Request for Comments
Die Requests for Comments (kurz RFC; zu deutsch Bitte um Kommentare) sind eine Reihe von technischen und organisatorischen Dokumenten des RFC-Editors zum Internet (ursprünglich ARPANET), die am 7. April 1969 begonnen wurden. Bei der ersten Veröffentlichung noch im ursprünglichen Wortsinne zur Diskussion gestellt, behalten RFC auch dann ihren Namen, wenn sie sich durch allgemeine Akzeptanz und Gebrauch zum Standard entwickelt haben.
RFC-Status
Jeder RFC besitzt einen Status. Hier einige Beispiele:
- Informel – Hinweis, Idee, Nutzung
- Experimentel – zum Experimentieren
- Proposed Standard – Vorschlag für Standard
- Draft Standard – Begutachtung von mindestens zwei unabhängigen Implementierungen
- Standard – offizieller Standard STDn
- Historic – nicht mehr benutzt
Wichtige RFCs
|
|
Spezielle Dokumententypen beim RFC
Einige RFCs sind zugleich Internet Standard (STD), For Your Information (FYI), Best Current Practice (BCP) oder RARE Technical Report (RTR) jeweils mit eigener Zählung, Antworten auf allgemeine Fragen oder Nachrufe sind vereinzelt anzufinden.
|
Erfolg durch Formalismus
RFCs sind extrem formalistisch gestaltet:
- ein einmal veröffentlichter RFC ist für immer öffentlich und fest. Er kann auch nicht korrigiert werden, sondern nur durch neuere RFCs abgelöst werden.
- Wie man RFCs schreibt, ist in RFC 2223 festgelegt.
- In RFC 2119 ist beschrieben, welche Bedeutung bestimmte Begriffe haben. Selbst Begriffe wie "MUST" oder "MUST NOT" werden in ihrer Bedeutung definiert, um Verwirrung in deren Interpretation zu vermeiden.
- Auch werden z.B. Strings und ihre Zusammensetzung formalistisch mittels Backus-Naur-Form (BNF) dargestellt. Dies sorgt für eine eindeutige Interpretation, hilfreich z.B. beim Aufbau von URLs/URIs.
All diese Formalismen sorgen für die Vermeidung von Missverständnissen in der Interpretation und Implementierung und somit für den Erfolg u.a. des Internets. Als Beispiele hierfür und für ihren Erfolg seien RFC 2822 (email/smtp) sowie RFC 2616 (http) genannt.
Humor in RFC
Zwischen den offiziellen RFCs, die Quasi-Standards oder „Best Current Practices“ (derzeit beste Vorgehensweisen) beschreiben, finden sich aber auch immer RFCs, die nicht buchstabengetreu genommen werden sollten, oft aus Anlass des 1. April.
- Das am 1. April 1996 veröffentlichte RFC 1925 listet The Twelve Networking Truths auf, die mit dem fundamentalen Grundsatz It Has To Work beginnen.
- Als Parodie auf das Routing-Protokoll MPLS findet sich in RFC 3251 das Mostly Pointless Lamp Switching.
- RFC 2795 beschäftigt sich mit dem Infinite-Monkey-Theorem und beschreibt, wie eine unendliche Anzahl von Affen koordiniert werden kann, die die Werke von Shakespeare produzieren sollen.
- Aber auch echte Kunstwerke lassen sich ausmachen, so zum Beispiel eine Lobeshymne auf das ARPANET (RFC 527) oder The 12 Days of Christmas aus der Sicht eines gestressten Netzwerk-Admins (RFC 1882).
- Am 1. April 2001 wurden im RFC 3092 die – einem jeden Programmierer bekannten – Kombinationen von „foo“ und „bar“ bzw. deren Abarten etymologisch bestimmt.
- Am 1. April 2003 wurde ein RFC (RFC 3514) veröffentlicht, das dazu aufruft, bei IP-Paketen, die in irgendeiner Form „evil“ (böse) sind, ein entsprechendes Bit im Header zu setzen, um diese Pakete an Firewalls leichter ausfiltern zu können. Dies rührt daher, dass in IPv4 -Headern ein Bit, das den „Type of Service“ angibt, normalerweise mit 0 gesetzt ist, von einigen modernen Anwendungen jedoch mit 1 gesetzt wird. Einige Firewalls verlassen sich darauf, dass dieses 0 ist, und stufen das Paket eben als böse ein, da es einen nicht-unterstützten Service-Typ darstellt.
- Am 1. April 2004 wurde ein Allwissenheitsprotokoll entwickelt, das der amerikanischen Regierung ermöglichen sollte, alle Formen der Computerkriminalität zu erkennen und zu verhindern (RFC 3751). Nachdem sich die Anforderungen an dieses Protokoll als nicht durchführbar erwiesen hatten, endet der Text mit den Worten: „Good luck.“
- Am 1. April 2005 wurde ein neuer Standard vorgestellt, welcher moralisch einwandfreies Routing ermöglicht (RFC 4041). Des weiteren wurde das schon sehr in die Jahre gekommene UTF-8, welches auf dem Oktalsystem basiert, durch UTF-9 ersetzt, das 9 Bits (3 × 3) pro Byte erlaubt (RFC 4042).
- am 1. April 2007 wurde eine Methode für die Übertragung von IP über das Winkeralphabet vorgestellt. (RFC 4824)
Realisierte Aprilscherze
Nicht immer jedoch bleibt es bei RFC zum 1. April bei der Theorie. So wurde am 6. März 2001 eine Implementierung des RFC 1149 A Standard for the Transmission of IP Datagrams on Avian Carriers (die Übertragung von IP-Datagrammen per Brieftaube) vorgestellt. Die durchschnittliche Antwortzeit eines Pings betrug jedoch 45 min, so dass nicht mit einer regelmäßigen Nutzung im Echteinsatz zu rechnen sein wird. Allerdings führte dies zu einer Weiterentwicklung RFC 2549 IP over Avian Carriers with Quality of Service, aber auch dieser Einsatz ist unwahrscheinlich.
Der beliebte Editor Emacs enthält schon seit Jahren eine vollständige Implementierung von RFC 2324: Dieses Hypertext Coffee Pot Control Protocol (HTCPCP) dient der Fernsteuerung und -überwachung von Kaffeemaschinen. Die dazu benötigte Kaffeemaschine wurde 2005 ebenfalls gebaut.
Auf der Veranstaltung Hacking in Progress wurde RFC 2322, Management of IP numbers by Peg DHCP, formuliert. Es definiert, wie IP-Nummern mit einem Filzstift auf Holzwäscheklammern geschrieben und diese an das zugehörige Kabel geklammert werden. Obwohl diese RFC als Scherz gedacht war, wird das Verfahren regelmäßig eingesetzt.
Siehe auch
Weblinks
- Vorlage:SWD
- rfc-editor.org – Offizielle Webseite (englisch)
- rfc.net – RFC, FYI, STD und BCP als .html, .txt, .ps mit verschiedenen Indizes
- rfc-editor.org/fyi-index.html – Auflistung der FYI-Dokumente (englisch)
- rfc-ref.org – RFCs im HTML-Format
- faqs.org – Internet FAQ Archives (englisch)
- http://www.rfc-ignorant.org/ – Meldestelle gegen RFC-Verstösse