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Ejército Zapatista de Liberación Nacional

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Die EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional, deutsch "Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung"), ist eine bewaffnete revolutionäre Gruppe in Chiapas, einem der ärmsten Bundesstaaten Mexikos, die sich mit zivilen Mitteln für sozialistische Ziele einsetzt.

Der Name ist eine Referenz an Emiliano Zapata, einem Führer der mexikanischen Revolution, in dessen Tradition sich die EZLN sieht. Daher werden sie teilweise auch Zapatistas genannt.

Ideologie

Die EZLN beansprucht, die Rechte der indigenen Bevölkerung zu repräsentieren, sieht sich aber auch als Teil einer größeren antikapitalistischen Bewegung, die für Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit (Libertad, Democracía, Justicia) kämpft - für alle Mexikaner, Indígenas und generell für alle Menschen. Der Wortführer der Gruppierung, Subcomandante Marcos, erklärte, die Armut in Chiapas sei "eine Folge des weltweiten Manchesterkapitalismus am Ende des 20. Jahrhunderts", der sich "Neoliberalismus" nenne. (Zitat: Nachtwey, Oliver 2002, S. 26).

Im Gegensatz zu anderen Guerillabewegungen wollen sie nicht die Macht im Staat übernehmen, sondern betonen ihren basisdemokratischen Anspruch, womit sie über Chiapas hinaus eine breite Unterstützung innerhalb Mexikos und Lateinamerikas erlangten. Die hohe Aufmerksamkeit auf öffentliche Kommunikation, den Aufbau alternativer autonomer Strukturen und die faktische Gewaltfreiheit in Verbindung mit einem Projekt tiefgreifender Veränderungen sind Elemente der zapatistischen Revolte, die sich in den Protesten der globalisierungskritischen Bewegung wiederfinden lassen (Andretta, Massimiliano u.a. 2003, S. 23). Wie diese fordert die EZLN Selbstbestimmung v.a. der Menschen in der Dritten Welt und ruft zum weltweiten Kampf gegen die "neoliberale" Globalisierung auf.

Die EZLN hat, durchaus gewollt, großen Einfluss auf die Diskussion innerhalb der internationalistischen Linken, insbesondere mit ihrer radikalen Machtkritik. Ihr Motto "Eine andere Welt ist möglich" wurde außerdem zum Slogan der globalisierungskritischen Bewegung.

Geschichte

Die EZLN wurde am 17. November 1983 von mexikanischen Metropolenlinken (3 Mestizos und 3 Indígenas) in der Selva Lacandona, einem Urwaldgebiet an der Südostgrenze Mexikos als klassisch marxistische und maoistische Befreiungsarmee gegründet, veränderte sich aber innerhalb der ersten zehn Jahre ihres Bestehens zu einer Guerilla neuen Typs.

Erstmals der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde sie am 2. Januar 1994, einen Tag nach dem Inkrafttreten des nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA. Maskierte Kämpfer der EZLN besetzten zeitgleich fünf Bezirkshauptstädte, erklärten der mexikanischen Regierung den Krieg und ihren Willen, bis nach Mexiko-Stadt marschieren zu wollen. Nach einigen Tagen Kämpfen bot der damalige mexikanische Präsident Carlos Salinas de Gortari Verhandlungen und einen Waffenstillstand an, in den die EZLN einwilligte und der bis heute anhält.

Seitdem tritt die EZLN mit zivilen politischen Initiativen für eine Verbesserung der Lage der indigenen Bevölkerung, eine Sozialisierung der mexikanischen Volkswirtschaft und die Demokratisierung Mexikos ein.

Die EZLN heute

Strukturell stellt die EZLN eine Bauernmiliz dar. Der weitaus größten Anteil an der militärischen Struktur stellen die milicianos (Milizionäre), Kleinbauern, die weiter auf ihren Feldern arbeiten und im Bedarfsfall mobilisierbar sind. Den harten Kern stellt eine relativ kleine Gruppe insurgentes ("Aufständische"), unterstützt und getragen wird diese Struktur von den bases de apoyo (der zivilen Unterstützungsbasis). Das oberste Entscheidungsgremium der EZLN, die "Kommandantur" (CCRI-CG - Geheimes revolutionäres indigenes Komitee - Generalkommandantur), besteht aus gewählten VertreterInnen der Dorfgemeinschaften. Der Frauenanteil der Zapatistischen Armee beträgt etwa 47%.

Die EZLN lud zweimal zu intergalaktischen Treffen gegen Neoliberalismus und für Menschlichkeit. Zu ihrem ersten Treffen 1996 kamen ca. 3000 Teilnehmer aus mindestens 54 Ländern nach Chiapas (Nachtwey, Oliver 2002, S. 26). Um den internationalen Zusammenhang der Kämpfe zu betonen, lud man 1997 zum zweiten Treffen explizit nicht nach Mexiko sondern ins europäische Spanien. Mit ihrem Aufruf ein kollektives Netzwerk all unserer Teilkämpfe und Widerständigkeiten zu schaffen, welches Unterschiedlichkeiten respektiert und Ähnlichkeiten anerkennt und so die Welt neu zu erschaffen, fanden die Zapatistas weltweit ebenso Widerhall bei neueren Bewegungen wie mit ihrem radikalen, jedoch auf Gewaltfreiheit bedachten Vorgehen (Zitat: Habermann, Friederike 2002, S. 143).

Die dort geknüpften Kontakte hatten im Februar 1998 die Gründung von Peoples Global Action (PGA), einem weltweiten Netzwerk zum Informationsaustausch und Aktionskoordination zur Folge.

Im Juni 2005 wurde bekannt, dass der Fussballclub Inter Mailand eine Herausforderung des EZLN zu einem Fußballmatch angenommen hat.

Zugleich wurde ein 7-Punkte-Kommuniqué herausgegeben, das die Auflösung der offiziellen Strukturen und Fortführung im Untergrund bekannt gab. Menschenrechts- und Nichtregierungsorganisationen wurden aufgefordert, die Region zu verlassen. Grund dafür sind nach eigenen Angaben interne Beratungen mit allen Verantwortlichen.

Literatur

Siehe auch

Artikel zu den Ereignissen letzter Zeit