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Fußball in Burkina Faso

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Flagge Burkina Fasos

Fußball ist in Burkina Faso, dem ehemaligen Obervolta, Nationalsport[1][2] und wird dort nachweislich seit 1935 gespielt. Mit dem Erreichen des Halbfinales bei der Afrikameisterschaft 1998 im eigenen Land konnte die Nationalmannschaft ihren bisher größten Erfolg feiern. Einigen Jugendnationalteams gelang die Qualifikation zu Weltmeisterschaftsturnieren. Erfolgreichste Vereine sind Étoile Filante Ouagadougou und ASFA-Yennenga Ouagadougou.

Geschichte bis zur Unabhängigkeit 1960

Flagge Obervoltas

Obwohl Fußball schon um die Jahrhundertwende in der britischen Kolonie Goldküste praktiziert wurde, kam dieser Sport erst in der Mitte der 1930er-Jahre im Gebiet des heutigen Burkina Faso auf. 1932 war die Kolonie Obervolta unter den Nachbarkolonien aufgeteilt worden, so dass die beiden wichtigsten Städte Ouagadougou und Bobo-Dioulasso damals zur Kolonie Elfenbeinküste gehörten. Bobo-Dioulasso, als zentral gelegene Handelsstadt Treffpunkt von Kulturen und neuen Ideen, war Ausgangspunkt der Entwicklung des Fußballs im Lande; die Mannschaften bestanden überwiegend aus französischen Militärangehörigen, Missionaren, Beamten der Kolonialverwaltung und Kaufleuten aus den Nachbarkolonien Guinea, Senegal oder Französisch-Sudan (dem heutigen Mali). 1935 wurde als erste Mannschaft Togo-Daho, der spätere Verein US Bobo-Dioulasso, vom Direktor des französischen Handelshauses Compagnie française de la Côte d'Ivoire (CFCI) gegründet, die zu besonderen Anlässen gegen die Mannschaft der französischen Militärbasis antrat. Eine von Pater Germain Nadal gegründete Mannschaft der katholischen Mission wurde 1946 zu Jeanne d'Arc Bobo-Dioulasso. In Ouagadougou und den Gebieten, die bei der Teilung Obervoltas Niger und Französisch-Sudan zugeschlagen wurden, war Fußball bis in die 1940er-Jahre hinein praktisch unbekannt, auch wenn in Ouagadougou vereinzelt Spiele von Mitgliedern der Association sportive voltaïque und einer französischen Militärmannschaft ausgetragen wurden.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der Wiederherstellung Obervoltas als Kolonie 1947 wurden auch in der Hauptstadt Vereine gegründet, die ihre Ursprünge in verschiedenen kulturellen, ethnischen, religiösen Gruppen oder anderen Organisationen der Gesellschaft hatten. So gründeten Zugezogene aus Dahomey, dem heutigen Benin, den Klub Modèle Sport (später AS Ouagadougou) und der christliche Geistliche Ambroise Ouédraogo die Mannschaft Charles Lwanga, der Vorgänger von ASFA-Yennenga Ouagadougou. Diese rasche Entwicklung des Fußballsports erforderte die Schaffung organisatorischer Strukturen; der Franzose Lucien Sanga gründete einen Fußballdistrikt im Rahmen der sportlichen Administration Französisch-Westafrikas. Es fanden nun erstmals offizielle Spiele statt, auf einem von seccos (einer Art Strohwänden) umgebenen Sportplatz auf dem Gelände des heutigen Kinos Ciné Sanyon. Einzig offiziell registrierter Verein in Ouagadougou war zu diesem Zeitpunkt die Mannschaft Modèle Sport, die zu Spielen nach Bobo-Dioulasso reisen musste, das seinerseits 1949 eine Auswahlmannschaft zu einem Turnier in Abidjan (Elfenbeinküste) entsandte, bei dem die Spieler zum Teil barfuß antreten mussten.

Ab 1950 wandelte sich der Fußball in Obervolta vom elitären Vergnügen einiger weniger Stadtbewohner hin zu einem populären, im ganzen Land praktizierten Sport. In vielen Städten des Territoriums wurden neue Vereine gegründet und 1950 beschloss der Fußballdistrikt mit Sitz in Bobo-Dioulasso dem Verband Französisch-Westafrikas beizutreten, der der Fédération Française de Football (FFF), dem Verband des Mutterlandes Frankreich angehörte. Es entstanden zahlreiche Vereine im ganzen Land, die Infrastruktur entwickelte sich allerdings schleppend, doch kam es zur Eröffnung der kommunalen Stadien in Bobo-Dioulasso (1952) und Ouagadougou (1958). Während in den 1940er-Jahren hauptsächlich auf lokaler Ebene Spiele ausgetragen wurden, kam es in den 1950er-Jahren häufiger zu interkolonialen Begegnungen im Rahmen von Freundschaftsspielen oder Wettbewerben, die von den großen in Westafrika tätigen Handelshäusern organisiert wurden. Zudem nahmen ab 1952 obervoltaische Vereine am Pokal Französisch-Westafrikas teil, wo sie jedoch zumeist deutlich unterlegen waren, wie zum Beispiel Racing Club Bobo-Dioulasso bei der 0:13-Niederlage gegen Darsalamy. Erst ab 1958 konnte ASF Bobo-Dioulasso bei diesem Turnier einige Erfolge feiern, den Viertelfinaleinzug in der Saison 1958/59 und das Erreichen des Halbfinales 1959/60 gegen Étoile Filante Lomé (Togo). Zu den großen Spielern von ASF zu dieser Zeit gehören Seydou Bamba und Gilbert Da Silva, der aus Kap Verde stammende spätere Nationaltorwart der Elfenbeinküste.

Mit der Unabhängigkeit Obervoltas im Jahre 1960 begann eine neue Ära des Fußballsports im Lande. Mit der neu Fédération voltaïque de football (FVF) bekam das Land einen eigenständigen Fußballverband, eine Nationalmannschaft wurde zusammengestellt sowie eine nationale Meisterschaft und ein Pokalwettbewerb eingeführt.

Verband

Hauptartikel: Fédération Burkinabè de Football

Der im Unabhängigkeitsjahr Obervoltas 1960 unter dem Namen Fédération voltaïque de football (FVF) gegründete Verband Fédération Burkinabè de Football (FBF) ist seit 1964 Mitglied des Weltverbandes FIFA[3] und des afrikanischen Verbandes CAF.[4]

Gemäß den 2002 verabschiedeten Statuten untersteht die FBF dem Ministerium für Sport und Freizeit (Ministère des Sports et des Loisirs). Oberstes Organ ist die Generalversammlung (Assemblée Générale), die einmal jährlich zusammenkommt und sich unter anderem aus Vertretern der Ligen und Vereine, Ehrenmitgliedern und den Mitgliedern des Exekutivbüros (Bureau Exécutif) zusammensetzt. Das Exekutivbüro wird für die Dauer von vier Jahren gewählt und besteht neben dem Präsidenten unter anderem aus drei Vizepräsidenten und einem Generalsekretär.[5]

Erster Präsident der FVF nach der Unabhängigkeit war Maxime Ouédraogo bis zu seiner Inhaftierung 1963 im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Arbeitsminister. Unter seinem Nachfolger Adrien Tapsoba gab sich der Verband neue Statuten und wurde Mitglied von FIFA und CAF, doch nach Konflikten um die Schaffung neuer regionaler Ligen wurde der Verband 1965 von politischer Seite aufgelöst und eine Interimsführung unter Naon Charles Somé eingesetzt, die bis zum Sturz des Staatspräsidenten Maurice Yaméogo ein Jahr später im Amt war. Für weitere 14 Jahre leitete im Anschluss Adrien Tapsoba erneut den Verband, bis dieser nach dem Putsch durch Saye Zerbo durch ein Comité national chargé du football (CNPF) unter Führung von Michel Ilboudo ersetzt wurde. Ein weiterer Staatsstreich 1983, der Jean-Baptiste Ouédraogo an die Macht brachte, setzte dem Komitee allerdings ein schnelles Ende. Diese turbulente Phase in der Geschichte des Landes mündete 1983 in der Revolution des Thomas Sankara, deren Vision einer neuen Gesellschaft auch den Fußball und seine Strukturen nicht ausnehmen wollte. Doch ein geplantes tribunal populaire de la révolution, vor dem sich die ehemaligen Verantwortlichen des Verbandes verantworten sollten, fand nie statt. Unter Sankara wurde der Name des Landes in Burkina Faso geändert. Unter Blaise Compaoré, der sich 1987 an die Macht putschte, stand der nun Fédération Burkinabè de Football genannte Verband nacheinander unter der Leitung von Félix Tiemtarboum, Souley Mohamed und Boureima Badini, der 1997 freiwillig zurücktrat, ein bis dahin einmaliger Vorgang in der Verbandsgeschichte. Grund war das schlechte Abschneiden während der Qualifikation zur WM 1998. Auch sein Nachfolger Honoré Traoré erklärte 2002 seinen Rücktritt[6], ebenso Seydou Diakité im Juli 2007, der dem Verband einen Neuanfang ermöglichen wollte[7], nachdem die Nationalauswahl in der Qualifikation zur Afrikameisterschaft 2008 enttäuscht hatte. Außerdem hatte es Konflikte mit dem Sportministerium bezüglich der Austragung von internationalen Spielen und Budgetüberziehungen nach Länderspielreisen gegeben[8]

Nach einer Übergangsphase unter Führung von Didier Ouédraogo wurde Zambendé Théodore Sawadogo am 12. Januar 2008 mit 84 zu 60 Stimmen gegen Oberstleutnant Yacouba Ouédraogo zum neuen Verbandspräsidenten gewählt.[9] Generalsekretär ist Emmanuel Zombré.

Nationalmannschaft

Hauptartikel: Burkinische Fußballnationalmannschaft

Geschichte

Das erste Länderspiel der erstmals im Jahre 1959 zusammengestellten obervoltaischen Auswahl wurde am 13. April 1960 im Rahmen der Jeux de la Communauté in Madagaskar ausgetragen und endete mit einem 5:4-Sieg gegen Gabun. Im Aufgebot standen 15 Spieler von sechs verschiedenen Vereinen. In den folgenden Jahren nahm das Team an Turnieren der Jeux de l'Amitié in Abidjan (1961) und Dakar (1963) teil. Obervolta scheiterte in der Qualifikation zu den Panafrikanischen Spielen 1965 und nahm 1967 erstmals an den Ausscheidungsspielen zur Afrikameisterschaft teil, musste sich aber Algerien und Mali geschlagen geben. 1966 war mit dem Franzosen Guy Fabre zum ersten Mal ein ausländischer Profitrainer engagiert worden. Unter Fabre wurde die Talentsichtung auf das ganze Land ausgeweitet, da die Nationalspieler zuvor nur aus den beiden großen Städten rekrutiert worden waren. Für Trainingslager im Ausland wurden finanzielle Anstrengungen unternommen, so kam es zu einem Testspiel in Marseille gegen Olympique Marseille. Die Leistungen waren schwankend, da es am Willen fehlte, den Fußball im Lande strukturell zu verbessern. Schon die Teilnahme, das heißt das Austragen von Freundschaftsspielen unter obervoltaischer Flagge, war den Verantwortlichen genug.[10] Vor allem in den Anfangsjahren der Herrschaft von Staatspräsident Sangoulé Lamizana (im Amt von 1966 bis 1980) wurde Fußball als nachrangig bewertet.

Otto Pfister war Ende der 1970er-Jahre Trainer in Obervolta

In den 1970er-Jahren kam es durch den Anstieg privaten Unternehmertums im Lande zu einem vermehrtem Engagement im Fußball und auch die Politik setzte mit der Einrichtung eines Sportministeriums 1971 ein Zeichen. Bei der Teilnahme an den Panafrikanischen Spielen 1973 in Lagos (Nigeria) verlor Obervolta unter Trainer Bernard Bayala alle drei Spiele, galt Beobachtern zufolge aber als eine der großen Offenbarungen des Turniers.[10] Während des Engagements des Deutschen Otto Pfister konnte Obervolta als Nachrücker für die Elfenbeinküste 1978 zum ersten Mal an einer Afrikameisterschaft teilnehmen und trotz dreier Niederlagen in der Vorrunde international auf sich aufmerksam machen.

Bedeutende Spieler der 1960er- und 1970er-Jahre waren Boukary Ouédraogo (genannt Panier), Dri Ballon, Soumaïla Traoré (genannt Assurance), Nouhoun Traoré, Jacques Yaméogo, Sidiki Diarra, Pascal Ouédraogo (genannt Docteur Ballon), Paul Yaméogo, Hubert Hien, Mamadou Koïta (genannt Sorcier), Abdoulaye Compaoré, Fousséni Traoré, Casimir Ziba, Bernard Kébé Kébé Ouédraogo, Justin Mevi oder Harouna Diakité.

Erst mit der Revolution des Thomas Sankara 1983 begann eine massive Förderung des Fußballsports, der der Volksgesundheit dienen und dem Land im Ausland zu Ansehen verhelfen sollte. Ein neues Nationalstadion (Stade du 4-Août) für das nun Burkina Faso genannte Land wurde 1984 eröffnet. Nach Sankaras Sturz konnte das Nationalteam – zwischenzeitlich vom Deutschen Heinz-Peter Überjahn trainiert – die Früchte dieser auch unter dem seit 1987 amtierenden Präsidenten Blaise Compaoré fortgesetzten Förderung noch nicht ernten. Erst 1996 gelang die Qualifikation zur Afrikameisterschaft zum ersten Mal aus eigener Kraft. Nationaltrainer war 1993 Idrissa Traoré (genannt Saboteur) geworden, der in Folge die Mannschaft verjüngte und das Umfeld professionalisierte. Das schlechte Abschneiden beim Turnier in Südafrika führte zur Entlassung Ouédraogos. Unter dem Bulgaren Ivan Vutov und dem Ghanaer Malik Jabir enttäuschte die Mannschaft während der Qualifikation zur WM 1998, die auch als Vorbereitung zur Afrikameisterschaft 1998 im eigenen Land galt. Alarmiert von den Ergebnissen, verpflichtete der Verband den Franzosen Philippe Troussier, dem große Unterstützung zu Teil wurde, um das Heimturnier zu einem sportlichen Erfolg werden zu lassen.

Das Turnier wurde zum bisher größten Erfolg der Mannschaft, als erst im Halbfinale das Aus gegen den späteren Turniersieger Ägypten kam. Vom frenetischen Publikum unterstützt konnte das Team über sich hinauswachsen. Dieser Erfolg konnte in der Folge nicht mehr wiederholt werden; 2000 (unter René Taelman), 2002 (unter Oscar Fullone), und 2004 (unter Jean-Paul Rabier) schied Burkina Faso schon in der Vorrunde aus und verpasste gar die Teilnahme an den Turnieren 2006 und 2008.

Der Spitzname des Teams lautet Les Étalons (frz. „die Hengste“), in Erinnerung an den Hengst der mythischen Mossi-Prinzessin Yennenga.

Gegenwart

Die Nationalmannschaft belegt in der aktuellen FIFA-Weltrangliste (Juni 2009) Platz 50 und liegt damit unter den afrikanischen Teams auf Rang sieben.[11] Nachdem schon die Qualifikation zur Afrikameisterschaft 2006 verpasst worden war, scheiterte das Team auch in der Qualifikation für das Turnier 2008 in Ghana. Trainer Idrissa Traoré wurde im April 2007 entlassen, da neben den schlechten sportlichen Ergebnissen Probleme zwischen ihm, der Mannschaft und der Verbandsführung bestanden haben sollen, wie der Verband auf einer Pressekonferenz am 19. Juni 2007 bekanntgab.[12] Die Verbandsführung beschloss, den Franzosen Didier Notheaux zum zweiten Mal nach 1998 zum Nationaltrainer zu ernennen. Trotzdem konnten die verbleibenden Spiele in der Qualifikation nicht gewonnen werden. Nachdem Notheaux im Oktober 2007 entlassen wurde, präsentierte der Verband erst im März den Portugiesen Paulo Duarte als Nachfolger. Mit sieben Siegen in den ersten acht Spielen der Qualifikation zur Afrikameisterschaft 2010 und der WM 2010 konnte er einen gelungenen Einstand feiern.

Erst sechsmal trat die Mannschaft gegen nichtafrikanische Gegner an; gegen Katar und Südkorea und je zweimal gegen Bahrain und Oman. Einige Testspiele gegen andere afrikanische Teams fanden auf europäischem Boden statt.

Offizieller Ausstatter der Nationalmannschaft ist seit 2006 der Sportartikelhersteller Airness.[13]

Aktuelle Nationalspieler

Die folgenden Spieler standen im Aufgebot für das Qualifikationsspiel gegen die Elfenbeinküste am 5. September 2009: Daouda Diakité, Ibrahim Gnanou, Paul Koulibaly, Madi Panandétiguiri, Charles Kaboré, Jonathan Pitroipa, Aristide Bancé, Moumouni Dagano, Yssouf Koné, Narcisse Yaméogo, Patrick Zoundi, Wilfried Sanou, Bakary Koné, Alain Traoré, Adama Sawadogo, Mahamoudou Kéré, Mohamed Koffi, Mamadou Tall

Vereinswettbewerbe

Im Stade omnisports von Bobo-Dioulasso wurden 2006/07 aufgrund zu hoher Kosten keine Meisterschaftsspiele ausgetragen

Im Gegensatz zur Nationalmannschaft, deren Spiele gut besucht sind und mit Leidenschaft verfolgt werden, leiden die nationalen Vereinswettbewerbe unter Bedeutungsverlust und fehlendem Interesse der burkinischen Öffentlichkeit, die ihre Gründe vor allem in der als mangelhaft bewerteten Qualität der Vereinsmannschaften haben. Waren vor 20 oder 30 Jahren die großen Duelle – wie das der Erzrivalen Étoile Filante Ouagadougou und ASFA-Yennenga Ouagadougou – Ereignisse, die das ganze Land über Wochen beschäftigten, so werden sie heute kaum besonders wahrgenommen und burkinischen Teams gelingen keine Erfolge im Afrikapokal mehr. Beobachter sehen mangelhafte Ausbildung der Jugendspieler und fehlende Identifikation mit den Klubs als Ursache für den Qualitätsverfall der Meisterschaft.[14]

Da die Vereine Ouagadougous ihre Wurzeln in einzelnen Stadtvierteln haben, werden die Hauptstadtderbys auch heute noch als Stadtteilduelle wahrgenommen. So hat Étoile Filante seine Wurzeln im Nordosten der Stadt (Dapoya, Paspanga, Koulouba), ASFA-Yennenga im Südosten (Bilbalogho, Gounghin, Cissin) und US Ouagadougou stammt aus Larlé.[15] Bezüglich der sportlichen Rivalitäten ist vom Gründer von EFO, Oumar Koanda, der Ausspruch überliefert: „Wenn dich ASFA einlädt, um Spaß zu haben, musst du mit einer Machete erscheinen!“ (« Si l’ASFA t’invite à s’amuser, il faut aller avec une machette ! »).[14]

Der Spielbetrieb ist defizitär und wird vom Sportministerium subventioniert. Seitdem in Burkina Faso Sponsoring durch Tabakfirmen verboten wurde, hat sich die finanzielle Situation verschärft, da Zigarettenmarken wie Excellence und Craven A große Summen für die Durchführung der Wettbewerbe zur Verfügung stellten. Heute sind es vor allem libanesische Unternehmen, die Fußballsponsoring betreiben (Groupe Fadoul[16], Marina Market). Nur drei Vereine können mit den Zuschauereinnahmen die Kosten für die Durchführung ihrer Spiele decken. Die Zuschauerzahlen bewegen sich zwischen 120 und 1000. Negativrekord der Hinrunde 2005/06 waren 65 zahlende Zuschauer beim Derby USFRAN Bobo-Dioulasso – Racing Club Bobo-Dioulasso.[17]

Durch die Ereignisse um das Pokalviertelfinalspiel von Racing Club Bobo-Dioulasso gegen RC Kadiogo Ouagadougou am 18. Juli 2007 wurden Diskussionen um die Altersangaben burkinischer Spieler angestoßen. Da ein Spieler von RCK sein Alter falsch angegeben hatte, gewann der sportliche Verlierer RCB die Partie am Grünen Tisch. Insider vermuten aber, dass „99,99 % der Spieler ein gefälschtes Alter angeben“ (Amado Traoré, Präsident von RCK).[18] Erschwerend wirkt sich aus, dass in Burkina Faso allgemein das Geburtsdatum oft unbekannt ist, da das organisierte Meldesystem nicht alle Bewohner erfasst und Geburtsdaten traditionell wenig Bedeutung für die Bevölkerung haben.

Burkinische Meisterschaft

Datei:Association Sportive des Fonctionnaires de Bobo.gif
ASF: Erster Meister 1961

Erster Obervoltaischer Meister wurde 1961 ASF Bobo-Dioulasso. Dominierende Mannschaft in den 1970er-Jahren waren die Silures Bobo-Dioulasso mit sieben Titeln in Folge. 1981 und 1982 fanden aufgrund politischer Turbulenzen keine Spiele statt. Die dominierenden Vereine der folgenden Jahre waren erst Étoile Filante Ouagadougou und später ASFA-Yennenga Ouagadougou. Rekordmeister ist Étoile Filante.

Um die burkinische Meisterschaft spielen derzeitig 14 Vereine. In der Saison 2007/2008 dominierten die Vereine aus der Hauptstadt, die sieben Klubs stellten, neben Bobo-Dioulasso mit drei Mannschaften. Vier übrige Städte (Koudougou, Ouahigouya, Banfora und Tenkodogo) waren im Teilnehmerfeld vertreten.

Um dieses Gefälle auszugleichen, beschloss der Verband, die Zahl der Klubs aus Ouagadougou auf fünf und die der Vereine aus Bobo-Dioulasso auf drei zu beschränken; ab 2007 soll neben den sportlichen Absteigern am Tabellenende auch noch der am schlechtesten platzierte Verein aus Ouagadougou absteigen. Erster von dieser neuen Regelung betroffener Verein war Santos FC Ouagadougou als Zehntplatzierter der Saison 2006/07, im Jahr darauf wurde AS-SONABEL Opfer dieser Regelung.

CF Ouagadougou gegen ASF Bobo-Dioulasso

Für die burkinische Fußballöffentlichkeit überraschender Meister des Jahres 2007 wurde CF Ouagadougou. Les Communaux konnten im zweiten Erstligajahr den ersten Meisterschaftstitel gewinnen. Dagegen beendete der Vorjahresmeister ASFA-Yennenga trotz eines hohen Etats (150 Millionen CFA-Franc – etwa 230.000 Euro – im Jahr 2006[14]) und dem Engagement des rumänischen Trainers Dan Anghelescu nur den für Fans und Verantwortliche enttäuschenden 8. Rang. Absteigen musste ASEC Koudougou, in die Relegation Vorjahresaufsteiger Bobo Sports Bobo-Dioulasso. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten war der für den 23. Dezember 2006 vorgesehene Saisonstart um einige Wochen verschoben worden. Während einige Vereine dadurch in Schwierigkeiten gerieten, da sie ihre Mannschaften bereits zusammengezogen hatten und dadurch erhöhte Ausgaben auf sie zukamen, waren andere Vereine über die längere Vorbereitungszeit nicht unzufrieden.[19]

Zum Ende der Saison kam es zu gewaltsamen Zwischenfällen, als beim Spiel von US Yatenga Ouahigouya gegen US Ouagadougou Anhänger der Heimmannschaft durch das Werfen von Gegenständen die Unterbrechung des Spiels provozierten. Sicherheitskräfte machten von Tränengas Gebrauch, um der Situation Herr zu werden. Mehrere Personen wurden verletzt, darunter eine schwer.[20] Am letzten Spieltag griffen Fans und Verantwortliche von Santos FC den Schiedsrichter tätlich an. Nach 15-minütiger Unterbrechung, während der der Schiedsrichter ärztlich behandelt wurde, konnte das Spiel fortgesetzt werden.[21] Mit der 1:2-Niederlage war der Abstieg von Santos besiegelt.

Meister 2008 wurde nach sieben Jahren wieder Étoile Filante.

Division 1 2007/2008

Verein Platzierung 2007/2008
Étoile Filante Ouagadougou 1. Platz
US Ouagadougou 2. Platz
ASFA-Yennenga Ouagadougou 3. Platz
Racing Club Bobo-Dioulasso 4. Platz
CF Ouagadougou 5. Platz
BPFC Koudougou 6. Platz
USFA Ouagadougou 7. Platz
RC Kadiogo Ouagadougou 8. Platz
USCO Banfora 9. Platz
AS-SONABEL Ouagadougou * 10. Platz
US Yatenga Ouahigouya 11. Platz
ASF Bobo-Dioulasso 12. Platz
Bobo Sports Bobo-Dioulasso ** 13. Platz
Boulgou FC Tenkodogo *** 14. Platz

* Absteiger als am schlechtesten platzierter Verein Ouagadougous

** Regulär Teilnehmer an den Relegationsspielen mit dem Vizemeister der Division 2, in diesem Fall aber mit dem einen Aufstiegsplatz belegenden Verein aus Bobo-Dioulasso

*** Regulärer Absteiger

Division 2

Die auf zwei Gruppen verteilten Teilnehmer der Division 2 in der Saison 2007/08 sind:[22]

Gruppe A Gruppe B
Santos FC Ouagadougou USFRAN Bobo-Dioulasso
Neuf AC Ouagadougou AS Maya Bobo-Dioulasso
ES Ouagadougou Jeunesse Club Bobo-Dioulasso
Canon du Sud Ouagadougou Kiko FC Bobo-Dioulasso
Sanmatenga FC Kaya Gaoua
Nalambou FC Fada N'Gourma Bankuy Sport Dédougou
AS Koupéla Sourou Sport Tougan
US ASEC Koudougou

Es spielen 16 Mannschaften in zwei Gruppen zu je acht Teilnehmern. Die ersten drei jeder Gruppe spielen in einer Sechsergruppe um den Aufstieg in die Division 1.

Burkinische Pokalwettbewerbe

Es findet ein Pokalwettbewerb (Coupe du Faso) statt, an dem auch unterklassige und nicht dem Verband angeschlossene Mannschaften teilnehmen.[23] Erster Pokalsieger wurde 1961 Racing Club Bobo-Dioulasso, nach dem Sieg 2007 ist der Verein derzeit amtierender Titelträger. Rekordpokalsieger mit 18 Titeln ist Étoile Filante.

Meister und Pokalsieger tragen jedes Jahr einen Supercup (Super Coupe) aus.

Der Coupe des Leaders wurde von 1989 bis 2002 vor jeder Saison ausgetragen; teilnahmeberechtigt waren die ersten vier Mannschaften der Meisterschaft und die Halbfinalteilnehmer des Pokalwettbewerbs der vorangegangenen Saison. Dieser von der Zigarettenmarke Excellence gesponserte Wettbewerb musste eingestellt werden, als in Burkina Faso das Sponsoring von Sportveranstaltungen durch Tabakfirmen verboten wurde.

Internationale Vereinswettbewerbe

Nur selten gelangen burkinischen Teams Erfolge im Afrikapokal. Herausragend ist der Einzug von ASRAN Ouagadougou, dem heutigen RC Kadiogo Ouagadougou, ins Halbfinale des Afrikapokals der Pokalsieger 1978, als ASRAN im Viertelfinale Zamalek Kairo aus Ägypten eliminieren konnte und im Halbfinale am späteren Turniersieger Horoya AC Conakry (Guinea) scheiterte. Trainiert wurde ASRAN damals von Otto Pfister. Im selben Jahr schaffte es Meister Silures FC Bobo-Dioulasso bis ins Viertelfinale des Afrikapokals der Landesmeister, unterlag dort dem guineischen Vertreter Hafia FC Conakry.[24] Nach Ansicht von Sportjournalisten und unterlegenen Trainern hätte das Team in diesem Jahr die Finalteilnahme verdient gehabt.[25]

2007 schaffte es Étoile Filante Ouagadougou bis ins Achtelfinale des CAF Confederation Cup, dem Gegenstück zum europäischen UEFA-Pokal.[26]

Jugendfußball

Der erste Erfolg einer burkinischen Jugendnationalmannschaft gelang, als sich die U-17-Junioren für die WM 1999 in Neuseeland qualifizieren konnten. Das Team kam trotz eines Sieges gegen Jamaika und eines Unentschiedenes gegen Paraguay nicht über die Gruppenphase hinaus.[27] Beim nächsten Turnier 2001 in Trinidad und Tobago gelang allerdings ein großer Erfolg, als Argentinien im Spiel um den 3. Platz besiegt werden konnte.[28] Herausragenden Spieler waren dabei Wilfried Sanou und Madi Saidou Panandetiguiri.[29] Die U-20-Nationalmannschaft konnte sich zwei Jahre später für die WM 2003 in den Vereinigten Arabischen Emiŕaten qualifizieren und dort ins Achtelfinale einziehen.[30] Seither gelang keiner Jugendauswahl Burkina Fasos die Qualifikation für ein Weltturnier.

Die Generalversammlung des nationalen Fußballverbandes bildet eine dem Jugendfußball gewidmete Kommission. Es werden vier Altersgruppen bei den Jugendmannschaften unterschieden: pupilles (0–13), minimes (13–15), cadets (15–17) und juniors (17–20).[23]

Trainer der U-20-Mannschaft ist Sidiki Diarra[31], die U-17 wird von Jacques Yaméogo[32] betreut.

Seit 2003 werden auch nationale Meisterschaften im Jugendfußball ausgetragen.[33]

Die Jugendakademie Planète Champion International, die 1998 mit einem Benefizpiel, an dem unter anderem der Staatspräsident Blaise Compaoré sowie die ehemaligen Stars Roger Milla (Kamerun) und Abédi Pelé (Ghana) teilgenommen hatten, eröffnet worden war, wurde 2006 geschlossen.[34] Einige der heutigen Nationalspieler durchliefen eine Ausbildung bei Planète Champion. Die Probleme der Akademie hatten verschiedenen Ursachen; zu wenige Talente konnten lukrativ ins Ausland vermittelt werden und einige Spieler setzten sich heimlich ab, ohne dass die Akademie von ihnen profitieren konnte. Außerdem wurde der Mannschaft von Planète Champion, die am Spielbetrieb der Division 2 teilgenommen hatte, trotz sportlicher Qualifikation der Aufstieg in die Division 1 untersagt.[35] Der französische Gründer Philippe Ezri schloss am 22. August 2007 eine Wiedereröffnung aus.[36]

Frauenfußball

Im Jahre 2003 wurde zum ersten Mal eine nationale Meisterschaft der Frauen ausgetragen.[37] Von den zehn Vereinen konnte sich Princesses FC Kadiogo Ouagadougou durchsetzen und den Titel erringen.[38] Aufgrund finanzieller Probleme musste der Spielbetrieb Ende 2006 ausgesetzt werden. Der Verband plant, den Frauenfußball weiter zu unterstützen. Für den 10. Mai 2009 wurde die Wiederaufnahme der Meisterschaft mit 12 Vereinen geplant, die in Hin- und Rückspielen eine Play-off-Gruppe mit sechs Teilnehmern ausspielen sollen.[39]

Burkina Faso verfügt über keine Nationalmannschaft für Frauen. Nachdem 2006 ein Fünf-Nationen-Turnier ausgetragen wurde, wurden die Rufe nach einer Nationalauswahl lauter.[40]

Sonstige Aspekte

Stade municipal in Ouagadougou

Die ersten Stadien von Ouagadougou und Bobo-Dioulasso wurden in den 1950er-Jahren erbaut. Das Nationalstadion Stade du 4-Août wurde 1984 eröffnet und dient heute als Heimspielort der Nationalmannschaft. Die Stadioninfrastruktur wurde für die Afrikameisterschaft 1998 auf ein höheres Niveau gebracht. Es existiert eine Vielzahl kleinerer Stadien.

Das Fernsehen berichtet seit seiner Frühzeit über den nationalen Fußball; Sports Volta auf dem staatlichen Sender Volta-vision war die erste Sendung. Heute berichtet das 30-minütige Magazine des sports der RTB unter anderem über das Fußballgeschehen. Nach der Unabhängigkeit erschien das Fußballmagazin Volta Foot, heute existieren die Sportzeitschriften Sidwaya Sport, Sport 2000 und Sport Plus.[41]

Im Rahmen des Goal Programme der FIFA wurden in zwei Projekten (2002 und 2006) ein neues Verbandsgebäude sowie ein Trainingszentrum für die diversen Nationalmannschaften errichtet.[42] Mit Unterstützung der FIFA wurde außerdem das Stade municipal in Ouagadougou mit Kunstrasen ausgestattet.[43]

Nach Unstimmigkeiten, die das Comité de soutien aux Étalons, den „Fanclub“ der Nationalmannschaft, betrafen, wurde 2006 von Sportminister Jean-Pierre Palm die Union nationale des supporters des Étalons gegründet. Sie soll die Nationalteams aller Sportarten im Lande unterstützen. In der Union engagieren sich unter anderem Großunternehmer wie Oumarou Kanazoé, Georges Fadoul oder Joseph Hage.[44]

Literatur

  • Bassirou Sanogo: La Longue Marche du football burkinabè. Survol historique 1935–1998. Éditions Sidwaya, Ouagadougou 1998

Einzelnachweise

  1. Journal du Jeudi, 21. Juni 2007
  2. L'Opinion, 26. April 2006
  3. FIFA.com – Burkina Faso
  4. CAF Online – Burkina Faso
  5. FBF: Statuten
  6. L'Événement, 10. Februar 2004
  7. LeFaso.net, 2. Juli 2007
  8. Justin Daboné: Chronique d’une démission réclamée. In: L’Observateur paalga, 2. Juli 2007
  9. Justin Daboné: Place maintenant au travail ! In: L’Observateur paalga, 14. Januar 2008
  10. a b Joseph Bonzi: L’Ombre de 98. In: Afrique Football. Spécial CAN Mali 2002. Évry 2002, S. 42
  11. FIFA-Weltrangliste (Juni 2009)
  12. LeFaso.net, 20. Juni 2007
  13. FBF: Pressemitteilung, 5. Oktober 2006
  14. a b c L’Opinion, 19. April 2006
  15. L’Opinion, 25. Januar 2006
  16. [1] lefaso.net, 4. Dezember 2006
  17. L'Observateur paalga
  18. [2] lefaso.net, 19. Juli 2007
  19. [3] lefaso.net, 11. Januar 2007
  20. [4] lefaso.net, 1. Juni 2007
  21. BBC News, 30. Juli 2007
  22. RSSSF: Division 2 2007/2008
  23. a b FBF: Statuten
  24. RSSSF: Afrikapokal 1978
  25. Demba Fofana: Il faut arrêter la plaisanterie. In: L'Observateur paalga, 5. Mai 2004
  26. RSSSF: CAF Confederation Cup 2007
  27. FIFA: U-17-WM 1999 (Ergebnisse)
  28. FIFA. U-17-WM 2001 (Ergebnisse)
  29. FIFA: U-17-WM 2001 (Überblick)
  30. FIFA: U-21-WM 2003 (Ergebnisse)
  31. FBF: U-20
  32. FBF: U-17
  33. FBF: Jugendmeisterschaft
  34. [5] lefaso.net, 24. August 2006
  35. [6] lefaso.net, 5. Juli 2007
  36. [7], lefaso.net. 23. August 2007
  37. L'Hebdomadaire du Burkina, 11. April 2003
  38. FBF: Frauenmeisterschaft
  39. Fasozine.com, 4. Mai 2009
  40. LeFaso.net, 9. September 2006
  41. Informationsministerium Burkina Faso
  42. FIFA: Goal Programme Burkina Faso
  43. FBF: Le Burkina a son premier gazon synthétique.
  44. L’Opinion, 16. August 2006