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Corps Gothia Innsbruck

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Wappen des akad. Corps Gothia. Im linken unteres Feld ist das Wappen der Stadt Meran zu erkennen - der Bezug zu Südtirol, der Heimat der Gründer.

Das Corps Gothia Innsbruck ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). Es ist das erste Corps aus Österreich, das in den KSCV aufgenommen worden war. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint seine Mitglieder, die an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, der Medizinischen Universität Innsbruck, sowie am Management Center Innsbruck studieren oder studiert haben, in Freundschaft auf Lebenszeit.

Zirkel des akad. Corps Gothia

Die Mitglieder des Corps Gothia tragen die Farben "enzianblau-weiß-alpenrosenrot" mit silberner Perkussion. Dazu wird eine blaue Mütze und von den aktiven Corpsmitgliedern zusätzlich eine blaue Kneipjacke getragen. Die Füchse tragen das "enzianblau-alpenrosenrote" Fuchsenband.

Der Wahlspruch des Corps lautet "Frei und Treu!"

Der Waffenspruch des Corps lautet "Gladius Ultor Noster" ("Das Schwert sei unser Rächer")

Geschichte

Gründung bis Aufnahme in den HKSCV

Zu Beginn des Wintersemmesters 1870 beschloss eine Tafelrunde junger meraner Studenten, die durch innige Freundschaften und gemeinsame Interessen miteinander verbunden waren, sich eine feste Grundlage zu geben und eine Verbindung zu stiften. Die Stifter aus Südtirol waren der Jurist Atz, der Mediziner Prünster und die fünf Philosophen Sandbichler, Wimmer, Tanzer, Kohl und Pupp.

So entstand am 20. Oktober 1870 im Gasthaus "Beim Müller" in Wilten eine neue akademische Verbindung, die sich zunächst den Namen “Walhalla” gab. Die neue Verbindung fand bald ziemlichen Anklang in Studentenkreisen, so kamen bereits im Wintersemesters 1870/71 weitere sieben Füchse dazu. Obwohl die Walhalla noch keinen Einfluss auf ihre Mitglieder nahm, was den Gebrauch der studentischen Waffen anging, so wurde dies doch als Selbstverständlichkeit angesehen. Der größte Teil der Aktiven besuchte denn auch den Paukboden des Corps Athesia Innsbruck. Im Sommersemester 1871 stieg die erste Mensur zwischen Walhalla und Rhaetia.

Im Wintersemester 1871/72 nahm das Verbindungsleben ausgeprägtere, deutlichere Formen an. Am 16. November 1871 wurden neue Statuten, bestehend aus 24 Paragraphen, angenommen. Als Verbindungsfarben wurden "Violett-Silber-Schwarz" festgesetzt, mit braunen Mützen, der Wahlspruch lautete: “Frei und Treu” angenommen. Zweck der Verbindung war es, "(...) studentische Interessen zu wahren, den Fortschritt zu befördern und innige Kameradschaftlichkeit zu pflegen."[1] Die Verbindung als solche nahm die Verpflichtung zum Schlagen von Mensuren noch nicht an, verpflichtete jedoch jedes Mitglied seine Ehre zu wahren und dass die Ehre der Verbindung keinen Schaden erleidet.

Einen neuen Schritt unternahm die Verbindung am 15. Dezember 1871. Sie nimmt die Farben enzianblau-weiß-rot und enzianblaue Mützen an. Am 11. Januar 1872 wird die unbedingte Satisfaktion angenommen.

Der farbentragenden Verbindung Walhalla stand nun eine ernste Zeit bevor. Die Bezeichnung “Verbindung”, obwohl gut gewählt für die Zeit der organischen Entwicklung, war zu matt, zu ausdruckslos geworden. Eine neue bezeichnendere Benennung musste gefunden werden. Am 8. März 1872 geschah der bedeutungsvolle Schritt: die Verbindung Walhalla konstituierte sich als Corps.

Datei:Karte Gothia.jpg
Couleurkarte nach einem Entwurf von AH Merlet rec. 1906

Um ein engeres Verhältnis zu den beiden älteren Innsbrucker Corps zu schaffen wurde ein SC-Verhältnis eingegangen und der studentische Comment gegenseitig garantiert. Am 16. Mai 1872 nahm das Corps statt des bisherigen den Namen Gothia an. Neue Statuten wurden ausgearbeitet und am 15. Oktober 1873 endgültig angenommen. In diesen waren alle jene Änderungen vorgenommen worden, die die Corpserklärung notwendig gemacht hatte. "Der Verein führt den Namen Gothia und ist akademisches Corps, dem als solchen politische und religiöse Bestrebungen fremd sind."[2]

1875, nach einem Zusammenstoße zwischen Mitgliedern des Senioren Convents und der Verbindung "Voralbergia", der Vorläuferin der Burschenschaft Suevia, bei der es auch zu Tätlichkeiten kam, wurde Gothia, zusammen mit Corps Athesia, von der Stadthalterei aufgelöst. Gothia bestand im geheimen weiter bis zur Rekonstitution am 2. August 1876. Gegen Ende der 1880er Jahre wurde die Lage, wie für die Corps in Österreich überhaupt, so auch für Gothia schwieriger. Der Melker S.C. Verband, die Vereinigung der österreichischen Corps unter dem Goten Theodor Christomannos hatte sich wieder aufgelöst. Die burschenschaftlichen Ideen und Strömungen hatten die Studentenschaft der k.u.k. Monarchie voll erfaßt. Gleichzeitig setzte eine erbitterte Hetze der Klerikalen ein, ein Auskundschaften, ein Denunzieren jeder Schlägerpartie, das zeitweise einen geregelten Mensurbetrieb fast zu vereiteln drohte.

Das Corps hatte sich mehr als ein Jahrzehnt auf seiner Höhe behauptet, jedoch folgte eine schlechte Zeit. Immer heftiger und energischer wurden die Angriffe der Burschenschafter, auch in Innsbruck. Die politische Lage, die eine kräftige politische Betätigung schon der Jugend für die Zukunft der Deutschen in Österreich notwendig erscheinen ließ, trieb den akademischen Nachwuchs den Burschenschaftern in die Hände. Die Aktivenzahl sank von Jahr zu Jahr. So beantragte der Senat im Sommersemester 1891 sogar die Auflösung des Corps, welche allerdings von der Stadthalterei abgelehnt wurde. Die Corpsverhältnisse der anderen österreichischen Hochschulen waren ebenfalls schlecht, so dass auch von einem Zusammenschluss mit den wenig verbliebenen Corps nichts zu hoffen war. Unter solchen Umständen war es begreiflich, wenn in den Corpskreisen der Gedanke auftauchte, eine feste Stütze, in dem Anschluss an einen mächtigen Verbandzu suchen: Den Hohen Kösener Senioren-Convents-Verband (HKSCV). Und so wurde beim 25 jährigen Stiftungsfest am 19. Oktober 1895 der Beschluss gefasst, die Aufnahme in den HKSCV nachzusuchen. Nach Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten gelang am 4.März 1898 dem Corps unter Führung von Christomannos die Aufnahme. Unter der Schirmherrschaft des SC zu München, einem wohllöblichen CC der Suevia München fochten die Goten ihre 12 Anerkennungspartien vor dem SC. Schon am nächsten Congress nach der Aufnahme Gothias in den HKSCV noch im Jahre 1898, wurde dem CC Sitz- und Stimmrecht bei dem Congress bewilligt.

Gothia war somit das erste Corps aus Österreich, das 1898 in den Kösener Senioren-Convents-Verband aufgenommen worden war.

Vom Kösener Corps bis zur Gegenwart

Einen neuen Abschnitt in der Geschichte des Corps bildet die Aufnahme in den Kösener. Mit einem Schlag trat Gothia in gänzlich neue Verhältnisse ein. Das Corps wurde entrückt den engen österreichischen Verhältnissen mit ihren ewigen kleinen Couleurzwistigkeiten. Es trat hinein in die großen, in jahrhundertelanger Entwicklung ausgebildeten Traditionen. Gothia nahm die Position eines Lernenden an und tat sich damit nicht leicht. Das ganze erste Jahrzehnt, seit dem Eintritt in den HKSCV, war ein einziger verzweifelter Kampf um das Fortbestehen des Corps. Viele Semester war es fast unmöglich, die zum Aufrechterhalten der Gothia notwendigen drei Corpsburschen zusammenzubringen. Daneben gab es noch große andere Arbeiten für die aktiven Corpsburschen. Neue Statuten mussten geschaffen werden, was auch im Jahre 1900 geschah. Trotz aller verzweifelten Anstrengungen war die Lage des Corps im Jahre 1904 aussichtslos geworden. Am 2. Mai 1904 musste die Gothia suspendieren aus Mangel an Aktiven. Durch Unterstützung von Corps Franconia Tübingen konnte Gothia am 7. Juli 1905 rekonstituiert werden und eine Reihe von neuen Füchsen verpflichtet werden.

Nach einer langen Prüfungszeit hatte Gothia es soweit gebracht, dass im Jahre 1910 Vertreter der Corps Suevia München, Thuringia Jena, Hassia Gießen, drei der mächtigsten Corps des einflussreichen „Schwarzen“ Kreises, beim 40-jährigen Stiftungsfeste anwesend waren. Am 11. November 1911 kam es dann zum Abschluss eines offiziellen Vorstellungsverhältnisses mit Suevia München, während mit Thuringia Jena noch ein inoffizielles Vorstellungsverhältnis bestand.

Verhältnisse

Das Corps Gothia unterhält Freundschaftsverhältnisse zu vielen Kösener Corps, die sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts bildeten.

Befreundete Verhältnisse

Corps Alemannia WienCorps Suevia MünchenCoprs Suevia Straßburg zu MarburgCorps Thuringia JenaCorps Franconia Tübingen • [Corps Hassia-Gießen zu Mainz|Corps Hassia-Gießen]] • Corps Baruthia ErlangenCorps Normannia BerlinCorps Vandalia GrazCorps Montania LeobenCorps Brunsviga Göttingen

Kartell

Die engste Beziehung unterhält Gothia zu Corps Bavaria Würzburg. Im Jahre 1955 entstand ein Kartell aus dem seit 1920 bestehendem Freundschaftsverhältnis.

Bekannte Goten

Theodor Christomannos (* 31. Juli 1854 in Wien; † 30. Januar 1911 in Meran) ist bedeutend als Fremdenverkehrspionier in Südtirol.

Alexander Erwin Merlet (* 8. Dezember 1886 in Wien-Währing; † 24. Juni 1939 in Bozen). Mediziner, Bergsteiger, Maler und Graphiker.

Alfred Poell (* 18. März 1900 in Linz an der Donau; † 30. Januar 1968 in Wien) war ein Wiener Kammersänger (Bariton).

Hermann Rink (* 1935 in Landau in der Pfalz) ist ein deutscher Chemiker, Strahlenbiologe und pensionierter Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn. Er machte sich auch einen Namen als Studentenhistoriker sowie als Funktionär des Korporationsverbandes Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). Heute ist er 1. Vorsitzender des Vorstandes des Verbandes Alter Corpsstudenten e.V. (VAC), des Altherrenverbandes des KSCV. Der VAC zählt mit rund 14.000 Mitgliedern seiner Corps zu den großen Akademikerverbänden Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.

Theodor von der Wense (* 29. Januar 1904 in Gmunden; † 18. April 1977 in Innsbruck war der ehemalige Vorstand des Institutes für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität Innsbruck, emerit. o. Univ.-Prof. Dr. med. et Dr. phil.; Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck und von 1968 bis 1970 ihr Rektor.

Quellen und Anmerkungen

  1. Statuten des akad. Corps Gothia, 1871
  2. Statuten des akad. Corps Gothia, 1873


Siehe auch: Corps, Liste Kösener Corps, Studentenverbindung