Bajuwaren
Die Bajuwaren (Boii-avari, Baiwaren, Baioaren, lat. Bavarii bedeutet Männer aus Baia, evtl. Germanen aus Böhmen/Boiohaemum, auch: Bojersheim) oder auch Volksstamm der Baiern genannt, bilden die Bevölkerung des frühen Bayern. Die Besiedlung von Österreich und Einflüsse auf Böhmen sind belegt.
Die tatsächlichen Ursprünge der Baiern sind nicht genau bekannt, wobei Anklänge an den Namen des keltischen Volkes der Boier in der Wissenschaft kontrovers diskutiert werden, jedoch evident sind. Der Name selbst beschreibt wahrscheinlich ein Konglomerat aus größeren und kleineren Teilen der folgenden Gruppen:
- verschiedene keltische Stämme: Boier, Räter, Vindeliker
- Siedlungsreste der Römerzeit, Romanen (beispielsweise um Salzburg)
- incl. Menschen aus verschiedenen Völkern Südeuropas und dem Orient, die im Gefolge der Römer einwanderten
- dem Volk der Alamannen (in größerer Zahl im Westen)
- verschiedener Germanengruppen aus Böhmen, darunter wohl Markomannen
- dem Volk der Langobarden
- dem Volk der Thüringer (z.B. um Zeusleben)
- später auch dem Volk der Slawen (in den östlichen Gebieten)
- und wahrscheinlich vereinzelt auch dem Volk der Awaren
Im Übrigen gilt der Lech als Siedlungsgrenze zwischen den Alemannen und den Bajuwaren, die auch heute noch als Sprachgrenze erhalten ist.
In diesem Sinne sind die Bajuwaren kein genuiner Volksstamm, sondern vielmehr ein "Volkskonstrukt", das sich aufgrund bestehenden regionalen Herrschaftseinheit gefügt hat.
Als Nachbarvölker der Bajuwaren gelten:
- Alamannen im Westen
- Franken im Norden
- Langobarden im Süden, hinter den Alpen
- Awaren im Südosten
- Slawen im Osten
Die Vorgänger in der Region zwischen Donau und Fichtelgebirge, die Narisker, (auch Naristen, Narister oder Varisten) zogen um 534 n. Chr. ab nach Burgund. Ortsnamen mit der Endung -ing insbesondere aus der Zeit um 550 n. Chr. deuten auf bajuwarische Ursprünge hin, beispielsweise Straubing, Greding, Kinding, Sünching, Fucking
Die Regenten der Baiern wurden vom Herzogsgeschlecht der Agilolfinger gestellt:
- Herzog Garibald I., 555 - etwa 591
- Herzog Odilo, 739 legt Bistümer fest
- Herzog Tassilo III., 748 - 788, danach Enteignung durch den Frankenkaiser Karl
Regensburg gilt als die Hauptstadt der Baiern und wurde in karolingischer Zeit zum Zentrum des ostfränkischen Reiches.
Die Baiern waren einer allmählichen Christianisierung unterworfen. Im Benediktinerkloster Niederalteich (gegründet 731 oder 741 n. Chr.) wurde als Gesetzeswerk das so genannte Lex Baiuvariorum auf 150 Pergamentseiten in Latein niedergeschrieben.
Siehe auch: Geschichte Bayerns
Literatur
- Menghin, Wilfried: Frühgeschichte Bayerns. Römer und Germanen - Baiern und Schwaben - Franken und Slawen. Stuttgart: Verlag Konrad Theiss, 1990. - ISBN 3-80620-598-1
- Losert, Hans/Pleterski, Andrej: Altenerding in Oberbayern. Struktur des frühmittelalterlichen Gräberfeldes und "Ethnogenese" der Bajuwaren, Berlin [u.a.]: scrîpvaz, 2003. - ISBN 3-93127-807-7
Weblinks
- Die Bajuwaren - Von Severin bis Tassilo 488 - 788 (Gemeinsame Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Salzburg 19. Mai - 6. November 1988 in Rosenheim und Mattsee)
- Die Bajuwaren (Ein erstklassiges Reenactmentprojekt - was immer das auch sein soll)
- Bajuwarenhof Kirchheim (BHK). (Ziel des Projektes Münchner ArchäologInnen ist es, das Leben der Menschen des 6. und 7. Jahrhunderts praxisorientiert und wissenschaftlich fundiert erfahrbar zu machen.)
- Bajuwaren im Frühmittelalterforum
- Frühe Bajuwaren in der Region Ingolstadt - Friedenhain-Gruppe
- Grab von Kemathen - Ein früher Bajuware