Rückenschule
Als Rückenschule werden Kurse und Bücher bezeichnet, die Übungen und Informationen zur Verminderung oder Vorbeugung bei Rückenschmerzen vermitteln. Kurse werden z. B. von Fitnessstudios, Krankenkassen, Ergotherapeuten, und Physiotherapeuten angeboten. Ziel ist, die relevanten Muskelgruppen zu stärken und so die Wirbelsäule zu entlasten, da die Muskulatur mit zunehmendem altersbedingtem Verschleiß als Stütze der Wirbelsäule immer wichtiger wird. Neben den regelmäßigen Übungen wird auch das Bewusstsein für eine rückenfreundliche Haltung im Alltag gefördert. Einer der Mitbegründer der Rückenschulbewegung war Hans-Dieter Kempf.
Sinnvoll sind solche Aktionen vor allem dann, wenn noch keine Beschwerden aufgetreten sind. Regelmäßig kommen Patienten aber erst dann auf die Idee, solche Angebote wahrzunehmen, wenn bereits Beschwerden vorliegen. Ob die Rückenschule in diesem Stadium nutzt, hängt in hohem Maße von der Qualifikation des Trainers ab. Besonders wichtig ist, dass sich der Trainer auf die individuellen Voraussetzungen des einzelnen Patienten einstellen kann. Dies ist jedoch in einer großen Gruppe erfahrungsgemäß schwierig bis kaum möglich. Deswegen sind anerkannte Rückenschulkurse auf max. 15 Teilnehmer begrenzt und können nur von Sportlehrern und Ärzten mit entsprechender Zusatzqualifikation und Physiotherapeuten durchgeführt werden (§ 20 SGB V).
Rückenschulen werden von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland einmal jährlich (10 Sitzungen je 60 Minuten) mit etwa 80 % bezuschusst (Stand 2005). Ziel ist es unter anderem die Teilnehmer danach in ein geeignetes Rückentraining weiterzuführen, in dem sie die erlernten Kompetenzen nun selbstständig umsetzen können.
Im Jahr 2004 haben sich die neun führenden Rückenschulverbände (Bundesverband staatlich anerkannter Berufsfachschulen für Gymnastik und Sport (BBGS), Bundesverband der deutschen Rückenschulen (BdR) e. V., Berufsverband staatlich geprüfter Gymnastiklehrerinnen und -lehrer (DGYMB) e.V., Deutscher Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) e.V., Forum Gesunder Rücken - besser leben e.V., Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten - IFK e. V., Seminar Wirbelsäule-Rückenschule-Schmerztherapie, Verband Physikalische Therapie (VPT) e.V. und Zentralverband der Physiotherapeuten/ Krankengymnasten (ZVK) e.V.) zur Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) zusammengeschlossen. Die KddR und ihr im Jahr 2007 eingeführtes verbindliches Curriculum mit neuen Richtlinien für die Kursinhalte nach dem ganzheitlichen Ansatz der „Neuen Rückenschule“ finden durch die Krankenkassen und durch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt breite Unterstützung.
Siehe auch
Literatur
- Kempf H-D (Hg.): Rückenschule: Grundlagen, Konzepte und Übungen. 2.Auflage. München: Urban & Fischer 2003, ISBN 3-437-45077-8
- Kempf H-D: Die Rückenschule. 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Neuauflage. Rowohlt: Reinbek 2008(1990, 1995). ISBN 978-3-499-62346-2
- Kempf H-D: Die Neue Rückenschule. Das Praxisbuch. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-89536-7
- Nentwig C, Krämer J, Ullrich C-H (Hrsg): Die Rückenschule. Neubearb. Auflage. Enke 2002 ISBN 978-3432982335
- Pfeifer K: Rückengesundheit 2007. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-7691-0525-4 (Grundlagen und Module zur Planung von Kursen)