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Ikone

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Die Ikone (v. griech. εικoν Bild) ist das Kultbild der osteren Kirchen, besonders orthodoxen Kirche. Ikonen sind kirchlich geweihte Bilder und haben für die Theologie und Spiritualität der Ostkirchen eine sehr grosse Bedeutung. Der Zweck der Ikonen ist, Ehrfurcht zu erwecken und eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und Gott zu sein. Ikonen werden in der Orthodoxen Kirche weder als Kunstgegenstände noch als Dekoration angesehen.

Auch die Orientalisch-Orthodoxen Kirchen, z.B. die koptische Kirche oder die armenische Kirche (nicht jedoch die Assyrische Kirche), verwenden Ikonen in ihrem Kultus aus. In koptischen Ikonen sind Einflüsse altägyptischer Kunstein zu finden.

Form und Darstellung

Ikonen stellen Christus, Maria mit Kind und andere Heilige (einschließlich Figuren des alten Testaments), und Szenen aus der Bibel und aus dem Leben der Heiligen dar.

Ikonen haben in der Darstellung gemeinsame Züge, die von westeuropäischen Kunstvorstellungen abweichen und die oft theologisch begründet sind.

  • Figuren sind gewöhnlich frontal dargestellt, nicht im Profil, um eine unmittelbare Beziehung zwischen Bild und Betrachter herzustellen
  • Die Darstellung ist strikt zweidimensional, Perspektive spielt keine Rolle. Dadurch wird betont, dass es die Ikone Abbild der Wirklichkeit, nicht die Wirklichkeit selbst ist
  • Der Hintergrund ist üblicherweise goldfarben, was den Himmel symbolisiert
  • Die Formen sind einfach und klar.
  • Es gibt weder Lichtquellen noch Schatten.
  • Die Farben, die relative Größe der Figuren, ihre Positionen, und die Perspektive des Hintergrunds sind nicht naturalistisch, sondern haben symbolische Bedeutung.
  • Alle Hauptpersonen werden durch Überschriften identifiziert, um sicherzustellen, das der Bezug auf eine reale Person immer erhalten bleibt und sich die Verehrung der Ikone nicht verselbständigt.
  • Die individuelle schöpferische Ausdrucksweise des Malers ist irrelevant, Ikonenmalerei wird als religiöses Handwerk, nicht als Kunst gesehen (oft werden Ikonen von anonymen Künstlern oder von mehreren Künstlern gemalt, klassischerweise werden sie nicht signiert.)

Ikonen sind heute in der Regel auf grundiertes Holz in Eitempera gemalte Tafelbilder ohne Rahmen. Bis zur mittelbyzantinischen Zeit wurde dagegen meist in Kaustik gemalt. Es gibt auch Mosaiken, Fresken, geschnitzte Ikonen (Elfenbein, Holz) als Flachreliefs bzw. Emailguss.


Theologie der Ikonen

Die Ikone dient der Vergegenwärtigung (Repräsentanz) christlicher Wahrheiten.

Im Zuge des byzantinischen Bilderstreits erfolgte durch Johannes von Damaskus die theologische Begründung der Ikonendarstellung durch den Gedanken der Inkarnation: Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ermögliche erst die bildliche Darstellung. Das mit der unsichtbarkeit Gottes in vorchristlicher Zeit begründete biblische Bilderverbot (Exodus 20,4f.) werde gerade nicht verletzt.
Die Ikonenverehrung in Form von Proskynese, Kuss, Kerzen und Weihrauch richte sich demgemäß nicht auf das Bild, sondern auf die "hinter" dem Bild präsente Wahrheit.

Ikonen werden nach bestimmten geregelten Mustern und Vorbildern gemalt, nicht nach der Phantasie. Es haben sich so zahlreiche Ikonentypologien entwickelt.

Ikonen sind ein wesentlicher Ausdruck der byzantinischen Kunst. Diese Kunst wurde in Griechenland, Bulgarien und besonders in Russland weiter gepflegt. Wichtige Ikonenmalschulen befanden sich in Wladimir-Susdal, Nowgorod, Twer und Moskau.

Wichtige Ikonenmaler waren u.a. Feofan Grek, Andrej Rubljow, Dionisisj.

Weitere Zentren der Ikonenmalerei befinden sich in Georgien, Serbien, Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien bzw. Bulgarien. In Rumänien sind die Fresken der Moldauklöster von hoher Bedeutung.

siehe auch: Bilderverehrung, Ikonoklasmus, Ikonographie