Trifluormethansulfonsäure
Strukturformel | |||||||
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Allgemeines | |||||||
Name | Trifluormethansulfonsäure | ||||||
Andere Namen |
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Summenformel | CF3SO3H | ||||||
Kurzbeschreibung |
farblose Flüssigkeit | ||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||
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Eigenschaften | |||||||
Molare Masse | 150,08 g·mol−1 | ||||||
Aggregatzustand |
flüssig | ||||||
Dichte |
1,71 g·cm−3 (20 °C)[1] | ||||||
Siedepunkt |
162 °C [1] | ||||||
Dampfdruck |
10 hPa [1] (55 °C) | ||||||
Löslichkeit |
löslich (20° C) in Wasser [1] | ||||||
Sicherheitshinweise | |||||||
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Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Die Trifluormethansulfonsäure CF3SO3H ist eine sogenannte Supersäure und spielt in der organischen Chemie eine große Rolle.[2] Auch ihr Anion, das Trifluormethansulfonat CF3SO3−, meist Triflat genannt, ist von Bedeutung. Als konjugierte Base einer Supersäure ist es ein sehr stabiles Anion.[3] Trifluormethylsulfonsäure findet in der organischen Chemie vielfältige Verwendung, die Triflatgruppe wird gern als Abgangsgruppe benutzt und ihre Salze kommen in Katalysatoren zum Einsatz. Für die Triflatgruppe wird in Fachpublikationen zumeist die Abkürzung „OTf“ verwendet; die Abkürzung „Tf“ steht für die Trifluormethansulfonylgruppe –SO2CF3.
Eigenschaften
Physikalische Eigenschaften
Trifluormethansulfonsäure ist eine bei Standardbedingungen klare, farblose Flüssigkeit mit einem Siedepunkt von 162 °C. Die Verbindung raucht an der Luft, wobei sich das stabile Monohydrat (eigentlich: Oxoniumtrifluormethylsulfonat) bildet, welches einen Schmelzpunkt von 34 °C besitzt und stark hygroskopisch ist.
Chemische Eigenschaften
Trifluormethansulfonsäure ist in allen polaren Lösungsmitteln löslich. Allerdings kann in Estern, Ethern, Alkoholen oder Ketonen nicht immer davon ausgegangen werden, dass sich Trifluormethansulfonsäure inert gegenüber dem Lösungsmittel verhält. Sowohl die Säure als auch die konjugate Base, das Triflatanion, sind resistent gegen die meisten Oxidations- und Reduktionsmittel, während viele andere starke Säuren oxidierend wirken, wie z. B. Perchlorsäure oder Salpetersäure. Das Triflatanion widersteht selbst starken Nucleophilen. Zudem sulfoniert die Trifluormethansulfonsäure keine Substrate, was bei Schwefelsäure durchaus passieren kann.
Gewinnung und Darstellung
Trifluormethansulfonsäure wurde erstmals 1954 von Haszeldine und Kidd durch die folgende Reaktion dargestellt [2]:
Weitere Möglichkeiten, diese Verbindung zu synthetisieren, bestehen in einer Elektrochemischen Fluorierung (ECF) (unten) oder der Oxidation von Methyltrifluormethylsulfid (oben)[2]:
Die industrielle Herstellung geschieht über die elektrochemische Fluorierung von CH3SO2Cl. Diese Synthese ist teuer, weshalb Alternativen gesucht werden. So ist es beispielsweise gelungen, Trifluormethansulfonsäure aus Trifluormethan in stark saurer oder stark basischer Lösung herzustellen. Dabei handelt es sich um eine radikalische Reaktion, die beispielsweise mit SO3 oder SO2Cl2 funktioniert. Die Ausbeuten sind allerdings gering.[4] Nach günstigeren Synthesen wird weiterhin gesucht.
Verwendung
Trifluoromethansulfonsäure und Triflate (s. u.) werden in der organischen Chemie verbreitet benutzt, die Säure selbst vor allem als Katalysator in der Polymer-, Brennstoff-, Pharma- und Zuckerindustrie. Für Protonierungen ist die Säure besonders gut geeignet, da die konjugierte Base, das Triflat, nicht weiterreagiert.
Salzbildung
Trifluoromethansulfonsäure reagiert unter Anderem mit Metallcarbonaten und -hydroxiden in wässriger Lösung exotherm unter Bildung der Triflatsalze. Als Beispiel sei die Synthese von Kupfer(II)-triflat aus Kupfer(II)-carbonat genannt:
Reaktionen in der organischen Chemie
Die Reaktionen dieser Verbindung sind vielfältig und können hier nur zu einem kleinen Teil dargestellt werden. Für weitergehende Informationen sei auf die Literatur verwiesen.
Aus Trifluormethansulfonsäure können durch Zugabe von Säureanhydriden oder -chloriden gemischte Anhydride gewonnen werden. Diese sind starke Acylierungsreagenzien und können zum Beispiel bei Friedel-Crafts-Alkylierungen[5] eingesetzt werden:
Trifluormethansulfonsäure katalysiert die Reaktion von Aromaten mit Sulfonylchloriden, vermutlich ebenfalls über eine intermediäre Anhydridbildung.
Triflate
Die Triflatgruppe findet in der organischen Chemie verbreitete Verwendung als Abgangsgruppe. Grund dafür ist extreme Stabilität des Triflatanions, zum einen durch mesomere Verteilung der negativen Ladung über die drei Sauerstoffatome und den Schwefel:
Zusätzlich wird diese Ladung durch die hohe Elektronegativität der Fluoratome stabilisiert (Pfeil). Triflat ist damit eine bessere Abgangsgruppe als beispielsweise die verwandten Nukleofugen Tosylat und Mesylat.
Triflatsalze sind thermisch häufig sehr stabil; die Schmelzpunkte der kristallwasserfreien Salze liegen teilweise über 350 °C (Na-, Ba-, Ag-Salze). Wie oben bereits erwähnt, können sie direkt aus der Reaktion der Säure mit Metallhydroxiden oder Metallcarbonaten in wässriger Lösung gewonnen werden. Triflatsalze werden in den letzten Jahren verstärkt und erfolgreich als Lewis-Säuren in vielen Reaktionen eingesetzt. Der Vorteil dieser Salze ist ihre Stabilität in Wasser, die für viele klassische Lewissäuren wie z. B. AlCl3 nicht gegeben ist. Besonders geeignet sind Lanthanoidsalze des Typs Ln(OTf)3, im speziellen das Scandiumsalz Sc(OTf)3. Diese Verbindung kann für ein breites Feld von Reaktionen verwendet werden, so Aldolreaktionen und Diels-Alder-Reaktionen (weitere Reaktionen siehe Namensreaktion oder Lewis-Säure).
Als konkretes Beispiel sei die Aldolkondensation des Silylenolethers 1-Trimethylsiloxycyclohexen mit Benzaldehyd aufgeführt. In Dichlormethan bei −78 °C vollzieht sich die Reaktion in der Gegenwart von Sc(OTf)3 mit einer Ausbeute von 81 %; wird das entsprechende Yttrium- oder Ytterbiumsalz verwendet, können nur Spuren des Aldols nachgewiesen werden:[6]
(Ph: Phenylgruppe, Me: Methylgruppe)
Sicherheitshinweise
Trifluoromethansulfonsäure ist ätzend und muss dementsprechend vorsichtig gehandhabt werden. Arbeit unter dem Abzug ist unbedingt erforderlich.
Quellen
- ↑ a b c d e f Sicherheitsdatenblatt (Merck)
- ↑ a b c R. D. Howells, J. D. Mc Cowna: Trifluoromethanesulfonic Acid and Derivatives, Chemical Reviews 77 (1977) 69–92.Erste Seite doi:10.1021/cr60305a005
- ↑ A. Streitwieser Jr., C. L. Wilkins, E. Kiehlmann: Kinetics and Isotope Effects in Solvolyses of Ethyl Trifluoromethanesulfonate, Journal of the American Chemical Society 90 (1968) 1598–1601. Erste Seite doi:10.1021/ja01008a601
- ↑ S. Mukhopadhyay, A. T. Bell, R. V. Srinivas, G. S. Smith: Synthesis of Trifluoromethanesulfonic Acid from CHF3. In: Organic Process Research & Development 4/8/2004. S. 660–662 Abstract doi:10.1021/op040007r
- ↑ E. Vedejs, D. A. Engler, M. J. Mullins: Reactive Triflate Alkylating Agents. In: The Journal of Organic Chemistry 19/42/1977. S. 3109–3113 Erste Seite doi:10.1021/jo00439a001
- ↑ Shū Kobayashi: Scandium Triflate in Organic Synthesis. In: European Journal of Organic Chemistry 1/1999 S. 15–27 Abstract