Zum Inhalt springen

Savate

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Oktober 2009 um 21:31 Uhr durch 217.224.128.71 (Diskussion) (Geschichte: >Baton< zum Lemma verlinkt.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Savate-Boxe Française ist eine Variante des „Fechtens mit Füßen und Fäusten“, die im 18. Jahrhundert in Frankreich entstanden ist.

Beschreibung

Beim Savate-Boxe Francaise wird mit den Fäusten und mit Fußtritten gekämpft. Savate-Boxe francaise unterscheidet sich von anderen schlaglastigen Kampfstilen wie z.B. dem Kickboxen oder dem Karate durch die Ausführung der Techniken. Savate-Boxe Francaise wird wie das Boxen in einem Ring durchgeführt. Für Savate-Boxe Francaise werden Boxhandschuhe, Schuhe und der typische Tenue-Integral-Anzug als Bekleidung vorgeschrieben. Es gibt (nach steigenden Fertigkeiten geordnet) folgende Technik-Gradierungen (Gants = Handschuhe): Blau und Grün (Anfänger), Rot und Weiß (Fortgeschritten), Gelb (Meisterschaft, analog Schwarzgurt/1. Dan in fernöstlichen Kampfsportarten), Silber (GAT1, GAT2 und GAT3), die in Form eines Aufnähers der entsprechenden Farbe auf dem Tenue Integral getragen werden. Anhand des Aufnähers ist der technische Grad eines Sportlers zu erkennen. Savate-Boxe francaise ausübende Sportler(innen) werden als „Boxer“ (franz.: Tireuse oder Tireur) bezeichnet. Wettkämpfe für Savate-Boxe Francaise werden in drei unterschiedlichen Kategorien ausgetragen:

  • Assaut: (deutsch: Angriff, 3. Serie) Es besteht Leichtkontakt zwischen den Kämpfenden. Die Bewertung des Kampfes erfolgt nach der Qualität der gezeigten Techniken, der Trefferzahl und dem taktischen Verhalten im Kampf. Zu harter Kontakt und k.o. sind verboten.
  • Precombat: (deutsch: Vor-Kampf, 2. Serie) Diese Form ist die „Vorstufe“ zum Vollkontakt-Kampf, in der ein k. o. des Gegners erlaubt ist, aber noch mit erweiterter Schutzausrüstung (Kopfschutz, Schienbeinschutz) gekämpft wird.
  • Combat: (deutsch: Kampf, 1. Serie) Diese Form ist der Vollkontakt-Kampf, in dem das Ziel darin besteht, möglichst viele Wirkungstreffer oder das k.o. des Gegners zu erreichen. Gekämpft wird mit minimaler Schutzausrüstung (Schuhe, Handschuhe + Bandagen, Zahnschutz, Brust/Tiefschutz).

Techniken

Die Grundstellung beim Savate-Boxe Francaise entspricht der im englischen Boxen. Aus dieser Stellung können gleichberechtigt alle zur Verfügung stehenden "Waffen" (vordere und hintere Hand, vorderes und hinteres Bein) eingesetzt werden. Legitime Trefferflächen im Wettkampf sind: Mit den Händen analog zum englischen Boxen Kopf vorne und seitlich, Rumpf vorne und seitlich. Mit den Beinen darf der gesamte Körper (Kopf, Rumpf incl. Rücken, Beine) des Gegners getroffen werden mit Ausnahme des Genicks, des Kehlkopfes (vorderer Halsbereich) und des Genitalbereichs (bei Frauen darf nicht auf die Brust getreten oder geschlagen werden). Getroffen werden darf nur mit der Vorderseite des Boxhandschuhs und dem Fuß (Savateschuh).

  • Trefferebenen sind:
    • ligne haute (figure) - Hoch (Kopf)
    • ligne mediane (corps) - Mitte (Rumpf)
    • ligne bas (jambe) - Unten (Beine)

Folgende Techniken können beim Savate-Boxe Francaise ausgeführt werden:

  • Fußtechniken
    Alle diese Tritte sind gesprungen und gedreht, mit beiden Beinen und in jeder Trefferebene (2 Ausnahmen: "Revers frontal" normalerweise nur Figure, "Coup de pied bas" nur bis Kniehöhe) möglich.
    • Fouetté: Halbkreisfußtritt
    • Chassé Frontal: Gerader Fußstoß
    • Chassé Lateral: Seitlicher Fußstoß
    • Revers frontal: Fußschlag mit der Fußaußenkante, das Bein beschreibt einen Kreis von innen nach aussen
    • Revers lateral: Halbkreisfußtritt "rückwärts"
    • Revers lateral: als groupe: mit anfangs gebeugtem Bein,
    • Revers lateral: als jambe tendue: mit gestrecktem Bein
    • Coup de pied bas: als de deséquilibre: Fußfeger
    • Coup de pied bas: als de frappe: Pendeltritt zum Schienbein
  • Faustschläge (analog zum Boxen)
    • Uppercut: Aufwärtshaken
    • Direct: Gerade
    • Crochet: Haken
    • Swing: Schwinger
  • Abwehr
    • Parade bloquee: stoppt eine Angriffsbewegung
    • Parade chassee: lenkt eine Angriffsbewegung am Ziel vorbei
    • Parade en protection: schützt die zu treffende Fläche
  • Ausweichbewegungen
    • esquive total: der Körper weicht aus
    • esquive partiel: nur ein Körperteil weicht aus
    • esquive sur place: nur der Oberkörper weicht aus
    • décalage: ein Bein verlässt die Verbindungslinie zum Gegner
    • débordemen: beide Beine verlassen die Verbindungslinie zum Gegner

Gewichtsklassen

Männer

  • Plume bis 56 kg
  • Léger 56-60 kg
  • Super-léger 60-65 kg
  • Mi-moyen 65-70 kg
  • Super mi-moyen 70-75 kg
  • Moyen 75-80 kg
  • Mi-lourd 80-85 kg
  • Lourd über 85 kg

Frauen

  • Mouches bis 48 kg
  • Coqs 48-52 kg
  • Plumes 52-56 kg
  • Legers 56-60 kg
  • Super-Legers 60-65 kg
  • Mi-Moyen 65-70 kg
  • Super-Mi-Moyens 70-75 kg
  • Moyen über 75 kg

Geschichte

Savate ist ein französischer Begriff mit der Bedeutung für Straßenkampf oder „Street Fighting“ und heißt wörtlich übersetzt "abgetragener Schuh". Die Ursprünge dieser Kampfsportart werden hauptsächlich bei französischen Seeleuten aus Marseille gesehen. Die französischen Soldaten zur Zeit der Revolutionskriege wurden ebenfalls im Savate ausgebildet.

Für die Umwandlung des Savate in die heute praktizierte, regelbasierte Sportart sind zwei Personen verantwortlich. Die erste ist Michel Casseux (1794-1869). Casseux (auch bekannt als „le Pisseux“) eröffnete 1825 das erste Trainingszentrum für Savate. Er stellte dabei auch die ersten Regeln auf, indem Techniken wie zum Beispiel Kopfstöße verboten wurden. Dennoch konnte der Sport durch Casseux nicht von dem Ruf des Schlägertums befreit werden, da Schläge noch mit der offenen Hand ausgeführt wurden.

Seinem Schüler Charles Lecour wurde um 1830 die englische Art des Boxens beigebracht. Er fühlte, dass er im Nachteil war, wenn er nur seine Hände benutzen konnte, um seinen Gegner zu schlagen. Er kombinierte Boxen und Savate zu der heute üblichen Form.

Daraufhin wurde Savate zu einer beliebten Sportart, die sogar an Schulen unterrichtet wurde. Durch die beiden Weltkriege zwischen 1914 und 1945 verringerte sich die Anzahl der Savate praktizierenden Sportler stark. Savate wurde als Demonstrationssportart bei den Olympischen Spielen in Paris 1924 einer breiten internationalen Öffentlichkeit vorgestellt. Auf Betreiben des Grafen Baruzi erholte sich die Savate-Gemeinde nach 1945 soweit, das sich 1985 der B.F.-Savate Verband gründete, dem auch die französischen Stockkampf-Varianten Baton und Canne (Canne de Combat) untergeordnet sind.

Am 1. März 2008 wurde das Boxe Française Savate von der International University Sports Federation (FISU) anerkannt. Die erste Universitäts-Weltmeisterschaft soll im Juni 2010 in Nantes stattfinden.

Siehe auch