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Die Mengenlehre ist ein grundlegendes Teilgebiet der Mathematik. Zahlreiche Disziplinen wie Algebra, Analysis, Stochastik oder Topologie werden auf der Mengenlehre aufgebaut. Darüber hinaus gibt es wichtige Verbindungen zur Prädikatenlogik.
Dieser Artikel befasst sich mit der mathematischen Theorie der Mengen. Eine erste Einführung in die Begriffe der Mengenlehre findet sich unter Menge (Mathematik).
Geschichte
Die Mengenlehre geht zurück auf Georg Cantor. Nach seiner Definition ist eine Menge "eine Zusammenfassung von bestimmten wohl unterschiedenen Objekten der Anschauung oder des Denkens, welche die Elemente der Menge genannt werden, zu einem Ganzen". Die von Cantor eingeführte naive Mengenlehre führte jedoch schon bald zu unlösbaren Widersprüchen (Russellsche Antinomie).
Die axiomatische Mengenlehre (Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre) verzichtet deshalb auf eine Definition des Begriffs Menge und benutzt ihn als Grundbegriff. Eine Menge wird durch die Angabe aller Elemente bzw. ihrer Grundeigenschaften festgelegt. Die einzige Grundrelation ist
(gesprochen Element von), z.B. x
M, wenn x als Element in M enthalten ist. In vielen Artikeln dieser Enzyklopädie verwenden wir die Schreibweise "x in M" oder "x aus M", manchmal auch das HTML-Zeichen ∈, welches jedoch von manchen Browsern nicht korrekt dargestellt wird.
Eine alternative Mengentheorie kann man aufbauend auf der Kategorientheorie mit Hilfe von Topoi definieren.
Neue Mathematik
Gegen Ende der 1960er Jahre wurde die Mengenlehre in die Grundschulen eingeführt, nach wenigen Jahren aber zugunsten des traditionellen Rechenunterrichts wieder abgeschafft. Siehe dazu den Artikel "Neue Mathematik".
Zum besseren Verständnis der Mengenlehre werden sog. Venn-Diagramme (bzw. Mengendiagramme) benutzt.
Definitionen
Seien
eine Menge,
eine beliebige Indexmenge und
,
und
für alle
beliebige Teilmengen der Menge
.
- Teilmenge (Inklusion, Obermenge):
(A ist Teilmenge von B, oder auch B ist Obermenge von A), wenn jedes Element von A auch Element von B ist, d.h. A ist enthalten in oder gleich B. In Prädikatenlogik:
.
- Echte Teilmenge:
(A ist echte Teilmenge von B oder B ist echte Obermenge von A), wenn die Menge A enthalten in B, aber ungleich B ist: 
- Schnittmenge:
- Die zweistellige Schnittmenge
(A geschnitten mit B) ist die Menge aller Elemente, die sowohl in A als auch in B enthalten sind.
- Die Schnittmenge beliebig vieler Mengen
ist die Menge aller Elemente, die in sämtlichen Mengen
enthalten sind.
- Die elementweise Schnittmenge
.
- Vereinigungsmenge:
- Die zweistellige Vereinigungsmenge
(A vereinigt mit B) ist die Menge der Elemente, die in A oder in B oder beiden Mengen liegen.
- Die Vereinigungsmenge beliebig vieler Mengen
ist die Menge aller Elemente, die in mindestens einer Menge
enthalten sind.
- Die elementweise Vereinigungsmenge
.
- Komplement:
bezeichnet das Komplement von
in
, das ist die Menge aller Elemente von
, die nicht in A liegen.
- Differenzmenge:
(A ohne B) ist die Menge aller Elemente, die in A enthalten sind, aber nicht in B
- symmetrische Differenz:
ist die Menge aller Elemente, die in einer aber nicht in beiden der gegebenen Mengen liegen
- Mächtigkeit:
bezeichnet die Mächtigkeit (auch Kardinalität) der Menge
, also die Anzahl der Elemente von
. Für eine endliche Menge ist die Mächtigkeit eine natürliche Zahl; bei unendlichen Mengen unterscheidet man nach verschiedenen Graden der Unendlichkeit. Diese werden als Kardinalzahlen bezeichnet.
- Leere Menge: Die leere Menge enthält kein Element und wird mit
oder auch
bezeichnet.
- Potenzmenge: Die Potenzmenge
ist die Menge aller Teilmengen von
.
- Produktmenge oder kartesisches Produkt
- Die zweistellige Produktmenge
ist die Menge aller geordneten Paare, die sich aus den Mengen
und
bilden lassen.
- Die Produktmenge beliebig vieler Mengen
ist die Menge aller Abbildungen, die einem Indexelement
ein Element der Menge
zuordnen.
Anmerkungen
- Die Symbole für Teilmenge und echte Teilmenge wurden in Anlehnung an die Zeichen
und
gewählt. Diese Bezeichnung ist aber nicht immer einheitlich: In manchen Texten ist bei dem Zeichen
auch die Gleichheit der beiden Mengen zugelassen. In diesem Fall ist für die Auszeichnung einer echten Teilmenge etwa das Symbol
gebräuchlich.
- Für die Bezeichnung des Komplements einer Menge
gibt es einige Varianten: Es wird gelegentlich auch durch
,
oder
symbolisiert.
- Die Potenzmenge einer Menge
wird mitunter auch mit
bezeichnet. Diese Notation ist durch die Eigenschaft
einer endlichen Menge A motiviert, welche unter Einbeziehung der Arithmetik der Kardinalzahlen dann auch für beliebige unendliche Mengen gilt.
,
und
sind Relationen. Die Negation dieser Relationen kann durch das durchgestrichene jeweilige Relationssymbol bezeichnet werden, also zum Beispiel durch
. Außerdem ist es möglich, die Reihenfolge der beiden Argumente zu vertauschen, wenn dabei auch das Relationssymbol umgedreht wird. So kann also anstelle von
auch
, anstelle von
auch
und anstelle von
auch
geschrieben werden. Auch ein gleichzeitiges Durchstreichen und Umdrehen dieser Relationssymbole ist denkbar.
- Die leere Menge kann – wie jede andere Menge auch – Element einer Menge sein: Die beiden Mengen
und
sind verschieden.
- Die leere Menge ist Teilmenge jeder beliebigen Menge. Deshalb tritt sie als Element jeder Potenzmenge auf; jede Potenzmenge umfasst mindestens dieses eine Element.
- Für eine endliche, nicht leere Indexmenge
gilt
und
. Die Definitionen für den zweistelligen Fall und den Fall beliebig vieler Mengen sind also zueinander konsistent.
- Es gilt
und
.
- Für den leeren Schnitt liefert die Definition
, für die leere Vereinigung
und für die leere Produktmente 
- Die Mengen
und
sind nicht gleich, aber durch die Bijektion
zueinander isomorph. In der Regel wird deshalb nicht zwischen diesen beiden Mengen unterschieden. Diese Assoziativität bis auf Isomorphie erlaubt es, beliebige Produktengen aus einer endlichen Anzahl
von Mengen
mit der Menge der n-Tupel zu identifizieren und ohne Rücksicht auf die konkrete Klammerung mit
zu bezeichnen.
- Für das Mengenprodukt aus identischen Faktoren gibt es abkürzende Schreibweisen:
- Anstelle des n-fachen endlichen Mengenprodukts
schreibt man auch
.
- Das unendliche Mengenprodukt
ist kanonisch isomorph zur Menge aller Abbildungen
. In Analogie zum endlichen Fall wird dafür die Schreibweise
benutzt.
- Die Mengen
und
sind nicht gleich, aber durch die Bijektion
mit
,
,
zueinander isomorph. Die Definition der zweistelligen Produktmenge ist also mit der Definition der Produktmenge beliebig vieler Mengen konsistent, weshalb für eine endliche nichtleere Produktmenge
in der Regel auch nicht zwischen
und
unterschieden wird.
Beispiele
Wir betrachten die Mengen
,
und
. Es gelten:
, 
,
, 
, 


,
,
, 
,
,
, 
,
, 
= 3,
= 2,
= 0,
= 1


,
,
, 
, 
, 


Gesetzmäßigkeiten
Die Menge
ist bezüglich der Relation
partiell geordnet, denn für alle
gilt:
- Antisymmetrie: Aus
und
folgt 
- Transitivität: Aus
und
folgt 
Die Mengen-Operationen Schnitt
und Vereinigung
sind zueinander kommutativ, assoziativ und distributiv:
- Kommutativgesetz:
, 
- Assoziativgesetz:
, 
- Distributivgesetz:
, 
- De Morgansche Gesetze:
, 
Für die Differenzmenge gelten folgende Gesetzmäßigkeiten:
- Distributivgesetze:
,
,
und 
- Assoziativgesetze:
und 
Für die symmetrische Differenz gelten folgende Gesetzmäßigkeiten:
- Assoziativgesetz:

- Distributivgesetz:


Die Algebra der Mengen ist eine so genannte Boolesche Algebra.
Siehe auch: Universum (Mathematik)
Weblinks
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