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Koprophagie

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Als Koprophagie (v. Vorlage:ELSalt kópros = Dung, Mist, Kot und Vorlage:Polytonisch phageín = essen) wird der Verzehr der Fäzes (des Kots) bezeichnet.

Tiere

Koprophagen werden in drei Gruppen unterteilt:

Allokoprophagen

Viele Saprophagen verwerten als Koprophagen jene organischen Stoffe, die im Dung anderer Tiere noch enthalten sind. Sie stellen somit ein wichtiges Element im ökologischen Stoffkreislauf dar. Beispiele für diese Tiergruppen sind verschiedene Fadenwürmer, Milben oder einige Blatthornkäfer wie die Mistkäfer und der Scarabaeus sacer.

Autokoprophagen

Zu den Arten, die ihre eigenen Exkremente fressen, gehören Kaninchen und Hasen und viele Nagetiere, wie Meerschweinchen und Chinchillas. Sie sind häufig nicht in der Lage, die pflanzliche Nahrung (Nährstoffe, Vitamine) mittels einer einzigen Darmpassage ausreichend zu resorbieren. Aus diesem Grunde besitzen sie Gärkammern im hinteren Darmbereich, in denen symbiotische Bakterien diese Aufgabe übernehmen. Um die so freigelegten Nährstoffe jedoch zu nutzen, muss dieser spezielle Blinddarmkot ein weiteres Mal den Darm passieren, also zunächst noch einmal gefressen werden.

Koprophagie kommt auch bei Affen, auch Menschenaffen wie z.B. den Gorillas vor, auch hier vermutlich, um pflanzliche Nahrung besser auszunutzen bzw. bei Nährstoffmangel. Als Symptom einer Störung wurde Koprophagie bei Tieren mit Langeweile und Thiaminmangel in Verbindung gebracht.

Ebenfalls zu den Koprophagen zählen einige Arten der Doktorfische. Diese sind sehr schlechte Futterverwerter, so dass ihr Kot häufig noch halbverdaute Pflanzenreste enthält. Durch Kotfressen vermeiden diese Fische den Verlust an vorverdauter Nahrung, an zellulosespaltenden Verdauungsenzymen und an Mikroorganismen im nährstoffarmen Korallenriff.

Mensch

Beim Menschen wird die Koprophagie teilweise als Unterform der Pica betrachtet und hauptsächlich bei psychischen und neurologischen Störungen gesehen. Sie hat in der Regel symptomatischen Charakter.

Erkrankungen, bei denen eine Koprophagie auftreten kann sind

Therapeutisch kommen je nach Störung eine Verhaltenstherapie oder unterstützende Psychotherapie, Haloperidol und neuere, sog. atypische Neuroleptika (ein Fallbericht über die Wirksamkeit von Perospiron)zum Einsatz, auch Antidepressiva.

Eine Koprophagie kann auch als ein Erscheinungsbild der Koprophilie (einer Exkrementophilie; somit der Sonderform einer Paraphilie) vorkommen, wobei die Fäzes hier als Fetisch benutzt werden. Das Essen bzw. Essenmüssen (i.S.v. „gezwungen werden“) von Kot findet sich in der masochistischen Rolle auch als Spielart in sadomasochistischen Sexualpraktiken (siehe dazu auch Koprophilie). Koprophilie ist nicht zwingend als krankhaft zu werten.

Siehe auch

Literatur

  • Stephan Dressler, Christoph Zink: Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-016965-7.