Dipteros
Erscheinungsbild

Der Dipteros (von griech. δίπτερος - zweiflügelig) ist ein Typus des griechischen Tempels. Er ist an allen vier Seiten von zwei Säulenkränzen (griech. Peristasis) umgeben. Zusätzliche Säulenreihen können an Front und Rückseite eingeschoben sein.
Indem man die Säulenstellung gegenüber dem Peripteros verdoppelte, ergaben sich Fronten und Rückseiten von mindestens acht Säulen.
Dieser Tempeltyp war besonders im ionischen Kleinasien verbreitet. Berühmte Dipteroi waren das
- Heratempel III. (sog. Rhoikos-Tempel) im Heraion auf Samos mit seinen 8 x 21 äußeren und 6 x 19 inneren Säulen, der achtsäuligen Front und der zehnsäuligen Rückseite,
- sein Nachfolger Heraion IV., errichtet unter Polykrates, nun mit neunsäuliger Rückhalle,
- archaisches und spätklassisches Artemision in Ephesos, mit 8 x 22 Säulen im äußeren Kranz, und drei Säulenstellungen tiefe (tripterale) Vor- und Rückhallen, Stylobatmaße ca 55 x 115 Meter
- das archaische Didymaion bei Milet, mit 8 x 21 äußeren Säulen, der achtsäuligen Front und der neunsäuliger Rückhall
- sein hellenistischer Nachfolger mit 10 x 21 äußeren Säulen
- das Artemision in Sardis, das ein recht komplexer Bau ist. Von der Anlage her ein Dipteros mit tripteralen Säulenstellungen an Front und Rückseite, sind die inneren Säulen der Langseiten weggelassen, so dass hier etwa in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. eine Vorstufe des späteren Pseudodipteros zu fassen ist.
Auch das Olympieion in Athen wurde als Dipteros geplant, und nach langer Bauzeit unter Kaiser Hadrian 131/132 n. Chr. auch geweiht.
Literatur
- Gottfried Gruben: Die Tempel der Griechen. Hirmer, München 2001 (5. Aufl.), ISBN 3-777-48460-1
- Heiner Knell: Architektur der Griechen: Grundzüge. Wiss. Buchges., Darmstadt 1988, ISBN 3-534-80028-1
- Wolfgang Müller-Wiener, Griechisches Bauwesen in der Antike. C.H.Beck, München 1988, ISBN 3-406-32993-4
- Christoph Höcker: Metzler Lexikon antiker Architektur. 2. Aufl. Metzler, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-476-02294-3. S. 69f