Deutsche Mondmission
Eine deutsche Mondmission sieht eine unbemannte Weltraummission zum Mond vor, wobei Entwicklung, Produktion und Betrieb vollständig in deutscher Hand sind. Derzeit existieren hierzu Pläne, aber kein konkretes Projekt.
Mondorbiter
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erarbeitete unter dem Namen Lunar Exploration Orbiter (LEO) ein Konzept für eine deutsche Mondmission, das im Februar 2007 einigen deutschen Parlamentariern und im August 2007 auf dem European Planetary Science Congress vorgestellt wurde. [1][2]
Vorgesehen war ein Mondsonden-Duo von 500 bzw. 150 kg, das in eine Umlaufbahn in 50 km Höhe über dem Mond einschwenken sollte. Zusammen sollten die beiden Satelliten den Mond mit einer Auflösung von 1 m kartieren, und dabei auch das Magnet- und Gravitationsfeld des Mondes erfassen. Alle Untersuchungen sollten in drei Dimensionen durchgeführt werden.
Die für die Aufnahmen vorgesehene HRSC-Kamera sollte ähnlich derjenigen sein, die seit 2003 an Bord der Marssonde Mars Express in Betrieb war. Diese Kamera war vom DLR entwickelt und von EADS Astrium gebaut worden. Weiterhin war ein Mikrowellen-Radar dazu vorgesehen, Strukturen unter der Mondoberfläche zu untersuchen.
Die Mission war auf eine Betriebsdauer von vier Jahren ausgelegt. Außer EADS Astrium sollte auch OHB-System an der Entwicklung von LEO beteiligt sein. Die Kosten wurden auf 300 bis 400 Millionen Euro geschätzt, verteilt auf etwa fünf Jahre. Zuständig für die Finanzierung war nicht mehr das Forschungsministerium, sondern das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unter Michael Glos (CSU).
Im Juli 2008 wurde das Projekt jedoch abgesagt. Zwar wurde das Raumfahrtbudget prinzipiell angehoben, das zusätzliche Geld floss jedoch in ein Robotik-Zentrum am DLR-Standort Oberpfaffenhofen. Im Zuge der Haushaltskonsolidierung wurden für LEO keine Mittel bereitgestellt.[3][4]
Unbemannte Mondlandung
Dennoch traten Politiker weiterhin für eine deutsche Weltraumforschung ein, darunter die Forschungsministerin Annette Schavan[5] und der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze[6]. Eine deutsche Mission würde Deutschland wissenschaftlich nicht nur eine Führungsposition sichern, sondern auch Innovationen fördern und Arbeitsplätze in Deutschland sichern.
Im Juni 2009 vergab das DLR eine Machbarkeitstudie im Volumen von 1 Million Euro. Untersuchungsgegenstand war dabei nicht mehr ein Mondsatellit, sondern eine weiche Landung auf der Mondoberfläche. Der Auftragnehmer EADS Astrium soll ermitteln, welche Anforderungen an ein Landefahrzeug gestellt werden müssen, und welche Technologien hierzu notwendig sind. Die Ergebnisse der Studie werden für Anfang 2010 erwartet.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Markus Becker: Deutschland plant eigene Mond-Mission. Spiegel Online, 28. Februar 2007, abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ Martin Ollrom: Deutschlands Beitrag zur Monderforschung. Raumfahrer.net, 27. August 2007, abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ Christoph Seidler: Glos kassiert deutsche Mondmission. Spiegel Online, 12. Juli 2008, abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ Axel Orth: Deutsche Mondmission gestrichen. Raumfahrer.net, 13. Juli 2008, abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ Schavan will deutsches Mondprogramm. Financial Times Deutschland, 26. Juli 2009, abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ Hintze fordert 1,5 Milliarden für deutsche Mondmission. Tagesschau.de, 12. August 2009, abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ Machbarkeitsstudie für abgeblasene Mission. Spiegel Online, 5. Juni 2009, abgerufen am 13. Oktober 2009.