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Hubertus Mynarek

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Hubertus Mynarek (* 1919 in Oberschlesien) ist ein deutscher Theologe und bekannter Kirchenkritiker.

Leben

Jugend

Mynarek wuchs in einem katholischen Elternhaus auf. Die NSDAP schlägt ihn für den Besuch der NS-Eliteschule Napola vor, deren Besuch ihm aber von seinem Vater untersagt wird.

Theologiestudium

1945 gerät er in polnische Gefangenschaft und faßt während der einige Wochen währenden Haft den Entschluß, katholischer Priester zu werden. Er studiert Theologie, Philosophie und Psychologie und schließt 1952 mit einem Examen über theologische Aspekte bei dem Lebensphilosophen Max Scheler ab. 1953 wird er zum katholischen Priester geweiht. 1954 promoviert er über das "religiöse Erlebnis".

Professur

1958 siedelt Mynarek in die Bundesrepublik Deutschland über und wird 1966 als Professor für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft an die Universität Bamberg berufen. 1968 wechselt er als Professor für Religionswissenschaft an die Universität Wien, an welcher er 1971/72 Prodekan wird.

Kirchenaustritt

1972 schreibt er einen öffentlichen Brief an den Papst, in welchem er die Aufhebung des Zölibat und die Demokratisierung der katholischen Kirche fordert. Im gleichen Jahr tritt er aus der Kirche aus und heiratet. Heute ist er Vater von drei Kindern. In liberalen Kreisen gilt er zu dieser Zeit als progressiver Theologe. Noch 1972 wird ihm die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Vom österreichischen Staat wird er daraufhin zwangspensioniert. Er selbst interpretiert die Situation so, daß "er der erste Universitätsprofessor der deutschsprachigen Theologie im 20.Jahrhundert gewesen sei, der es gewagt habe, aus der katholischen Kirche auszutreten."

Denuntiation

In seinen Büchern "Herren und Knechte der Kirche" und Eros und Klerus denunziert er zahlreiche prominente Katholiken u.a. wegen ihres angeblichen Sexuallebens. Die Prozesse, die daraufhin von den Betroffenen und von kirchlichen Instanzen gegen ihn angestrengt werden, verliert er sämtlich. In der Folgezeit lebt Mynarek als Pensionär und Schriftsteller bei Bad Kreuznach.

Mynarek wird von einigen Seiten als einer der Hauptbegründer der ökologischen Religion bezeichnet. Er ist Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft Christen in den Grünen, denen er aber nur kurze Zeit angehörte, mittlerweile wurde ihn von der NRW-Landes-AG der grünen Christen jegliche Verwendung ihres Namens verboten.

Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft

In den 70er Jahren erfolgt seine Annäherung an die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft (DUR), in deren Verlag und in deren Auftrag er 1979 sein Buch Orientierung im Dasein verfasst. Die DUR wurde 1947 aus ehemaligen Mitgliedern der nationalsozialistischen "Deutschen Glaubensbewegung" und der "Deutschen Christen" gegründet und wird von Kritikern als völkisch-rassistische Sekte bezeichnet.

Mynarek wird gedankliche Anknüpfung an Stammväter völkischer Ideologie in Deutschland wie Paul de Lagarde, Julius Langbehn, Jakob Wilhelm Hauer und deren heutige Vertreterin Sigrid Hunke vorgeworfen.

Er verbinde organische Gesellschaftslehre, germanische Mythologie (z.B. Naturmythologie und die geringere Werteinstufung individuellen Lebens gegenüber dem Überleben der Sippe) und romantische Technikkritik mit dem Anspruch der Religion, also mit dem Anspruch, Gottes Wort zu lehren. Am Ende könne die extremistische Rechte aus seinem Ansatz sogar neuerliche Vernichtungsforderungen gegen Mitmenschen religiös begründen.

Verschiedene Sekten und Sondergruppen

Einige Jahre war Mynarek auch für die als Sekte bezeichnete Sondergruppe Universelles Leben tätig. Er verfaßt Gutachten für Universelles Leben, um ihnen zu ermöglichen, eine eigene Schule betreiben zu dürfen. Sein 1999 erschienenes Buch Die neue Inquisition erscheint im Verlag der Sekte Das Weisse Pferd. 1983 läßt er in seinem Buch "Religiös ohne Gott?" Scientology-Geistliche zu Wort kommen.

HVD

Heute gilt Mynarek als Chefideologe und Vordenker des Humanistischen Verbandes Deutschland (HVD). In seinem Buch Ökologische Religion bezeichnet er seine Gegner als Irrläufer der Evolution und sagt über seine Anhänger, sie stünden auf der Evolutionsleiter bereits eine Stufe über den Normalmenschen. Nach wie vor knüpft er mit solchen Ansichten an Herrenmenschen-Ideologien des Nationalsozialismus an.

Publikationen

  • Casanovas in Schwarz (Essen 2000, Verlag Die Blaue Eule)
  • Das Gericht der Philosophen. Ernst Bloch - Erich Fromm - Karl Jaspers über Gott - Religion - Christentum - Kirche (Essen 1997, Verlag Die Blaue Eule)
  • Denkverbot. Fundamentalismus in Christentum und Islam (München 1992, Knesebeck Verlag)
  • Die Kunst zu sein. Philosophie, Ethik und Ästhetik sinnerfüllten Lebens (Düsseldorf 1989; 2. Aufl.: Essen 1998, Verlag Die Blaue Eule)
  • Die neue Inquisition (Marktheidenfeld 1999, Verlag Das Weiße Pferd)
  • Die Vernunft des Universums (München 1988, als Goldmann-Taschenbuch; Essen 2003 2. Aufl. im Verlag Die Blaue Eule)
  • Eros und Klerus (Essen, 5. Aufl., 1999, Verlag Die Blaue Eule)
  • Erster Diener Seiner Heiligkeit. Ein kritisches Portrait des Kölner Erzbischofs Joachim Meisner (Köln 1993, Verlag Kiepenheuer & Witsch)
  • Herren und Knechte der Kirche (Köln 1973, Verlag Kiepenheuer & Witsch; 2. Aufl. Ulm 2002)
  • Jesus und die Frauen (Frankfurt/Main 1997; 2. Aufl. Essen 1999, Verlag Die Blaue Eule)
  • Mystik und Vernunft (Olten 1991, Walter-Verlag; 2. Aufl.: Münster 2001, LIT-Verlag)
  • Ökologische Religion. Ein neues Verständnis der Natur (München 1986, 2. Aufl. 1990, Goldmann-Taschenbuch Verlag)
  • Religiös ohne Gott? (München 1989, Goldmann-Taschenbuch Verlag)
  • Verrat an der Botschaft Jesu (Rottweil a.N. 1986, Verlag Das Wort)
  • Zwischen Gott und Genossen (Berlin 1981, Ullstein Verlag)