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Bristol Blenheim (Automobil)

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Der Bristol Blenheim ist ein viersitziges Sportcoupé des britischen Automobilherstellers Bristol, das seit 1993 gebaut wird. Bislang sind drei Serien entstanden, die sich technisch und optisch geringfügig voneinander unterscheiden. Die Bezeichnung des Autos erinnert an das legendäre gleichnamige Flugzeug, von dem nur noch ein einsatzbereites Exemplar existiert.

Das Konzept

Der Bristol Blenheim basiert auf den von 1982 bis 1993 hergestellten Modellen Brigand und Britannia, die ihrerseits eine Weiterentwicklung des 1976 präsentierten Modells 603 darstellen. Der Blenheim übernahm die meisten technischen und stilistischen Elemente des Vorgängermodells, wurde aber in zahlreichen Details aktuellen Entwicklungen angepasst.

Bristol legte jedenfalls in der ersten Serie des neuen Blenheim den Schwerpunkt auf eine Verbesserung der Ökonomie. Dieser Ansatz war erfolgreich, wirkte sich aber nachteilig bei den Fahrleistungen aus: Die bekannte Sportlichkeit der früheren Bristol-Modelle war erheblich relativiert. Die zweite und vor allem die dritte Serie änderten dies wieder; hier lag der Akzent wieder deutlich im Bereich der Sportlichkeit.

Das Fahrzeug beruht weiterhin auf dem inzwischen klassischen Bristol-Chassis, auch das Fahrwerk, die Aufhängung und die Federung werden unverändert übernommen. Gleiches gilt für die Fahrgastzelle: Die Dachlinie, die Türen und die Glaspartien entsprechen denen des Bristol 603. Abgesehen davon sind die Karosserieteile völlig neu gestaltet worden. Die Frontpartie trägt nunmehr wieder vier Rundscheinwerfer, wobei die konkrete Gestaltung in den drei Serien erheblich differenziert, und das Heck, das deutlich höher ist als beim Vorgänger, trägt die markanten Rückleuchten des Vauxhall Senator B. Als Antrieb verwendet Bristol nach wie vor den bekannten, 5,9 Liter großen Achtzylindermotor von Chrysler, der nunmehr über eine zeitgemäße elektronische Benzineinspritzung verfügt und in den drei bislang hergestellten Serien unterschiedlich stark bearbeitet wurde. Als Neuerung gegenüber dem Vorgängermodell gibt es eine elektronisch gesteuerte Viergang-Automatik von Chrysler sowie serienmäßig vier Katalysatoren. ABS und Airbags sind dagegen bei Bristol weiterhin nicht lieferbar.

Der Blenheim wird nach wie vor in der dritten Serie hergestellt. Lieferbar sind drei verschiedene Varianten.

Die Bristol Evening Post berichtete in ihrer Ausgabe vom 5. Juli 2007, dass am vorangegangenen Wochenende bei einem Einbruch die Stahlpresse gestohlen worden sei, mit der Bristol die markanten Dachpartien der Blenheim-Modelle herstelle. Ein Bristol-Sprecher wurde mit den Worten zitiert, dieser Diebstahl habe möglicherweise Auswirkungen auf die Produktion des Blenheim. Zwar habe das Werk noch eine Reihe von vorgefertigten Dachpartien am Lager, irgendwann seien sie aber aufgebraucht. Bristol-Fans befürchteten daraufhin ein baldiges Auslaufen der Bleinheim-Produktion; andere sahen darin dagegen eine vom Werk lancierte Falschmeldung, um die eine Einstellung des legendären, aber schwach verbreiteten Modells zugunsten des neuen Bristol Fighter öffentlich zu rechtfertigen. Verschwörungstheoretiker unterstellten schließlich sogar einen Versuch des Versicherungsbetrugs. Anhaltspunkte dafür sind nicht ersichtlich. Tatsache ist, dass der Blenheim - sei es unter Verwendung von Ersatzteilen, sei es dank einer neu angeschafften Stahlpresse - nach wie vor im Angebot steht.

Die einzelnen Baureihen

Blenheim Mk.1

Der Blenheim Mk.1 wurde von 1993 bis 1997 hergestellt. Der Prototyp, ein silbernes Fahrzeug mit einem Interieur aus rotem Leder, wurde im September 1993 der Öffentlichkeit vorgestellt. Er basierte auf einem 1983 hergestellten Britannia und diente Tony Crook in den ersten Jahren als persönliches Fahrzeug.

Das Design der ersten Serie zeichnete sich durch eine große Frontblende aus, in die vier kleine Xenon-Scheinwerfer eingelassen waren. Der veritterte Kühlergrill war wappenförmig gestaltet. Die Zeitschrift autocar mißdeutete das als Kopie eines Lancia-Grills; tatsächlich zitierte die Form - freilich stark stilisiert - die ausdrucksstarke Kühleröffnung des Bristol 404. Der Innenraum blieb nahezu unverändert; allein die Positionierung des Radios änderte sich: Es war nunmehr in einem eigenständigen Gehäuse auf dem Armaturenbrett (statt - wie bisher - darunter) angebracht.

Tony Crook sah den Blenheim in einer Nische zwischen dem Bentley Continental R Turbo und dem Aston Martin Virage. Allerdings hatte der Blenheim gegenüber den Vorgängermodellen einiges an Sportlichkeit eingebüßt. Die Höchstgeschwindigkeit wurde werksseitig nur noch mit 220 km/h angegeben, für die Beschleunigung von 0 auf 60 Meilen pro Stunde (= 96 km/h) brauchte der Wagen mehr als 8 Sekunden. Bei seiner Vorstellung betonte Tony Crook stattdessen die Wirtschaftlichkeit des Autos und legte dar, dass bei 100 km/h nur 1.700 Umdrehungen pro Minute anfielen; bei konstant 110 km/h verbrauche der Blenheim nur 12,5 Liter auf 100 Kilometern. Die Presse bestätigte diesen Eindruck. Die Zeitschrift autocar beschrieb den Blenheim im September 1993 als ein „aristokratisches Auto, das nicht dazu da ist, um in die Kurven geworfen zu werden. (…) Für eilige, schnelle Fahrer ist der Blenheim exakt das falsche Auto. Aber als Gentleman´s Express bringt er eine gute Leistung".

Blenheim Mk.2

Im Sommer 1998 wurde die zweite Serie des Blenheim präsentiert. Äußerlich unterschied sich das neue Modell vor allem durch eine überarbeitete Frontpartie, die nun deutlich größere Rundscheinwerfer trug und insgesamt gefälliger wirkte. In technischer Hinsicht hatte Bristol auf die Kritik an den Fahrleistungen reagiert und dem Motor weiter überarbeitet. Die Leistung stieg nach Schätzung der Zeitschrift Top Gear auf etwa 260 PS, als Höchstgeschwindigkeit waren danach wieder 150 Meilen pro Stunde, d.h. etwa 240 km/h, möglich. Eine geringfügig vergrößerte Spurweite diente eher der Optik als dem Fahrverhalten.

Der Mk.2 wurde nur eineinhalb Jahre lang produziert. Dementsprechend entstanden nur wenige Exemplare dieser Spezifikation. Bezüglich der Gestaltung im Detail hing vieles vom Kundenwunsch ab. Das gilt auch für Design-Elemente. Es gibt Dokumente, die ein Einzelexemplar des Blenheim mit einem exponierten, V-förmigen Kühlergrill zeigen.

Blenheim Mk.3

Bereits im September 1999, wenige Monate nachdem Toby Silverton erhebliche Anteile am Unternehmen erworben hatte, präsentierte Bristol eine weitere Überarbeitung des Blenheim, den Mk. 3. Der Blenheim war optisch und technisch ein weiteres Mal erheblich überarbeitet worden; Ziel der Arbeiten war es gewesen, der bekannten Sportlichkeit der Marke wieder Geltung zu verschaffen. Äußerlich war die dritte Baureihe an einer wiederum geänderten Frontpartie zu erkennen: Die Scheinwerfereinfassung war gerundet; die zitierte klassische Linien. Auch der Innenraum war erheblichen Änderungen unterzogen worden. Die Oberkanten der Türen waren nun (wie beim 411 und seinen Vorgängern) mit Holz verkleidet, daneben gab es eine neue Mittelkonsole mit einem überarbeiteten, mit Leder bezogenen Schalthebel. Die Sitze waren überarbeitet worden, und Bristol bot nun eine sog. "Town Coupé"-Version an, bei der die Lehne des Beifahrersitzes vollständig nach vorn geklappt werden konnte, um dem hinten sitzenden Passagier "almost unlimited legroom" (eine beinahe unbegrenzte Beinfreiheit) zu gewähren.

Der Blenheim Mk.3 wird auch im Jahr 2009 noch produziert. Bristol bietet drei verschiedene Spezifikationen an, die sich im wesentlichen durch ihre Motorisierung unterscheiden:

Das Basis-Modell

Bereits Basis-Version des Blenheim verfügt über eine gegenüber dem Mk.2 erhöhte Motorleistung. Wie üblich, werden werksseitig keine konkreten Werte genannt. Britische Veröffentlichungen sprechen von etwa 320 PS. Diese Werte werden durch eine erhöhte Verdichtung, geänderte Zylinderköpfe, eine überarbeitete Nockenwelle und ein modifiziertes elektronisches Motormanagement erreicht.

Der Blenheim Mk. 3 G

Parallel zum herkömmlichen Mk.3 bietet Bristol werksseitig die Möglichkeit an, den Wagen mit Gas zu betreiben. Hier greift Bristol eine über 30 Jahre alte Tradition wieder auf; bereits die Modelle 411 und 603 konnten auf Wunsch mit Gas betrieben werden. Der Blenheim 3G ist vor allem für den Stadtverkehr in London geeignet, da er dank seines Antriebs nicht der in London üblichen City-Maut für benzinbetriebene Kraftfahrzeuge unterliegt.

Der Blenheim Mk. 3 S

Eine noch sportlichere Version des Blenheim ist der 3S. Durch weitere Bearbeitung des Triebwerks wird eine "signifikante Leistungserhöhung" (Tony Crook) erreicht. Britische Zeitschriften gehen von einer Leistung zwischen 360 und 400 PS aus. Optisch ist der 3S vor allem durch eine breitere Spur und geänderte Felgen zu erkennen.

Der Blenheim Speedster

Eine Sonderstellung nimmt der Blenheim Speedster ein, ein offenes zweisitziges Auto, das auf der Technik des Blenheim beruht, optisch aber eigenständig ist und in der Tradition des Bristol 404 bzw. des Arnolt-Bristol steht.

Ausgangsmodell des Blenheim Speedster war ein Bristol-Prototyp aus dem jahr 1954, der als möglicher Nachfolger des Arnolt-Bristol gedacht war. Optisch ähnelte der Wagen dem offenen Bristol 404. Das Fahrzeug kam letztlich nicht zur Serienproduktion; der Prototyp aber diente bis in die 1960er Jahre hinein als Testfahrzeug für neue Antriebsstrukturen. Zuletzt war der Wagen mit dem 5,2 Liter-Achtzylinder von Chrysler bestückt worden, bevor dieses Triebwerk Einzug in den Bristol 407 hielt. In den späten 1990er Jahren wurde der Wagen, der im Werk den Beinamen "The Bullet" erhielt, vollständig restauriert. Das Interesse der Kunden an diesem Modell veranlasste Bristol, ab 2002 ein ähnlich gestaltetes Modell in geringen Stückzahlen aufzulegen.

Der Speedster wird nur auf Bestellung produziert. Bis 2008 sollen etwa 10 Exemplare hergestellt worden sein.

Die Rezeption

Der Bristol Blenheim wird in der Presse übereinstimmend als außergewöhliches Autos beschrieben. Die meisten Berichte gehen freundlich mit dem Fahrzeug um. Sie sehen seine technische und optische Eigenständigkeit als Charakterstärke an und loben den Umstand, dass Bristol Cars noch immer ein konkurrenzfähiges, wennauch eigenwilliges Auto auf die Beine zu stellen vermag. Eine gewisse Renaissance erlebte der Blenheim nach 1998, wobei der nationale Aspekt eine nicht zu unterschätzende Rolle spielte: Nachdem Bentley an Volkswagen und Rolls-Royce an BMW verkauft worden war, war Bristol der einzige rein britische Luxuswagenhersteller. Bristol nahm auf diesen Umstand bewußt Bezug.

Nicht alle Berichte sind allerdings positiv. Insbesondere aus den späten 1990er Jahren gibt es auch Darstellungen, die sich mit der angeblich mangelhaften Verarbeitungsqualität des Autos auseinandersetzen. Ein enttäuschter Bristol-Eigentümer wurde mit den Worten zitiert:

"Es gibt zwei Dinge auf der Erde, die ein Mensch mit bloßem Auge vom Mond aus sehen kann: die Chinesische Mauer und die Spaltmaße eines Bristol".

Bekannte Blenheim-Fahrer

Bristol hat einen treuen Kundenstamm. Wenn Bristol ein neues Modell präsentiert, werden die Kunden laut Tony Crook es automatisch kaufen ("they will all upgrade"). Bekannte Blenheim-Fahrer sind:

Literatur

  • New Bristol Shock. Vorstellung des Bristol Blenheim (Mk. 1) in: Autocar vom 15. September 1993.
  • Souls of discretion. 50th anniversary of Bristol Cars. All significant models, in: Classic & Sports Car 5/1996.
  • Bristol Fashion is still shipshape. In: Autocar vom 7. August 1996.
  • Blenheim Palace. Vorstellung des Bristol Blenheim Mk.2 in: BBC Top Gear, August 1998.
  • Bristol unveils beefier Blenheim. Präsentation Bristol Blenheim Mk.3 in: Autocar vom 20. Oktober 1999.
  • Ferrari? Rolls-Royce? Bristol! Vorstellung des Blenheim Mk.3 in: Welt am Sonntag Nr. 28/2001 vom 15. Juli 2001 (S. 54).