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Stollwerck

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Stollwerck GmbH

Datei:Stollwerck logo.png
Rechtsform GmbH
Gründung 1839
Sitz Köln, Deutschland
Leitung
  • Philipp Schoeller, Geschäftsführer
  • Ludwig Pausenberger, Geschäftsführer
Branche Nahrungsmittelindustrie
Website www.stollwerck.de

Die Stollwerck GmbH ist ein deutsches Lebensmittelunternehmen aus Köln, das durch die Produktion von Schokolade bekannt wurde. Stollwerck gehört seit 2002 der Barry Callebaut AG.

Geschichte

Verpackungsentwurf für die Kolonial-Schokolade, um 1890
Gastarbeiterinnen bei Stollwerck, 1962
Stollwerck-Werbung 1896

1839 eröffnete Franz Stollwerck in Köln ein Werk zur Hustenbonbon-Produktion, welchem nach nur zwei Jahren der Durchbruch gelang. 1860 wurde die Produktion um Schokolade, Marzipan und Printen erweitert.

Nach dem Tod von Franz Stollwerck 1876 übernahmen seine fünf Söhne die Leitung der Firma und bauten sie bis 1902 zu einer weltweit operierenden Aktiengesellschaft mit Werken in Europa und Amerika aus.

Bereits 1871 wurde die Firma Gebr. Stollwerck gegründet, die die Industrialisierung der Schokoladenproduktion voranbrachte. Insbesondere der zweitjüngste der Brüder, Ludwig Stollwerck, war technischen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen. Im Jahre 1887 stellte Fa. Stollwerck die ersten Automaten auf. Schon sechs Jahre später, 1893, waren es 15.000 Automaten, mit denen Stollwerck-Schokolade verkauft wurde.

Gebr. Stollwerck ging mit ihren Waren massiv in den Export. Tochterfirmen entstanden in England, Belgien und Österreich-Ungarn. In den USA gründete Stollwerck 1894 mit dem deutschen Kaufmann John Volkmann die Firma Volkmann, Stollwerck & Co., die in New York eine Fabrikation von Stollwerck-Automaten errichtete. Allein auf New Yorker Bahnhöfen standen Anfang der 1890er Jahre über 4.000 ihrer Automaten.

Auch im 1895 beginnenden Kinematographengeschäft war Stollwerck führend tätig. Erst der 1914 beginnende Erste Weltkrieg beendete den rasanten Aufstieg der Stollwercks.

Karl Stollwerck errichtete 1927 das Stollwerck-Mausoleum in Oberbayern.

Durch die Weltwirtschaftskrise 1930, den Zweiten Weltkrieg und den damit verbundenen Beschädigungen an Werken in Deutschland, Enteignungen im Ausland sowie verschiedenen Fehlinvestitionen geriet Stollwerck in eine finanzielle Schieflage, die erst durch die Übernahme des Unternehmens durch Hans Imhoff im Jahr 1972 behoben werden konnte. Stollwerck wurde durch seine Leitung in den nächsten 30 Jahren zu einem der größten Schokoladenhersteller mit Werken im In- und Ausland und übernahm traditionsreiche Marken wie Sprengel und Sarotti.

Nach dem Mauerfall engagierte sich Stollwerck als erster Schokoladenhersteller in den neuen Bundesländern und übernahm die Thüringer Schokoladewerk GmbH in Saalfeld, die mit der Marke Rotstern größte Schokoladenfabrik der DDR war.

In Ungarn wurde das Unternehmen nach der Eröffnung einer Fabrik in Székesfehérvár 1995 zum Marktführer auf dem Schokolademarkt. In Polen und Russland ist Stollwerck ähnlich erfolgreich.

1993 ließ Imhoff im Kölner Rheinauhafen für 53 Millionen DM das Imhoff-Schokoladenmuseum errichten, in dem viele Gegenstände aus der Stollwerck-Geschichte ausgestellt werden.

2002 verkaufte Imhoff den Konzern an die Barry Callebaut AG. Das Unternehmen gehört seitdem dem weltgrößten Kakao- und Schokoladenhersteller an, der mehrheitlich im Besitz der Familie Jacobs ist. Barry Callebaut nahm Stollwerck kurze Zeit später von der Börse und schloss das traditionsreiche Werk in Köln, wo nur noch die Verwaltung erhalten blieb.

Standorte

Am Stammsitz in Köln befindet sich lediglich ein Teil der Verwaltung, die Produktion wurde nach der Übernahme durch Barry Callebaut geschlossen. Weiterhin bestehen Werke in Berlin, Saalfeld, Caslano/Schweiz (Alprose), Dijon/Frankreich, Eupen/Belgien (Jacques) und Norderstedt (Van Houten) [1].

Bekannte Übernahmen

Bekannte Marken

  • Alpia
  • Alprose
  • Delacre
  • Eszet
  • Goutier für Plus
  • Health +
  • Jacques
  • Karina
  • Reichardt
  • Sarotti

Kritik

Im Juli 2009 veröffentlichte die Verbraucherschutzzentrale Hamburg eine Untersuchung mit der Analyse verschiedener Nahrungsmittel.
Hierbei verwendete der Verein die Marke Delacre mit ihrem Produkt Mini Keks Bolde „Schoko“, Biscuits als ein Beispiel für Anbieter, die an den Zutaten sparen und vor allem vermeiden möchten, dass Verbraucher dies bemerken. Ein Trend, der auch teurere Markenartikel betreffe.[2]

In dem Produkt Mini Keks Bolde „Schoko“ vermissten die Lebensmittelanalytiker des Vereins eine Schokoladenfüllung im Keks.
Sie stellten fest, dass das Produkt eine Kakaocremefüllung "mit billigem Schokoladenimitat" verwendet, das unter anderem aus fettarmem Kakaopulver (3,7 Prozent), Zucker und gehärtetem Pflanzenfett hergestellt wird.[3]

Das Unternehmen entgegnete der Kritik, dass die Zusammensetzung seiner Produkts ausführlich und deutlich auf dem Etikett aufgedruckt sei, so dass die Verbraucher sich direkt am Regal darüber informieren können.[4]

Die Verbraucherzentrale erklärte in diesem Zusammenhang:

"Der Käufer muss inzwischen nicht mehr nur mit Analogkäse und Formschinken rechnen, sondern auch mit gestrecktem Pesto oder Schokoladenkeksen ohne Schokolade... Und das nicht nur bei den Billigmarken, sondern auch bei teuren Markenartikeln."[4]

Literatur

  • Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Schroll, Wien 1996, ISBN 3-85202-129-4.
  • Bruno Kuske: 100 Jahre Stollwerck-Geschichte: 1839-1939, Köln 1939
  • Martin Loiperdinger: Film & Schokolade - Stollwercks Geschäfte mit lebenden Bildern, Stroemfeld Verlag: Frankfurt/Main 1999

Einzelnachweise

  1. http://www.stollwerck.de/unternehmen/standort.php Standorte auf der Website von Stollwerck
  2. vgl. Vorsicht „Plagiat-Falle“: Wertgebende Inhaltsstoffe bei Lebensmitteln vermisst!, unter http://www.vzhh.de/
  3. vgl. Vorsicht „Plagiat-Falle“: Wertgebende Inhaltsstoffe bei Lebensmitteln vermisst!, sowie Lebensmittelimitate im Supermarkt: Mehr Schein als Sein, unter http://www.vzhh.de/
  4. a b vgl. Susanne Amann: Analogschinken, Gel-Schinken und Co. - Verbraucherschützer decken Lebensmitteltrickserein auf., 10. Juli 2009, online unter SPON