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Lengerich (Westfalen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Deutschlandkarte
Lengerich (Westfalen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Lengerich hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 11′ N, 7° 52′ OKoordinaten: 52° 11′ N, 7° 52′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Münster
Kreis: Steinfurt
Höhe: 80 m ü. NHN
Fläche: 90,79 km2
Einwohner: 22.643 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 249 Einwohner je km2
Postleitzahl: 49525
Vorwahlen: 05481, 05482 (Wechte)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: ST, BF, TE
Gemeindeschlüssel: 05 5 66 040
Stadtgliederung: 12 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Tecklenburger Straße 2
49525 Lengerich
Website: www.lengerich.de
Bürgermeister: Friedrich Prigge (CDU)
Lage der Stadt Lengerich im Kreis Steinfurt
KarteNordrhein-WestfalenKreis BorkenKreis CoesfeldMünsterKreis WarendorfNiedersachsenGrevenSaerbeckLienenLengerichLaerAltenbergeHorstmarNordwaldeLadbergenMetelenHörstelWesterkappelnIbbenbürenSteinfurtWettringenNeuenkirchenMettingenLotteHopstenOchtrupRheineReckeTecklenburgEmsdetten
Karte

Lengerich ist eine Stadt im Kreis Steinfurt im Norden Nordrhein-Westfalens.

Geografie

Die Stadt liegt zwischen Münster im Süden und Osnabrück im Norden, am Südhang des Teutoburger Waldes. Die Ausdehnung des Stadtgebietes beträgt in Nord-Süd-Richtung maximal 11,5 Kilometer, in Ost-West-Richtung maximal 14 Kilometer.

Nachbargemeinden

Die unmittelbare Nachbarn von Lengerich sind Tecklenburg, Hagen am Teutoburger Wald, Lienen und Ladbergen.

Stadtgliederung

Zu Lengerich gehören die Stadtteile Antrup, Aldrup, Exterheide, Hohne, Intrup, Niederlengerich, Niedermark, Ringel, Schollbruch, Settel, Stadtfeldmark und Wechte.

Einwohner

  • Einwohnerzahl (einschließlich Nebenwohnsitze): 23.261, davon:
    • männlich: 11.382
    • weiblich: 11.879
    • evangelisch: 13.452
    • römisch-katholisch: 3.918
    • Zeugen Jehovas: 85

(Stand: 12. Mai 2006)

Alle Stadtteile haben die gleiche Postleitzahl Lengerich - 49525.


Geschichte

Lengerich kann auf eine sehr lange Besiedlung zurückblicken. So wurde in der Bauernschaft Wechte ein 4000 Jahre altes Megalithgrab wiederentdeckt und neu errichtet. Es stellt heute eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt Lengerich dar.

Die einzelnen Bauernschaften von Lengerich fanden schon früher als der Ort Lengerich selbst urkundliche Erwähnung. So wurde um 1050 Ringel als „Hringie“ und 1088 Hohne als Westhohne erwähnt. Im Jahre 1147 trat Lengerich selbst urkundlich in Erscheinung. Kaiser Konrad III. bestätigte der Äbtissin des Damenstifts zu Herford ihre Besitzungen und Privilegien in Lengerich. Auf diesem Besitz wurde eine Pfarrkirche errichtet, die der heiligen Margareta geweiht wurde. Zwischen 1320 und 1530 zog die Kirche viele Pilger aus dem norddeutschen Raum an. Für einen Wallfahrtsort wurde die Kirche bald zu klein und so erhielt sie 1497 ihre heutige Gestalt. Die Grundfläche der nun spätgotischen Pfarrkirche wurde wesentlich vergrößert. Im Jahre 1572 führten die Grafen von Tecklenburg die Reformation ein. Am östlichen Eingang zum Kirchplatz – in der heutigen „Altstadt“ von Lengerich – steht ein Torhaus, welches den Namen „Römer“ trägt. Die Namensherkunft ist geschichtlich nicht überliefert. Das Torhaus wurde als Rathaus, Arrestlokal, Klassenzimmer und Wohnung genutzt. Heute beherbergt es ein kleines Restaurant, in welchem auch standesamtliche Trauungen stattfinden. Außerdem ist es eines der Wahrzeichen Lengerichs. Im 15. Jahrhundert wurde von der Familie von Horne eine Wasserburg erbaut. Sie stellt die letzte der vielen Wasserburgen rund um Lengerich dar. Die Burg trägt den Namen Haus Marck und befindet sich unterhalb der Tecklenburg. Hier erblickte Friedrich von Bodelschwingh am 6. März 1831 das Licht der Welt. Die ältere der beiden ortsansässigen Realschulen in Lengerich trägt heute den Namen Friedrich-von-Bodelschwingh-Realschule.

Im 16. Jahrhundert gab es laut Aufzeichnungen die ersten Händler und Gewerbebetreibenden. In dieser Zeit wurde neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen auch mit Wolle und Tierfett gehandelt. Im Jahre 1662 wurde eine Papiermühle in Betrieb genommen. Es gab zuvor schon einige Wassermühlen, Schuhmacher, Schreiner und Schmiede. Auch heute gibt es noch viele dieser Mühlen zu sehen, allerdings kaum eine im ursprünglichen und funktionstüchtigen Zustand. Rund 100 Jahre zuvor wurde von einem Lengericher Nationalgetränk gesprochen – einem Altbier (Grüsing oder Gräsing genannt), welches in vielen Häusern gebraut wurde. Wiederum ein Jahrhundert später – im 17. Jahrhundert – wurde mit dem Lengericher Conclusium (11. Juli 1645) Weltgeschichte geschrieben. In den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges wurden bedeutsame Vorverhandlungen für den Westfälischen Frieden in Lengerich geführt, die vermutlich im Umfeld des Römers stattfanden.

Im Jahre 1727 verlieh Wilhelm I. von Preußen dem Ort Lengerich die Stadtrechte. Hiermit wurde auch die erste bescheidene Kommunalverwaltung eröffnet.

Politik

Stadtrat

Der Rat der Stadt Lengerich hat seit der Kommunalwahl 2004 insgesamt 32 Mitglieder, die sich auf die einzelnen Parteien folgendermaßen verteilen:

CDU SPD GRÜNE FDP Parteilos Gesamt
2004 15 10 3 3 1 32


Der Rat der Stadt Lengerich hat seit der Kommunalwahl 2009 insgesamt 32 Mitglieder, die sich auf die einzelnen Parteien folgendermaßen verteilen:

CDU SPD GRÜNE FDP WfL Gesamt
2009 14 10 4 3 1 32

Der Bürgermeister ist momentan Friedrich Prigge (CDU)

Wappen

Das Wappen der Stadt Lengerich wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von der Stadt angenommen und bis 1939 geführt.

Blasonierung: „In Blau ein aufgerichteter goldener Anker, aus dessen Ring zwei goldene gekreuzte Lindenzweige jeweils mit drei Blättern abwärts hervorgehen, die auf dem Anker wieder überkreuzt liegen.“ Wegen geschichtlicher Bedenken – der Anker galt als ausschließliches Wappenzeichen der Grafschaft Lingen, mit der Lengerich nicht in Verbindung zu bringen war – wurde es 1939 zunächst zurückgegeben. Nach neueren Forschungen ist der Anker jedoch dem Grafen von Tecklenburg durch kaiserliches Privileg 1475 als Wappenvermehrung auf ausdrücklichen Wunsch des damals regierenden Grafen Otto verliehen worden ohne jegliche Beziehung zur Grafschaft Lingen, die es damals noch gar nicht gab (lt. Staatsarchiv Münster vom 27. Juni 1946, St.A. 1363). Die Lindenzweige entstanden vermutlich durch eine Verwechslung der Seerosenblätter auf dem Wappen der Grafschaft Tecklenburg. Da geschichtliche Bedenken nicht mehr bestanden, wurde das alte Wappen 1949 wieder durch die Stadt Lengerich aufgenommen.

Städtepartnerschaften

Lengerich hat Städtepartnerschaften mit den Städten Leegebruch (Brandenburg), Wapakoneta (Ohio, USA), Warta (Polen), die sowohl seitens der Stadt, als auch durch private Vereine gepflegt werden. So findet zum Beispiel mit Wapakoneta ein regelmäßiger Schüleraustausch statt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kulturell hat Lengerich für eine Stadt dieser Größe verhältnismäßig viele Attraktionen. Im Jahr 2004 wurde die Gempthalle zu einem Kulturzentrum restauriert, sodass dort verschiedene Veranstaltungen stattfinden können. Die Bandbreite reicht von privaten Feiern bis hin zu Musikevents unterschiedlichster Richtung. Zudem gibt es ein intaktes Vereinsleben. Außerdem sind die Universitäts- und Theaterstädte Münster und Osnabrück mit dem Auto und dem Zug in etwa 20 Minuten zu erreichen.

Bauwerke

  • Römer
  • Altes Rathaus (beheimatet heute die Tourist-Information, das Stadtarchiv und die Bücherei)
  • evangelische Stadtkirche
  • Wasserbehälterschornstein (Gempt-Turm)
  • Gut Erpenbeck
  • Megalithgrab
  • Steinhügelgrab
  • Haus Vortlage (Wasserschloss)
  • Westfälisches Feldbahnmuseum
  • Gempthalle

Wirtschaft und Infrastruktur

Traditionell hat die Stadt Lengerich starke wirtschaftliche Standbeine im Maschinenbau, in der kunststoffverarbeitenden Industrie und in der Zementherstellung. Hier sind insbesondere die Maschinenfabrik Windmöller & Hölscher W&H mit den Schwerpunkten Verpackungs-, Druck- und Veredelungsmaschinen, die Kunststoffverpackungsfabrik Bischof + Klein und die die Zementfabrik Dyckerhoff AG zu nennen.

Verkehr

Eisenbahnverkehr

Der Bahnhof Lengerich (Westfalen) liegt an der Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg, deren Abschnitt zwischen Münster und Osnabrück, die sogenannte „Teuto-Bahn“, stündlich von der Westfalenbahn bedient wird. Die Teuto-Bahn (RB 66) pendelt und hält auch in Lengerich. Die Züge der DB AG (nur ICE und IC) halten zwischen Münster und Osnabrück nicht.

Weiterhin liegt Lengerich auch an der Bahnstrecke IbbenbürenGütersloh der Teutoburger Wald-Eisenbahn. Auf der TWE-Strecke gibt es nur noch Güterverkehr. Ab und zu fährt dort noch ein Museumszug.

Straßenverkehr

Über die Anschlussstelle 73 „Lengerich“ der A 1 (E 37) ist Lengerich direkt erreichbar.

Flugverkehr

Der Flughafen Münster-Osnabrück ist etwa 15 km entfernt.

Bildung

Lengerich verfügt über eine große Anzahl von verschieden Schulen. Für den Primarbereich gibt es die vier Grundschulen Hohne, Intrup, Stadtfeldmark und Stadt. Für den Bereich der weiterführende Schulen gibt es das Hannah-Arendt-Gymnasium (HAG), die Dietrich-Bonhoeffer-Realschule und die Friedrich von Bodelschwingh Realschule. Weiterhin gibt es noch die Gutenberg-Hauptschule und die Astrid-Lindgren-Schule (Förderschule für den Förderschwerpunkt Lernen). Die zuständige Gesamtschule ist die Maximilian-Kolbe-Gesamtschule in Saerbeck. Des Weiteren gibt es die Schule In der Widum. Eine Schule speziell für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung. Insgesamt gibt es über elf Kindergärten.

Sonstige Schulen

  • Berufskolleg Tecklenburger Land (Kaufmännische Schulen, Berufsschule)
  • Bildungszentrum Tecklenburger Land
  • Krankenpflegeschulen der Westf. Kliniken Münster und Lengerich
  • Ev. Förderschule für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung "In der Widum"
  • Musikschule Tecklenburger Land
  • Volkshochschule

Persönlichkeiten

in Lengerich geboren

mit Lengerich verbunden

  • Johann Heinrich König (1705–1784), Holzbildhauer des Spätbarock; er fertigte die Figuren des Heiligen Benedikt und Johannes Baptist in der Pfarrkirche St. Benedictus
  • Artur Anders (1896–1976), Politiker; 1945–1961 Stadtdirektor in Lengerich
  • Friedrich Ernst Hunsche (1905–1994), Autor, Sprachforscher, Genealoge, Heimatforscher und Archivar; lebte und arbeitete lange in Lengerich
  • Georg Neemann (1917–1993), Politiker; 1946 Leiter des Flüchtlings- und Wohnungsamtes Lengerich
  • Richard Spiegelburg (* 1977 in Georgsmarienhütte), Stabhochspringer
  • Silke Spiegelburg (* 1986 in Georgsmarienhütte), Stabhochspringerin

Quellen

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 30. Januar 2025. (Hilfe dazu)