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Baikal-Amur-Magistrale

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Baikal-Amur-Magistrale
Strecke der Baikal-Amur-Magistrale
grün: Baikal-Amur-Magistrale
rot: Transsibirische Eisenbahn
Streckenlänge:3819 km
Spurweite:1520 mm (Russische Spur)
Stromsystem:bis Taksimo (1469 km):
25 kV / 50 Hz ~
0 Taischet Ostsibirische Eisenbahn
Strecke
Oblast Irkutsk (Moskauer Zeit + 5h)
Bahnhof
117 Nowotschunka
124 Tschuna (eingleisig)
Bahnhof
129 Sosnowyje Rodniki (Oktjabrski)
Bahnhof
142 Tschuna (Tschunski)
Bahnhof
269 Wichorewka
Bahnhof
284 Morgudon
Abzweig nach rechts
Stadtzentrum Bratsk (Nowobratsk, 20 km)
Bahnhof
293 Ansjobi (Bratsk)
Abzweig nach links und geradeaus
Stadtzentrum Bratsk (Nowobratsk, 17 km)
Bahnhof
304 Galatschinski
Bahnhof
326 Padunskije Porogi
329 Angara
Strecke
(Dammkrone Bratsker Stausee, ca. 4400 m)
Bahnhof
339 Gidrostroitel
Strecke
(Bratsker Stadtteile rechts der Angara)
Bahnhof
403 Keschemskaja
Bahnhof
461 Widim
533 Ilim (Ust-Ilimsker Stausee)
Tunnel
550 Korschunowski-Tunnel
Strecke
(950 m, 2 eingleisige)
Bahnhof
552 Korschunicha-Angarskaja
Strecke
(Schelesnogorsk-Ilimski)
Bahnhof
573 Chrebtowaja
Abzweig nach links
nach Ust-Ilimsk (215 km)
652 Kuta
Bahnhof
672 Jantal
Bahnhof
720 Lena (Ust-Kut)
737 Lena
Bahnhof
784 Swjosdnaja (Swjosdny)
Bahnhof
889 Kirenga (Magistralny)
915 Kirenga
Bahnhof
930 Ulkan
Bahnhof
982 Kunerma
1007 Baikal- oder Dabantunnel (6686 m)
ehemalige Grenze (im Tunnel)
1010 Republik Burjatien
1014
Bahnhof
1063 Sewerobaikalsk
Tunnel
1067 4 Baikal-Vorgebirgstunnel
Strecke
(zusammen ca. 4500 m)
Bahnhof
1090 Nischneangarsk
Bahnhof
1127 Kitschera
1235 Obere Angara
Bahnhof
1242 Nowy Uojan
Bahnhof
1315 Kjuchelbekerskaja (Jantschukan)
Bahnhof
1344 Angarakan
Abzweig nach links
Umgehungsstrecke Seweromuisker Tunnel
Tunnel
1354 Seweromuisker Tunnel (15.343 m)
Abzweig nach rechts und geradeaus
Umgehungsstrecke Seweromuisker Tunnel
Bahnhof
1374 Kasankan
Bahnhof
1385 Seweromuisk
Bahnhof
1469 Taksimo
1535 Witim; Region Transbaikalien (Moskauer Zeit + 6h)
Tunnel
1645 Kodartunnel (1981 m)
1713 Tschara
Abzweig nach links und geradeaus
Erzmine Tschineiskoje (66 km; 26 km in Betrieb)
Bahnhof
1719 Nowaja Tschara
ehemalige Grenze
1835 Republik Sacha (Jakutien)
Bahnhof
1864 Chani Fernost-Eisenbahn
ehemalige Grenze
1866 Oblast Amur
1918 Oljokma
ehemalige Grenze
1922 Republik Sacha (Jakutien)
ehemalige Grenze
1927 Oblast Amur
Bahnhof
2013 Juktali
Abzweig nach links und geradeaus
von Bamowskaja (Transsib, 179 km)
Bahnhof
2348 Tynda
2365 Giljui
Bahnhof
2375 Bestuschewo
Abzweig nach links
Amur-Jakutische Magistrale
2409 Giljui (2 Brücken)
Abzweig ehemals nach rechts und geradeaus
nach Elginskoje (ca. 300 km, in Bau)
Bahnhof
2677 Ulak
2687 Seja (Seja-Talsperre)
Bahnhof
2690 Wechneseisk
Bahnhof
2846 Tungala
3012 Selemdscha
Bahnhof
3017 Fewralsk
ehemalige Grenze
3155 Region Chabarowsk (Moskauer Zeit + 7h)
3292 Bureja
Abzweig nach links und geradeaus
von Iswestkowy (Transsib, 326 km)
Bahnhof
3298 Nowy Urgal
Bahnhof
3312 Urgal-I
Abzweig nach links
nach Tschegdomyn (16 km)
Tunnel
3382 Dusse-Alin-Tunnel (ca. 1800 m)
Amgun (3 Brücken)
Bahnhof
3615 Postyschewo (Berjosowy)
3621 Amgun
nach Komsomolsk und Dsemgi
Bahnhof
3819
0
Komsomolsk-Sortirowotschny
Abzweig nach rechts
nach Chabarowsk (351 km)
Bahnhof
52 Selichino
Abzweig ehemals nach links
zur Insel Sachalin
Bahnhof
182 Ouns
Bahnhof
303 Tulutschi
Bahnhof
434 Wanino Eisenbahnfähre zur Insel Sachalin
468 Sowetskaja Gawan

Die Baikal-Amur-Magistrale (abgekürzt BAM, russisch Байкало-Амурская магистраль / БАМ) ist eine Eisenbahnverbindung, die in Sibirien beginnt und im Fernen Osten Russlands endet. Sie verläuft nördlich und in etwa parallel zur Transsibirischen Eisenbahn (Transsib). Kernstück der BAM ist die ca. 3.100 km lange Strecke von Ust-Kut an der Lena nach Komsomolsk am Amur. Nach ersten Arbeiten in den 1930er und 1940er Jahren wurde 1973 mit dem Bau begonnen und die Strecke 1984 offiziell in Betrieb genommen. Seit 1989 war die Strecke durchgehend und störungsfrei befahrbar, jedoch über eine 61 km lange Strecke zur Umgehung des zu diesem Zeitpunkt nicht fertig gestellten Seweromuisker Tunnels. Der Tunnel wurde erst Ende 2003 für den regulären Betrieb eingeweiht und ist mit 15.343 m der längste Tunnel Russlands.

Strecke

Station Wichorewka (km 269)
Station Fewralsk (km 3017)

Zur BAM rechnet man ferner auch die zu Stalins Zeiten gebauten Anschlüsse, im Westen nach Taischet an der Transsib, im Osten zum Pazifik bei Sowetskaja Gawan. Die Gesamtstrecke ist damit ca. 4.280 km lang. Die Strecke wurde überwiegend eingleisig gebaut. Zweigleisige Abschnitte sind Taischet - Lenabrücke bei Ust-Kut (Länge 787 km, außer Korschunichatunnel), Blockposten 1084 km - Nischneangarsk (6 km), Kasankan - Seweromuisk (11 km), Mururin - Chani (54 km) und Tynda - Bestuschewo (26 km). Außerdem gibt es eine Güterumgehungsstrecke bei Nowy Urgal. Der Bahnkörper der gesamten Strecke ist für einen zweigleisigen Ausbau vorbereitet. Der westliche Abschnitt Taischet - Taksimo (1469 km) ist elektrifiziert. Wegen des schwierigen Geländes (und zum Teil auch veralteter Technik) wird vor allem im Güterverkehr mit zwei- oder sogar dreifacher Bespannung gefahren.

Bei Tynda (gemeinsamer Streckenabschnitt Tynda - Bestuschewo) wird die BAM von der Amur-Jakutischen Magistrale (AJAM) gekreuzt, die von der Transsib (Station Bamowskaja, Streckenkilometer 7273) über das Bergbaugebiet um Nerjungri nach Norden in Richtung Jakutsk verläuft, vorläufig aber bei Tommot am Aldan endet. Der ursprüngliche Abschnitt Bamowskaja - Nerjungri dieser Strecke ist auch als „Kleine BAM“ bekannt.

Der Bau der BAM bedeutete nicht nur eine neue Verbindungslinie, sondern die demografische und wirtschaftliche Erschließung einer bisher fast unerschlossenen Region. Man erwartete nicht nur eine bessere wirtschaftliche Verbindung zwischen dem Osten und dem Westen des Landes, sondern auch eine Verbesserung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, vor allem mit Japan. Dafür musste neben Siedlungen und der Eisenbahn auch erst die Industrie aufgebaut werden, die die Materialien und die Energie für die Siedlungen, die Eisenbahn, den Straßenbau und vieles andere mehr lieferte. Ferner wurde sie auch aus strategischen Gründen erbaut, da sie die teilweise nahe der Grenze zur Volksrepublik China verlaufende Transsibirische Eisenbahn bei Grenzkonflikten entlasten sollte.

Geschichte

Erste Pläne und Baubeginn

Erste Pläne einer verkehrstechnischen Erschließung des Baikal-Amur-Raums wurden bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, unter anderem von den nach Sibirien verbannten Dekabristen, entworfen. Nach ersten Forschungen und Planungen in den 1920er und 1930er Jahren gab es 1937 den offiziellen Baubeschluss und es wurde in großem Umfang mit den Bauarbeiten begonnen. Der erste Streckenabschnitt wurde im selben Jahr, zum 20-jährigen Jubiläum der Oktoberrevolution, eröffnet.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bauarbeiten unterbrochen und einige Streckenteile sogar wieder demontiert, weil sie für den Bau der Eisenbahnstrecke (KasanUljanowsk–) SaratowStalingrad – auch Wolga-Rochade genannt – zur Versorgung der Roten Armee in der Schlacht von Stalingrad dringend gebraucht wurden.

Nach dem Krieg ging der Bau zunächst in geringerem Umfang weiter; so wurde der knapp zwei Kilometer lange Sichote-Alin-Tunnel praktisch fertiggestellt. Nach dem Tode Stalins kamen die Arbeiten jedoch völlig zum Erliegen. Der genannte Tunnel wurde aufgegeben, der fertige östlichste Abschnitt von Komsomolsk Richtung Nordwesten wurde nur als Anschlussbahn zur Holzabfuhr genutzt.

Während des Baus in den 1930er und 1940er Jahren wurden in großen Umfang Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt. Zu diesem Zweck wurde eine spezielle Gulag-Unterabteilung, das BAMLag mit Hauptstützpunkt und Verwaltungssitz in Swobodny an der Transsib eingerichtet.

Sowjetische Medaille Für den Bau der Baikal-Amur-Magistrale

Sowjetisches Großprojekt

Anfang der 1970er Jahre wurde der Baubetrieb unter enormem propagandistischen Aufwand wieder aufgenommen. Dieses Vorhaben wurde von den anderen RGW-Staaten insbesondere durch Material- und Ausrüstungslieferungen unterstützt. 1974 bestellte die Sowjetunion im Rahmen des sogenannten Delta-Projekts rund 9.500 schwere Bau-Lastwagen bei Magirus-Deutz in Deutschland, die sich wegen ihrer luftgekühlten Motoren besonders gut für den Einsatz in Sibirien eigneten. Als Tag der Fertigstellung bzw. als „Geburtstag“ der BAM gilt der 27. Oktober 1984, an dem das „Goldene Gleisjoch“ verlegt wurde, welches bei Balbuchta (Streckenkilometer 1602) den bis dahin aus zwei Richtungen gebauten letzten Streckenabschnitt vollendete.

Krise

Seit Mitte der 1980er Jahre wurde das BAM-Projekt zunehmend kritisch betrachtet. Der Bau war sowohl militärisch als auch ökonomisch begründet worden. Da mit der Krise und dem schließlichen Zusammenbruch der Sowjetunion große zuvor geplante Bergbau- und Industrieobjekte im Einzugsgebiet der BAM nicht errichtet wurden, war die Strecke insbesondere bis zum Ende der 1990er Jahre nur schwach ausgelastet, arbeitete defizitär und wurde allgemein als Fehlinvestition eingeschätzt. Auch der Personenverkehr führt naturgemäß bis heute kaum zu Umsatz, da der größte Teil des durchfahrenen Gebietes sehr dünn besiedelt ist (z.B. fährt auf der Strecke von Tynda nach Komsomolsk am Amur täglich ein Fernzug). 1996 wurde schließlich die eigenständige Bahnverwaltung „Baikal-Amur-Magistrale“ aufgelöst: der westliche Abschnitt bis etwa Chani (auf dem Territorium der Oblast Irkutsk, der Republik Burjatien und der Oblast Tschita) kam zur Ostsibirischen Eisenbahn, der Rest (auf dem Territorium der Republik Sacha (Jakutien), der Oblast Amur und der Region Chabarowsk) zur Fernöstlichen Eisenbahn. Es gab immer wieder Stimmen, die die Stilllegung der Strecke befürchteten oder forderten.

Heutige Situation

Mit dem Rohstoffboom der letzten Jahre und dem Aufschwung der russischen Wirtschaft wachsen die Transportleistungen jedoch. Es wurde begonnen, Pläne zur Rohstofferschließung aus den 1970er Jahren umzusetzen z. B. die Erzlagerstätten Udokanskoje (Udokan) und Tschineiskoje (Tschina) bei Nowaja Tschara sowie eine der größten Kohlelagestätten Eurasiens, Elginskoje (Elga) mit Vorräten von 2,1 Milliarden Tonnen in Südostsacha (Jakutien). In diesem Zusammenhang wurden auch mehrere an der BAM beginnende Stichbahnen gebaut bzw. mit dem Bau begonnen.

Der Bau der 320 Kilometer langen Stichstrecke von der BAM-Station Ulak, westlich der Seja-Querung im Nordwesten der Oblast Amur gelegen, nach Elginskoje wurde jedoch 2002 wegen Finanzierungsproblemen nach der Verlegung von etwa 60 Kilometern Gleis eingestellt. Im Oktober 2007 kaufte jedoch das russische Bergbauunternehmen Mechel die Kohlenlagerstätte sowie die nicht fertiggestellte Bahnstrecke für 2,3 Milliarden US-Dollar. Auch die japanische Sumitomo-Gruppe wird in das Projekt investieren.[1] Am 15. Februar 2008 wurde der Streckenbau wieder aufgenommen, in welchen Mechel 1 Milliarde Dollar investiert. Die Fertigstellung und Aufnahme der Kohleförderung wird bereits für 2010 angestrebt. Es ist eine komplizierte Streckenführung zu erwarten, da das hier etwa 2000 Meter hohe Stanowoigebirge überquert werden muss. So sollen 194 Brücken errichtet werden.[2]

Die BAM soll außerdem als Alternativstrecke zur Transsib beim Containertransport vom Pazifik nach Europa etabliert werden. Allerdings steht letzterem die überwiegende Eingleisigkeit und die mangelnde Anbindung am östlichen Ende der Strecke im Wege. Immer wieder ist die Verlängerung der Strecke nach Sachalin (Brücke oder Tunnel) oder gar bis Japan im Gespräch. Diese Ideen sind zurzeit jedoch ökonomisch nicht realisierbar. So wurden zwischenzeitlich (um 2003) die Arbeiten am bereits unter Stalin begonnenen Bau eines Tunnels nach Sachalin bzw. dessen Anschlussstrecken begonnen, inzwischen aber wieder eingestellt, da sich der Staat aus solchen Projekten zurückzieht und private Investoren bisher nicht genügend Interesse zeigen. Die damit im Zusammenhang stehende Umspurung der bisher schmalspurigen (1067 mm) Strecken auf Sachalin auf russische Breitspur wird aber schrittweise fortgesetzt.

Einzelnachweise

  1. Sumitomo set to develop coal deposit in Yakutia bei RIA Novosti, 22. November 2007
  2. Put k 2,1 mlrd tonn bei Gudok, 22. Februar 2008 (russisch, Der Weg zu den 2,1 Mrd. Tonnen)

Literatur

  • Athol Yates, Nicholas Zvegintzov: Siberian BAM Guide. 2. Auflage, Trailblazer. ISBN 1-873756-18-6
Commons: Baikal-Amur-Magistrale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:BAM