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Hundstage (2001)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Film
Titel Hundstage
Produktionsland Österreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahre 2001
Länge 121 Minuten
Stab
Regie Ulrich Seidl
Drehbuch Ulrich Seidl und Veronika Franz
Produktion Helmut Grasser, Philippe Bober (Allegro Film)
Musik Marcus Davy
Kamera Wolfgang Thaler
Schnitt Andrea Wagner und Christof Schertenleib
Besetzung

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Hundstage ist der erste Spielfilm des österreichischen Regisseurs Ulrich Seidl. Der Film schildert die tiefen Abgründe in der scheinbar heilen Welt einer Wiener Vorstadt an den heißesten Tagen des Jahres.

Für seine Arbeit wurde Seidl 2001 bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.

In einem Film werden sechs unabhängige Geschichten erzählt, die gegen Ende teilweise miteinander verschmelzen. Ort der Handlungen sind Wiener Vororte, die trist erscheinen, kahl und trocken. Man sieht viele Autobahnen, Supermärkte und kleine Häuser. Der Film befindet sich im Verleih des Filmladens und ist auch als Bestandteil der Edition „Der österreichische Film“ als DVD erhältlich.

Handlung

Der Film beginnt mit der ersten Geschichte: Klaudia (Franziska Weisz) tanzt in einer Disco, mehrere Männer drehen sich nach ihr um und starren sie an. Ihr Freund Mario (René Wanko) platzt vor Eifersucht, provoziert eine Schlägerei und verlässt mit ihr das Lokal. Im Auto schlägt er sie, gibt ihr die Schuld an seinem Verhalten und setzt sie an der Autobahn aus. Am nächsten Tag, gezeichnet vom Vorabend, trifft sie sich wieder mit ihm, er entschuldigt sich unbeholfen, es folgt der Versöhnungssex im Auto und danach wieder Schuldzuweisung und Gewalt.

Die zweite Geschichte: Anna (Maria Hofstätter) spricht vor Supermärkten wildfremde Leute an und bittet, ein Stück mitgenommen zu werden. Ziel hat sie keines, zumindest erwähnt sie es nie. Sie ist offensichtlich "verrückt", provoziert die Leute die sie mitnehmen mit Sätzen wie: "Tuts ihr noch bumsen?" oder "Du schaust aber scho recht oid aus" und rückt ihnen distanzlos auf die Haut. Sie reagieren alle unterschiedlich darauf, schreien sie an oder versuchen ihr ihre Situation zu erklären, wie einem Kind, das immer "warum" fragt.

Die dritte Geschichte: Der Alarmanlagenvertreter Hruby (Alfred Mrva) versucht sein Glück in einer größeren Wohnanlage. Doch sein Geschäft läuft nicht gut. So hat er auch den Auftrag, einen gemeinen "Autozerkratzer" ausfindig zu machen, was ihm nicht gelingen will. Zwischendurch nervt ihn telefonisch seine Frau, die alkoholabhängig zu sein scheint. Zu allem Übel fangen die Besitzer der beschädigten Autos an, ihm zu drohen, sollte er es nicht schaffen den Auto-Vandalen zu ermitteln.

Die vierte Geschichte: Ing. Walter (Erich Finsches) ist Rentner und Witwer. Sein Lebensinhalt gestaltet sich darin, gekaufte Lebensmittel auf ihr Gewicht zu prüfen und zu reklamieren. Er hat eine Haushaltshilfe (Gerti Lehner), von der er sich zu seinem 50. "Hochzeitstag" wünscht, dass sie eines der Kleider seiner verstorbenen Frau trägt und ihm einen Schweinsbraten zubereitet. Nach dem Essen strippt sie im Wohnzimmer vor ihm.

Die fünfte Geschichte: Eine Lehrerin mittleren Alters (Christine Jirku) kommt nach Hause. Sie träumt, von ihrem Freund Wickerl (Victor Hennemann) begehrt zu werden. Wickerl ist ein typischer Zuhältertyp, schroff und ungehalten, vulgär und gewalttätig. Sie nimmt die Opferhaltung ein, wehrt sich erst dann, als sie von Lucky, einem Freund Wickerls (Georg Friedrich), dazu gezwungen wird. Er hat sie am Vorabend im Rausch aus Drogen und Alkohol gemeinsam mit Wickerl sexuell belästigt.

Die sechste Geschichte. Ein Ex-Ehepaar lebt noch immer im gleichen Haus mit- bzw. nebeneinander. Die Frau besucht einen Swingerclub im Einkaufsviertel, während der Mann schweigend in aggressiven Leerlaufhandlungen auf sie zu warten scheint. Sie sprechen nicht miteinander, die Tochter ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Sie besuchen getrennt von einander die Unfallstelle. Die Ex-Frau (Claudia Martini) bestellt sich einen Masseur (Christian Bakonyi) nach Hause und vergnügt sich am Abend vor den Augen des Ex-Mannes (Victor Rathbone) mit ihm im Wohnzimmer. Die Situation eskaliert, der Ex-Mann bedroht den Nebenbuhler mit einer Waffe. Am nächsten Tag sitzen beide Ehepartner auf einer Kinderschaukel nebeneinander. Diese Szene ist einer der wenigen Hoffnungsschimmer im Film.

Zusammenhänge

Hruby trifft anfangs auf Ing. Walter. Er will auch ihm eine Alarmanlage verkaufen, dieser hat jedoch einen Wachhund und entgegnet Hrubys Zweifeln, dass der Hund besser sei als jede Alarmanlage. Später sieht man, dass der Hund vergiftet im Garten liegt.

Der Ex-Mann bestellt bei Hruby eine Sicherheitsanlage für sein Haus. In dem Haushalt der Ex-Ehepartner ist außerdem dieselbe Haushaltshilfe angestellt wie bei Ing. Walter.

Anna wird gegen Mitte des Films und zum Schluss vom Alarmanlagenvertreter Hruby mitgenommen und von ihm als der vermeintliche "Autozerkratzer" dargestellt. Sie wird in ein Zimmer im Keller eingesperrt, die aufgebrachten Anwohner mit den zerkratzten Autos informiert und einer nach dem anderen lässt seine Wut an der unschuldigen Anna aus.

Der Türsteher, der am Anfang des Films eine Eskalation im Konflikt des jungen Paares vor der Disco verhindert, ist auch der Freund von Wickerl, der später versucht, die Frau zur Gegenwehr zu zwingen.

Wickerl wiederum ist der Besitzer des Swingerclubs. Man sieht ihn sich mehrmals in den Fenstern eines "Überwachungskorridores" spiegeln.

Auszeichnungen