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Muhammad Ali

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Muhammad Ali (* 17. Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay in Louisville (Kentucky)) ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Welt. Er gilt nach einhelliger Meinung als einer der herausragendsten Athleten und als bester Boxer des 20. Jahrhunderts. Zudem hat er durch Mut, Charisma und Einsatz außerhalb des Boxringes nicht nur in bei der schwarzen oder muslimisch Weltbevölkeung großen Eindruck hinterlassen.

1960 gewann der junge Amerikaner mit den lateinischen Vornamen in Rom die olympische Goldmedaille im Halbschwergewicht. Als er trotz dieses Sieges daheim weiterhin als Farbiger diskriminiert wurde, warf er seine Medaille frustriert in den Fluß Ohio.

Noch 1960 mit 18 Jahren wurde er Profi und merkte bald, daß ein "großmäuliger Catcher" namens Gorgeous George ein wesentlich größeres Echo bei Presse und Zuschauern erzielte als ein bescheiden auftretender Nachwuchsboxer wie er. Daraufhin kopierte er dessen Rezept und lieferte fortan der Presse stetes Futter in Form von Spottreimen über seine Gegner, Vorhersagen über die Runde seines K.O.-Sieges und sonstige Selbstbeweihräucherungen aller Art.
Mit diesem aufreizend zur Schau getragenes Selbstbewusstsein, welches in seinem Lebensmotto "I am the Greatest" adäquat zum Ausdruck kam, wurde er schnell berühmt und berüchtigt. Zudem traten seine Vorhersagen zu den Kämpfen oft ein, was den Verdacht der Schiebung nährte. Allerdings wurden diese Prognosen meist so erstellt daß sie sich reimen (Archie Moore will be on the floor in round four). Daraus wurde dann manchmal selbsterfüllende Prophezeiungen.

Im Februar des Jahres 1964 bekam er, gerade 22 Jahre alt geworden, endlich die Chance auf einen Weltmeisterschaftkampf gegen Sonny Liston. Nicht zuletzt um sich selber Mut gegen den körperlich überlegenen "Bären" zu machen kündigte er im Gedicht Song about me an, den amtierenden Schwergewichts-Weltmeister wie einen Satelliten in den Weltraum zu schießen, als "totale Sonny-Finsternis".

Tatsächlich gewann der Außenseiter sensationell gegen Sonny Liston, der nach der 7. Runde verletzungsbedingt aufgab. In tumultartigen Szenen brüllte Clay immer wieder "I shook up the world!" und "I am the Greatest" in die Mikrofone. Die Fotos mit weit aufgerissenem Mund und Augen gingen um die Welt und zementierten seinen Ruf als Großmaul.

Nach dem Kampf bekannte er sich offen zur Nation of Islam (einer radikalen schwarzamerikanischen islamischen Kirche, die von Elijah Muhammad und Malcolm X geführt wurde), legte seinen "Sklavennamen" (wie er ihn selber nannte) Cassius Clay ab, und nannte sich fortan Muhammad Ali.

In einem Rückkampf 1965 schlug er Liston ein weiteres Mal, diesmal schon in der 1. Minute der 1. Runde. Der blitzschnelle Schlag, der Liston niederstreckte, wurde nicht nur von diesem übersehen, sondern auch von vielen Zuschauern, was wiederum zu Gerüchten über Schiebung führte. Auf TV-Aufnahmen von hinten ist die Schlagwirkung auf Listons Kopf und dessen entspannte Halspartie jedoch deutlich zu sehen.

Mitte der 1960 Jahre war Ali auf dem Höhepunkt seiner Karriere, und verteidigte seinen Titel unter anderem gegen Ex-Weltmeister Floyd Patterson (der einzige, der bis dahin das they never come back widerlegen konnte) und den Deutschen Karl Mildenberger (im Frankfurter Waldstadion).

Ali war äußerst flink und provozierte die Gegner, indem er die Hände neben den Hüften hängen ließ, anstatt sich zu decken. Schlägen wich er einfach nach hinten aus, um dann blitzschnell zu kontern. Tatsächlich bekam er kaum Treffer an den Kopf, kokettierte mit seinem gutem Aussehen und prahlte, daß er nach "vielen Kämpfen immer noch so hübsch ist wie ein Mädchen". Mit einer rasanten tänzerischen Beinkombination namens Ali Shuffle verblüffte er Gegner und Publikum, und tanzte kreisförmig um seine Kontrahenten herum, ohne sich beim Ausweichen in eine Ecke drängen zu lassen. Gelegentlich bewies er auch Nehmerqualitäten und ließ sich demonstrativ mehrmals hintereinander in die gut durchtrainierte Seite des Körpers schlagen, ohne daß dies erkennbare Wirkungen zeigte - abgesehen davon, den Gegner zu demoralisieren.

Im Ring brauchte Ali keinen der zahlreichen Gegner zu fürchten. Gemäß seinem Motto Es ist keine Angeberei wenn man es beweisen kann zeigte er, daß er der Größte ist. Dieses Selbstbewußtsein hatte auch gesellschaftliche und politische Auswirkungen, stärkte es doch die schwarze Bürgerrechtsbewegung.

In Vietnam eskalierte der Krieg, es wurden mehr Soldaten benötigt, und dafür die Anforderungen abgesenkt. So kam es, daß auch Ali, der zuvor als "wehrdienstuntauglich" eingestuft wurde, nun plötzlich als "tauglich" neu eingestuft wurde. Allerdings verweigerte Ali mit Hinweis auf seine Tätigkeit als muslimischer Prediger die Einberufung in die Armee, unter anderen mit den Aussagen Ich habe keinen Streit mit dem Vietcong und Kein Vietcong hat mich jemals Nigger genannt.

In der Öffentlichkeit war er damit der erste Prominente, der offen gegen den Vietnamkrieg Stellung bezog, worauf er Zielscheibe der Kritik wurde, u.a. auch wegen seiner umstrittenen muslimischer Aktivitäten und seinem neuen Namen, den viele Journalisten ablehnten, indem sie ihn weiterhin Clay nannte. Stellvertretend für, und auch direkt vor den Augen dieser Leute, hat Ali den schwarzen Gegner Terry Ferrell, der ihn vor dem Kampf nur als Cassius Clay bezeichnete, mit dem wiederholten Ruf "Wie lautet mein Name?!" rundenlang verprügelt, anstatt ihn schnell K.O. zu schlagen.

1967 wurde er deswegen zu einer Haftstrafe verurteilt, worauf ihm der WM-Titel aberkannt und die Profi-Box-Lizenz entzogen wurde. Nach einer mehrjährigen Berufungsverhandlung wurde das Urteil jedoch aufgehoben. Von 1967 bis 1970 war Ali mit effektiven Berufsverbot "im Exil", durfte jedoch die USA nicht verlassen, wodurch im Einnahmen auch als Prediger entgingen. So trat er als Redner vor Schwarzen oder an Universitäten auf, war in TV-Shows, oder als Buck White gar der Star in einem Broadway-Musical.

Erst 1970 durfte er wieder in den Ring steigen, nachdem sich die Zeiten und Umstände drastisch geändert hatten. Nicht zuletzt suchten die Boxpromoter nach einem publikumswirksamen Zugpferd.
Im so genannten "Kampf des Jahrhunderts" zweier ungeschlagener Weltmeister brachte ihm Joe Frazier seine erste Niederlage bei, da Ali nach wenigen Aufbaukämpfen noch nicht optimal in Form war. Zudem war er nach der langen Pause nicht mehr so schnell wie früher, und die jungen Gegner hatten zwischenzeitlich seinen Stil genau studiert.

Ali mußte nun von vorne anfangen und sich erst wieder das Recht auf einen neuen WM-Kampf verdienen, indem er alle anderen potentiellen Gegner des Weltmeisters schlug. Dies gestaltete sich schwierig. Im ersten Kampf gegen Ken Norton erlitt er gar einen Kieferbruch.

Im Rückkampf schlug er Frazier drei Jahre später. Aber erst gegen George Foreman holte er sich 1974 im "Rumble in the Jungle" in Kinshasa (DR Kongo, damals Zaire) mit einer taktischen Meisterleistung den Weltmeistertitel zurück. Wie im ersten WM-Kampf gegen Liston war der inzwischen 32-jährige auch hier als großer Außenseiter angetreten. Ali brach damit das ungeschriebene Gesetz des Boxens: "They never come back".

Danach verteidigte er seinen Titel unter anderem erneut gegen Frazier im "Thrilla in Manila" (Philippinen), in einem Kampf, von dem er selbst sagte, dass er in diesem die Nähe des Todes gespürt habe. 1978 verlor er seinen WM-Gürtel an den unbekannten Leon Spinks, gewann ihn jedoch sechs Monate später ein drittes und letztes Mal zurück. 1981 beendete er nach einigen Niederlagen zuviel seine Karriere endgültig. Er erkrankte an der Parkinsonschen Krankheit und zog sich weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück. 1996 kehrte er noch einmal ins internationale Rampenlicht zurück und entzündete mit zitternder Hand das olympische Feuer in Atlanta. 1999 wurde er vom Internationalen Olympischen Komitee zum Sportler des Jahrhunderts gewählt.

Kampfrekord: 56 Siege, 5 Niederlagen


Literatur