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Belgien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Koninkrijk België (ndl.)
Royaume de Belgique (frz.)
Königreich Belgien (dt.)
Flagge Belgiens
Flagge Belgiens
(Details)
Wahlspruch: "L'union fait la force" (frz.) - "Eendracht maakt macht" (ndl.) - "Einheit gibt Stärke"
Amtssprachen Niederländisch, Französisch und Deutsch
Hauptstadt Brüssel
Staatsform parlamentarische Monarchie
König Albert II.
Ministerpräsident Guy Verhofstadt
Fläche 32.545 km²
Einwohnerzahl 10.348.276 (Stand Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 318 Einwohner pro km²
Währung Euro
Zeitzone MEZ (UTC +1)
Nationalhymne La Brabançonne (De Brabançonne)
Kfz-Kennzeichen B
Internet-TLD .be
Vorwahl +32
Lage Belgiens in Europa
Lage Belgiens in Europa
Karte Belgiens

Belgien (ndl.: België, frz.: Belgique) ist ein Königreich in Westeuropa, das an Frankreich, Deutschland, Luxemburg und die Niederlande grenzt. Mit letzteren beiden bildet Belgien zusammen die Beneluxländer. Mit einer Küstenlänge von rund 65 km hat Belgien im Nordwesten Anteil an der Nordsee.

Geographie

  • Geographisches Zentrum: Nil-Saint-Vincent
  • Höchste Erhebung: Signal de Botrange (694 m)
  • Höchst gelegene Ortschaft: Mürringen (655 m)

Flüsse

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung (x1000) 1961–2002

Wichtige Städte

Siehe: Liste der Städte in Belgien

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Belgiens

Als Provinz Belgica schon im römischen Reich unter diesem Namen bekannt erlebte das Gebiet Belgien viele Fremdherrschaften. Es war Teil des fränkischen Reiches, bei dessen Teilung es ebenfalls geteilt wurde und in einzelne Herzogtümer und Grafschaften zerfiel. Die einzelnen Territorien wurden vom Haus Burgund gesammelt, das 1477 von den Habsburgern beerbt wurde. Zunächst regierte der spanische Zweig der Habsburger, dann der österreichische. 1815, auf dem Wiener Kongress, wurde Belgien den Niederlanden zugesprochen.

1830 kam es zu einem Aufstand, und Belgien wurde unabhängig. Zum ersten König wurde Leopold von Sachsen-Coburg ernannt, es wurde eine konstitutionelle Monarchie eingerichtet. Leopold II., Sohn des ersten Königs, erwarb den Kongo, zunächst als Privatbesitz, später als Kolonie, was der königlichen Familie und dem Land Reichtum brachte, den Kongo jedoch in Armut stürzte.

Im Ersten Weltkrieg wurde das neutrale Land von Deutschland überfallen. In den Stellungskriegen wurden einige Städte in Flandern zerstört. Als Ausgleich erhielt es nach dem Krieg die Region um Eupen und Malmedy. Auch im Zweiten Weltkrieg war Belgien neutral, wurde jedoch von Nazideutschland überfallen und besetzt. Wie jedes andere besetzte Land hatte es bis zur Befreiung durch die Alliierten unter der Nazi-Diktatur und der Judenverfolgung zu leiden, Städte und Landschaften blieben aber weitgehend von Kriegszerstörungen verschont. Lediglich im deutschsprachigen Osten des Landes, vor allem um die Stadt Sankt Vith, gab es schwere Zerstörungen infolge der deutschen Ardennenoffensive im Winter 1944-1945.

1960 wurde die Kolonie Kongo in die Unabhängigkeit entlassen.

Die seit 1944 geplante Zoll- und Wirtschaftseinheit von Belgien, den Niederlanden und Luxemburg wurde im Haager Vertrag vom 3. Februar 1958 verwirklicht und trat am 1. November 1960 in Kraft (Benelux-Staaten). Belgien spielte eine wichtige Rolle im europäischen Einigungsprozess und wurde Sitz internationaler Organisationen, wie der NATO und der Europäischen Union.

Siehe auch: Liste der belgischen Ministerpräsidenten, Belgisch-Kongo

Politik

Belgien ist eine bundesstaatlich organisierte parlamentarische Monarchie.

Der Föderalstaat wird aus dem König und 15 vom Parlament betrauten Mitgliedern gebildet (Exekutive), sowie dem Bundesparlament (Legislative). Das Parlament besteht aus der Abgeordnetenkammer mit 150 Mitgliedern und dem Senat mit 71 Mitgliedern. Während die Kammer Entscheidungsgewalt in Haushaltsangelegenheiten und der Vertrauensfrage hat, hat der Senat neben einer Beratungsfunktion Entscheidungsgewalt bei Interessenskonflikten zwischen den regionalen Parlamenten.

Die föderalen Institutionen sind verantwortlich für Justizwesen, Finanzpolitik, innere Sicherheit, Außenpolitik, Landesverteidigung und soziale Sicherheit.

Parteien: (die meiste Parteien sind entweder flämisch/niederländisch oder französisch/wallonisch/deutsch)

  • Ecolo, wallonische Grüne (z.Zt. 4 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
  • Groen!, ehemals Agalev, flämische Grüne
  • VLD, Vlaamse Liberalen en Democraten, flämische Liberale (z.Zt. 25 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
  • MR, Mouvement Réformateur, oder Partei für Freiheit und Fortschritt, wallonische Liberale (z.Zt. 25 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
  • Vivant, Bundesweite Liberale
  • CD&V, Christen-demokratisch & Vlaams, flämische Christdemokraten (z.Zt. 21 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
  • CDH, Demokratisches und Humanistisches Zentrum, wallonische Christdemokraten (z.Zt. 7 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
  • SP.a, Sociaal Progressief Alternatief, flämische Sozialisten (z.Zt. 23 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
  • PS, Sozialistische Partei, wallonische Sozialisten (z.Zt. 25 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
  • Vlaams Belang, ehemals Vlaams Blok, flämische Nationalisten (z.Zt. 18 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
  • FN, Front national Belgique, wallonische Nationalisten (z.Zt. 1 Sitz in der Abgeordnetenkammer)
  • N-VA, Nachfolgeparteie der Volksunie, Bündnis mit CD&V (z.Zt. 1 Sitz in der Abgeordnetenkammer)
  • SPIRIT, Nachfolgeparteie der Volksunie, Bündnis mit SP.a

Belgien ist von starker innerer Zerrissenheit vor allem zwischen der flämischen und wallonischen Volksgruppe geprägt. Tendenziell nehmen die Spannungen eher zu und radikale Parteien, die eine Auflösung des Gesamtstaats befürworten, wie etwa der Vlaams Blok, gewinnen mehr und mehr an Bedeutung.

Siehe auch: Flämisch-wallonischer Konflikt

Politische Gliederung

Hauptartikel: Politische Gliederung Belgiens

Belgien ist seit 1993 ein Bundesstaat aus drei Regionen (Flandern, Wallonien und die Hauptstadtregion Brüssel) und drei (Sprach-)Gemeinschaften (Flämische Gemeinschaft, Französische Gemeinschaft Belgiens und Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens). Regionen und Gemeinschaften haben unterschiedliche Zuständigkeiten und sind territorial nicht deckungsgleich, sondern überschneiden sich.

Die Regionen Flandern und Wallonien sind ihrerseits jeweils in fünf Provinzen unterteilt.

Die unterste Ebene der Selbstverwaltung bilden die 589 Gemeinden.

Infrastruktur

Belgien ist ein wichtiges Transitland zwischen Mitteleuropa und Westeuropa.

Der wichtigste Hafen ist Antwerpen an der Schelde - einer der größten und wichtigsten Seehäfen der Welt.

Der wichtigste Flughafen des Landes ist Brüssel National.

Belgien besitzt ein hervorragend ausgebautes Autobahnnetz, welches wie auch alle anderen Straßen komplett mit Straßenlaternen ausgestattet und nachts beleuchtet ist.

Die staatliche Eisenbahngesellschaft heißt NMBS/SNCB und betreibt eines der am dichtesten ausgebauten Bahnnetze weltweit.

Wirtschaft

  • Verteilung der erwerbstätigen Bevölkerung nach Sektoren (2000):
    • Agrarwirtschaft: 2,0 %
    • Industrie: 23,4 %
    • Dienstleistungssektor: 74,6 %

Der Tourismus spielt in Belgien eine große Rolle. Neben den beliebten Ferienbadeorten an der belgischen Nordseeküste (Bredene, De Panne, Nieuwpoort, Oostende u.a.), sind auch die Ardennen eine viel besuchte Urlaubsregion. Von der belgischen Nordseeküste aus kann man viele Tagestouren unternehmen, z. B. in die Nachbarländer Frankreich und Niederlande sowie Großbritannien. Auch die Städtetouren (Brüssel, Brügge, Gent, Antwerpen u.a.) sind empfehlenswert.

Kultur

Belgische Persönlichkeiten

Siehe: Liste bekannter Belgier

Sonstiges

  • Sommerzeit: vom letzten Sonntag in März bis zum letzten Sonntag im Oktober, GMT + zwei Stunden

Umwelt

Der Kohlenstoffdioxidausstoß pro Kopf des Landes gehört zum weltweit höchsten.

Weitere Themen

Literatur

  • Frank Berge, Alexander Grasse: Belgien - Zerfall oder föderales Zukunftsmodell?. Der flämisch-wallonische Konflikt und die Deutschsprachige Gemeinschaft. Leske und Budrich, Opladen 2003 (Regionalisierung in Europa, Band 3), ISBN 3-8100-3486-X