Typ 90
Typ 90 | |
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Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 3 |
Länge | 7,5 m (Wanne) |
Breite | 3,33 m |
Höhe | 2,33 m |
Masse | 50 t |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | Verbundpanzerung |
Hauptbewaffnung | 120-mm-Glattrohrkanone, 35 Granaten |
Sekundärbewaffnung | M2HB 12,7-mm-MG 1.500 Patronen 7,62-mm-MG Typ 74 2.000 Patronen |
Beweglichkeit | |
Antrieb | Mitsubishi 10ZG 10-Zylinder, Diesel 1500 PS (1120 kW) |
Federung | hydropneumatisch auf Achse 1 und 6, Drehstabfederung auf Achse 2 bis 5 |
Geschwindigkeit | 70 km/h |
Leistung/Gewicht | 30 PS/t |
Reichweite | 350 km |
Der Typ 90 ist der Kampfpanzer der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte (JSDF). Er wurde 1990 in Dienst gestellt und soll ab 2010 durch den Typ 10 ergänzt werden.
Entwicklung
Nachdem im September 1975 die Serienproduktion des Typ 74 startete war dieser bereits technologisch veraltet. Deshalb wurde 1976 – nur ein Jahr später – bei den japanischen Landstreitkräften eine Entwicklung zum Bau eines neuen Kampfpanzers eingeleitet. Dieser sollte sowohl die Typ 61 als auch die neu eingeführten Typ 74 ersetzen und dabei technischen Standards entsprechen die eine Verwendung bis weit ins 21. Jahrhundert hinein ermöglichen sollten. Die Firma Mitsubishi Heavy Industries wurde mit dem Projekt betraut und kooperierte dabei mit den deutschen Panzerschmieden Krauss-Maffei und Mak die bereits den Leopard 2 auf den Weg gebracht hatten. Weitere beteiligte Firmen waren unter anderem Japan Steel Works, Daikin Industries, Mitsubishi Electric Corporation, Fujitsu und NEC Corporation. 1982 und 1984 wurden erstmals Prototypen des neuen Hauptkampfpanzers präsentiert die dem Leopard 2 sehr ähnlich sahen. Um die Zukunftsfestigkeit des Fahrzeugs zu gewährleisten kamen Technologien zum Einsatz die bereits im Kampfpanzer 70 aufgezeigt wurden, bei der Entwicklung des Leopard 2 und des M1 Abrams aber aus Kosten- und Reifegründen verworfen wurden. Dazu zählten unter anderem:
- Leistungsgewicht von 30 PS/t
- Autolader im Turmheck
- Hydropneumatisches Fahrwerk
Nach intensiven Tests und daraus resultierenden weiteren Verbesserungen begann 1989 die Serienfertigung des neuen Kampfpanzers, gleichzeitig mit dem Mitsubishi Typ 89 Schützenpanzer. 1990 konnten dann die ersten Exemplare an die Landstreitkräfte übergeben werden. Er gehört zu den modernsten und ausgereiftesten Panzern weltweit und hätte wohl gute Chancen auf dem internationalen Exportmarkt, wenn Japans Rüstungsindustrie nicht strengen Ausfuhrbeschränkungen unterliegen würde. In dieser Hinsicht erschwerend kommt allerdings der sehr hohe Stückpreis von etwa 7,4 Millionen US-Dollar hinzu (2008); diese hohe Summe resultiert vor allem aus der sehr fortschrittlichen und entsprechend kosteninstensiven Sensorik des Panzers und der geringen gefertigten Stückzahl.
Technik
Der Kampfpanzer besitzt eine drei Mann Besatzung. Der Fahrer sitzt vorne in der Wanne, im Turm sitzen Kommandant rechts und Richtschütze links von der Hauptwaffe. Der Motor befindet sich im Heck des Fahrzeugs.
Bewaffnung und Sensorik

120-mm-Glattrohrkanone
Der Typ 90 wurde mit einer in Lizenz in Japan gefertigten 120-mm-Glattrohrkanone L/44 der deutschen Firma Rheinmetall ausgerüstet und war damit neben dem deutschen Leopard 2 und dem US-amerikanischen M1 Abrams der dritte Panzertyp weltweit, der mit dieser leistungsfähigen Kanone ausgestattet ist. Mit ihr können panzerbrechende APFSDS-T-Wuchtgeschosse vom Typ JM-33 (DM-33 Derivat), HEAT-MP-Hohlladungsgeschosse und Sprenggranaten verschossen werden. Die Munition wird von Daikin Industries Limited gefertigt. Im Unterschied zu Leopard 2 und Abrams ist der Typ 90 mit einem Ladeautomaten ausgerüstet, der die Einsparung des Ladeschützen als viertem Besatzungsmitglied ermöglicht. Die Ladezeit beträgt dabei 4-6 Sekunden zwischen zwei Schüssen. Als Koaxialwaffe dient ein Maschinengewehr im Kaliber 7,62 x 51 mm NATO. Das Turm-MG verwendet 12,7 x 99 mm NATO-Munition und kann aufgrund seiner mittigen Position sowohl vom Kommandanten als auch vom Schützen bedient werden.

Ein computergesteuertes Feuerleitsystem der Firma Mitsubishi Electrics ermöglicht eine effektive Waffenstabilisierung auch bei schneller Fahrt und erlaubt dem Typ 90 damit eine hohe Ersttrefferwahrscheinlichkeit auch aus der Bewegung heraus. Teil dieser Anlage sind auch zwei Wärmebildgeräte für Kommandant und Richtschütze. Das Kommandantenperiskop kann dabei zwischen 3- und 10-fachem Zoom wechseln und ±29° in der Vertikalen geneigt werden, sowie um 180° in der Horizontalen gedreht. Das Sichtsystem des Richtschützen kann bis zu 10-fach vergrößern und ist zusätzlich noch mit einem Yttrium-Aluminium-Granat Laserentfernungsmesser ausgerüstet, mit dem er Ziele in 300 bis 5000 Metern Entfernung anvisieren kann. Das Feuerleitsystem arbeitet mit einem 32-Bit Computer und ist in der Lage Ziele wie Infanterie, Panzer und Helikopter anhand ihrer Wärmeabstrahlung automatisch zu verfolgen. Der Ballistikcomputer berechnet dabei den Vorhalt für die Haupt- oder Koaxialwaffe und richtet diese entsprechend.
Panzerung und Schutzeinrichtungen


Der Typ 90 ist mit einer modernen modularen Verbundpanzerung mit Keramiken der Kyoto Ceramics Company ausgestattet, die in Anordnung und Stärke etwa der des Leopard 2 in der Version A4 entspricht. Damit genügt die Panzerung durchaus den aktuellen Erfordernissen und bietet einen effektiven Schutz für die Besatzung. Die Frontpanzerung konnte in einem Test ein JM-33 APFSDS-Geschoss abwehren, die Seitenpanzerung des Turmes kann 35 mm APDS-Munition auf einem Kilometer Entfernung standhalten. Ein Teil der Frontpanzerung befindet sich neben der Blende in austauschbaren Panzerboxen. Neben dieser passiven Schutzeinrichtung verfügt der Typ 90 noch über zwei an den Turmseiten angebrachte Nebelmittelwurfanlagen mit je drei Bechern à 60 mm und einen an der Turmfront angebrachten Laserwarnempfänger, der die Besatzung bei Erfassung des Panzers durch einen Laserrichtstrahl alarmiert und dem Kommandanten die Richtung der Bedrohung anzeigt.
Der Munitionsbunker verfügt über Aussprengplatten an der Oberseite, um die Energie einer Explosion der dort gelagerten Munition nach außen abzuleiten. Das Fahrzeug ist ABC-Geschützt.
Das Fahrzeug ist kleiner als vergleichbare westliche Modelle, sogar kleiner als ein Leclerc. Der T-72 ist nur unwesentlich höher, dafür aber breiter. Der Typ 90 verfügt in etwa über folgenden Panzerschutz (RHA) gegen HEAT- und KE-Geschosse:
Bauteil | Wannenfront | Turmfront | Turmseite |
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KE-Geschosse | 600 mm | 600–700 mm | 90-110 mm |
HEAT | 700–800 mm | 900–1200 mm | 130-150 mm |
Mobilität
Der Panzer wird mit einem Mitsubishi 10ZG Dieselmotor angetrieben. Im Gegensatz zum Leopard-2-Triebwerk besitzt dieses nur 10-Zylinder und ist ein Zweitaktmotor. Die Vorteile des Zweitakters sind der kleinere Hubraumbedarf von nur 21,5 Liter (vgl. Leopard 2 mit 47,6 Litern Hubraum) und ein gleichförmigeres Drehmoment, der Nachteil die höhere thermische Belastung der Bauteile und ein höherer Verbrauch (ca. 234 g/kWh). Das Aggregat leistet 1500 PS (1120 kW) und 4410 Nm bei 2400 U/min. Dies macht den Typ 90 mit 30 PS/t zum am stärksten motorisierten Kampfpanzer. Der Motor ist mit dem hydromechanischen Getriebe verbunden das vier Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge hat. Der Block kann innerhalb von 20 Minuten ausgewechselt werden. Die Höchstgeschwindigkeit auf Straßen liegt bei 70 km/h. Die Reichweite von 350 km ist im Vergleich mit anderen Kampfpanzern der freien Welt unterdurchschnittlich, dem steht der defensive Einsatz und die gute Infrastruktur in Japan entgegen.
Der Panzer besitzt eine Kombination aus Drehstab- und pneumatischer Federung (siehe Tabelle). Der Panzer ist dadurch in der Lage, die Wanne nach vorne, nach hinten oder in ganzer Länge abzusenken. Dies ermöglicht einen verbesserten Waffeneinsatz, da Unebenheiten im Gelände ausgeglichen oder Deckungen effektiver ausgenutzt werden können. Ein solches System war auch für das deutsch-amerikanische Gemeinschaftsprojekt des Kampfpanzers 70 im Gespräch, wurde dann aber wegen der zu hohen Kosten und technischer Probleme wieder verworfen. Die Bodenfreiheit kann von 200 bis 600 mm geregelt werden. Die Kletterfähigkeit beträgt 1 Meter, die Grabenüberschreitfähigkeit 2,7 Meter und die Wattiefe 2 Meter.
Varianten
Auf Basis des Fahrgestells des Typ 90 wurden ein Bergepanzer (Typ 90 ARV) und ein Brückenlegepanzer (Typ 91 AVLB) für die Selbstverteidigungsstreitkräfte Japans entwickelt und gebaut.
Stückzahlen
Japan: 341 (2009)