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Leichenschmaus

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Hinweis: Dieser Artikel befasst sich ausschliesslich mit der Leichenschmaus Tradition in Teilen des deutschen Raumes.

Ein Leichenschmaus (auch Flannerts, Leidessen, Leichenmahl oder Tröster) bezeichnet das gemeintschaftliche Essen oder Kaffeetrinken der Trauergäste einer Beerdigung unmittelbar in Anschluß an diese. Das gemeinsame Essen soll im Gedenken des Toten stattfinden und einen zwanglosen Rahmen bieten in denen Geschichten rund um den Toten erzählt werden können, im Gegensatz zur formellen Trauerfeier selbst. Das erzählen von Anekdoten dient zur Auffrischung der positiven Erinnerungen aus besseren Zeiten des Beerdigten und soll so die unmittelbaren und oft schmerzhaften Erinnerung kurz vor dem Tode verdrängen (z.B. im Fall einer längeren Krankheit). Die dabei oft entstehende Heiterkeit kann oder soll so helfen, über den Verlust hinwegzutrösten.

Kritik

Der Leichenschmaus wird oft traditionell als ein fester Bestandteil der gesamten Beerdigungzeremonie angesehen, was die Hinterbliebenen zusätlich unter Druck setzt, insbesondere durch die dadurch entstehenden Kosten für die Ausrichtung der Feier, da der Tote als Gastgeber der Feier betrachtet wird.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, das es auch vorkommen kann, das Anstelle des Austauschens von froher, positiver Erinnerung an den Toten die Stimmung umschlägt und der Tote durch unvorteilhafte Geschichten, Neid und Lästerein geradezu verunglipmft wird - je nach Beliebtheit des Toten. Dies wird insbesondere von Gegnern dieser Tradition angeführt, die sich selbst dennoch geselschaftlich gezwungen sehen an der Feier teilzunehmen - und dann selbst einen eigenen Beitrag zum Umschlagen der Stimmung beitragen (siehe Selbsterfüllende Prophezeiung).

Manche Menschen finden es auch grundsätzlich unangebracht, dem Toten durch Frohsinn und Heiterkeit zu gedenken. Dies ist insbesondere dann ein Problem, wenn die direkten Hinterbliebenen des Toten aufgrund des erlittenen Verlustes emotional noch gar nicht in der Lage zu solch positiven GefÜhlen sind oder dies nicht wollen, aber sich dennoch gesellschaftlich gezwungen sehen, am Leichenschmaus teilzunehmen. Auch kann es vorkommen, das der Leichenschmaus regelrecht in ein feucht-fröhliches Gelage ausufern kann, was viele Menchen in Anbetracht des Todes des Gastgebers der Party als pietätlos betrachten. Aus diesem Grunde gab es zur vorletzten Jahrhundertwende Gesetze in Teilen Deutschlands, die einen Leichenschmaus ausdrücklich verboten hatten, aber sich nur schwer durchsetzen liessen.

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