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Eduard Bernstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Eduard Bernstein (1850 - 1932)

Eduard Bernstein (* 6. Januar 1850 in Berlin; † 18. Dezember 1932 ebenda) war ein sozialdemokratischer Theoretiker und Politiker in der SPD.

Leben

Bernstein arbeitete von 1866 bis 1878 als Bankkaufmann. Im Jahre1872 stieß er zu den so genannten "Eisenachern" und trat der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) bei. Mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht bereitete er den Einigungsparteitag mit dem 1863 von Ferdinand Lassalle gegründeten ADAV (Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein) von 1875 in Gotha vor. Seit 1878 war er Privatsekretär des sozialdemokratischen Mäzens Karl Höchberg und arbeitete zur Zeit der Bismarckschen Sozialistengesetze, in der die Aktivitäten der Sozialdemokratie außerhalb des Reichstags verboten waren, in Zürich. Zwischen 1880 und 1890 war Bernstein Redakteur der Zeitung "Sozialdemokrat". 1888 wurde er auf preußisches Betreiben aus der Schweiz ausgewiesen und lebte seitdem in London. Dort hatte er enge Verbindung zu Friedrich Engels.

1891 nach der 1890 erfolgten Umbenennung der Sozialdemokraten in "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD), entstand das Erfurter Programm, in dem Bernstein den "praktischen" Teil verfasste. Zwischen 1896 und 1898 veröffentlichte er die Artikelserie "Probleme des Sozialismus", mit der die Revisionismus-Debatte in der SPD eröffnet wurde.1899 folgte die Veröffentlichung von "Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie", in der vom SPD-Vorstand und Karl Kautsky herausgegebenen Theoriezeitschrift "Die Neue Zeit".

Bernstein geriet mit seiner revisionistischen Position in scharfen Gegensatz zu August Bebel, Karl Kautsky und Wilhelm Liebknecht. 1901 kehrte Bernstein nach Aufhebung des Einreiseverbots nach Deutschland zurück und wurde 1902-1907, 1912-1918 und 1920-1928 Mitglied des Reichstages für den Wahlkreis Breslau-West. Im Jahr 1913 stimmte er im Reichstag mit der Fraktionslinken gegen die Rüstungsvorlage. Zwischen 1917 und 1919 wechselte Bernstein von der SPD zur USPD, die sich aus Protest gegen die Burgfriedenspolitik und damit der kriegsbilligenden und -unterstützenden Haltung der SPD im 1. Weltkrieg von dieser abspaltete. Nach der Novemberrevolution von 1918 / 1919, in deren Verlauf es in der USPD zur Bildung zweier Lager gekommen war, ging Bernstein aufgrund seiner im Grunde reformistischen Haltung wieder zurück zur SPD, wohingegen ein anderer Teil der USPD-Mitglieder nach und nach zur neu gegründeten KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) wechselte.

Zwischen 1910 und 1920 war Bernstein ebenfalls Stadtverordneter in seinem Wohnort Berlin-Schöneberg, danach unbesoldeter Stadtrat.

In der Bozener Straße 18 in Schöneberg erinnert eine Gedenktafel an ihn. Das Grab von Eduard Bernstein wird auf dem Friedhof Schöneberg als Ehrengrab des Landes Berlin gepflegt.

Werke

  • Die Arbeiterbewegung (1910)
  • Die Berliner Arbeiterbewegung von 1890 bis 1905 (1924)
  • Sozialdemokratische Lehrjahre (1928)
  • Der Streik (1920)
  • Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgabender Sozialdemokratie (1921)
  • Was ist Sozialismus? (1922)

Literatur

  • Francis L. Carsten: Eduard Bernstein 1850-1932 : eine politische Biographie. - München : Beck, 1993. - ISBN 3-406-37133-7
  • Teresa Löwe: Der Poltiker Eduard Bernstein : eine Untersuchung zu seinem politischen Wirken in der Frühphase der Weimarer Republik. - Bonn : Historisches Forschungszentrum, 2000. - ISBN 3-86077-958-3
  • Ehrenfried Pößneck: Was wollte Bernstein? : ein Beitrag zum Inhalt seiner Gesellschaftsauffassung. - Leipzig : Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte, 1993