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Kool DJ Herc

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Kool DJ Herc (* 16. April 1955; eigentlich Clive Campbell) ist ein US-amerikanisch-jamaikanischer Musiker und Musikproduzent. Er gilt als einer der Pioniere des Hip Hop in den 1970er Jahren.

Kool DJ Herc und seine Musik

Die Erfindung des Hip Hop

Herc stammt aus Kingston,Jamaika und zog 1967 mit 13 Jahren nach New York. Dorthin mit nahm er Eindrücke von den Soundsystems, die in der Heimat des Reggae bereits in den 1960ern die Straßen unterhalten. Seine DJ-Karriere begann 1973 als Party-DJ auf dem Geburttag seiner Schwester und weiteren Privatparties. Zum Ende des gleichen Jahres hatte er seinen ersten progfessionellen Auftritt als Kool DJ Herc im Club "Twilight Zone".

Die Vorbilder von Kool Herc waren Disco-DJs aus den Bronx wie Grandmaster Flowers, Pete Jones, Amazing Birth und John Brown. Er bekam allerdings auch in seiner Heimat die Entwicklung des Dub mit, da Reggae in New York aber unpopulär war, begann er früh über die Instrumentalstellen damals populärer Stücke zu sprechen wodurch der Rap geboren wurde. Er widmete sich außerdem den gerade aufkommenden Funkstücken in New York, die er in seine Kreationen integrierte. Da die Sprechstellen relativ kurz waren, begann er, sie zu verlängern, indem er zwei identische Platten auf zwei Plattenspielern benutzte, und per Scratching und Cutting (einer Erfindung von DJ Grand Wizard) die Instrumental-Intervalle verlängerte. Indem er Songs nicht mehr als Ganzes spielt, sondern nur deren tanzbarsten Teile wiederholt, schafft er den Prototyp dessen, was heute als Hip-Hop-Musik bekannt ist.

Seine ersten Breakbeats, damit die ersten überhaupt bekannten, stammten aus den Stücken "It´s just begun" von Jimmy Castor Bunch sowie "Apache" von den Incredible Bongo Rockers. Ob die Erfindung des Wortes "Hip Hop" allerdings von ihm stammt ist umstritten, sie wird häufig ebenfalls DJ Hollywood und Lovebug Starski zugeschrieben. Apache wurde zu seiner Erkennungsmelodie, gefolgt von Rap-ähnlichen Ansagen und Ankündigungen seiner Herculoids.

The Herculoids

Seinen Künstlernamen leitet er 1973 von seinem Spitznamen "Hercules" ab, eine Anspielung auf seine große und kräftige Statur. Als Graffiti-Sprayer kürzte er den Namen auf 'Herc' zusammen und ergänzte später das Wort 'Kool'. Auf seinen Block-Partys arbeitete er recht bald mit dem MC Coke La Rock und dem Rapper Clak Kent sowie den kurz darauf hinzukommenden Mitgliedern Pebelee-Poo, Sweet N' Sour, Timmy Tim, Tony D, Imperial Jay Cee, Clark Kent sowie Smiley, die als erste Frau als MC auftritt. Diese Crew benannte sich nach Herc als "The Herculoids".

Höhepunkt und Rückzug

1975 startete er als DJ im legendären Club "Hevalo". Er legte weiterhin eine Mischung aus der Musik seines Herkunftlandes, Soul, Funk und Discomusik auf. Zusammen mit Afrika Bambaataa und Grandmaster Flash, für die er ein Vorbild ist, gehörte Herc außerdem zu den ersten wichtigen Block Party-DJs der Hip Hop-Keimzelle Bronx. Vor allem die Lautstärke seines Soundsystems wurde legendär und konnte auch von Grandmaster Flash und Bambaata nicht übertönt werden.

Mitte der 70er entsteht auf seinen Partys ein Tanzstil, der als Breakdance ebenfalls bis heute ein essentieller Bestandteil der Hip-Hop-Kultur ist, er selbst bezeichnete sich gern als den ältesten B-Boy New Yorks. In der Diskothek "The Puzzle" legte Herc ebenfalls auf und installierte sich dort ein eigenes Soundsystem.

Nach dem Rückzug

1978 zog sich Kool DJ Herc aufgrund einer Handverletzung, die er sich im Club "Executive Playhouse" zuzog, aus dem Musikgeschäft zurück. Sein Rückzug war sehr plötzlich und überraschend und ging sehr schnell vonstatten. 1984 hatt er seinen letzten öffentlichen Auftritt, in den folgenden Jahren machte er Schlagzeilen aufgrund von Drogenproblemen und er hielt sich als Lastwagenfahrer und Werftarbeiter über Wasser. Erst Anfang der 1990er Jahre tritt er wieder in die Öffentlichkeit, unter anderem bei einem Interview der Zeitschrift "The Source" im November 1993, wo er gemeinsam mit Grandmaster Flash und Afrika Bambaata die Frage nach dem tatsächlichen Erfinder des Hip Hop und des ersten Rap-DJ klären sollte. 1994 tauchte er gemeinsam mit dem Public Enemy-DJ Terminator X auf dessen Terminator X And The Godfathers Of Threatt/Super Bad und 1997 auf dem Album Dig Your Own Hole der Chemical Brothers auf.

Videos und DVDs

  • Hip Hop - A Street History

Literatur

  • David Dufresne: Rap Revolution, Atlantis Musikbuch-Verlag Zürich und Mainz 1997