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Schapur II.

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Schapur II. (* 309; † 379; ebensolang war seine Regierungszeit), auch Sapor II. oder Sapur II., war ein persischer Großkönig aus dem Herrscherhaus der Sassaniden. Er war einer der bedeutendsten Sassanidenkönige, wobei seine sehr lange Regierungszeit von einem langwierigen Kampf gegen das Römische Reich und von einer fast 40 Jahre andauernden Christenverfolgung geprägt.

Biografie

Kindheit und Jugend

Als König Hormizd II. starb, töteten die persischen Adligen seinen ältesten Sohn, blendeten den zweiten Sohn und nahmen den dritten, Hormizd, gefangen (er floh später zu den Römern). Der Thron war für ein noch ungeborenes Kind einer der Frauen Hormizd II. reserviert. Man sagt, Schapur II. sei der einzige König in der Geschichte, der schon in der Gebärmutter gekrönt wurde. Die Krone wurde angeblich während der Krönungszeremonie auf den Bauch der Mutter gelegt. Schapur II. war demnach ein geborener König. Die Regierungsgeschäfte übernahmen erstmal seine Mutter, ihr neuer Mann Vahram von Kushan und die persischen Magnaten. Mit 16 Jahren wurde er wahrscheinlich zur 100-Jahr-Feier der Sassanidendynastie inthronisiert, auch wenn über seine Jugend so gut wie keine Quellen vorliegen.

Religionspolitik

Unter seiner Regentschaft wurde der Staat in ein Kastensystem umstrukturiert. Die Macht der Priester wurde beschnitten und der Zoroastrismus faktisch zur Staatsreligion, die Sammlung der Avesta (Sammlung der zoroastrischen Glaubensschriften) wurde vervollständigt. Kritiker und Abtrünnige des Zoroastrismus wurden bestraft. Als Reaktion auf die Christianisierung des Römischen Reiches unter Konstantin dem Großen wurden die Christen im eigenen Land (aus politischen, nicht jedoch aus religiösen) Gründen verfolgt, nachdem der Versuch, aus dem Katholikat von Seleukia-Ktesiphon eine von Byzanz unabhängige christliche Kirche zu schaffen, fehlschlug.

Kampf gegen Rom

Schapur II. hatte seine ersten militärischen Verdienste im Kampf gegen die Araber erworben, die in Mesopotamien eingefallen waren. Doch sollten Schapur sich vor allem dem Gegener im Westen zuwenden: Rom.

Persien und das Römische Reich standen sich als die zwei Großmächte dieser Zeit feindlich gegenüber. 337, kurz vor dem Tod Konstantins des Großen, der bereits einen Feldzug gegen die Sassaniden geplant hatte, brach Schapur II. den Friedensvertrag, den sein Großvater Narseh mit Diokletian im Jahre 297 geschlossen hatte, und ein Krieg von 26 Jahren begann (337 - 363).
Wir sind über diese Kämpfe relativ gut informiert. Vor allem der bedeutende römische Historiker Ammianus Marcellinus, der als Offizier teilweise an den Kämpfen teilnahm, aber auch Zosimos und Sozomenos sowie arabische und persische Quellen berichten über diese Kampfhandlungen.

Schapur II. versuchte mit wechselndem Erfolg, die großen römischen Forts in Mesopotamien zu erobern. Die Kämpfe spielten sich vor allem um die strategisch wichtigen Orten Singara, Nisibis, welches Schapur II. 338 vergeblich belagerte, und Amida ab, wobei er bei Singara eine Niederlage erlitt (wohl 344).

Obwohl Constantius II., der mittlere Sohn von Konstantin dem Großen und Fausta, und nach dem Tode Konstantins Kaiser des Ostteils des Römischen Reiches, mehrere Schlachten verlor, machte Schapur II. kaum Fortschritte. Seine militärische Stärke reichte anscheinend nicht aus, die eroberten Gebiete dauerhaft zu sichern. Zur selben Zeit wurde das Sassanidenreich im Osten von Nomadenstämmen angegriffen, unter denen die Chioniten namentlich erwähnt werden. Nach anhaltenden Kämpfen waren sie gezwungen Frieden zu schließen und der König der Grumbates schloß sich Schapur II. in seinem Kampf gegen Rom an.

Rom und Persien traten schließlich in Friedensgespräche ein, deren bemerkenswerten Inhalt (Bruder-Anrede der beiden Monarchen) uns Ammianus Marcellinus überliefert hat (Ammian, 17,5). Die Verhandlungen brachten jedoch kein Ergebnis und Schapur legte 359 einen Belagerungsring und die Festung Amida, welche nach 73-tägiger Belagerung endlich fiel. Schapur II. eroberte Singara und andere Befestigungen im folgenden Jahr.

Julians Persienfeldzug

363 drang Kaiser Julian, Nachfolger von Constantius II., auf einem schlecht geplanten, aber großangelegten Feldzug mit einem starken Heer bis zur sassanidischen Hauptstadt Ktesiphon, etwas südöstlich vom heutigen Bagdad gelegen, vor. Schapur wich einem offenem Kampf aus und die römische Offensive lief ins Leere. Bald schon musste Julian den Rückzug antreten, auf dem er auch im Kampf fiel. Sein von den Soldaten gewählter Nachfolger Jovian sah sich schließlich gezwungen, wollte er nicht die Vernichtung der gesamten römischen Armee in Kauf nehmen, einen für die Römer nachteiligen Frieden abzuschließen. Die Gebietsgewinne Diokletians mussten abgetreten werden und Rom mußte versprechen, dem verbündeten Armenien nicht beizustehen. Schapur II. hingegen konnte einen großen Erfolg verbuchen.

Armenienpolitik

Schapur II. nahm sich Armenien und zwang den armenischen König Arsakes III., Selbstmord zu verüben. Er versuchte den Zoroastrismus in Armenien einzuführen, scheiterte jedoch am Widerstand der armenischen Adligen. Sie wurden dabei heimlich von Rom unterstützt, die den Sohn Arsakes III., Pap, nach Armenien einschleusten. Der Krieg drohte erneut auszubrechen, da aber opferte Valens, nunmehr Kaiser im Osten des Römischen Reiches, den armenischen König Pap, indem er seine Ermordung in Tarsus arrangierte, wohin Pap geflohen war (374).

Goldenes Zeitalter

Schapur II. konnte große Gebietsgewinne unter seiner Regierung verzeichnen. Die Iraner nennen die Regierungszeit Schapur II. auch das Goldene Zeitalter. Am Ende seines Lebens erstreckte sich das Reich von den Grenzen Chinas bis in den Kaukasus. Die Stadt Susa baute er neu auf, die Städte Nishapur und Khorasan sind seine Gründungen. Als Schapur II. 379 verstarb, nur wenige Monate nach der katastrophalen römischen Niederlage gegen die Goten bei Adrianopel, konnte er auf eine lange und insgesamt erfolgreiche Regierungszeit zurückblicken.

Siehe auch

Literatur

  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches, Darmstadt 1990.


Vorgänger
Hormizd II. (302 - 310)
Liste der Sassanidenherrscher Nachfolger
Ardaschir II. (379 - 383)