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St. Johannes Baptist (Herford)

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St. Johannes Baptist in Herford

St. Johannes Baptist ist die einzige römisch-katholische Innenstadtkirche der Kreisstadt Herford in Ostwestfalen-Lippe, Nordrhein-Westfalen. Strukturell gehören Kirche und Gemeinde zum Pastoralverbund Herford im Dekanat Herford-Minden des Erzbistums Paderborn.

Geschichte

Reliquie der Heiligen Pusinna

Im Jahr 1230/31 wurde in Herford eine Johanniterkommende gegründet. Erste Äbtissin war Gertrud II. zur Lippe, eine Tochter Bernhards II. zur Lippe. Die Mitglieder des Malteser Ritterordnes kümmerten sich um die Krankenpflege in Herford.

1468 war ein Neubau der Kommende notwendig, die heute als Pfarrhaus genutzt wird.

Mit der Reformation wechselte ein Großteil der Bevölkerung in Herford zum lutherischen Bekenntnis. Die wenigen verbleibenden Katholiken nutzten die Kommende als Gotteshaus. In einem Rechtstreit um die Eigentumsrechte am Gotteshaus 1645 konnte vom Malteserorden gewonnen werden, so dass 1646 wieder ein römisch-katholischer Priester seinen Dienst versah. 1674 wurde die Malteserkapelle instand gesetzt.

1715 ließ der Komtur von Schaesberg eine barocke Saalkirche für den Orden errichten. Dies ist der ältere Teil der heute erhaltenen Pfarrkirche.

1808 wurde durch die Säkularisierung die Malteserkommende aufgehoben und der Besitz verstaatlicht. 1820 wurde die katholische Gemeinde St. Johannes Baptist für die Stadt Herford und die Umgebung errichtet.

1890/91 wurde ein neuromanischer Anbau errichtet. Gleichzeitig wurde der Altar in die westliche Apsis und der Haupteingang in den Osten verlegt.

Im Jahre 1939 entdeckte man Teile der Reliquien der Heiligen Pusinna, die im Zuge der Reformation aus dem Herforder Münster verbannt wurden, in Heddinghausen wieder und verbrachte sie 1949 in die St. Johannes-Kirche.

Von 1949 bis 1951 wurde der Innenraum der Kirche renoviert. In dieser Zeit wurde das Deckengemälde erstellt. In den Jahren 1964 bis 1969 wurde der Innenraum im Zuge der Liturgiereform umgestaltet. Insbesondere entstanden Altar, Taufstein und Tabernakel. 1984 war die letzte Außen- und zwischen 2006 und 2008 die letzte Innenrenovierung.

Ausstattung

Barocker Teil

Im älteren barocken Teil findet sich an der Ostwand eine Pietà aus der Osnabrücker Schule. Sie ist eine Schnitzarbeit aus dem 16. Jahrhundert. Neben der Orgel befinden sich zwei jüngere Bilder, die 1949/51 entstanden. Eines zeigt Königin Mathilde, die Mutter Ottos des Großen. Sie wurde als Tochter von sächsischem Adel um 900 im Herforder Kloster erzogen. Das andere zeigt die Heilige Pusinna, deren Reliquien 860 von Binson in Frankreich nach Herford verbracht wurden. Aus der Überführung entwickelte sich Herford zum Wallfahrtsort. Das große Deckengemälde zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel.

Am Übergang zum neuromanischen Teil hängt an der Nordwand das ehemalige Altarbild der Kommende. Es zeigt die Taufe Jesu im Jordan und entstand 1715. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Schutzengelgruppe des Barock aufgestellt. Im Mittelgang steht der Taufstein der Kirche.

Neuromanischer Teil

Flügelaltar aus der Wiedenbrücker Schule

Der neuromanische Teil ist breiter als der barocke. An der Ostseite hängt im Norden ein hölzernes Missionskreuz, im Süden ein Gemälde des Heiligen Sebastian, welches in Gedenken an Vikar Wilhelm Oberhaus, der 1942 im KZ Dachau verstarb, aufgehängt wurde. An der Nordwand findet sich ein Epitaph von Theodor Thorwesten, der im 17. Jahrhundert Verwalter im Dienst der Herren von Westfalen und ein Gönner der Kirchengemeinde war.

An der Westseite ist rechts neben dem Chorraum der neue Tabernakel aufgstellt. An der linken Seite steht eine Johannes-Statue, die im 19. Jahrhundert in der Wiedenbrücker Schule entstand.

In der Apsis steht das Mittelstück des früheren Altars. Es ist eine Kopie eines Altars im Mindener Dom und wurde von Künstlern der Wiedenbrücker Schule gefertigt. Darunter ist die Reliquie der Heiligen Pusinna zu sehen.

1950 erhielt die Apsis neue Fenster. Das rechte Fenster zeigt Szenen aus dem Leben Mariens, das linke Szenen aus dem Leben des Pfarrpatrons Johannes. Das Fenster in der Mitte zeigt den thronenden Christus und wurde Ende des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und freigelegt.

Koordinaten: 52° 6′ 54,2″ N, 8° 40′ 35,6″ O