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Merzbow

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Merzbow ist das musikalische Noise-Projekt des japanischen Performancekünstlers Masami Akita (* 1956 in Tokio) mit gelegentlicher Beihilfe seiner Frau Reiko A. Sein Werk streckt sich zurück bis in die frühen 80er, wobei es schwierig ist, eine genaue Diskographie zu erstellen, da Merzbow lange Zeit durch private und inoffizielle Verbreitung von Demotapes eine Art Guerrillakrieg im Dschungel des Musikbusiness führte, es existieren schätzungsweise 200 authentische Merzbow-Alben wobei nur ein Bruchteil professionell vertrieben wird.

Merzbow als Musik zu beschreiben ist nur teilweise zutreffend, es handelt sich vielmehr um rauhen, unverziehrten Klang - Lärm eben, aus dem sich eine Struktur erahnen lässt und sich an altbekannte Strukturen herantastet, nur um sofort wieder im Chaos zusammenzubrechen. Merzbow wird (neben der Band Hanatarash) allgemein als das letzte aktive Urgestein der japanischen Noise-Szene angesehen und begründete auch den lokalen Trend sich von übertriebener Fabrikation und der Software-Verliebtheit westlicher Elektromusiker abzuwenden; es werden ausschliesslich analoge Synthesizer, altmodische Verzerrungseffekte und Sampler verwendet. Liveauftritte werden zu einem Großteil improvisiert und die Musik selbst wird oft nur zu einem Aspekt der gesamten Performance reduziert.

Der Name leitet sich von Kurt Schwitters selbstproklamiertem Lebenswerk, dem Merzbau, ab. Und wie auch bei Schwitters steht bei Merzbow die Funktionalität und die herkömmliche Verständnis des Mediums im Hintergrund - Noise ist Ästhetik ohne Sinn und im Gegensatz zur westlichen Auffassung von "Lärm als Musik" ist der Schockfaktor nebensächlich, es ist die Verarbeitung abstrakter Eindrücke des Künstlers, die Merzbow vermittelt, ohne Zwang es verstehen zu müssen.

Literatur

testcard #1. beiträge zur popgeschichte: Pop und Destruktion; Mainz, Ventil Verlag ISBN 3-931555-00-3 (mehrere Artikel über Merzbow und die ihn umgebende Szene)