Nestorchronik
Die Nestorchronik ist ein 1113 vermutlich von dem Mönch 'Nestor' im Höhlenkloster von Kiew bearbeitetes mittelalterliches Dokument, das nur in Abschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert überliefert ist. Diese Chronik ist eine der wichtigsten schriftlichen Quellen für die frühmittelalterliche Geschichte Russlands. Ihre Angaben werden von den Erkenntnissen der Archäologie und Onomastik gestützt.
Hier ein oft zitierter Auszug aus der Nestorchronik über die Berufung der Waräger:
Im Jahre 6370 (Anm.: nach byzantinischer Zeitrechnung; entspricht 862 n.Chr.): Sie verjagten die Waräger über das Meer und gaben ihnen kein Tribut und begannen, sich selbst zu regieren. Und es gab unter ihnen kein Recht, und Sippe stand auf gegen Sippe, und es waren unter ihnen Fehden, und sie begannen widereinander zu kämpfen. Und sie sprachen zueinander: "Wir wollen uns einen Fürsten suchen, der über uns herrsche und gerecht richte." Und gingen über das Meer zu den Warägern, zu den Rus, denn so hießen die Waräger Rus, wie andere Schweden heißen, andere Norweger und Angeln, andere Gotländer: so auch diese. Da sprachen zu den Rus die Tschuden (Anm.: siehe Esten), Slowenen (Anm.: gemeint sind die Ilmensee-Slawen), Kriwitschen und Wes: "Unser Land ist groß und reich, doch es ist keine Ordnung in ihm; so kommt über uns herrschen und gebieten." Und die drei Brüder wurden erwählt samt ihren Sippen, und sie nahmen alle Rus mit sich und kamen. Rurik, der ältere, ließ sich in Nowgorod nieder, der zweite Sineus am Bjeloosero, der dritte Truwor in Isborsk. Und nach diesen Warägern wurde das Land um Nowgorod "Rus" genannt, und die Nowgoroder sind vom warägischen Geschlecht, früher nämlich waren sie Slowenen.
Literatur
- "Medieval Russian Epics, Chronicles, and Tales: Revised Edition" von Serge A. Zenkovsky, ISBN 0452010861 (engl.)
Weblinks
Siehe auch: Rjurikiden, Kiewer Rus