Stalagnat
Geschichte
Entdeckung
Die Höhle wurde im Herbst des Jahres 1584 von dem Kuhhirten Jox Mellmann entdeckt. Der Landwirt bemerkte, dass ihm eine Kuh fehlte. Sie hatte sich von der Herde entfernt und war durch die dünne Erdschicht in einen Hohlraum gefallen. Nach längerer Suche bemerkte der Landwirt einen dunklen Schacht, in dem die Kuh verschwunden sein musste. Er war der Überzeugung, dies konnte nur das Werk des Teufels sein. So sahen es auch die Bewohner der Gegend, die sehr abergläubisch waren. Das Loch wurde daraufhin Teufelsloch genannt. Um den Teufel aus diesem Loch zu vertreiben, warfen die Bewohner Steine hinein. Im Frondienst schafften die Bauern mehrere Monate lang Basaltblöcke dorthin. Auch an Seuchen verendete Tiere wurden in das Loch geworfen. Da sich aber die „Wohnung des Teufels“ nicht auffüllen ließ, war man der Überzeugung, dass der Teufel zu mächtig sei, ihn auf diese Weise zu bezwingen. Die Angst vor ihm war so groß, dass die Landwirte nur noch widerwillig zu der Wiese gingen. Das Loch diente dem Grafen von Hanau, der im Steinauer Schloss residierte, eine Zeitlang auch als Hundefriedhof. [1][2]
Erschließung
1830 seilte sich der Papiermachergeselle Walter aus Steinau als erster Mensch in die Höhle ab. Als Fledermäuse um seinen Kopf flogen und Wasser auf ihn tropfte, ließ er sich aus Angst wieder aus dem Loch ziehen. Eine weitere Begehung der Höhle fand im Jahre 1898 statt. Am 14. Juni, nach anderer Überlieferung im Juli, ließen sich drei Männer, Straßenbaumeister Lüders als Organisator, der Straßenwärter Methfessel und derDachdeckermeister Scheer, hinab. Sie waren mit Leitern, Seilen, Steigeisen und Haken ausgerüstet. Sie gelangten auf den aufgeworfenen Schuttkegel im Großen Dom. Nach dieser Befahrung wurde entschieden, die Höhle begehbar zu machen. Dazu sollte ein nahezu waagerechter Tunnel von außen zum Großen Dom gegraben werden. Nachdem das nötige Geld vorhanden war, wurde 1905 mit den Grabungen begonnen. Drei bayerische Bergleute gruben sich drei Jahre lang mit Hammer und Meißel in den Berg und orientierten sich mit einem Kompass. Das herausgebrochene Material wurde über Hunte auf Schienen nach draußen transportiert. Nach einer Wegstrecke von 45 Metern wurde ein bislang unbekannter, mit Tropfsteinen überzogener natürlicher Hohlraum, die Kapelle, angefahren.[1] Nach 54 Metern wurde schließlich der Große Dom erreicht.[1] Dieser war mehrere Meter hoch mit Schutt und Knochen verfüllt. Um ihn begehbar zu machen, wurden insgesamt 300 Kubikmeter Material wie Basalt, eingeschwemmter Lehmboden, Baumstämme und Tierknochen nach außen transportiert.[3] So entstand eine Plattform auf der gleichen Höhe wie der Eingangstunnel. Bei den Grabungen fand sich eine große Zahl an Tierknochen von Hunden, Ziegen, Rindern, Eseln, Katzen und Schweinen. Die ausgegrabenen Knochen wurden von Dr. F. Drevermann gründlich untersucht und datiert.[2]
Im Jahre 1911 wurde beim Abgraben des Schuttkegels angeblich der Schädel eines fossilen Menschen gefunden. Über diesen Fund berichtete am 24. Juni 1911 die Schlüchterner Zeitung in einer Beilage mit dem Titel Der Schädelfund im „Teufelsloch“ bei Steinau. Ein schwedischer Wissenschaftler bot für den seltenen Schädel 3000 Reichsmark.[4] Über die Herkunft des Schädels gab es viele Theorien. Die Meinungen der Experten schwankten zwischen jugendlichem Neandertaler, Pygmäen oder gar einem Affen. Professor zur Strassen bemerkte, dass der Schädel für ein Fossil viel zu gut erhalten sei, und vermutete, dass es sich um einen Schimpansenschädel handelte. Nach etwa einem Jahr und zahlreichen Untersuchungen und Reinigungen fand der Professor zwei Löcher mit Rostspuren, die von Nägeln herrührten, mit denen der Unterkiefer befestigt worden war. Es stellte sich heraus, dass ein Apotheker aus Steinau durch seinen in Afrika lebenden Bruder in den Besitz eines Affenschädels gekommen war. Er hatte diesen mit Chemikalien so präpariert, dass er wie ein mehrere tausend Jahre alter Schädel aussah und ihn im Schuttkegel der Höhle versteckt, so dass dieser bei den Ausgrabungen gefunden wurde. Er wollte damit dem Leiter der Grabungen, Straßenbaumeister Lüders, einen Streich spielen.
Am 11. November 1913 wurde der Verein zur Erschließung der Tropfsteinhöhle gegründet. Die Höhle mit ihrer Umgebung wurde am 10. März 1924 von dem Chemiker und Geologen Dr. Hans Karl Becker als Naturschutzgebiet ausgewiesen.[5][1]
Schauhöhle
1927 wurde die erste elektrische Lichtanlage in der Höhle installiert und es fand die offizielle Eröffnung der Höhle statt. Im Zweiten Weltkrieg diente die Höhle zeitweise als Luftschutzbunker für die Bewohner von Steinau. Nach dem Kriege befand sich die Höhle in der amerikanischen Besatzungszone. Im kleinen Dom brachen die Amerikaner mehrere bis über einen Meter lange Stalaktiten ab, die in einer Reihe nebeneinander gewachsen und ohne Leiter erreichbar waren. Ein weiterer, etwa einen Meter langer Stalaktit, der sich an einer höheren Stelle befand, blieb verschont. 1952 wurde die Höhle wieder für Besucher zugänglich gemacht. In den 1970er Jahre wurde der Stalaktit bei Sicherungsarbeiten von einem Arbeiter, der einen bezahlten Auftrag hatte, abgebrochen und entwendet. Im Jahre 1976 fanden geologische und geophysikalische Untersuchungen in der Höhle und der Umgebung nach dem Geosonar-Verfahren statt, einem Verfahren, bei dem über größere Strecken horizontale Messungen durchgehend erfasst werden können. Im Jahre 1978 wurden durch Bohrungen Hohlräume in unmittelbarer Nachbarschaft der Teufelshöhle entdeckt und mit Sondenkameras fotografiert.[5] Sie wurden jedoch nicht zugänglich gemacht. Am 23. August 1983 wurde die Höhle mit der Umgebung erneut als Naturschutzgebiet ausgewiesen.[5] Die Höhle wird beim Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit einer eingeschlossenen Fläche von 15 Hektar, der Bezeichnung Teufelsloch bei Steinau an der Straße und der Nummer 435-012 geführt.[6] Im Jahre 1998 begann die Erschließung eines weiteren Hohlraumes, der bei Führungen mit begangen wird.[5] Seit einigen Jahren gibt es Überlegungen, den Außenbereich der Höhle zu modernisieren und eine Toilettenanlage einzurichten. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch bisher wegen der Naturschutzauflagen. Seit 2009 wird die vollständige Erneuerung der Beleuchtungsanlage geplant. Es sollen Leuchtdiodeen installiert werden, um die Lampenflora zu verringern.
Einzelnachweise
<references>
- ↑ a b c d e Gewerbe- und Verkehrsverein Stadt Steinau an der Straße e. V. (Hrsg.): Stalagmiten – Stalagtiten – Teufelshöhle Steinau. Thaler Werbung, 2008.
- ↑ a b c Hans Binder, Anke Lutz, Hans Martin Lutz: Schauhöhlen in Deutschland. Aegis Verlag, Ulm 1993, ISBN 3-87005-040-3, S. 62.
- ↑ a b Städtisches Verkehrsbüro (Hrsg.): Stalactite Cavern Devil´s Den – Steinau an der Strasse. Steinau an der Straße.
- ↑ a b Teufelshöhle – Tropfsteinhöhle in Steinau. Abgerufen am 12. Oktober 2009.
- ↑ a b c d e Gewerbe- und Verkehrsverein Steinau e. V. (Hrsg.): Tropfsteinhöhle Steinau – Steinau an der Straße. Graphischer Betrieb Carl Kaestner GmbH, Steinau an der Straße.
- ↑ a b Steinaubachtal, Teufelsloch und Almosenwiese bei Steinau a.d.Str. Natura 2000 Hessen, 20. August 2004, abgerufen am 12. Oktober 2009.