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Nationalpark-Verkehrskonzept Bayerischer Wald

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Das Nationalparkverkehrskonzept Bayerischer Wald ist eine seit dem Jahr 1999 am Landratsamt Regen angesiedelte Einrichtung, die sich mit der Weiterentwicklung des Öffentlichen Nahverkehrs im Nationalpark Bayerischer Wald beschäftigt.

Beschreibung

Das Nationalparkverkehrskonzept Bayerischer Wald wurde vom Landkreis Regen unter Leitung von Christine Wibmer mit dem Ziel ins Leben gerufen, den Anteil des touristischen PKW-Verkehrs im Kerngebiet des Nationalparks zu verringern. Im Sommer 2009 beschloss der Landkreis Freyung-Grafenau dem Verkehrskonzept beizutreten[1]. Das Konzept wird von der EU gefördert.

Nach Angaben des Nationalparkverkehrskonzept Bayerischer Wald konnte der Anteil der mit dem PKW anreisenden Touristen von 90% im Jahre 1990 auf 80% im Jahre 2008 gedrückt werden [2].

Einzelne Komponenten des Nationalparkverkehrskonzepts

Zwieseler Spinne

Streckennetz der Zwiesler Spinne (inkl. Gotteszell–Viechtach)
Triebwagen VT 15 der Waldbahn im Bahnhof Zwiesel

Zentrales Element des Verkehrskonzepts war die Einrichtung eines Taktverkehrs auf den Bahnstrecken der sogenannten Zwiesler Spinne. Diese umfasst die drei vom Bahnhof Zwiesel ausgehenden Strecken von Plattling nach Bay. Eisenstein, in Richtung Bahnstrecke Zwiesel–Bodenmais und in Richtung Grafenau. Die Züge auf diesen Strecken treffen sich jeweils kurz vor der vollen Stunde (in Richtung Grafenau nur Zwei-Stundentakt) in Zwiesel, so das dort kurze Umsteigezeiten entstehen. Daneben wurde der Fahrplan in Richtung Plattling so abgestimmt das dort ebenfalls ein Taktknoten mit Anschluss an den niederbayerischen Regionalverkehr und an den internationalen ICE-Fernverkehr entstanden ist. In Bayerisch Eisenstein besteht Anschluss an den tschechischen Nahverkehr, sowie an den Schnellzug-Verkehr in Richtung Prag. Seit Mai 2006 werden hier einzelne Fahrten aus Plattling bis ins tschechische Spičak verlängert.

Die Strecken werden seit 1996 von der Regentalbahn unter dem Markennamen Waldbahn im Auftrag der DB Regio Bayern befahren.

Die Zwieseler Spinne sind Referenzstrecken der Bayerischen Eisenbahngesellschaft.

Igelbusse

Rund um das Nationalparkzentrum Rachel-Lusen verkehren seit 1996 von Mitte Mai bis Anfang November die sogenannten Igelbusse auf insgesamt vier Linien. Diese erdgasbetriebenen Busse verkehren auf drei Linien regelmässig im Taktverkehr, auf einer weiteren lediglich mit einem Buspaar pro Woche.

  • Rachelbus: Das Wandergebiet Rachel wird von Spiegelau aus im Halbstunden (Richtung Gfäll) bzw. Stundentakt (Richtung Racheldiensthütte) bedient.
Neuerrichteter Busbahnhof in Grafenau
  • Lusenbus: Das Wandergebiet Lusen wird von Neuschönau aus im Stundentakt bedient. Im Zweistundentakt bestehen Direktverbindungen nach Grafenau mit Anschluss an die Waldbahn. Die teilweise parallele RBO-Buslinie 6119 ist in das Tarifsystem integriert und kann hier mitbenutzt werden.
  • Finsteraubus: Die Querverbindung Spiegelau bis Finsterau/Bučina verkehrt mit sechs Buspaaren pro Tag. Am Grenzübergang besteht die Möglichkeit, mittels ca. 800 m Fußmarsch zum Bussystem des Nationalpark Sumava, den sogenannten "Grünen Bussen", zu wechseln. In Spiegelau besteht eine Verbindung zur Waldbahn.
  • Freyungbus: Zwischen Freyung und Neuschönau wird jeweils Donnerstags ein einzelnes Buspaar angeboten.
  • Winterigelbus: Während der Weihnachts-Schulferien und Faschings-Schulferien verkehrt auf der Strecke Klingenbrunn–Spiegelau–Finsterau–Mitterfirmiansreuth eine Busverbindung, die sich speziell an Langläufer und Skifahrer richtet.

Daneben gibt es am Nationalparkzentrum Falkenstein zwei weitere Buslinien, welche seit dem Jahr 2007 auch unter der Bezeichnung Igelbus verkehren:

  • Falkensteinbus:
    Der Bahnhof Zwiesel

Seit dem Jahr 2001 bietet die Firma Lambürger ganzjährig im Falkensteingebiet die beiden Linien des sogenannten Falkensteinbus an. Diese Kleinbuslinien verbinden im Stundentakt den Bahnhof Zwiesel mit dem Wandergebieten am großen Falkenstein in Richtung Zwieslerwaldhaus und Scheuereck und dem Nationalparkinformationshaus Haus zur Wildnis.


Fahrrad- und Ski-Mitnahme:

Auf der Verbindung Spiegelau–Finsterau ist durch einen Fahrradanhänger die Mitnahme von Fahrrädern möglich. Im Winter können hier Langlauf- und Alpin-Ski mitgenommen werden. Es ist geplant, alle Busse mit Fahrradträgern am Heck auszurüsten, so das auch andere Verbindungen diesen Service anbieten können.

Tarifsystem:

Die Busse haben ein eigenes dreistufiges entfernungsabhängiges Tarifsystem. Daneben werden verschiedene Zeitkarten angeboten.
Seit 2009 gilt in den Gemeinden Spiegelau, Neuschönau und St. Oswald-Riedlhütte die Gästekarte als Fahrkarte.

Fahrzeuge:

Die Busse werden von der RBO betrieben. Es werden seit 2002 Neoplan Centroliner Ü CNG mit einer Leistung von 250 kW eingesetzt, nachdem sich die zuvor eingesetzten Busse mit nur 180 kW in dem gebirgigen Gelände als zu schwach erwiesen.

Straßensperrungen:

Während der Betriebszeiten der Igelbusse wurden aus Umweltschutzgründen von den Kommunen mehrere von ihnen befahrenen, in den Nationakpark hineinragenden, öffentlichen Straßen für den privaten PKW-Verkehr gesperrt.

Mit dem Tagesfahrschein Bayerwaldticket wurde 2001 eine Verbundfahrkarte eingeführt, welche im gesamten Gebiet der Landkreise Regen und Freyung-Grafenau gilt. Daneben kann auch die Bahnstrecke Kötzting–Lam im Landkreis Cham, für Fahrten der Waldbahn und RBO Bussen nach Železná Ruda/Spičak, sowie gegen Aufpreis die Bahnstrecke Gotteszell-Plattling befahren werden. Der Preis pro Karte beträgt seit Dezember 2008 7 Euro (14 Euro inkl. Gotteszell-Plattling).

Neben den regulären Vertriebswegen, wird das Bayerwald-Ticket auch von kommunalen Tourist-Informationen und privaten Tourismusbetrieb verkauft. Hierzu wurde eine optisch besonders ansprechende Gestaltung des Tickets gewählt, bei der eine Seite des Tickets mit Bildern aus der Region geschmückt ist.

Fahrgastinformation

Ein zentraler Punkt des Verkehrskonzeptes ist die Verbesserung der Fahrgastinformation. So wurden in den Bussen und Bahnen automatische Fahrgastinformationssysteme eingebaut, Fahrplanaushänge einheitlich und übersichtlich gestaltet, die Bushaltestellen mit den Igelbuslinienfarben gekennzeichnet, sowie Wegweiser zu den Waldbahnhaltestellen aufgestellt.

Zweimal jährlich, jeweils zu Beginn der Sommersaison Mitte Mai und zu Beginn der Wintersaison Anfang November erscheint ein Fahrplangeheft mit den Fahrplänen der oben genannten Verkehrssysteme, sowie den dazu ergänzenden regulären Bussysteme.

Fuß- und Radverkehr

Neben dem motorisierten Verkehr wird auch besonders der nicht motorisierte Verkehr gefördert. So wurden Radwege und familienfreundliche Wanderwege angelegt. Auch wurde das Informationsangebot über diese Wege, sowie die Beschilderung der Wege selbst verbessert.

An diversen Punkten des Verkehrssystems wurden Park-and-Ride Parkplätze eingerichtet, so das ein problemloser Umstieg vom privaten PKW in die Bussen und Bahnen des Nationalparkverkehrs ermöglicht wird. Diese Möglichkeiten wurden auch besonders dort geschaffen, wo etwa durch den Betrieb der Igelbusse öffentliche Straßen gesperrt werden.

Zukünftige Entwicklungen

Grenzverlauf am Bahnhof Bayerisch Eisenstein/Železná Ruda-Alžbětín

Bahnverkehr:

Die drei Bahnstrecken befinden sich, zusammen mit anderen ostbayerischen Bahnstrecken aktuell in Ausschreibung durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft mit Betriebsaufnahme im Dezember 2013. Es wird angestrebt bis zu diesem Zeitpunkt die Bahnstrecke Strecke Zwiesel–Grafenau sicherungstechnisch und streckentechnisch soweit ertüchtigt zu haben, das auf ihr ein Stundentakt durchgeführt werden kann. Daneben gibt es Bemühungen die Bahnstrecke Gotteszell–Viechtach bei dieser Ausschreibung zu berücksichtigen und hier einen 2 Stundentakt einzuführen, so das auch im nördliche Landkreis Regen regulärer Schienenpersonennahverkehr durchgeführt wird. Aktuell wird dieser Abschnitt lediglich von regelmässigen Sonderfahrten im Personenverkehr bedient.

Internationale Zusammenarbeit:

Man ist bestrebt die Zusammenarbeit mit dem Verkehrssystem des tschechischen Nachbarnationalparks Šumava zu verstärken. Ziel ist es hier einen in beiden Ländern gültigen Fahrschein zu erstellen und die internationalen Verbindungen zu verbessern.

Freizeit-Verkehrskonzept Donau-Moldau:

Im Zusammenhang des Beitritts des Landkreises Freyung-Grafenau soll auch im südlichen Bereich des Nationalparks der Nahverkehr gestärkt werden. So sollen drei Buslinien von Freyung ausgehend, das Nationalparkzentrum in Neuschönau, den Grenzübergang Bučina, sowie den Bahnhof Nové Údolí bei Haidmühle ansteuern[3]. Diese Buslinien sollen in Freyung Anschluss an die zu reaktivierende Bahnstrecke nach Passau haben.

Auszeichnungen

Das Nationalparkverkehrskonzept und seine Teilsysteme erhielten verschiedene Auszeichnungen:

  • 1998 "Königliche Verhältnisse in Bus und Bahn 1998" (VCD) (für Igelbussystem)
  • 2005 Nets Awards Sonderpreis in der Kategorie Land (Soft Mobility) (für das Gesamtkonzept)[4]
  • 2007 Nationalpark-Partner (Nationalpark Bayerischer Wald) (für das Gesamtsystem)
  • 2008 Bayerischer ÖPNV-Preis 2008 (Freistaat Bayern) (für das Gesamtsystem)
  • 2009 1. Platz Fahrziel Natur Award (DB AG, BUND, NABU, VCD) (für Gesamtkonzept)[5]

Einzelnachweise

  1. PNP Freyung 22.7.2009: Beim ÖPNV wartet noch viel Arbeit
  2. Bewerbung des Nationalparksverkehrskonzepts um den Fahrziel Natur Award
  3. Passauer Neue Presse Ausgabe F 16. September 2009 "Zur Grenze sollen mehr Busse fahren"
  4. Soft Mobility Net Awards 2004/2005 Sonderpreis Kategorie Land
  5. Fahrziel Natur Award 2009