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Wolfgang Borchert

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Datei:Wolfgang Borchert (timbre allemand).jpg
Briefmarkenausgabe der Deutschen Post zum 75. Geburtstag Borcherts 1996, Motiv: Fotoporträt von Rosemarie Clausen

Wolfgang Borchert (* 20. Mai 1921 in Hamburg; † 20. November 1947 in Basel) war ein deutscher Schriftsteller. Er ist einer der bekanntesten Autoren der Trümmerliteratur.

Leben

Ausbildung und erste literarische Versuche

Wolfgang Borchert wurde als einziges Kind des Volksschullehrers Fritz Borchert und dessen Ehefrau, der plattdeutschen Heimatschriftstellerin Hertha Borchert, in Hamburg-Eppendorf geboren. Während der Sohn zeitlebens ein sehr enges Verhältnis zur Mutter besaß, nahm der Biograf Peter Rühmkorf ein konfliktbeladenes Verhältnis zum später kränkelnden Vater wahr. Beides spiegelte sich später in Borcherts Werk wider, in der Sehnsucht seiner Protagonisten nach der Aufgehobenheit bei der Mutter wie in den eher schwachen und hilflosen Vaterfiguren.[1]

1928 wurde Borchert in der Erikaschule in Hamburg-Eppendorf eingeschult, an der auch sein Vater unterrichtete. Die Schule trägt heute den Namen „Wolfgang-Borchert-Schule“. 1932 wechselte er auf die Oberrealschule an der Hegestraße in Eppendorf.[2] Im Alter von 15 Jahren begann Borchert, Gedichte zu schreiben. Der literarische Ausstoß des jungen Dichters war beträchtlich, er verfasste oft fünf bis zehn Gedichte am Tag.[3] 1938 publizierte er sein erstes Gedicht im Hamburger Anzeiger. Es beginnt mit den Versen:

„Ich bin ein Reiter,
stürmend durch die Zeit!
Durch die Wolken führt mein Ritt –
Mein Pferd greift aus!
Voran! Voran!
[…]“

Wolfgang Borchert: Reiterlied [4]
Datei:Bundesarchiv Bild 183-S01144, Berlin, Gustav Gründgens als "Hamlet".jpg
Gustaf Gründgens, 1936 als Hamlet

Ein Jahr zuvor, im Dezember 1937, war eine Inszenierung von Shakespeares Hamlet im Hamburger Thalia Theater mit Gustav Gründgens in der Hauptrolle zu einem prägenden Erlebnis für den jungen Borchert geworden. Die Aufführung entfachte in ihm den Wunsch, selbst Schauspieler zu werden.[5] Noch in einem Brief von 1946 wertete Borchert den damaligen Theaterbesuch als „Ursache zu meinem Theaterfimmel“.[6] In der Folge verfasste Borchert 1938 mit 17 Jahren sein erstes Drama Yorick der Narr, eine Variation des Hamlet-Stoffs. Ein Jahr später folgte zusammen mit seinem Freund Günter Mackenthun die Komödie Käse und 1940 das dramatische Gedicht Granvella. Der schwarze Kardinal. Borcherts weitgehend unbekannte und ungespielte Jugenddramen wurden erst 2007 erstmals publiziert.

In der Schule waren Borcherts Leistungen währenddessen immer schlechter geworden. Im Dezember 1938 ging er ohne Abschluss von der Oberrealschule ab. Sein letztes Zeugnis wies Noten von befriedigend in Deutsch bis zu ungenügend in Mathematik aus sowie das Urteil: „Wolfgang zeigt fast die ganze Zeit eine zu geringe häusliche Mitarbeit. Es ist eine viel stärkere Anspannung aller Kräfte notwendig.“[7] Auf Betreiben seiner Eltern begann Borchert 1939 eine Buchhändlerlehre bei Heinrich Boysen, doch daneben verfolgte er weiterhin seine Leidenschaft und nahm Schauspielunterricht bei Helmuth Gmelin.

Im April 1940 wurde Borchert erstmals von der Gestapo verhaftet, über Nacht inhaftiert und verhört. Ihm wurde vorgeworfen, in seinen Gedichten die Homosexualität zu verherrlichen sowie ein Verhältnis mit einem jungen Mann namens Rieke zu haben. Einige Zeitzeugen berichteten tatsächlich von einem gleichnamigen Besucher der Buchhandlung, andere unterstellten den Polizisten, die von Borchert in einem Brief geäußerte „Rilke-Liebe“ missinterpretiert zu haben. Möglicherweise waren auch gesellschaftskritische Schriften Borcherts an die Gestapo gelangt oder die Familie wurde bereits seit einer Denunziation gegen Borcherts Mutter aus dem Jahr 1934 mit der Begründung, ihre Familie nehme „eine sonderbare Stellung der nationalsozialistischen Bewegung gegenüber“ ein, überwacht.[8] Ruth Hager, der von Borchert zu dieser Zeit unglücklich umschwärmten Tochter der befreundeten Schauspielerin Aline Bußmann, berichtete Borchert, dass seine Post oft von der Gestapo geöffnet werde. Gleichzeitig bewies er die Sorglosigkeit, seiner Jugendliebe einige politisch beanstandete Verse zuzuschicken,[9] und zeigte sich auch in seinem Umgang in regimekritischen Künstlerkreisen nach der Verhaftung wenig eingeschüchtert.[10]

Im Dezember 1940 brach Borchert seine Lehre ab und konzentrierte sich auf die Schauspielausbildung. Am 21. März bestand er seine Schauspiel-Abschlussprüfung. Bereits am 3. April 1941 wurde er von der Landesbühne Osthannover, einem Tourneetheater mit Sitz in Lüneburg, engagiert. Obwohl er hauptsächlich kleine Rollen spielte und sein schauspielerisches Talent von Kollegen als begrenzt wahrgenommen wurde, sprach Borchert von den folgenden drei Monaten als „einer kurzen, wunderbaren Theaterzeit“.[11] Im Juni 1941 bereits beendete Borcherts Einberufung zum Kriegsdienst die „schönste Zeit“ seines Lebens, und er fühlte sich im Fazit eines Briefs aus seinem „Lebenstraum gerissen“.[12][13]

Zweiter Weltkrieg

Vom Juli bis November 1941 durchlief Borchert eine Ausbildung zum Panzergrenadier bei der 3. Panzer-Nachrichten-Ersatz-Abteilung 81 in Weimar-Lützendorf. Der erste Fronteinsatz führte ihn in den Raum Klin-Kalinin, wo er im Januar 1942 verwundet wurde. Eine beginnende Diphtherie ermöglichte ihm die Rückkehr nach Deutschland, in das Heimatlazarett Schwabach. Unter dem Verdacht, sich die Schussverletzung an der linken Hand selbst beigebracht zu haben, wurde er der Wehrkraftzersetzung angeklagt. Die Gerichtsverhandlung fand nach drei Monaten Einzelhaft im Untersuchungsgefängnis Nürnberg statt. Der Anklagevertreter forderte die Todesstrafe, das Gericht sprach ihn am 31. Juli jedoch frei.

Borchert blieb weiterhin in Untersuchungshaft, diesmal angeklagt, mit seiner brieflichen Korrespondenz gegen das Heimtückegesetz verstoßen zu haben. Das Verfahren endete mit einer Verurteilung zu sechs Wochen verschärfter Haft mit anschließender so genannter „Frontbewährung“.

Der Weg zurück an die Front ging Ende 1942 über das Ersatzbatallion seines Regiments in Saalfeld und die Garnison in Jena. Im Dezember 1942 wurde er als Melder in den Panzerkämpfen um Toropez eingesetzt, er zog sich Fußerfrierungen zu, wurde erneut ins Lazarett überstellt, wo er sich schließlich mit Gelbsucht und Fleckfieber infizierte. Anfang 1943 erfolgte die Verlegung in das Seuchenlazarett Smolensk, im März in das Reservelazarett Elend.

Im September 1943 kam Borchert auf Urlaub in das von Bombenangriffen stark in Mitleidenschaft gezogene Hamburg zurück. Im „Bronzekeller“ trat er mit kabarettistischen Einlagen auf – erhalten geblieben sind Der Tausendfüßler, Die Zigarettenspitze und Brief aus Russland. Im Oktober kehrte er zu seiner Kompanie nach Kassel-Wilhelmshöhe zurück, diesmal in Erwartung seiner Entlassung und seiner Freistellung für ein Fronttheater aufgrund einer fortschreitenden Hepatitis.

Eine Goebbels-Parodie brachte ihm statt dessen im Dezember 1943 die erneute Verhaftung ein. Im Januar 1944 wurde er von Jena aus in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit überführt, wo ihm im September vor dem Zentralgericht des Heeres der Prozess wegen Wehrkraftzersetzung gemacht wurde. Borchert wurde im Verlauf zu einer Gefängnishaft von neun Monaten verurteilt – unter Anrechnung von fünf Monaten Untersuchungshaft – und wenig später „zur Feindbewährung an der Front“ entlassen. Die Einheit, der er zugewiesen wurde, ergab sich im Frühjahr 1945 in der Nähe von Frankfurt am Main französischen Truppen. Während des Transports in die Gefangenschaft gelang ihm die Flucht. Schwer krank schlug er sich 600 Kilometer zu Fuß nach Norden durch und erreichte am 10. Mai 1945 Hamburg.

Nachkriegszeit

Das Urnengrab von Borchert und seinen Eltern auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Nach dem Krieg versuchte Borchert, in der Theater- und Kabarettszene Fuß zu fassen. Er wurde Texter für das Hamburger Kabarett Janmaaten im Hafen und trat selbst dort auf. Vom 1. November bis zum 15. Dezember 1946 übernahm er die Regieassistenz bei einer Aufführung von Lessings Nathan der Weise im Hamburger Schauspielhaus. Er wurde Mitgründer des Hinterhoftheaters Die Komödie in Hamburg-Altona, musste aber auf Grund seines sich verschlechternden Gesundheitszustandes die meiste Zeit das Bett hüten.

Am 25. Januar 1946 schrieb er die Erzählung Die Hundeblume. Ab Ostern war Borchert wieder zu Hause. Bis zum Ende des Jahres entstanden in rascher Folge etwa 20 Prosastücke. Im Dezember 1946 veröffentlichte er die Gedichtsammlung Laterne, Nacht und Sterne mit Gedichten aus der Zeit zwischen 1940 und 1945.

Im Jahr 1947 bemühten sich Freunde Borcherts, unter anderem auch sein Verleger Ernst Rowohlt, ihn zu einem Kuraufenthalt in die Schweiz zu schicken. Es gab dabei jedoch unterschiedlichste Hindernisse, etwa durfte kein deutsches Geld in die Schweiz eingeführt werden. Erst nachdem sich die Schweizer Verleger Emil Oprecht und Henry Goverts zur Unterstützung bereit erklärt hatten, konnte Borchert am 22. September die Reise antreten. Sofort nach seiner Einreise wurde er dort in das Baseler St.-Clara-Spital eingeliefert. Die geplante Weiterreise ließ sein Gesundheitszustand nicht mehr zu. Am Morgen des 20. November erlag er seiner Leberkrankheit.

Einen Tag nach seinem Tod, am 21. November 1947, wurde Draußen vor der Tür, zuvor lediglich als Hörspiel gesendet, in den Hamburger Kammerspielen uraufgeführt. Von allen Werken Borcherts hatte das stark expressionistisch beeinflusste Bühnenstück die stärkste Nachwirkung.

Nach Borcherts Tod wurde noch der Nachlassband Die traurigen Geranien veröffentlicht. Beigesetzt wurde Wolfgang Borchert auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg.

Künstlerisches Schaffen

Literarische Position und Einflüsse

Wolfgang Borchert gilt als einer der bekanntesten Vertreter der so genannten Kahlschlags- oder Trümmerliteratur. Schriftsteller dieser wenige Jahre währenden Literaturepoche nach dem Zweiten Weltkrieg antworteten auf den Zusammenbruch der alten Strukturen und die traumatischen Erfahrungen des Krieges mit der Forderung nach einer Tabula rasa in der Literatur. Das Ziel eines inhaltlichen und formalen Neuanfangs sollte eine ungeschönte und wahrhaftige Darstellung der Realität sein. Allerdings widersprachen auch Stimmen dieser Kategorisierung Borcherts, die sein Werk auf seinen zeitlichen Bezug reduziere. So sah Gordon J. A. Burgess, zeitweiliger Vorsitzender der Internationalen Wolfgang-Borchert-Gesellschaft, Borcherts Werke zu Unrecht „als Schullektüre und Trümmerliteratur herabgewürdigt[…]“.[14]

Sowohl stilistisch als auch thematisch war Borchert stark vom Expressionismus beeinflusst, der im ersten Vierteljahrhundert des 20. Jahrhunderts für die deutsche Literatur prägend gewesen war, während expressionistische Strömungen in der Literatur in der Zeit des Nationalsozialismus unterdrückt und ihre Künstler verfolgt worden waren. Oft wurde Borchert als später Nachfahre, Erbe oder gar als Epigone des Expressionismus gewertet. Für Hans Mayer etwa war der von Borchert propagierte literarische Neubeginn bloß eine „Novität aus zweiter Hand“.[15] Borcherts moralisch motivierter und gefühlsbetonter Protest verwies ebenso auf den Stil des Expressionismus wie seine repetitive und expressive Sprache. Sein Theaterstück Draußen vor der Tür folgte dem Muster eines Stationendramas, das ausgehend von August Strindberg das expressionistische Drama bestimmt hatte. Wie bewusst Borchert die Tradition der zurückliegenden Literaturepoche aufgriff, ist nicht bekannt, allerdings waren ihm deren Werke vertraut.[16] In einem Jugendbrief von 1940 erklärte er: „Ich bin Expressionist – mehr noch in der inneren Anlage und Geburt als in der Form.“[17]

Sieben Jahre später, im Mai 1947, verwies Borchert auf eine andere literarische Tradition, indem er jetzt Autoren amerikanischer Short Stories wie Ernest Hemingway und Thomas Wolfe als seine Lieblingsautoren angab.[18] Deren Einfluss auf Borchert, bereits 1948 von Alfred Andersch behauptet, blieb zwar umstritten, doch der Stil von Borcherts Werken war seit seinem zweiten Prosaband An diesem Dienstag bis zu nachgelassenen Kurzgeschichten wie Das Brot und Die Kirschen verknappter, karger und lakonischer geworden, was Heinz Piontek zu der Vermutung veranlasste, dass „Borchert bei Hemingway in die Schule ging.“[19]

Entwicklung als Schriftsteller

Bereits in seiner Jugend verfasste Borchert zahlreiche Gedichte und drei Dramen. Seine Jugendwerke waren geprägt von starkem Pathos sowie wechselnden literarischen Vorbildern wie Rainer Maria Rilke oder Friedrich Hölderlin; andere Gedichte imitierten Gottfried Benn, Georg Trakl oder Alfred Lichtenstein. Für seinen Biografen Peter Rühmkorf gab der jugendliche Borchert kaum zu literarischen Hoffnungen Anlass, und er bezeichnete ihn als „Allesversucher und Nichtskönner“.[20]

Gedenkstein „Sag Nein!“ an der Friedenseiche in Hamburg-Eppendorf mit einer Textstelle aus Dann gibt es nur eins!

Erst mit der Erzählung Die Hundeblume, datiert auf den 24. Januar 1946, gelang dem zu diesem Zeitpunkt 24-jährigen Borchert nach Einschätzung Rühmkorfs die erste bedeutende Arbeit. Für Rühmkorf war dieser Erzählung keine allmähliche Entwicklung von Borcherts Talent vorausgegangen sondern sie stellte eine „unvermittelte Geburt des Vemögens“ dar, in der Borchert stilistische Fertigkeiten demonstrierte, die er zuvor nicht erkennen ließ.[21] Die plötzliche literarische Entfaltung ging einher mit Borcherts Wechsel von Lyrik zu Prosa als hauptsächlicher Ausdrucksform, weswegen er für Wulf Köpke auch als „‚verstimmter‘ Lyriker“ einzuordnen war.[22] Borchert selbst urteilte im März 1946 über seine Erfahrungen in der neu entdeckten Literaturgattung: „Ich muß mich erst an Prosa gewöhnen – Prosa geht mir zu langsam, ich bin zu sehr an Tempo gewöhnt.“[23] Er setzte hinzu, dass er seine Texte „nie während des Schreibens erarbeite oder erkämpfe“, sie entständen eher als „ein kurzer Rausch“.[24]

Zwischen Januar 1946 und Borcherts Abreise im September 1947 ins Basler St.-Clara-Spital, in dem er zwei Monate später verstarb, entstanden rund 40 Prosatexte,[25] von denen eine Auswahl noch zu Borcherts Lebzeiten in zwei Erzählsammlungen, der Rest in seinem Gesamtwerk sowie einem später erschienenen Band mit nachgelassenen Erzählungen publiziert wurde. Der genaue Entstehungszeitpunkt zu Borcherts Drama Draußen vor der Tür ist unbekannt; es wird zwischen Spätherbst 1946 und Januar 1947 datiert und wurde von Wolfgang Borchert in nur acht Tagen niedergeschrieben. Als einzige in Basel entstandene und damit Borcherts letzte Arbeit gilt der Prosatext Dann gibt es nur eins!,[26] der vielfach als Borcherts Vermächtnis gewertet wird.[27]

Poetik

Neben klassischen Kurzgeschichten finden sich in Borcherts Prosawerk auch Texte, die eher als programmatische Verkündigungen oder Manifeste des Autors zu verstehen sind. In diesen Texten gab Borchert neben seinen weltanschaulichen Ansichten auch Auskunft über seine Poetik. In Das ist unser Manifest machte er sich zum Sprachrohr einer jungen Generation, die nach der Niederlage des Zweiten Weltkriegs mit der Vergangenheit abrechnet und vor dem Nichts stehend ihre Zukunft plant. Seine Forderung nach einer Erneuerung in der Kunst ersetzte die althergebrachte Ästhetik durch den unmittelbaren Ausdruck, die Wahrheit, die nicht beschönigt werden dürfe:

„Wer schreibt für uns eine neue Harmonielehre? Wir brauchen keine wohltemperierten Klaviere mehr. Wir sind selbst zuviel Dissonanz. […] Wir brauchen keine Stilleben mehr. Unser Leben ist laut. Wir brauchen keine Dichter mit guter Grammatik. Zu guter Grammatik fehlt uns die Geduld. Wir brauchen die mit dem heißen heiser geschluchzten Gefühl. Die zu Baum Baum und zu Weib Weib sagen und ja sagen und nein sagen: laut und deutlich und dreifach und ohne Konjunktiv.“

Wolfgang Borchert: Das ist unser Manifest [28]

Zugleich setzte er dem Nihilismus der Stunde Null den Auftrag eines neuen utopischen Denkens entgegen, die auch in ihren Texten den verzweifelten Menschen eine Zukunft baue:

„Denn wir sind Neinsager. Aber wir sagen nicht Nein aus Verzweiflung. Unser Nein ist Protest. […] Denn wir müssen in das Nichts hinein wieder ein Ja bauen, Häuser müssen wir bauen in die freie Luft unseres Neins, über den Schlünden, den Trichtern und Erdlöchern und den offenen Mündern der Toten: Häuser bauen in die reingefegte Luft der Nihilisten, Häuser aus Holz und Gehirn und aus Stein und Gedanken.“

Wolfgang Borchert: Das ist unser Manifest [28]

Im Prosatext Der Schriftsteller umriss Borchert dessen Rolle in der Gesellschaft, die er mit einem Haus verglich, in dem der Schriftsteller den einsamen Raum der Dachkammer bewohne, um aus dieser herausgehobene Warte die Gesellschaft zu benennen und ihr gleichzeitig als Kritiker und Mahner zu dienen:

„Er darf in dem Haus die Dachkammer bewohnen. Dort hat man die tollsten Aussichten. Toll, das ist schön und grausig. Es ist einsam da oben. Und es ist da am kältesten und am heißesten.“

Wolfgang Borchert: Der Schriftsteller [29]

Eine grundsätzliche Skepsis gegenüber den Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache formulierte Borchert im Text Im Mai, im Mai schrie der Kuckuck. In einer Zeit, für deren existenzielles Erleben die Sprache fehle, wurde für Borchert das Schweigen zur heroischen Tat:

„Verschweigt den Kuckucksschrei eures einsamen Herzens, denn es gibt keinen Reim und kein Versmaß dafür, und kein Drama, keine Ode, und kein psychologischer Roman hält den Kuckucksschrei aus, und kein Lexikon und keine Druckerei hat Vokabel oder Zeichen für deine wortlose Weltmut, für deine Schmerzlust und dein Liebesleid.“

Wolfgang Borchert: Im Mai, im Mai schrie der Kuckuck [30]

Doch auch hier verharrte Borchert nicht in Resignation sondern suchte die Möglichkeiten eines schriftstellerischen Neubeginns, der sich in sprachlicher Reduktion und Einfachheit ausdrückte. Der Schriftsteller wurde zum Chronisten, der die Wirklichkeit bloß beschrieb, aber sie damit festhielt:

„Alles was wir tun können, ist: Addieren, die Summe versammeln, aufzählen, notieren. Aber diesen tollkühnen sinnlosen Mut zu einem Buch müssen wir haben! Wir wollen unsere Not notieren, mit zittenden Händen vielleicht, wir wollen sie in Stein, Tinte oder Noten vor uns hinstellen, in unerhörten Farben, in einmaliger Perspektive, addiert, zusammengezählt und angehäuft, und das gibt dann ein Buch von zweihundert Seiten.“

Wolfgang Borchert: Im Mai, im Mai schrie der Kuckuck [31] [32]

Stil

Borcherts Stil ist geprägt durch kurze, abgehackte Sätze, einem Stakkato, das durch Ellipsen, Parataxen, eigenwillige Interpunktion und die Verwendung von Konjunktionen und Adjektiven als Satzbeginn erzeugt wird. Borchert hebt dadurch die Erregung und Erschütterung seiner Figuren hervor oder erzeugt Spannung. Verknüpft wird häufig das Stilmittel der Wiederholung, das die Dringlichkeit des Gesprochenen unterstreicht und sich zuweilen bis zur Besessenheit steigert. Auch die Klimax steigert immer wieder die Aussagen der Sätze, wird manchmal aber auch mit der abschwächenden Antiklimax konterkariert. Beeinflusst von seiner Lyrik ist auch der Sprachfluss von Borcherts Prosa oftmals rhythmisch komponiert. Zur Hervorhebung setzt er Alliterationen ein. Daneben zeichnet sich Borcherts Sprache durch ungewöhnlich verwendete Attribute sowie Komposita und Neologismen aus.

Rhetorische Figuren, die sich durch Borcherts Werk ziehen, sind die Personifikation, verschiedene Formen von Metaphern, der Vergleich, die Allegorie und die Hyperbel. Obwohl Borchert in seinem Werk überwiegend das Leid der Opfer des Krieges beschreibt, finden sich auch humoristische Elemente in einigen Kurzgeschichten. Hier ragen insbesondere Schischyphusch und Der Stiftzahn oder Warum mein Vater keine Rahmbonbon mehr ißt heraus. Aber auch in Borcherts Drama finden sich Stilmittel der Ironie, des Sarkasmus und der Satire. Alltagssprache verleiht den Personen in Borcherts Werk plastische Konturen und soll sie als Durchschnittsmenschen kennzeichnen.

Durch beinahe alle Texte Borcherts ziehen sich Symbole, insbesondere eine Farbsymbolik, die Gegensätze und Emotionen darstellt und die Handlung widerspiegelt, zum Teil auch ersetzt. Während grün zumeist als Zeichen des Lebens und der Hoffnung verwendet wird und auch gelb überwiegend lebensbejahend besetzt ist, steht rot kaum für die Farbe der Liebe sondern für diejenige des Krieges und blau sowohl für Kälte als auch die Nacht. Die nichtbunten Farben sind überwiegend negativ besetzt: grau kennzeichnet das Unbestimmte und spiegelt Pessimismus, weiß dient häufig als Symbol für Krankheit sowie Kälte und schwarz als Omen von Düsternis und Bedrohung.[33]

Schemata und Grundstrukturen

Der ungarische Germanist Károly Csúri arbeitete eine Grundstruktur heraus, der die Erzählungen Wolfgang Borcherts überwiegend komplett oder in Teilen folgten. Danach durchlaufe die „ideale Borchert-Geschichte“ folgende Stadien:

  • Anfangszustand: der Protagonist befinde sich in einem „harmonischen Stadium virtuell-zeitloser Geborgenheit (oder Schein-Geborgenheit)“.
  • Übergangszustand: der Protagonist gerate in einem Zwiespalt „in dem disharmonischen Stadium zeitlich-historischen Ausgestoßenseins (oder Schein-Ausgestoßenseins)“.
  • Endzustand: durch ambivalente Vermittlerfiguren wird erneut ein – teilweise nur scheinbar harmonisches – „Stadium virtuell-zeitloser Geborgenheit (oder Scheim-Geborgenheit)“ aufgezeigt, wobei die Rückkehr des Protagonisten in dieses Stadium oft unmöglich oder scheinbar unmöglich wird.

Dabei beginnen viele Geschichten Borcherts bereits im Übergangszustand, aus dem heraus der Anfangs- und Endzustand erst im Ablauf konstruiert werden müssen.[34]

Gedenkstein für Wolfgang Borchert an der Außenalster in Hamburg-Uhlenhorst mit einem Text aus Borcherts Generation ohne Abschied

Die Protagonisten in Borcherts Werken sah der bulgarische Germanisten Bogdan Mirtschev zumeist als Vertreter einer bestimmten Generation, die sich oft in Auflehnung gegen Autoritätspersonen befinden. Sie werden als Prototypen von Menschen in innerer Not gezeichnet, wobei ihre persönliche Lebenskrise weniger eine Kriegsfolge sei als das Ergebnis von Einsamkeit, Lebensangst und dem Mangel an Liebe und Geborgenheit. Dabei seien sie nicht auf der Suche nach einem Ausweg aus ihrer Not, sondern verharren in Pessimismus und Verzweiflung. Borcherts Protagonisten leiden oft an Unruhe- oder Angstzuständen und fühlen sich von ihrer Umwelt bedroht. Ihre Reaktion weise Kennzeichen von Regression auf, dem Rückzug in die Kindheit. Sie gehören einer „Generation ohne […] Behütung“ an, zu früh „ausgestoßen aus dem Laufgitter des Kindseins“[35] und beklagen nun ihr „Kuckucksschicksal“, ihr „Kuckuckslos, dieses über uns verhängte Verhängnis“.[36] Unfähig zu längerfristigen Beziehungen befinden sie sich fortwährend auf der Flucht: „Es gibt kein Tal für eine Flucht. Überall treff ich mich. Am meisten in den Nächten. Aber man türmt immer weiter. Das Tier Liebe greift nach einem, aber das Tier Angst bellt vor den Fenstern, […] und man türmt.“[37] Die Ursache sei oft ein Schuldkomplex, der sich, obwohl von ihnen behauptet, nicht an einer konkreten, einzelnen Schuld festmachen lasse, sondern aufgrund von Einbildung und Missverständnissen entstehe. Dennoch zeichne Borchert nur selten das Bild eines endgültigen Scheiterns sondern biete seinen Helden am Ende einen Ausweg aus ihrer Krisensituation. So gelinge dem lebensmüden Mann aus Das Holz für morgen die Sühne und Rückkehr zu denen, die ihn brauchen. Und im Gespräch über den Dächern treffe einer der Dialogpartner die Entscheidung zum Weiterleben „aus Trotz. Aus purem Trotz.“[38][39]

Die zwischenmenschlichen Beziehungen von Borcherts Figuren untersuchte der amerikanische Germanist Joseph L. Brockington. In Borcherts Erzählungen sei zumeist ein Mensch durch die verstörende Kriegserfahrung von seinen Mitmenschen isoliert und entfremdet. Ein zweiter Mensch gehe auf ihn zu. In der Begegnung liegen drei Möglichkeiten:

  • Die Menschen gehen aneinander vorbei, seien nicht in der Lage ihre Isolation zu überwinden. Eine typische Kurzgeschichte für diese Lösungsmöglichkeit sei Die Hundeblume mit dem täglichen Aneinandervorbeigehen der Häftlinge beim Hofgang.
  • Zwar sei ein Mensch bereit, sich von der Vergangenheit und der Isolation zu befreien, sein Mitmensch aber nicht. Dies sei die häufigste Wendung, derer sich die Autoren der Nachkriegsliteratur bedient haben. In Borcherts Werk findet sie sich in der Beziehung Beckmanns zum Mädchen in Draußen vor der Tür sowie in Kurzgeschichten wie Bleib doch Giraffe oder Die traurigen Geranien.
  • Die dritte, optimistische Möglichkeit, dass beide Menschen im Kontakt zueinander die Vergangenheit hinter sich lassen und sich gemeinsam der Zukunft zuwenden, habe Borchert in der Begegnung des Jungen mit dem alten Mann aus Nachts schlafen die Ratten doch gewählt.[40]

Rezeption

Während Borcherts Veröffentlichungen bis zu diesem Zeitpunkt nur geringes Interesse hervorgerufen hatten, machte ihn die Erstausstrahlung der Hörspielfassung seines Dramas Draußen vor der Tür am 13. Februar 1947 im Nordwestdeutschen Rundfunk quasi über Nacht bekannt. Als Reaktion auf die Ausstrahlung erhielt der Sender eine damals ungewöhnlich hohe Zahl von Hörerbriefen, deren Spektrum von begeisterter Zustimmung bis zu heftiger Ablehnung reichte. In den anschließenden Wochen wiederholte der NWDR das Hörspiel und alle anderen westdeutschen und westberliner Sender folgten.[41] Borcherts Biograf Helmut Gumtau bemerkte, Borchert „hatte das Glück der rechten Stunde, und er fand den Darsteller, durch den die Sendung zum Ereignis wurde – Hans Quest“, und er fügte hinzu: „Der Erfolg war nicht im Dichterischen begründet“.[42] Borchert erhielt in der Folge so zahlreiche Briefe, Besuche sowie Anfragen von Verlagen und Theatern, dass er selbst im Juni 1947 einen regelrechten „Borchert-Rummel“ wahrnahm.[43]

Die Uraufführung von Draußen vor der Tür in den Hamburger Kammerspielen am 21. November 1947, einen Tag nach Borcherts Tod, ließ seine Popularität postum weiter anwachsen. So konzidierte die Kritik des Spiegels: „Selten hat ein Theaterstück die Zuschauer so erschüttert wie Wolfgang Borcherts Draußen vor der Tür.“[44] Hellmuth Karasek wertete die Uraufführungen von Draußen vor der Tür gemeinsam mit Carl Zuckmayers Des Teufels General und Günther Weisenborns Die Illegalen als den „Beginn des Dramas in der Bundesrepublik“.[45] Für Borcherts Biografen Gordon J. A. Burgess legten die zeitgenössischen Rezensionen dar, dass der Erfolg von Borcherts Stück in erster Linie auf seinen Zeitbezug und das Ansprechen einer zeitgemäßen Moral zurückzuführen war. Auch die Tatsache des frühen Todes seines Verfassers trug zu seinem Ruf bei, der von der Wahrnehmung einer Einheit zwischen dem tragischen Leben Borcherts und seinem Werk bestimmt war. Bald wurden Vergleiche mit dem ebenfalls früh verstorbenen Georg Büchner gezogen.[46]

Vielfach wurde die besondere Rolle betont, die Borcherts Werk in der unmittelbaren Nachkriegsgesellschaft spielte. Die fehlende literarische Verarbeitung der Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs hatte Hans Werner Richter im September 1946 in der Zeitschrift Der Ruf in der Frage zusammengefasst: „Warum schweigt die Jugend?“ Ernst Schnabel, der Chefdramaturg des NWDR, nahm mit seiner Ankündigung von Borcherts Hörspiel auf diese Erwartungshaltung Bezug: „Hundertmal haben wir die Frage gehört: Warum schweigt die Jugend? Hat sie nichts zu sagen? – Und heute kündigen wir das Hörspiel Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert an. Auf dieses Stück haben wir gewartet oder vielmehr genauer: auf diesen Autor.“[47][48] Bernd Mayer-Marwitz wertete im Nachwort zu Borcherts Gesamtwerk: „Borchert gab dieser Jugend ihre Stimme zurück, er fand sich mit ihr im gemeinsamen Schicksal und half ihr, diesem Schicksal zu begegnen. Dieser Verdienst wog in jenen Tagen schwerer als gefälligere literarische Leistungen.“[49] Günter Blöcker schloss sich in seiner kritischen Einschätzung der literarischen Fähigkeiten Borcherts dem Urteil an, „daß Borcherts Versuche mindestens so stark aus den biographischen Begleitumständen und der zeitpsychologischen Situation lebten wie vom Talent.“[50]

Im Unterschied zu vielen anderen Werken der so genannten Trümmerliteratur, die keine Bedeutung über ihren zeitgeschichtlichen Kontext hinaus erlangten, blieb Borcherts Werk auch über seine Entstehungszeit hinaus gelesen, gespielt und besprochen. Wulf Köpke stellte 1969 fest, Borcherts Werke hätten „von allem, was um 1946 und 1947 von der jungen Generation geschrieben worden ist, am besten die Zeit überdauert“.[51] Dabei verlagerte sich das Interesse der Germanistik in den 1950er und 1960er Jahren von Borcherts Drama auf seine Prosa, und seine Kurzgeschichten wurden erst in ihrer Bedeutung für die Nachkriegsliteratur untersucht und dann als exemplarische Beispiele ihrer Gattung in den Lehrkanon der deutschen Schulen aufgenommen.[52] Mit der wachsenden Wahrnehmung Borcherts als „Schulbuchautor“ und „leichtem Autor“ ging das Interesse an wissenschaftlichen Untersuchungen seines Werks in Deutschland zurück. Statt dessen fand die Borchert-Forschung in späteren Jahren überwiegend im Ausland statt.[53]

Gedenken

Wolfgang-Borchert-Denkmal an der Eppendorfer Landstraße in Hamburg-Eppendorf mit einer Textstelle aus Dann gibt es nur eins!
  • In der Nähe des Eppendorfer Marktplatzes in Hamburg ist eine dunkelgrundige Tafel mit gelbem Text in Erinnerung an Wolfgang Borchert aufgestellt. Sie enthält das Zitat: „Sag Nein! Du Mann … Sag Nein! Du Mutter … Sagt Nein! Mütter …“.
  • Am Spazierweg im Grünstreifen an der Außenalster, am Schwanenwik, Hamburg, schräg gegenüber dem Literaturhaus, befindet sich ein übermannshoher Obelisk mit dem Zitat: „Wir sind die Generation ohne Bindung und ohne Tiefe …“
  • Am Stillen Weg im Hamburger Friedhof Ohlsdorf befindet sich das Urnengrab von Borchert und seinen Eltern (AC 5/6)[54]
  • Zahlreiche Schulen wurden nach Wolfgang Borchert benannt, zum Beispiel die Gymnasien in Halstenbek und Langenzenn und die Grund-, Haupt- und Realschule in Hamburg-Eppendorf.
  • In Münster wurde 1982 ein privates Theater in Wolfgang Borchert Theater umbenannt.
  • Auf der Elbe verkehrt seit 1993 eine Passagier-Fähre der HADAG unter dem Namen Wolfgang Borchert. Sie verbindet die Landungsbrücken und das Musicaltheater Hamburg.[55]

Werke

Dramen

Einzig zur Aufführung gelangt ist Borcherts Heimkehrerdrama:

Daneben existieren noch drei wenig bekannte Jugenddramen, publiziert in:
Jugenddramen. Privatdruck der Internationalen Wolfgang-Borchert-Gesellschaft e. V., Hamburg 2007.

  • Yorrick der Narr, 1938
  • Käse. Die Komödie des Menschen, gemeinsam mit Günter Mackenthun 1939
  • Granvella. Der schwarze Kardinal, 1941

Gedichte

  • Laterne, Nacht und Sterne. Gedichte um Hamburg, 1946

Weitere nachgelassene Gedichte wurden veröffentlicht in: Das Gesamtwerk, 1949

Kurzgeschichten

Erzählsammlung Die Hundeblume, 1947

  • Billbrook
  • Bleib doch Giraffe
  • Die Elbe
  • Die Hundeblume
  • Die Krähen fliegen abends nach Hause
  • Die Stadt
  • Eisenbahnen, nachmittags und nachts
  • Generation ohne Abschied
  • Gespräch über den Dächern
  • Hamburg
  • Stimmen sind da – in der Luft – in der Nacht
  • Vorbei vorbei

Erzählsammlung An diesem Dienstag, 1947

  • An diesem Dienstag
  • Das Känguruh
  • Der Kaffee ist undefinierbar
  • Der viele viele Schnee
  • Die drei dunklen Könige
  • Die Katze war im Schnee erfroren
  • Die Kegelbahn
  • Die Küchenuhr
  • Die lange lange Straße lang
  • Die Nachtigall singt
  • Er hatte auch viel Ärger mit den Kriegen
  • Im Mai, im Mai schrie der Kuckuck
  • Jesus macht nicht mehr mit

Nachgelassene Erzählungen aus Das Gesamtwerk, 1949

  • Der Schriftsteller
  • Gottes Auge
  • Lesebuchgeschichten
  • Schischyphusch
  • Von drüben nach drüben

Erzählsammlung Die traurigen Geranien und andere Geschichten aus dem Nachlaß, 1961

  • Alle Milchgeschäfte heißen Hinsch
  • Ching Ling, die Fliege
  • Das Gewitter
  • Das Holz für morgen
  • Der Stiftzahn oder Warum mein Vater keine Rahmbonbon mehr ißt
  • Die Kirschen
  • Die Mauer
  • Die Professoren wissen auch nix
  • Die traurigen Geranien
  • Ein Sonntagmorgen
  • Hinter den Fenstern ist Weihnachten
  • Liebe blaue graue Nacht
  • Marguerite
  • Maria, alles Maria
  • Merkwürdig
  • Preußens Gloria
  • Später Nachmittag
  • Tui Hoo

Werkvertonungen

  • Christian Geissendörfer / Windstill: Hamburg! Lieder und Musik nach Gedichten von Wolfgang Borchert:
    • 1. In Hamburg, 2. Gedicht: Version 1: Blume Anmut ist das Leben, 3. Versuch es, 4. Regen, 5. Muscheln, Muscheln, 6. Liebeslied, 7. Großstadt, 8. Abschied (1), 9. Draußen, 10. Prolog zu einem Sturm, 11. Das graurotgüne Großstadtlied, 12. Laternentraum, 13. Abschied (2), 14. Am Fenster eine Wirtshauses beim Steinhuder Meer, 15. Gedicht: Version 2: Blume Huldvoll ist der Tod, 16. Liebesgedicht.
  • Norbert Linke: Die Borchert-Lieder. Zyklus für Gesang und Klavier:
    • 1. Motto, 2. Manchmal, 3. Musik, 4. Abschied I, 5. Kinderlied, 6. Abendlied, 7. Abschied II
  • Mark Pendzich: Borchert – Begegnungen mit dem Gedichtzyklus ‚Laterne, Nacht und Sterne‘ für Stimme und Klavier
  • Bertold Hummel: Fantasia poetica in memoriam Wolfgang Borchert für Viola und Hackbrett

Literatur

Werk
  • Wolfgang Borchert: Das Gesamtwerk. Rowohlt, Hamburg 1949. Die im Artikel für die Seitenangaben verwendete Ausgabe entspricht der Auflage vom Mai 1986, ISBN 3-498-09027-5.
  • Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür. Rowohlt, Reinbek 2008, ISBN 978-3-499-10170-0.
  • Wolfgang Borchert: Die traurigen Geranien und andere Geschichten aus dem Nachlaß. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-10975-1.
  • Wolfgang Borchert: Allein mit meinem Schatten und dem Mond. Briefe, Gedichte und Dokumente. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-13983-9.
Biografien
  • Gordon Burgess: Wolfgang Borchert. Ich glaube an mein Glück. Aufbau, Berlin 2007, ISBN 978-3-7466-2385-6.
  • Helmut Gumtau: Wolfgang Borchert. Köpfe des XX. Jahrhunderts. Colloqium, Berlin 1969.
  • Peter Rühmkorf: Wolfgang Borchert. (= Rowohlts monographien; 58). Rowohlt, Reinbek 1961 (zuletzt 8. Aufl., bearb. v. Wolfgang Beck, Rowohlt, Reinbek 2002) ISBN 3-499-50058-2.
  • Claus B. Schröder: Wolfgang Borchert. Die wichtigste Stimme der deutschen Nachkriegsliteratur. Heyne, München 1988, ISBN 3-453-02849-X.
Über Borcherts Werk
  • Gordon Burgess, Hans-Gerd Winter (Hrsg.): „Pack das Leben bei den Haaren“. Wolfgang Borchert in neuer Sicht. Dölling und Gallitz, Hamburg 1996, ISBN 3-930802-33-3.
  • Gordon J. A. Burgess (Hrsg.): Wolfgang Borchert. Christians, Hamburg 1985, ISBN 3-7672-0868-7.
  • Kåre Eirek Gullvåg: Der Mann aus den Trümmern. Wolfgang Borchert und seine Dichtung. K. Fischer, Aachen 1997, ISBN 3-89514-103-8.
  • Alfred Schmidt: Wolfgang Borchert. Sprachgestaltung in seinem Werk. Bonn: Bouvier 1975. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 186) ISBN 3-416-01085-X.
  • Rudolf Wolff (Hrsg.): Wolfgang Borchert. Werk und Wirkung. Bouvier, Bonn 1984, ISBN 3-416-01729-3.
englischsprachige Sekundärliteratur
  • Gordon J. A. Burgess: The life and works of Wolfgang Borchert. Studies in German Literature, Linguistics, and Culture. Camden House, Rochester 2003, ISBN 978-1-57113-270-3.
  • James L. Stark: Wolfgang Borchert's Germany. Reflections of the Third Reich. Univ. Press of America, Lanham 1997, ISBN 0-7618-0555-9.
  • Erwin J. Warkentin: Unpublishable works. Wolfgang Borchert's literary production in Nazi Germany. Camden House, Columbia 1997, ISBN 1-57113-091-8.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Rühmkorf: Wolfgang Borchert, S. 7–18.
  2. Schröder: Wolfgang Borchert. Die wichtigste Stimme der Nachkriegsliteratur, S. 49–50, 54.
  3. Rühmkorf: Wolfgang Borchert, S. 30.
  4. Rühmkorf: Wolfgang Borchert, S. 34.
  5. Schröder: Wolfgang Borchert. Die wichtigste Stimme der Nachkriegsliteratur, S. 64–65.
  6. Borchert: Allein mit meinem Schatten und dem Mond, S. 174.
  7. Schröder: Wolfgang Borchert. Die wichtigste Stimme der Nachkriegsliteratur, S. 83.
  8. Burgess: Wolfgang Borchert. Ich glaube an mein Glück, S. 38.
  9. Borchert: Allein mit meinem Schatten und dem Mond, S. 34–36.
  10. Zum Abschnitt: Burgess: Wolfgang Borchert. Ich glaube an mein Glück, S. 64–71.
  11. Borchert: Allein mit meinem Schatten und dem Mond, S. 80.
  12. Gumtau: Wolfgang Borchert, S. 23.
  13. Zum Abschnitt: Burgess: Wolfgang Borchert. Ich glaube an mein Glück, S. 75, 88–95.
  14. Gordon J. A. Burgess: Wolfgang Borchert, Person und Werk. In: Burgess (Hrsg.): Wolfgang Borchert, S. 37.
  15. Hans Mayer: Zur deutschen Literatur der Zeit. Rowohlt, Reinbek 1967, S. 302.
  16. Burgess: The life and works of Wolfgang Borchert, S. 162 und Anmerkung.
  17. Wolfgang Borchert: Allein mit meinem Schatten und dem Mond. Briefe, Gedichte und Dokumente. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-13983-9, S. 40.
  18. Burgess: Wolfgang Borchert. Ich glaube an mein Glück, S. 242.
  19. Werner Bellmann: Wolfgang Borchert: An diesem Dienstag. In: Werner Bellmann (Hrsg.): Klassische deutsche Kurzgeschichten. Interpretationen. Reclam, Stuttgart, 2004, ISBN 978-3-15-017525-5, S. 40–41.
  20. Rühmkorf: Wolfgang Borchert, S. 36, restlicher Abschnitt S. 33–37.
  21. Rühmkorf: Wolfgang Borchert, S. 117–118.
  22. Wulf Köpke: In Sachen Wolfgang Borchert. In: Wolff (Hrsg.): Wolfgang Borchert. Werk und Wirkung, S. 109.
  23. Borchert: Allein mit meinem Schatten und dem Mond, S. 169.
  24. Borchert: Allein mit meinem Schatten und dem Mond, S. 168.
  25. Rühmkorf: Wolfgang Borchert, S. 132–133.
  26. Rühmkorf: Wolfgang Borchert, S. 167.
  27. Borchert: Das Gesamtwerk, S. 284.
  28. a b Borchert: Das Gesamtwerk, S. 310.
  29. Borchert: Das Gesamtwerk, S. 285.
  30. Borchert: Das Gesamtwerk, S. 228–229.
  31. Borchert: Das Gesamtwerk, S. 229.
  32. Vgl. zum Abschnitt: Wilhelm Große: Wolfgang Borchert. Kurzgeschichten. Oldenbourg, München 1995, ISBN 978-3-637-88629-2, S. 25–32.
  33. Vgl. zum Kapitel und zur detaillierten Verwendung der Stilmittel bei ausgewählten Texten: Schmidt: Wolfgang Borchert. Sprachgestaltung in seinem Werk.
  34. Károly Csúri: Semantische Feinstrukturen: Literaturästhetische Aspekte der Kompositionsform bei Wolfgang Borchert. In: Burgess, Winter (Hrsg.): „Pack das Leben bei den Haaren“. Wolfgang Borchert in neuer Sicht, S. 156–157
  35. Borchert: Generation ohne Abschied. In: Das Gesamtwerk, S. 59.
  36. Borchert: Im Mai, im Mai schrie der Kuckuck. In: Das Gesamtwerk, S. 228.
  37. Borchert: Vorbei. Vorbei. In: Das Gesamtwerk, S. 67.
  38. Borchert: Gespräch über den Dächern. In: Das Gesamtwerk, S. 56.
  39. Vgl. zum Abschnitt: Bogdan Mirtschev: Ausgeliefert an das Unaussprechliche: Daseinskrise und innere Konflikte der Heimkehrerfigur im literarischen Werk von Wolfgang Borchert. In: Burgess, Winter (Hrsg.): „Pack das Leben bei den Haaren“. Wolfgang Borchert in neuer Sicht, S. 171–181.
  40. Vgl. zum Kapitel: Joseph L. Brockington: Ein Ja in das Nichts hineinbauen: Möglichkeiten und Formen der Hoffnung in der Literatur der Nachkriegsgeneration. Wolfgang Borchert und die „junge Generation“. In: Burgess, Winter (Hrsg.): „Pack das Leben bei den Haaren“. Wolfgang Borchert in neuer Sicht, S. 29–30
  41. Gordon Burgess: Wolfgang Borchert. Ich glaube an mein Glück, S. 208–209.
  42. Gumtau: Wolfgang Borchert, S. 70–71.
  43. Rühmkorf: Wolfgang Borchert, S. 146–147, 154.
  44. Gibt denn keiner Antwort? In: Der Spiegel vom 29. November 1947, S. 16. Abgerufen am 26. September 2009.
  45. Winfried Freund, Walburga Freund-Spork: Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür. Erläuterungen und Dokumente. Reclam, Stuttgart 1996, ISBN 3-15-016004-9, S. 33.
  46. Gordon J. A. Burgess: Wolfgang Borchert, Person und Werk, S. 34–35.
  47. Ernst Schnabel: Draußen vor der Tür. In HörZu vom 9. Februar 1947.
  48. Vgl. Bernd Balzer: Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür. Grundlagen und Gedanken. Diesterweg, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-425-06087-2, S. 9–11.
  49. Bernd Mayer-Marwitz: Wolfgang Borchert. Nachwort in: Borchert: Das Gesamtwerk, S. 343.
  50. Günter Blöcker: Kritisches Lesebuch, Leibniz, Hamburg 1962, S. 307.
  51. Köpke: In Sachen Wolfgang Borchert, S. 86.
  52. Gordon J. A. Burgess: Wolfgang Borchert, Person und Werk, S. 35–36.
  53. Burgess, Winter (Hrsg.): „Pack das Leben bei den Haaren“. Wolfgang Borchert in neuer Sicht, S. 13–14.
  54. Hamburger Friedhöfe AöR (Hrsg.): Ausgewählte Prominenten-Gräber auf dem Friedhof Ohlsdorf. 10. Aufl. 2008. Vgl. www.friedhof-hamburg.de: Grabstätten bekannter Persönlichkeiten
  55. Vgl. www.welt.de: HADAG lässt ein Fährschiff verbreitern und Pressefoto der HADAG