Admiral Graf Spee

Admiral Graf Spee war der Name eines deutschen Panzerschiffes des Zweiten Weltkrieges, das 1939 vor der Küste Uruguays von der eigenen Besatzung versenkt wurde. Seinen Namen erhielt das Schiff zu Ehren des Vizeadmirals Maximilian Graf von Spee.
Geschichte
Am 21. August 1939 verlässt die Admiral Graf Spee Wilhelmshaven mit dem Ziel Südatlantik. Kommandant ist Kapitän zur See Hans Wilhelm Langsdorff.
Am 26. September 1939 erhielt Kapitän Langsdorff den Befehl, mit der Admiral Graf Spee alliierte Handelsschiffe anzugreifen. Zwischen dem 30. September und dem 7. Dezember 1939 versenkte das Schiff im Atlantik und im Indischen Ozean insgesamt neun britische Handelsschiffe mit zusammen 50.089 Bruttoregistertonnen. Todesopfer gab es dabei keine: bevor Langsdorff die aufgebrachten Schiffe versenkte, ließ er sie evakuieren.
Am 13. Dezember 1939 wurde die Admiral Graf Spee vor der Mündung des Río de la Plata von einem Schiffsverband aus dem britischen Schweren Kreuzer HMS Exeter als Flaggschiff sowie dem Leichten Kreuzer HMS Ajax und dem neuseeländischen Leichten Kreuzer HMNZS Achilles gestellt. Im Laufe der Seeschlacht wurde die Exeter schwer beschädigt (61 Tote und 23 Verwundete) und außer Gefecht gesetzt. Aber auch die Admiral Graf Spee wurde schwer beschädigt und hatte 36 Tote sowie 60 Verwundete zu beklagen. Kapitän Langsdorff brach das Gefecht ab und lief in den Hafen von Montevideo am Río de la Plata ein.
Der britische Botschafter in Montevideo handelte mit der Regierung von Uruguay aus, dass das deutsche Panzerschiff den Hafen innerhalb von 72 Stunden wieder zu verlassen habe. Das internationale Seerecht sah vor, dass kein Kriegsschiff einen Hafen verlassen dürfte, wenn in den letzten 24 Stunden zuvor ein Schiff der gegnerischen Seite diesen verlassen hatte. Deshalb sorgte der Botschafter dafür, dass jeden Tag ein britisches Handelsschiff den Hafen verließ und verhinderte somit ein sofortiges Auslaufen der Graf Spee. Die britische Verstärkung, die bereits auf dem Weg war, benötigte noch Zeit. Inzwischen blockierten die "Ajax" und "Achilles" zusammen mit der Cumberland die La-Plata-Mündung.
Eine andere Version: Die "Admiral Graf Spee" erlitt schwere Treffer in der Maschinensektion und eine ordnungsgemäße Ölversorgung der Maschinen war damit nicht mehr gewährleistet. Auch an anderen Stellen erlitt der Schiffskörper reparaturbedürftige Beschädigungen. Hitlers sog. "Westentaschenschiff" hatte einen Nachteil: Um den Anforderungen des Vertrags von Versailles Anfang der 30er Jahre zu entsprechen, wurden zu Lasten der Panzerung schwere Geschütze montiert. Dem Panzerschiff fehlte größtenteils die starke Panzerung. In Uruguay hatte Langsdorff nichts zu befürchten, da er mit der "Graf Spee" wegen der Neutralität Uruguays zwei Wochen hätte ankern können. Auf Druck Großbritanniens hin musste die "Graf Spee" nach 72h wieder auslaufen. Die nötigen Instandsetzungsarbeiten an den Maschinen waren in dieser Zeit nicht zu schaffen. Für die Briten wäre ein zweiwöchiges Warten auf das Auslaufen der "Graf Spee" zu gefährlich (auch durch U-Boote) gewesen, da auch die Kriegsmarine Unterstützung befohlen hätte.
Am 17. Dezember 1939 um 18:15 Uhr verließ die Graf Spee den Hafen von Montevideo. Tausende von Menschen waren zusammengekommen um das Auslaufen des deutschen Panzerschiffes zu beobachten. Nach drei Seemeilen ließ Kapitän Langsdorff ankern und Sprengsätze im ganzen Schiff scharf machen. Die restliche Besatzung verließ das Schiff und um 19:52 Uhr detonierten die Sprengladungen.
Kapitän Langsdorff evakuierte bereits in Montevideo seine Mannschaft und lief nur noch mit ausgewählten Offizieren aus.
Kapitän zur See Hans Langsdorff erschoss sich am 19. Dezember 1939 mit seiner Dienstwaffe, auf der Reichskriegsflagge liegend. Er wurde am 22. Dezember 1939 auf dem deutschen Friedhof von Buenos Aires beigesetzt.
Im Februar 2004 wurde damit begonnen, das Wrack mit Hilfe eines Schwimmkrans aus acht Metern Tiefe zu heben. Die Bergungsaktion wird von privaten Investoren und dem Staat Uruguay finanziert, da das Wrack die Schifffahrt gefährdet. Nach mehreren erfolglosen Anläufen musste die Bergungsaktion am 9. Februar 2004 wegen der ungünstigen Wetterbedingungen erfolglos abgebrochen werden. Am 25. Februar 2004 wurde, als erstes größeres Wrackstück, der 27 t schwere Artillerieleitstand geborgen. Bis 2007 soll die Bergung dauern, die geborgenen Wrackstücke sollen zu einer Ausstellung zusammengestellt werden.
Die Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht
Hinweis: Die Zitate aus den Veröffentlichungen des Oberkommandos der Wehrmacht stellen keine objektive, sondern eine fragwürdige, aber doch wichtige Quelle dar. Die Berichte waren stets knapp gehalten – lediglich bei Erfolgsmeldungen etwas ausführlicher und konkreter. Bei Niederlagen und Verlusten hingegen kürzer und abstrakter.
Donnerstag, den 14. Dezember 1939
- Das Panzerschiff "Admiral Graf Spee", eines der seit Kriegsausbruch in den atlantischen Gewässern operierenden Kriegsschiffe, stieß gegen den Geleitzugweg La Plata – Europäische Gewässer vor und versenkte die britischen Dampfer "Tairoa" (7983 BRT) und "Streonshall" (3895 BRT). Hierbei kam das Panzerschiff in Gefechtsberührung mit dem schweren englischen Kreuzer "Exeter" und den leichten Kreuzern "Ajax" und "Achilles". Bei dem Gefecht gelang es dem Panzerschiff, den zahlenmäßig überlegenen feindlichen Streitkräften schweren Schaden zuzufügen. "Exeter" mußte sich nach schweren Treffern aus dem Gefecht zurückziehen. Einer der leichten Kreuzer wurde gleichfalls schwer beschädigt. Das Panzerschiff "Admiral Graf Spee" erhielt seinerseits einige Treffer. Zur Zeit befindet es sich in dem Hafen von Montevideo (Uruguay).
Montag, den 18. Dezember 1939
- Das Panzerschiff "Admiral Graf Spee" hat die zur Wiederherstellung seiner Seefähigkeit benötigte Frist von der uruguayischen Regierung nicht bekommen. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat deshalb dem Kommandanten den Befehl gegeben, das Panzerschiff außerhalb der Hoheitsgewässer selbst zu sprengen und zu vernichten. Dies ist am 17. Dezember gegen 20 Uhr geschehen.
Technische Daten
- Kiellegung: 1. Oktober 1932
- Stapellauf: 30. Juni 1934
- Indienststellung: 6. Januar 1936
- Bauwerft: Reichsmarinewerft Wilhelmshaven
- Wasserverdrängung (Standard): 12.100 t
- Wasserverdrängung (maximal): 16.200 t
- Länge: 181,7 m (Wasserlinie) / 186 m (über alles)
- Breite: 21,6 m
- Tiefgang: 7,4 m
- Maschinen: 8 MAN 9-Zylinder Dieselmotoren mit insgesamt 55.400 PS (40.770 kW)
- Geschwindigkeit: 28,5 kn (53 km/h)
- Treibstoffvorrat: 2756 t
- Fahrbereich: 8900 sm bei 20 kn
- Panzerung
- Deck: bis zu 41 mm
- Panzerquerschotts (achtern & vorn): 80-100 mm
- Aufbauten: bis zu 99 mm
- Vorderer Kommandostand:
- Decke: 50 mm
- Seiten: 150 mm
- 28 cm Geschütztürme
- Stirnwände: 140 mm
- Turmdecken: 90-105 mm
- Rückwände: 170 mm
- Seiten: 75-85 mm
- 15 cm Türme: Dicke der Schutzschilde 10 mm
- Bewaffnung
- 6 Geschütze 28 cm L/52 C/28 in zwei Drillingstürmen
- Turmgewicht: 590 t
- Rohrgewicht: 48,2 t
- Geschossgewicht (APC, HE): 300 kg
- Geschosslänge
- APC: 104,7 cm
- HE: 118,8 cm
- Feuerrate: 2,5 Schuss pro Rohr/Min
- Mündungsgeschwindigkeit: 910 Meter/Sekunde
- Reichweite bei 40° (APC): 36.475 m
- Lebensdauer: ca. 340 Schuss
- Munitionsvorrat pro Rohr: variierte zwischen 105-120 Schuss
- 8 Geschütze 15 cm L/55 C28 in Einzellafetten
- Turmgewicht: 24,83 t
- Rohrgewicht: 9,08 t
- Geschossgewicht (APC, HE): 45,3 kg
- Geschosslänge
- APC: 55.5 cm
- HE m. Kopfzünder: 65.5 cm
- HE m. Bodenzünder: 67.9 cm
- Lebensdauer: ca. 1100 Schuss
- Feuerrate: 6-8 Schuss/Min
- Mündungsgeschwindigkeit: 875 Meter/Sekunde
- Reichweite bei 35° (HE): 22.000 m
- 6 Geschütze 8,8 cm L/78 C/31
- später durch 6 10,5 cm L/65 C/33 Kanonen ersetzt
- Gewicht eines Rohrs: 4.56 t
- Feuerrate: 15-18 Schuss/Minute
- Lebensdauer: ca. 2950 Schuss
- Mündungsgeschwindigkeit (HE): 900 Meter/Sekunde
- später durch 6 10,5 cm L/65 C/33 Kanonen ersetzt
- 8 MK 3,7 cm L/83 C/30
- Turmgewicht: 3,67 t
- Rohrgewicht: 243 kg
- Mündungsgeschwindigkeit: 1000 Meter/Sekunde
- Reichweite: bei 45° 8500 m / bei 85° 6800 m
- Lebensdauer: 7500 Schuss
- Munitionsvorrat: 6000 Schuss pro Rohr
- Feuerrate: 30 Schuss/Minute
- 10 2 cm L/65 Flak MK
- 8 53,3 cm Torpedorohre in 2 Vierlingsgruppen auf dem Deck
- 2 Wasserflugzeuge (1 Katapult)
- bis 1939: Heinkel He 60D
- ab 1939: Arado 196
- 6 Geschütze 28 cm L/52 C/28 in zwei Drillingstürmen
- Besatzung: 1.150 Mann
- Baukosten: rund 82 Millionen Reichsmark
Kommandanten
- Kapitän zur See Konrad Patzig: Januar 1936 bis Oktober 1937
- Kapitän zur See Walter Warzecha: Oktober 1937 bis Oktober 1938
- Kapitän zur See Hans Langsdorff: Oktober 1938 bis 17. Dezember 1939
Andere Schiffe mit dem Namen Graf Spee
Nach Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee wurden mehrere deutsche Kriegsschiffe benannt:
- Die S.M.S. Graf Spee (Stapellauf 1917), ein Panzerkreuzer.
- Die Schulfregatte Graf Spee (1959 – 1967) der Bundesmarine.
Literatur
- F. W. Rasenack: Panzerschiff Admiral Graf Spee, Tatsachenbericht, Heyne Verlag, ISBN 3-45301-268-2
- Gerhard Koop & Klaus-Peter Schmolke: Die Panzerschiffe der Deutschland-Klasse, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-76375-919-0
Filme
- (1956) The Battle of the River Plate (UK), Pursuit of the Graf Spee (USA), Panzerschiff Graf Spee (Deutsch) tt0048990 auf IMDB.org
Weblinks
- Umfangreiche Datensammlung mit Literaturhinweisen auf German-Navy.de (engl. / Stand der URL: 2004-08-12)