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Zweisprachige Ortsnamen in Polen

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Zweisprachige Ortsnamen in Polen: blau - deutsch, gelb - kaschubisch, grün - litauisch, rot - lemkisch
Polnisch-deutsches Ortsschild in Kosorowice / Kossorowitz in Oberschlesien

Die Möglichkeit zweisprachiger Ortsbezeichnungen hatte ein 2005 vom Parlament verabschiedetes Gesetz geschaffen. Es sieht ferner vor, dass in Gebieten mit nationalen Minderheiten ihre Muttersprache als Hilfssprache bei Behördengängen zugelassen werden könne. 17 Gemeinden mit deutscher Minderheit hatten sich nach Angaben des polnischen Innenministeriums bereits angemeldet. Sieben weitere bemühen sich um die Aufnahme ins Register. In Polen leben rund 150.000 Deutschstämmige, vor allem in Schlesien. Um ähnliche Erleichterungen bemühen sich auch Ortschaften mit weißrussischer, litauischer, lemkischer und kaschubischer Minderheit.

Zweisprachige Ortsnamen wurden inzwischen auch in den kaschubischen Gemeinden Stężyca und Chmielno eingeführt. Erste Ortschaft war dabei Szymbark, auf Kaschubisch klingt der Ortsname „Schimbark“. Die Genehmigungen für diese Gemeinden haben allerdings keinen direkten Bezug zum Minderheitengesetz. Die Kaschuben gelten nämlich weder als eine nationale noch eine ethnische Minderheit. Dafür aber ist ihre Sprache als Regionalsprache anerkannt worden. In ganz Polen werden derzeit 51 Gemeinden den Anforderungen bezüglich zweisprachiger Ortsnamen gerecht, davon liegen 26 in der Woiwodschaft Oppeln.

Zweisprachige Gemeinden in Polen

Zweisprachige Ortsschilder dürfen in genannten Gemeinden erst aufgestellt werden, wenn die deutschen Ortsbezeichnungen/Straßennamen gemäß der Verordnung über zweisprachige Orts- und Lagebezeichnungen Dwujęzyczne nazewnictwo geograficzne offiziell genehmigt wurden. Dafür muss der Gemeinderat der Einführung der deutschen Bezeichnungen zustimmen und es müssen die Genehmigungen des Wojwoden sowie des polnischen Innenministeriums (MSWiA) vorliegen. Zwar muss die Gemeindebevölkerung nur befragt werden, wenn der Anteil der deutschen Minderheit an der Bevölkerung unter 20% liegt, doch setzen auch die Gemeinden mit über 20% auf freiwillige Umfragen. Bisher wurden die Verordnung und damit das Recht auf zweisprachige Ortsschilder nach und nach in den Gemeinden Radłów / Radlau, Cisek / Czissek, Leśnica / Leschnitz, Tarnów Opolski / Tarnau, Chrząstowice / Chronstau, Izbicko / Stubendorf, Dobrodzień / Guttentag, Jemielnica / Himmelwitz, Kolonowskie / Colonnowska, Krzanowice / Kranowitz, Ujazd / Ujest, Biała / Zülz, Zębowice / Zembowitz, Strzeleczki / Klein Strehlitz sowie für Łubowice / Lubowitz, einen Ortsteil von Rudnik eingeführt.[1]

Die zweisprachigen Ortsschilder sind wie die bisherigen grün gehalten und weiß beschriftet. Unter dem polnischen Ortsnamen steht in gleicher Schriftgröße der deutsche. In der Gemeinde Cisek wurden zu den alten Ortsschildern zusätzlich deutschsprachige Schilder angehängt. Ob das Anbringen getrennter Schilder dem polnischen Minderheitengesetz entspricht, ist aber unklar. Zwar waren deutschsprachige Ortsschilder seit 2005 erlaubt, es hatte bis 2008 jedoch keine berechtigte Gemeinde von den Behörden Geld für die Aufstellung von deutschsprachigen Ortsschildern erhalten. Erst für das Jahr 2008 wurden erstmals 250.000 Złoty für die Herstellung und Aufstellung von Ortsschildern eingeplant. Zunächst wurde davon ausgegangen, dass die Gemeinde Radłów/Radlau im Herbst 2008 die ersten deutschsprachigen Ortsschilder aufstellen wird. Am 4. September 2008 erhielt dann Łubowice/Lubowitz als erster Ort deutschsprachige Ortstafeln. Am 12. September 2008 folgte die Gemeinde Radłów/Radlau als erste Kommune in Polen mit der feierlichen Enthüllung zweisprachiger Ortsschilder.[2][3] Am 15. September wurden in der Gemeinde Cisek / Czissek deutschsprachige Ortsschilder aufgestellt.

Zusätzliche Straßennamen in deutscher Sprache wurden bisher von keiner Gemeinde beantragt. Jedoch gibt es schon seit der politischen Wende in Polen 1989 auch privat finanzierte zweisprachige Begrüßungstafeln (u.Ä.).

Solche öffentlichen Symbole der Zweisprachigkeit und der deutschen Minderheit sind in Polen nicht unumstritten, es blieb aber meist bei Drohungen (neue) deutschsprachige Schilder oder Inschriften zu zerstören.[4] Gegner der Minderheitengesetze sahen sich 2004 in ihren Befürchtungen – die Minderheit untergrabe die staatsrechtliche Souveränität Polens im Oppelner Land – bestätigt, als der Starost von Strzelce Opolskie – selbst Mitglied der Minderheit – das obligatorische polnische Staatswappen an seinem Amtsgebäude durch das Landkreiswappen und ein zweisprachige Informationsschild ersetzte, was eine Straftat darstellt, die mit bis zur einem Jahr Gefängnisstrafe geahndet wird[5] und sogar zu einer Sejm-Debatte [6], und Distanzierung anderer Minderheitsvertreter führte[7].

Gmina Radłów/Gemeinde Radlau

Offizielle zweisprachige Ortsnamen seit 22. Dezember 2006:

Offizielle zweisprachige Ortsnamen seit dem 29. Dezember 2007:

Gmina Cisek/Gemeinde Czissek

Offizielle zweisprachige Ortsnamen seit dem 11. Oktober 2007:

Gmina Stężyca/Gmina Stãżëca

Offiziell zweisprachig (kaschubische Sprache) sind seit 14. November 2007:

Offiziell zweisprachig sind seit 20. Mai 2008:

Gmina Chmielno/Gmina Chmielno

Offiziell zweisprachig (kaschubische Sprache) sind seit 3. Dezember 2007:

Gmina Leśnica/Gemeinde Leschnitz

Offizielle zweisprachige Ortsnamen seit dem 11. April 2008:

Gmina Rudnik/Gemeinde Rudnik

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 11. April 2008

Gmina Tarnów Opolski/Gemeinde Tarnau

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 14. April 2008:

Gmina Chrząstowice/Gemeinde Chronstau

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 20. Mai 2008:

Gmina Izbicko/Gemeinde Stubendorf

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 20. Mai 2008:

Gmina Puńsk/Punsko valsčius

Offiziell zweisprachig (litauische Sprache) sind seit 20. Mai 2008:

Gmina Dobrodzień/Gemeinde Guttentag

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 4. Juli 2008:

Gmina Jemielnica/Gemeinde Himmelwitz

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 14. November 2008:

Gmina Kolonowskie/Gemeinde Colonnowska

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 14. November 2008:

Gmina Krzanowice/Gemeinde Kranowitz

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 19. November 2008:

Gmina Ujazd/Gemeinde Ujest

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 19. November 2008:

Gmina Zębowice/Gemeinde Zembowitz

Offiziell zweisprachig (Deutsche Sprache) sind seit 19. November 2008:

Gmina Biała/Gemeinde Zülz

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 24. November 2008:

Gmina Gorlice

Offiziell zweisprachig (russinische Sprache) sind seit 24. November 2008:

Gmina Strzeleczki/Gemeinde Klein Strehlitz

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 24. November 2008:

Gmina Murów/Gemeinde Murow

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 31. März 2009:

Gmina Walce/Gemeinde Walzen

Offiziell zweisprachig (deutsche Sprache) sind seit 3. Juni 2009:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vgl. Polnisches Innenministerium
  2. Vgl. n-tv:Annäherung über Ortsschilder – Neue Normalität. abger. am 15. September 2008
  3. Vgl. Mittagsmagazin:Lubowice und Lubowitz – Mit polnisch-deutschen Ortsschildern Geschichte schreiben. abger. am 15. September 2008
  4. Vgl. Artikel des Schlesischen Wochenblatts, abger. am 17. März 2008
  5. Vgl. hotnews.pl
  6. Vgl. ks.sejm.gov.pl ks.sejm.gov.pl
  7. Vgl. polskieradio.pl