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Doppelversorgermodell

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Als Doppelversorgermodell wird ein Modell der familialen Arbeitsteilung bezeichnet, bei dem sich zwei Partner sowohl die Verantwortung für den Erwerb des Lebensunterhalts für eine Kernfamilie als auch die Verantwortung für Haus- und Familienarbeit teilen. Es wird auch als Familienmodell mit partnerschaftlicher Arbeitsteilung, Doppelernährermodell, Doppelverdienermodell oder Zwei-Verdiener-Modell bezeichnet.

Es wird es als egalitäres Familienmodell bezeichnet, wenn beide Partner mit annähernd gleichem zeitlichen Anteil in Teilzeit oder Vollzeit erwerbstätig und sie sich in einem von den Partnern als ausgewogen empfundenem Maß an der Haus- und Familienarbeit beteiligen.[1]

Definition

Bei Paaren mit Kindern wird das Doppelversorgermodell unterschieden in:

  • Doppelversorgermodell mit externer Kinderbetreuung oder Egalitär-erwerbsbezogenes Modell – Rollenverteilung, bei der beide Eltern in Vollzeit erwerbstätig sind und vorwiegend externe Kinderbetreuung herangezogen wird.
  • Doppelversorger/Doppelbetreuer-Modell oder Egalitär-familienbezogenes Modell – Rollenverteilung, bei der beide Eltern zu annähernd gleichen Teilen in Teilzeit erwerbstätig sind und sich die Verantwortung für die Familienarbeit partnerschaftlich teilen.

Hinzu kommen Mischformen, in denen beide Partner nahezu in Vollzeit erwerbstätig sind und ein Teil der Kinderbetreuung durch externe Betreuungsformen gesichert wird. Besteht bei beiden Partnern eine Karriereorientierung, wird auch von einem Doppelkarrierepaar gesprochen. Karriereorientierte Paare ohne Kinder werden auch als Dinks (Double income no kids) bezeichnet.

Der englischsprachige Begriff adult worker model wird ebenfalls für eine zwischen den Geschlechtern symmetrisches Modell der Arbeits- und Rollenverteilung verwendet, die dem Doppelversorgermodell weitgehend ähnelt; es wird aber hervorgehoben, dass beim adult worker model das Individuum im Vordergrund stehe und von der Annahme ausgegangen werde, dass das Individuum in der Lage sei und sein solle, für den eigenen Lebensunterhalt aufzukommen. Die Art der Übernahme der Pflege- und Betreuungsarbeit – insbesondere die Frage, welche Rolle der Staat dabei übernimmt – bleibe in dieser Bezeichnung völlig offen.[2]

Wenn einer der Partner in deutlich verringertem Ausmaß in Teilzeit erwerbstätig ist und im Gegenzug im Wesentlichen die Aufgaben der Haus- und Familienarbeit übernimmt, wird von einem „modernisierten Ernährermodell“ oder „Zuverdienermodell“ gesprochen.

Eine spezielle Realisierung des egalitär-familienbezogenen Doppelversorgermodells bildet das Teilen eines Arbeitsplatzes durch Eheleute oder Lebenspartner.

Vergleich zur Einverdienerfamilie

Sowohl partnerschaftliche Modelle als auch das Zuverdienermodell setzen eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf voraus, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.

Bei gleichem Familien-Bruttoeinkommen kann sich je nach familiärer Arbeitsteilung ein verschiedenes Familien-Nettoeinkommen ergeben.

  • In Staaten mit Individualbesteuerung ergeben sich aufgrund der Progression steuerliche Vorteile für die Zweiverdienerfamilie im Vergleich zu einer Einverdienerfamilie; bei Systemen des Ehegatten- oder Familiensplitting ist dies innerhalb einer Ehe nicht der Fall. In Deutschland ergibt sich im Gegenteil ein steuerlicher Vorteil, wenn ein Partner als „Zuverdiener“ nur geringfügig beschäftigt ist.
  • Finanzielle Nachteile für die egalitäre Konstellation ergeben sich beispielsweise insoweit für beide Erwerbstätige Sozialversicherungsbeiträge, ggf. bis in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze, zu entrichten sind [3] oder finanzielle Vorteilsgewährungen für einen nicht- oder geringfügig beschäftigten Partner wegfallen.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Anneli Rüling: Jenseits der Traditionalisierungsfallen. Wie Eltern sich Familien- und Erwerbsarbeit teilen, Campus Verlag, 2007, ISBN 978-3-593-38485-6. Abschnitt 3.3 Normative Positionen und Begriffserklärungen, S. 63 ff.
  2. Dorian R. Woods: Das „adult worker model“ in den USA und Großbritannien. In: Sigrid Leitner: Wohlfahrtsstaat und Geschlechterverhältnis im Umbruch: Was kommt nach dem Ernährermodell?, VS Verlag, 2004, ISBN 3810039349, 9783810039347, S. 212
  3. Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Band 3, Willi Albers (Hrsg.), 1981, ISBN 3-525-10258-5, S. 331
  4. Entscheidung vom 3. Mai 2006 … betreffend Job-Sharing, Beteiligung an den Kosten für berufliche Vorsorge. (PDF) Abgerufen am 2. September 2009.