Zum Inhalt springen

Giordano Bruno

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Juni 2005 um 10:55 Uhr durch 132.199.137.138 (Diskussion) (Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Giordano bruno.jpg
Giordano Bruno

Giordano Bruno (* 1548 in Nola, Italien; † 17. Februar 1600 in Rom) war ein italienischer Philosoph und Dichter.

Bruno postulierte die Unendlichkeit des Weltraums. Er stellte sich damit der herrschenden Meinung einer in Sphären untergliederten geozentrischen Welt entgegen. Was jedoch für die damalige Zeit noch schwerer wog, war, dass seine Thesen von einer unendlichen Welt die Personalität Gottes in Frage stellten und er sich sehr negativ über Jesus Christus äußerte. Als Ketzer verurteilt, wurde er auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.

Lebenslauf

Giordano Bruno wurde unter dem Namen Filippo in Nola bei Neapel geboren. Von seinem Heimatort ist seine spätere Selbstbezeichnung "Nolano" (der Nolaner) abgeleitet. Sein Vater war Giovanni Bruno, ein Soldat, seine Mutter Fraulissa (Flaulisa???) Savolino.

Bruno studiert zunächst in Neapel und tritt 1565 in den Dominikanerorden ein. Dort legt er den Taufnamen Filippo ab und nimmt den Ordensnamen Jordanus/Giordano an.

Bald darauf gerät er in Konflikt mit der Ordensleitung, weil er sich der Marienverehrung verweigert und alle Heiligenbilder aus seiner Klosterzelle entfernt. Doch das wird als jugendliche Verirrung aufgefasst und bleibt zunächst einmal folgenlos. 1572 empfängt er die Priesterweihe.

1576 gerät er zum ersten Mal unter Ketzereiverdacht und muss Neapel verlassen. Er flieht nach Rom, um sich dem Papst zu Füßen zu werfen. Als dort jedoch ruchbar wird, dass Bruno seine Flucht aus dem Kloster mit der Beförderung der Schriften des Kirchenvaters Hieronymus in die Latrine gekrönt hatte, muss er auch von dort fliehen.

Brunos Leben wird fortan zu einer Wanderschaft durch halb Europa.

Die wieder entdeckten Ideen der antiken Naturphilosophien übten große Anziehung auf ihn aus. Zu dieser Zeit wurde das geozentrische Weltbild durch Kopernikus angegriffen. Hierdurch ermutigt, entwickelte Bruno im Laufe der folgenden Jahre seine eigene Philosophie.

Über Chambery geht er zunächst nach Genf. Er tritt der calvinistischen Kirche bei, aber Calvin kann mit den kopernikanischen Thesen, denen Bruno anhängt, gar nichts anfangen. Bruno wird verhaftet und von den Calvinisten exkommuniziert. Er widerruft und kommt frei.

Er gelangt 1579 nach Toulouse, hat dort kurz einen Lehrstuhl inne. Zu dieser Zeit beginnt sein phänomenales Gedächtnis Furore zu machen. Bruno arbeitet mit einem speziellen Merksystem. Aber die Erklärung, dass er magische Fähigkeiten habe, scheint manchen Zeitgenossen dann doch einleuchtender.

Die Hugenottenkriege treiben ihn dann zwei Jahre später nach Paris weiter. Dort bleibt er bis 1583, wird von Heinrich III. gefördert. Mit Empfehlungsschreiben von diesem geht er 1583 nach England, versucht zunächst in Oxford zu lehren, verursacht mit seinen Angriffen auf Aristoteles jedoch einen Skandal und erhält keinen Lehrstuhl. Bis Mitte 1585 lebt er dann im Haus seines Freundes und Förderers, des französischen Botschafters in London. Dort veröffentlicht er seine "italienischen Dialoge", darunter Cena de le Ceneri (Das Aschermittwochsmahl) (1584), in dem er schonungslose Polemik gegen den Oxforder Gelehrtenstand übt und das Londoner Geistesleben heftig karikiert, sowie De l'Infinito, Universo e Mondi (Über die Unendlichkeit, das Universum und die Welten). In letzterem erklärt er die Sterne damit, dass sie wie unsere Sonne seien, dass das Universum unendlich sei, es eine unendliche Anzahl von Welten gebe und diese mit einer unendlichen Anzahl intelligenter Lebewesen bevölkert seien.

1585 geht er wieder nach Paris, die Stimmung dort ist aber nicht so aufgeschlossen wie noch zwei Jahre zuvor. Nach Tumulten, die durch seine 120 Thesen gegen die aristotelische Naturlehre und ihre Vertreter entfacht wurden, und nach einer Schmähschrift gegen den katholischen Mathematiker Fabrizio Mordente muss er Paris verlassen.

Er reist nach Deutschland weiter und versucht einen Lehrstuhl in Marburg zu erhalten. Das gelingt ihm nicht, aber in Wittenberg erhält er eine Lehrerlaubnis. Von 1586 bis 1588 lehrt er dort Aristoteles. Als die Meinungsverhältnisse in Wittenberg wechseln, geht er für ein halbes Jahr nach Prag. Es gelingt ihm zwar, die Gunst von Kaiser Rudolf II. zu erhalten, aber keinen Lehrauftrag. Mit einer Finanzspritze von 300 Talern, die er von Rudolf II. erhält, reist er nach Helmstedt weiter. Dort erhält er eine Professur. Auch hier hält es ihn nicht lange, nach den Calvinisten in Genf wird er jetzt von den Lutheranern exkommuniziert.

Wo auch immer Bruno wirkt, versucht er Fuß zu fassen und einen festen Lehrstuhl zu erhalten - erfolglos. Brunos Talent, sich in der Welt der komplizierten Machtverhältnisse der Renaissance zu behaupten, könnte zwiespältiger nicht interpretiert werden: Auf der einen Seite gelang es ihm immer wieder, mächtige Gönner auf seine Seite zu ziehen. Auf dem theologisch-philosophischen Kampfplatz aber scheint er ein besonderes Talent dafür gehabt zu haben, sich mit rücksichtsloser Polemik, beißendem Spott und insbesondere mit der Leugnung der Gottessohnschaft Christi und mit seiner kompromisslosen Gegnerschaft zu Aristoteles Feinde zu schaffen.

1590 landet er in Frankfurt am Main, legt sich mit den Stadtoberen an, die ihn prompt 1591 ausweisen. Es folgt ein Kurzaufenthalt in Zürich.

Während seiner Frankfurter Zeit beginnt vielleicht so etwas wie Heimweh nach Bruno zu greifen. Aber in Italien war die Inquisition mächtig, die katholische Kirche kämpfte mit allen Mitteln gegen die Reformation. Doch schließlich waren es der Tod des konservativen Papstes Sixtus V. und die Vakanz eines Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Padua, die den Ausschlag gaben, dass Bruno nach Italien zurück tendiert. Während eines Aufenthalts zur Buchmesse in Frankfurt erreicht ihn eine Einladung nach Venedig.

Zwar lehrt er zunächst in Padua, aber dieser Lehrstuhl wird bald an Galileo Galilei vergeben. Bruno nimmt jetzt die Einladung nach Venedig an. Sein Gastgeber, Zuane Mocenigo, möchte in die Gedächtniskunst eingeweiht werden, doch es ist nicht unwahrscheinlich, dass er sich von Bruno Einblick in weit "magischere" Künste erhoffte. Wohl aus Enttäuschung, dass diese Erwartungen nicht erfüllt wurden, kommt es zum Streit. Während Bruno noch überlegt, Venedig zu verlassen, wird er von Mocenigo denunziert und am 22. Mai 1592 von der Inquisition verhaftet.

Im venezianischen Kerker widerruft er nach sieben Verhören. Aber die Macht der Inquisition trifft auf nicht viel Widerstand in Venedig, das sich für Bruno mehr oder minder als nicht zuständig erachtet haben dürfte.

Anfang 1593 wird Giordano Bruno nach Rom gebracht und in der Engelsburg gefangen gesetzt. In den folgenden sieben Jahren wird der Prozess gegen ihn vorbereitet. Er versucht vergeblich, eine Audienz bei Papst Klemens VIII. zu erreichen, ist bereit, teilweise zu widerrufen. Das genügt der Inquisition nicht. Als sie den vollständigen Widerruf fordert, reagiert Bruno hinhaltend und schließlich weigerlich: u.a. an der Leugnung der Gottessohnschaft Christi und des Jüngsten Gerichts und der Behauptung vieler 'Welten' hält er fest.

Am 8. Februar 1600 wird das Urteil verlesen. Giordano Bruno wird aus der Kirche und dem Orden der Dominikaner ausgestoßen und wegen Ketzerei und Magie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.

Bruno reagiert auf das Urteil mit seinem berühmt gewordenen Satz: "Mit mehr Angst verkündet Ihr das Urteil, als ich es entgegen nehme".

Von achtjähriger Kerkerhaft körperlich gebrochen, wird der 52jährige Giordano Bruno am 17. Februar 1600 auf dem Campo dei Fiori auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.

Seine Bücher werden auf den Index der verbotenen Schriften gesetzt, wo sie bis zur Abschaffung des Index 1965 im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils auch blieben. Das Todesurteil gegen Bruno wurde von Papst Johannes Paul II. am 12. März 2000 im Rahmen eines Gottesdienstes zum 'Tag der Vergebung' öffentlich bereut.

Philosophie

Für Bruno stammte alles aus der Natur von der göttlichen Einheit von Materie und Dunkelheit ab. Zum einen trennte er Gott von der Welt und zum anderen tendierte er zu einem dazu entgegengesetzten Pantheismus. Bruno verband die These, dass Gott in allem innewohne, mit dem Glauben, dass die Realität der Vorstellung entspringt. Damit nahm er Gottfried Wilhelm Leibniz und Baruch de Spinoza vorweg. Er stellte sich gegen das geozentrische Weltbild, nahm stattdessen an, dass die Welt und die Menschen ein einmaliger "Unfall" einer einzelnen lebenden "Welt-Substanz" seien und bekannte sich zur kopernikanischen Theorie. Darüber hinaus glaubte Bruno nicht nur, dass das Weltall unendlich ist, sondern dass es auch unendlich viele Lebewesen auf anderen Planeten im Universum gibt. Diese Schlussfolgerungen zog er aus dem logischen Gedanken, dass einer allmächtigen und unendlichen Gottheit auch nur ein unendliches Universum entprechen kann. Denn alles andere wäre einer unendlichen Gottheit nicht würdig.

Wechselwirkung mit anderen Philosophen

Seine Lehren wurden von Lukrez/Epikur, Thomas von Aquin, Johannes Scotus Eriugena, Marsilio Ficino, Nikolaus von Kues und der Hermetischen Literatur sowie -im negativen Sinne - von Aristoteles beeinflusst.

Bruno beeinflusste u.a. Gassendi, Baruch de Spinoza, Schelling und Goethe.

Werke

  • De Monade Numero et Figura Consequens... Frankfurt, 1591
  • De Triplici minimo et Mensura ad trium Speculatiuarum... Frankfurt, 1591
  • De l'infinito, universo e mondi. 1584, (deutsch: Über das Unendlichen, das Universum und die Welten. Reclam, Ditzingen 1994, ISBN 3-150-05114-2)
  • De la causa, principio e uno. 1584 (deutsch: Über die Ursache, das Prinzip und das Eine. Anhang: Akten des Prozesses der Inquisition gegen Giordano Bruno, Reclam, Ditzingen 1986, ISBN 3-150-05113-4)
  • De magia. erstmals 1891 in Florenz erschienen

Literatur

BIOGRAFIE

ROMANBIOGRAFIE

Trivia

Datei:Rom - campo dei fiori Denkmal Giordano Bruno.jpg
Denkmal auf dem Campo dei Fiori
  • Am Ort seiner Hinrichtung, dem Campo dei Fiori, errichtete 1889 die laizistisch regierte (und als solche antipäpstliche) Stadtgemeinde Rom für Giordano Bruno ein Denkmal.
  • Nach Giordano Bruno ist ein etwa 20 km durchmessender Mondkrater benannt, 103° östl. Länge, 36° nördl. Breite.