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Deserteurdenkmal (Erfurt)

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Das Denkmal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur und für die Opfer der NS–Militärjustiz vor der Bastion Philipp der Zitadelle Petersberg wurde am 1. September 1995 eingeweiht.

Beschreibung

Detail der Deserteurstele

Das Mahnmal stammt von dem Erfurter Künstler Thomas Nicolai und besteht aus acht Metallstelen, von denen sieben in „starrer, disziplinierter Haltung“ stilisiert sind. Eine ist „individuell geformt“, wendet sich aus der Reihe ab und symbolisiert den Fahnenflüchtigen. Eine Bronzetafel am Boden trägt die Inschrift Dem unbekannten Wehrmachtsdeserteur – Den Opfern der NS-Militärjustiz – Allen die sich dem Naziregime verweigerten sowie ein Zitat aus dem Werk Träume von Günter Eich: Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt.[1]

Im Miltärarrestgebäude (neben der ehemaligen Hauptwache) befand sich seit 1918 eine Polizei-Haftanstalt, die in der Zeit des Nationalsozialismus Untersuchungshaftanstalt für politische Gefangene wurde. Im Kommandantenhaus der Festung (über dem Haupteingang) war seit 1935 das Kriegsgericht 409 ID der Wehrmacht untergebracht, das während des Zweiten Weltkriegs rund 50 Deserteure zum Tode verurteilte. Im Keller der großen Defensionskaserne befanden sich dazu gehörige Arrestzellen, und einige Verurteilte wurden auf dem Festungsgelände erschossen.

Das Denkmal liegt der Altstadt (Andreasviertel) zugewandt im Festungsgraben an einer ruhigen Stelle, ist jedoch auf dem vor dem Haupttor nach rechts abzweigenden Fußweg nach 200 Metern zu erreichen.

Kontroversen

Seit der Planung regt das Denkmal zu teils heftigen öffentlichen Diskussionen an. Dies macht eine Kontroverse in der Zeitschrift Stadt und Geschichte deutlich. Ein Leser bezeichnete Fahnenflucht als nicht „besonders ehrenhaft“; er „gedenke lieber derer, die [...] bei ihren Kameraden ausgeharrt haben.“[2] Ein anderer wies dagegen darauf hin, „die Wehrmacht [sei] ein Instrument des Vernichtungskrieges der Nazis“ gewesen. Deserteure „waren es leid, das sinnlose Sterben zu verlängern. Und Angst hatten sie auch. Hätten sie Helden für Hitler sein sollen?“[3]

Literatur

  • Ruth Menzel und Steffen Raßloff: Denkmale in Erfurt. Sutton Verlag Erfurt, 2006, S. 38 f.
  • Steffen Raßloff: Die Zitadelle Petersberg als Erinnerungsort an NS-Diktatur und Zweiten Weltkrieg. In: Heimat Thüringen, 2-3/2005, S. 42-44.

Siehe auch

Deserteurdenkmal in Erfurt

Einzelnachweise

  1. Steffen Raßloff: Die Zitadelle Petersberg als Erinnerungsort an NS-Diktatur und Zweiten Weltkrieg. In: Heimat Thüringen, 2-3/2005, S. 42.
  2. Leserbrief von Dr. Rudolf Benl. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt 6, 2000, S. 23
  3. Leserbrief von Prof. Dr. Siegfried Wolf. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt 7, 2000, S. 27