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Lord Knud

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Lord Knud (* 18. März 1944 als Knud Kuntze in Berlin) ist ein deutscher Beatmusiker, DJ und Radiomoderator. Zur Institution wurde er mit der Radiosendung „Schlager der Woche“ beim Berliner Sender RIAS, die er von 1968 bis 1985 moderierte.

Leben

Nach der Schule absolvierte Knud Kuntze in Berlin eine Lehre zum Bankkaufmann. 1962 wurde Kuntze mit 18 Jahren Bassist der drei Jahre vorher als Skiffle Lords gegründeten Band The Lords, die sich nun auf die englischsprachige Beatmusik verlegte. Im September 1964 wurden The Lords nach einem bundesweiten Wettbewerb zu Deutschlands „Beatband Nr. 1“ gekürt. Nach einem Busunfall während einer Tournee der Lords im Dezember 1964 musste Knud Kuntze das rechte Bein amputiert werden. Er schied bei den Lords aus, und wurde durch den Bassisten Bernd Zamulo ersetzt. Kurz darauf fing er in einer Berliner Kneipe als DJ an. Nachdem er seine Aussprache durch Sprechunterricht an einer Schauspielschule verbessert hatte, wurde er Moderator beim RIAS. Seine einzige Solo-Single mit dem Titel Love's a waiting game / I'm your guy (1967) war kein Erfolg.[1]

Am 7. Oktober 1968 war Lord Knud zum ersten Mal in den „Schlagern der Woche“ zu hören, die er – bis auf Urlaubsvertretungen – bis zur letzten, der 1916. Ausgabe am 27. September 1985 moderierte. Die Sendung war die erste deutschsprachige Hitparade, und hatte besonders unter Jugendlichen in Ost-Berlin und der DDR eine hohe Reichweite. Durch Knuds schnoddrige Art und seine Witze auf Kosten von Honecker und anderen linientreuen DDR-Genossen avancierte Lord Knud schnell zum Feindbild der DDR-Führung beim Kampf um den Einfluss auf die Jugend.[2] Auch seine samstägliche Sendung „Evergreens á go-go“ mit Oldies hatte hohe Einschaltquoten, wenn auch bei einem älteren Publikum. Die „Evergreens“ moderierte Knud vom 5. Oktober 1968 bis zum 2. Juli 1983.

Die mitunter derben Witze für seine Sendungen lieferten Lord Knud andere Schreiber, darunter der Kabarettist Wolfgang Neuss. 1987 trennte sich der RIAS von Lord Knud. Anlass war ein als sexistisch eingestufter Witz, den ihm Neuss geschrieben hatte. Danach beriet er Ulrich Schamoni bei dessen Neugründung Hundert,6, wurde jedoch zum Programmstart nicht verpflichtet. Lord Knud lebt in Berlin-Zehlendorf.[3]

Einzelnachweise

  1. Andreas Dorfmann: „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln“ – Lord Knud vom RIAS – Liebe unter den Menschen ist ihm am wichtigsten. In: Der Abend vom 29. September 1980. ZDB-ID 40001-4
  2. Heiner Stahl: Skizze einer Stadtgeschichte des Klangs. In: Uta A. Balbier und Christiane Rösch (Herausgeber): Umworbener Klassenfeind – Das Verhältnis der DDR zu den USA. Ch. Links, Berlin 2006, S. 247–261. ISBN 3-86153-418-5.
  3. Alexander Osang: Mühsame Schritte zum Regenbogen. Der ehemalige RIAS-Star-Diskjockey Lord Knud verlor Bein, Geld, Freunde, Job, Publikum – und macht weiter. In: Alexander Osang: Das Buch der Versuchungen: 20 Porträts und eine Selbstbezichtigung. Ch. Links, Berlin 1996, S. 60–66. ISBN 3-86153-107-0.