Werner Seelenbinder
Werner Seelenbinder (* 2. August 1904; † 24. Oktober 1944 in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Ringer und Kommunist.
Seelenbinder war seit den 1920ern überzeugter Kommunist. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er 1933 von der KPD-Organisation seines Berliner Heimatbezirks Neukölln beauftragt, sich sportlich für internationale Wettkämpfe zu qualifizieren und die dadurch möglichen Auslandskontakte für die kommunistische Untergrundarbeit zu nutzen.
Als Seelenbinder 1936 die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele in Berlin gelang, hatte er vor, als Zeichen des Protests bei der Siegerehrung den erwarteten Hitlergruß zu verweigern und stattdessen eine obszöne Geste zu machen. Nach einer Erstrundenniederlage musste Seelenbinder diesen Plan aufgeben. Am Ende belegte er Platz 4 im olympischen Wettkampf.
1938 intensivierte Seelenbinder seinen Kontakt zu den Mitgliedern der kommunistischen Widerstandskämpfer um Robert Uhrig. Als diese Gruppe zerschlagen wurde, nahm man Seelenbinder am 4. Februar 1942 fest. Nach zwei Jahren Haft in Zuchthäusern und Konzentrationslagern wurde er am 24. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg an der Havel hingerichtet. Von Seelenbinder ist folgender Abschiedsbrief überliefert:
Die Stunde des Abschieds ist nun für mich gekommen. Ich habe in der Zeit meiner Haft wohl alles durchgemacht, was ein Mensch so durchmachen kann. Krankheit und körperliche und seelische Qualen, nichts ist mir erspart geblieben. Ich hätte gerne gemeinsam mit Euch, mit meinen Freunden und Sportkameraden, die Köstlichkeiten und Annehmlichkeiten des Lebens, die ich jetzt doppelt zu schätzen weiß, nach dem Krieg mit Euch erlebt. Es waren schöne Stunden, die ich mit Euch verlebt habe, und ich habe in meiner Haftzeit davon gezehrt und mir diese herrliche Zeit zurück gewünscht. Das Schicksal hat es nun leider nach langer Leidenszeit anders bestimmt. Ich weiß aber, daß ich in den Herzen von Euch und auch bei vielen Sportanhängern einen Platz gefunden habe, den ich immer darin behaupten werde. Dieses Bewußtsein macht mich stolz und stark und wird mich in letzter Stunde nicht schwach sehen.
Ihm zu Ehren wurden in der DDR zahlreiche Schulen, Straßen und Sportstätten auf seinen Namen getauft.
Am 24. Oktober 2004, am 60. Jahrestag seiner Ermordung wurde das Stadion Neukölln in Berlin, das von 1945 - 1949 schon einmal "Werner-Seelenbinder-Kampfbahn" hieß, und auf dessen Gelände seine Urne beigesetzt ist, in "Werner-Seelenbinder-Sportpark" umgenannt.
siehe auch Arbeitersport in Deutschland (Fußball)
Personendaten | |
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NAME | Seelenbinder, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ringer und Kommunist |
GEBURTSDATUM | 2. August 1904 |
STERBEDATUM | 24. Oktober 1944 |
STERBEORT | Brandenburg an der Havel |