre und Danton sichtbar. Robespierre wird vorgeworfen, dass er Menschen tötet, um von der bestehenden Not abzulenken. Er stellt sich als Mann mit sozialem Gewissen dar und stellt gleichzeitig Dantons Genusssucht an den Pranger, damit kann er das Volk von sich überzeugen. Andere Revolutionäre bezeichnen die Politik Robespierres als Terror.

Legendre: Deputierter des Nationalkonvents (Dantonist)

Camille Desmoulins: Deputierter des Nationalkonvents (Dantonist)

Lucile Desmoulins: Frau des Camille Desmoulins

Hérault-Séchelles: Deputierter des Nationalkonvents (Dantonist)

Lacroix: Deputierter des Nationalkonvents (Dantonist)

Philippeau: Deputierter des Nationalkonvents (Dantonist)

St. Just: Mitglied des Wohlfahrtsausschusses

Barère: Mitglied des Wohlfahrtsausschusses

Collot d’Herbois: Mitglied des Wohlfahrtsausschusses

Julie: Dantons Gattin

Marion: Prostituierte

Paris: Dantons Freund

Interpretation

Am Beispiel der Jakobinerdiktatur der Jahre 1793/94 demonstriert Georg Büchner das Umschlagen ursprünglich freiheitlicher Ideale in zynische Mittel einer Willkürherrschaft und hinterfragt angesichts einer sich verselbstständigen zerstörerischen Geschichtsdynamik die Handlungsmöglichkeiten des Subjekts (Geschichtsfatalismus). Während der Arbeit an diesem Werk befürchtet er immer wieder seine Verhaftung. Nur stark gekürzt und von sexuellen Anspielungen bereinigt, kann das Stück 1835 im Druck erscheinen. Auch findet sich lange kein Theater, das es wagt, Büchners Drama auf die Bühne zu bringen. Erst 1902 kommt es in Berlin zur Uraufführung. Durch Verwendung von zahlreichen historischen Quellen und umfangreichen Zitaten aus originalen politischen Reden ist Dantons Drama auch als ein Vorläufer des Dokumentartheaters zu sehen. Bislang wurde seitens der Büchnerforschung der innere Zusammenhang von Eros und Gewalt, der in allen Werken Georg Büchners thematisiert wird, nicht systematisch beleuchtet. Darauf hat der Literaturwissenschaftler Reinhold Grimm erstmalig 1979 in "text und kritik, Georg Büchner" aufmerksam gemacht. Eine Weiterführung dieses Diskurses findet sich im aktuellen Georg Büchner Jahrbuch 11 (2005–2008).

Rezeption

Gottfried von Einem schrieb eine Oper nach Dantons Tod, die 1947 zu den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde.

Einzelnachweise

  1. Gerhard P. Knapp: Georg Büchner. Metzler, Stuttgart 2000, S. 99.
  2. Vergleiche dazu den Brief an die Eltern vom 1. Januar 1836 bzw. vom 28. Juli 1835; im Woyzeck ist dieser Zug durch die Wahl der Hauptfiguren und den von ihnen gesprochenen Dialekt noch weitaus stärker zu finden.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Büchner: Sämtliche Werke und Schriften. Bd. 3 in 4 Teilbänden. Danton’s Tod. Marburger Ausgabe. Hrsg. v. Burghard Dedner und Thomas Michael Mayer. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000. ISBN 3-534-14520-8
  • Georg Büchner: Werke und Briefe. Münchener Ausgabe. Hrsg. v. Karl Pörnbacher, Gerhard Schaub, Hans-Joachim Simm, Edda Ziegler. 8. Auflage. Hanser, München 2001, S.67–133. ISBN 3-423-12374-5
  • Georg Büchner: Schriften und Briefe. Dokumente. Hrsg. v. Henri Poschmann unter Mitarb. v. Rosemarie Poschmann. Bd. 1. Bibliothek Deutscher Klassiker. Bd 84. Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1992, S.11-90. ISBN 3-618-60090-9
  • Gerhard P. Knapp: Georg Büchner. 3. Auflage. Metzler, Stuttgart 2000. ISBN 3-476-13159-9
  • Georg Büchner: Dantons Tod. Ausgabe mit Materialien, ausgewählt von Ulrich Staiger. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-12-352435-6
Wikisource: Georg Büchner – Quellen und Volltexte

Dantons Tod bei Zeno.org.