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Masties

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Masties (* vor 449; † 494 oder 516) war ein spätantiker Militärführer (dux) und berberischer Stammesfürst in Nordafrika, der eventuell den Titel eines römischen Kaisers beanspruchte.

Im Zuge der Auflösung des Weströmischen Reiches in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts entstanden in den nicht von den Vandalen kontrollierten Bergregionen Nordafrikas mehrere berberische Kleinreiche (u. a. Altava), die seit der Absetzung des Romulus Augustulus durch Odoaker 476 der nominellen Oberhoheit des Kaisers in Byzanz unterstanden. Der Berberführer Masties etablierte sein Territorium in Numidien mit der Residenz Arris. Um seine Herrschaft bei den römischen Provinzialen zu legitimieren, nahm er nach 476 − wahrscheinlich 484 nach einer erfolgreichen Rebellion der Berber gegen den Vandalenkönig Hunerich – möglicherweise den Titel imperator an.[1] Einer in Arris gefundenen Inschrift zufolge herrschte Masties 67 Jahre als dux und zehn (nach anderer Lesung: 40) Jahre als Kaiser über „Römer und Mauren“.[2] Als Regierungszeit ergibt sich somit entweder 484 bis 494[3] oder 476/477 bis 516[4]. Es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass Masties' „Kaisertum“ von Zenon oder Anastasios I. anerkannt worden wäre;[5] aus der Perspektive der Regierung in Konstantinopel galt er als Usurpator.

Literatur

  • Jehan Desanges: À propos de Masties, imperator berbère et chrétien. In: Ktema 21, 1996, S. 183–188.
  • Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376-568. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 0-5214-3491-2.
  • John Robert Martindale: Masties. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 2, Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20159-4, S. 734.
  • Andy H. Merrills (Hrsg.): Vandals, Romans and Berbers. New Perspectives on Late Antique North Africa. Aldershot 2004.
  • Yves Modéran: Les Maures et l'Afrique romaine. 4e.-7e. siècle. Rom 2003 (Bibliothèque des Écoles françaises d'Athènes et de Rome, 314), ISBN 2-7283-0640-0.
  • Pierre Morizot: Pour une nouvelle lecture de l'Elogium de Masties. In: Antiquités africaines 25, 1989, S. 263–284.
  • Pierre Morizot: Masties a-t-il été imperator? In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 141, 2002, S. 231–240.

Anmerkungen

  1. Vgl. Modéran, Les Maures, S. 202ff.; kritisch hierzu Morizot, Masties, S. 231ff.
  2. AE 1945, 97
  3. Halsall, Barbarian migrations, S. 409.
  4. PLRE 2, S. 734.
  5. Vgl. Merrills, Vandals, S. 6.