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Karl I. Ludwig (Pfalz)

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Karl I. Ludwig, Kurfürst von der Pfalz (* 22. Dezember 1617 in Heidelberg; † am 28. August 1680 bei Edingen) war "von Gottes Gnaden Pfaltzgraff bey Rhein des Heyligen Römischen Reichs Erzschatzmeister und Churfürst, Hertzog in Bayern".

Datei:Karl Ludwig Kurfürst.jpg
Kurfürst Carolus Ludovicus, Kupferstich 1653

Karl Ludwig war der Sohn Friedrichs V., des Winterkönigs, und der Elisabeth Stuart. Nach dem Westfälischen Frieden erhielt Karl Ludwig die Kurpfalz zurück, außerdem erhielt er die Kurwürde nebst dem Erzschatzmeisteramt, die seinem Vater aberkannt worden und auf Bayern übergegangen war, als neugeschaffene achte Kur des Heiligen Römischen Reiches zurück. Die Oberpfalz aber, der Rang, den die Pfalz früher im kurfürstlichen Kollegium gehabt hatte, und das Erztruchseßamt blieben bei Bayern. Doch wurde festgesetzt, dass diese Länder und Würden, wenn die bayrische Linie erlöschen würde, an die Pfalz zurückfallen sollten.

In den Kriegen des Kaisers und Reichs gegen Frankreich 1673-1679 wollte letzteres den Kurfürsten zwingen, sich mit ihm zu verbünden, und auf seine Weigerung hin verwüstete ein französisches Heer im Juli 1674 die Kurpfalz. Nach dem Frieden von Nimwegen aber drang Frankreich dem Kurfürsten noch eine Kriegssteuer von 150.000 Gulden ab und zog durch die Reunionskammern beträchtliche Gebiete der Pfalz ein.


Der Karl-Ludwig-See

Lage des Karl-Ludwig-See

Eingebettet im heutigen Naturschutzgebiet "Hockenheimer Rheinbogen", südlich von Ketsch (Rhein-Neckar-Kreis), liegt eine weitläufige ehemals vermoorte Senke, deren Fläche noch heute als Karl-Ludwig-See bezeichnet wird. Kurfürst Karl I. Ludwig war beim Volk sehr beliebt, da er nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges viel für den Wiederaufbau der Kurpfalz und für deren wirtschaftliche Förderung leistete. Ûnter anderem widmete er sich der Neuorganisation der Verwaltung sowie dem Wiederaufbau des Schul- und Finanzwesens. Im Rahmen dieser Maßnahmen entstand 1649 vor der Ortschaft Ketsch eine riesige Teich- und Fischzuchtanlage. Die Gesamtfläche des Sees mit 486 Morgen (= ca. 1,74 km2) war für damalige Verhältnisse beachtlich, und die Erträge an Fischen und Krebsen (Edelkrebs- Astacus astacus) florierten laut urkundlicher Einträge. Sogar Wasserschildkröten - möglicherweise die heimische Sumpfschildkröte Emys orbicularis - wurden dort gefangen und an den Kurfürstlichen Hof nach Heidelberg verbracht. Dort waren Schildkröten als Delikatesse sehr begehrt. Auch Liselotte von der Pfalz erwähnt diese besondere Speise, die meist zu wichtigen Anlässen dem Kurfürsten und seinen Gästen gereicht wurde.

Zahlreiche Anwohner aus den angrenzenden Ortschaften Alt-Lossheim, Schwetzingen, Ketsch, Hockenheim auf dem Sand, Offtersheim, St.Ilgen, Sandhausen und Walldorf (= hist. Schreibweise) waren damit beauftragt, die baulichen Anlagen des Karl-Ludwig-Sees (Dämme, Stauwehre, Brücken) zu pflegen, die Fischreusen zu entleeren und alle sechs Jahre die Ufer des zufließenden Kraichbachs von unnützer Vegetation zu räumen. In der Regierungszeit von Karl III. Philipp (1716-1742) begann der Niedergang des Sees. Bedingt durch Kriege und Hochwasser setzte in der Mitte des 18. Jahrhunderts der völlige Zerfall der Anlagen ein. Die ehemalige Seefläche wurde in der Folgezeit nur noch als Grünland landwirtschaftlich genutzt (Wässerwiese).

Das Schwetzinger Schoss

Auch wenn das Schwetzinger Schloss und insbesondere der Schlossgarten meist im gleichen Atemzug mit dem späteren Kurfürsten Carl Theodor genannt werden, soll an dieser Stelle erinnert werden, dass die Bedeutung und der Aufstieg dieser einmaligen Kulturstätte unter Karl I. Ludwig ihre Anfänge nahm. Die ursprünglich als Jagdschloss angelegte und entsprechend genutzte Örtlichkeit, wurde im Dreißigjährigen Kriegg stark zerstört. Obwohl strategisch völlig bedeutungslos wurde der Brückenzugang über den Leimbach gesprengt und das Wohngebäude (das heutige zentrale Mittelgebäude) bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Es war Karl I. Ludwig, der im August 1656 beschloss, das Schwetzinger Schloss wieder aufzubauen und die Anlage entsprechend zu erweitern. Den Einwohnern Schwetzingen befahl er zunächst Schutt und Trümmer wegzuräumen, wobei die Trümmerteile wie Steine und altes verbogenes Eisenwerk bei den Untertanen zur eigenen Verwendung verbleiben können. Auf diese Art und Weise motiviert hatten die einwohner Schwetzingens sowie der angrenzenden Gemeinden bereits bis zum nächsten Frühjahr, die meisten Trümmer weggeäumt, sodass 1657 mit dem Wiederaufbau des Schwetzinger Schlosses begonnen werden konnte.

Die Nachkommen

Karl Ludwig heiratete Charlotte von Hessen-Kassel. Aus ihr gingen die Kinder Karl († 1685) und Elisabeth Charlotte (1652-1722) hervor. Bereits 1653 scheint die Ehe zwischen den beiden grundlegend zerrüttet gewesen zu sein. Nach der Scheidung vermählte er sich mit Luise von Degenfeld, mit der er morganatisch verheiratet war und 13 Kinder hatte. Die Tochter Charlotte aus erster Ehe, besser bekannt als Liselotte von der Pfalz, heiratete 1671 mehr oder weniger freiwillig Philipp I., Herzog von Orléans.

Als sein Sohn und Nachfolger Karl II. am 16. Mai 1685 in Heidelberg ohne erblich berechtigte Nachkommen stirbt (Grabstätte in der Heiliggeistkirche in Heidelberg), erhebt der französische König Ludwig XIV. für seinen Bruder, den Herzog von Orleans, der mit der Schwester des verstorbenen Kürfürsten Elisabeth Charlotte vermählt war, Erbansprüche sowohl auf das gesamte Privatvermögen Karls II. als auch auf Teile der Kurpfalz. Kaiser Leopold sowie der Reichstag lehnen die Forderungen des französischen Königs aber kategorisch ab. Die Folge war, dass Ludwig XIV. daraufhin versuchte seine Ansprüche mit Waffengewalt im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) durchzusetzen. Im Jahr 1689 ließ Ludwig der XIV. Heidelberg und angrenzende Gebiete der Kurpfalz durch seine Armee niederbrennen (Eroberung und Zerstörung des Heidelberger Schlosses durch den französischen General und Heeresführer Ezéchiel de Mélac).

Literatur

  • [1] Landeskunde online
  • [2] Niedermoor Karl-Ludwig-See


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