Rocherath-Krinkelt
Rocherath bildet mit Krinkelt eine Doppelortschaft in Belgien.
Lage
Rocherath liegt in der belgischen Eifel auf etwa 650 m über dem Meeresspiegel. Ganz in der Nähe befinden sich die Ortschaften Wirtzfeld, Mürringen, Hünningen, Bütgenbach, Elsenborn, Büllingen, Honsfeld, Udenbreth (D), Hollerath (D) und Losheimergraben (D).
Verwaltung
In verwaltungsmäßiger Hinsicht ist Rocherath-Krinkelt Bestandteil
- der Gemeinde Büllingen [1]
- des Gerichtsbezirks Eupen (Friedensgericht St.Vith)
- der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens [2]
- der Provinz Lüttich
- der Wallonischen Region
Geschichte
Rocherath ist der jüngste der beiden zusammenliegenden Orte Rocherath und Krinkelt. Nach ersten Anfängen im 12. Jh. siedelte ein Teil der Bewohner Krinkelts sich in den nahen Wald neu an, als Mitte des 14. Jh. die europaweite Pestepidemie auch die Nordeifel erreichte. Durch Rodungen entstand bald ein neues Dorf, das nach dem Pestheiligen Rochus von Montpellier (†1327) benannt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wuchsen die beiden Orte, später auch "Zwillingsdörfer" genannt, zu einer größeren Doppelortschaft mit heute rund 920 Einwohnern zusammen.
Bis 1794 gehörte Rocherath als Teil der Herrschaft St.Vith zum Herzogtum Luxemburg. Nach 20-jähriger Zugehörigkeit zu Frankreich (Ourthedepartement) zeichnete der Wiener Kongress die Karte Europas neu, wodurch das hiesige Gebiet dem Königreich Preußen (Regierung Aachen, Kreis Malmedy) zufiel, das seinerseits 1871 Teil des deutschen Kaiserreiches wurde. Nach dem I. Weltkrieg wurde Rocherath-Krinkelt gemeinsam mit Eupen-Malmedy 1920 durch den Versailler Vertrag dem Königreich Belgien (Provinz Lüttich) als Reparation zugeschlagen. Im II. Weltkrieg wurden die hiesigen Einwohner für über 4 Jahre wieder zu deutschen Staatsbürgern, mit allen Konsequenzen. Ab September 1944 nahmen die belgischen Behörden die Region wieder in Besitz, mussten aber bei Rückkehr der Front vom 16.12.1944 bis zum 31.01.1945 kurzfristig ausweichen. Es folgte ein hartes Jahrzehnt des Wiederaufbaus, bevor ein Anstieg des Wohlstands, ein starkes Vereinsleben und zweisprachige Ausbildungen die hiesige Bevölkerung zu weltoffenen Menschen machte...
Auf kommunaler Ebene wurde Rocherath-Krinkelt meist vom Nachbarort Büllingen aus verwaltet, außer in den Jahren 1922-1940 und 1944-1976, in denen Rocherath mit Krinkelt und Wirtzfeld eine eigene Gemeinde bildete.
Aus kirchlicher Sicht unterstand die hiesige Region schon früh dem Erzbistum Köln. Vor Ort bestand bereits ab dem 9. Jh. die Pfarre Büllingen, die von den Benediktinern der Abtei Stablo-Malmedy betreut wurde. Ab dem 15. Jh. unterhielt sie eigene Pfarrer. Seit 1803 bilden Rocherath und Krinkelt eine eigenständige Pfarre unter dem Patronat Johannes des Täufers. Bis 1819 unterstand die neue Pfarre dem Bistum Lüttich, dann kam sie erneut zu Köln für rund 100 Jahre (Dekanat Malmedy ab 1827) und seit 1921 wieder zu Lüttich (Dekanat Büllingen seit 1968).
Bauwerke
Die 1704 erbaute Kapelle wurde 1907 durch ein großes Gotteshaus ersetzt, das im Winter 1944-45 zum Symbol der mörderischen und zerstörerischen Frontkämpfe in und um Rocherath-Krinkelt werden sollte. An seine Stelle wurde 1953 die heutige Kirche errichtet. Bild Bild
Literatur
Die sehr bewegte und bewegende Geschichte Rocherath-Krinkelts und seiner Bewohner ist in mehreren Veröffentlichungen dokumentiert worden, u.a.:
- 1904 - Der fränkische Königshof Büllingen (Pfr. A. Ortmanns)
- 1986 - The Battle of the Twin Villages (William C.C. Cavanagh)
- 1990 - Altes Land an der Work. Der Königshof Büllingen im Rückspiegel der Zeit
- 1993-1996 - Leben und Feiern auf dem Lande. Die Bräuche der belgischen Eifel, 3 Bände (C. Lejeune), v.a. Bd. 3: Auf dem Weg in die Moderne
Die Geschichts- und Autorengruppe Rocherath-Krinkelt brachte zwei Werke über die Geschichte der Doppelortschaft heraus:
- 1993 - Schicksalsgemeinschaft im Schatten des Dreiherrenwaldes. Einblicke in die Vergangenheit von Rocherath-Krinkelt, 290 S.
- 2003 - In ständigem Aufbruch: Pfarre Rocherath-Krinkelt 1803-2003, 380 S.