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Wolfgang Ullmann

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Wolfgang Ullmann, 1990

Wolfgang Ullmann (* 18. August 1929 in Bad Gottleuba; † 30. Juli 2004 in Adorf/Vogtl.) war ein deutscher Theologe, Kirchenhistoriker, Politiker (Bündnis 90/Die Grünen) und Herausgeber der Wochenzeitung Freitag.

Leben

Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er von 1948 bis 1954 evangelische Theologie und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Georg-August-Universität Göttingen. Nach Abschluss seiner Promotion kehrte er 1954 in die DDR zurück und wurde Pfarrer in Colmnitz (Sachsen). 1963 berief ihn das Katechetische Oberseminar Naumburg zum Dozenten für Kirchengeschichte. In seiner Arbeit widmete er sich unter anderem den Kirchenvätern der Alten Kirche, Thomas Müntzer sowie der Arbeit von Philosophen wie Eugen Rosenstock-Huessy oder Pawel Alexandrowitsch Florenski. 1978 übernahm er die Dozentur für Kirchengeschichte im Sprachenkonvikt Berlin der Evangelischen Kirche Berlin/Brandenburg. 1987 trat er der Initiative für Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung bei.

1989 begründete er gemeinsam mit Konrad Weiß und Ulrike Poppe die Bürgerbewegung Demokratie Jetzt. In dieser Eigenschaft war er auch Mitglied des Runden Tisches, einem neu gebildeten Gremium mit dem Ziel, die Belange möglichst vieler beteiligten Gruppen zu berücksichtigen. Vom Februar bis April 1990 war Ullmann Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung von Hans Modrow, dann als Vertreter von Bündnis 90 Abgeordneter und einer der Vizepräsidenten der DDR-Volkskammer. Er arbeitete den nicht mehr beschlossenen Entwurf für eine neue DDR-Verfassung aus.

Wolfgang Ullmann (vorne rechts) 1990

Vom 3. Oktober 1990 bis 1994 war er für Bündnis 90/Die Grünen Mitglied des Deutschen Bundestages. Er plädierte in der Gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat (1991–1993) für die Verankerung von Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid im Grundgesetz. Als die Forderungen abgelehnt wurden, verließ er die Kommission. Von 1994 bis 1998 war er Abgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen im Europaparlament.

Ullmann erhielt die Theodor-Heuss-Medaille, darüber hinaus wurde ihm für sein Engagement für Berlin als Bundeshauptstadt im Juli 2004 der Ehrentitel eines Berliner Stadtältesten verliehen. Er war bis zu seinem Tod einer der Herausgeber der Wochenzeitung Freitag.

Ullmann war seit 1956 verheiratet und hatte drei Kinder.

Zitat über Ullmann

„An U. immer wieder beeindruckend: Sein Talent zu Versöhnung und Bescheidenheit brachte er ebenso ruhelos ein wie seine Empörungskraft. Die aber niemals und niemanden verletzte. Und die ihn nie aus der Verankerung fast väterlicher Besonnenheit riß.“

Hans Modrow: Ich wollte ein neues Deutschland, 2. Auflage, München 1999

Schriften

  • Wolfgang Ullmann: Die psychologische Trinitätslehre Augustins als theologische Voraussetzung der mittelalterlichen Ethik. Göttingen, Theol. F., Diss. v. 11. Nov. 1954
  • Friedrich de Boor, Wolfgang Ullmann (Hrsg.): Quellen: Ausgewählte Texte aus d. Geschichte der christl. Kirche. Berlin, Evang. Verl.-Anstalt, 1980-
  • Wolfgang Ullmann: Vorschule der Demokratie: Kirche und Runder Tisch. Berlin, Berlin: Evang. Verl.-Anst., 1990, ISBN 3-374-01356-2
  • Wolfgang Ullmann: Demokratie - jetzt oder nie: Perspektiven der Gerechtigkeit. München, Kyrill-und-Method-Verl., 1990, ISBN 3-927527-24-6
  • Bernhard Maleck, Wolfgang Ullmann: Ich werde nicht schweigen: Gespräche mit Wolfgang Ullmann, Berlin, Dietz, 1991, ISBN 3-320-01753-5
  • Bernhard Maleck, Wolfgang Ullmann: Verfassung und Parlament. Ein Beitrag zur Verfassungsdiskussion, Berlin, Dietz, 1992, ISBN 3-320017-75-6
  • Wolfgang Ullmann: Zukunft Aufklärung. Eine Bestandsaufnahme nach dem Ende der Utopien. Berlin, Kontext-Verl., 1995, ISBN 3-931337-10-3
  • Wolfgang Ullmann: Geduld, liebe Dimut!: Brüsseler Briefe. Leipzig, Forum-Verl., 1998, ISBN 3-931801-04-7

Quellen

Wolfgang Ullmanns Nachlass als Theologe, Politiker und Herausgeber befindet sich im Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft (Berlin). Er ist archivarisch aufgearbeitet und weitgehend ohne Nutzungsbeschränkungen einzusehen.

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