Zum Inhalt springen

Spirulina

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Juni 2005 um 11:49 Uhr durch 84.58.41.93 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Spirulina (Spirulina platensis; Spirulina fusiformis; Spirulina maxima et al.) ist eine Gattung der Cyanobakterien ("Blaualgen") mit bisher 35 bekannten Spezies. Unklar ist, ob diese 35 Spezies möglicherweise alle derselben Art angehören, da Spirulina ihre Gestalt in Abhängigkeit vom Nährstoffgehalt und pH-Wert des Wassers ändert.

Die nur in stark alkalischen Salzseen (pH-Wert zwischen 9 und 11) vorkommende, blaugrüne, spiralförmige Süßwasseralge weißt eine Größe von 0,3 bis 0,5 Millimeter auf. Im Unterschied zu Meeresalgen enthalten Süßwasseralgen kein Jod. "Süßwasser" bezeichnet in diesem Fall nur geschlossene Gewässer - im Gegensatz zum Meer - und hat nichts mit dem Salzgehalt des Wassers zu tun.

Die einzellige Spirulina enthält den gleichen Typ Chlorophyll ("Blattgrün") wie bei höheren Pflanzen, jedoch liegt es nicht wie bei diesen in organisierten Zellstrukturen, den Chloroplasten vor, sondern ist über die ganze Zelle verteilt. Spirulina erhält durch weitere Farbpigmente, die das Chlorophyll-Grün überlagern, einen grün-bläulichen Schimmer. Wie auch Pflanzen betreiben Cyanobakterien Photosynthese.

Spirulina besiedelt flache, subtropische bis tropische Gewässer mit hohem Salzgehalt, vor allem in Mittelamerika, Afrika und Australien, wo sie schon seit alters her von ihren Bewohnern, zum Beispiel am afrikanischen Tschadsee und am mexikanischen Lago de Texcoco (von den Azteken) als Nahrung genutzt wurde.

Die Fortpflanzung erfolgt über einfache Zellteilung. Ihre Zellkolonien bilden übereinanderliegende Decken, so genannte Stromatolithen. Versteinerte Stromatolithen kennt man aus Gesteinsschichten, die vor über drei Milliarden Jahren im Präkambrium entstanden sind. Dies lässt vermuten, dass die Cyanobakterien dazu beigetragen haben, die kohlendioxidreiche Ur-Atmosphäre mit Sauerstoff anzureichern und ihr die heutige Zusammensetzung zu verleihen.

Als getrocknetes Algenpräparat sind Spirulina-Algen mit einem verhältnismäßig hohen Anteil von 65-70% äußerst reich an hochwertigem Eiweiß, das alle essentiellen Aminosäuren und einige nicht essentielle enthält. Daneben findet sich β-Karotin - eine Vorstufe des Vitamin A -, B-Vitamine, Vitamin E und Mineralstoffe: insbesondere ein sehr hoher Calcium- und Eisenanteil, ferner Kalium, Magnesium, Mangan, Phosphor, Selen, Zink . Zudem senken sie medizinischen Studien zufolge den Cholesterinspiegel und den Blutdruck und beugen somit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Zu den Süßwasseralgen, die für die Ernährung von Bedeutung sind, gehört auch die Grünalge Chlorella. Chlorella wird vor allem im asiatischen Raum verzehrt. Die Alge Chlorella besteht in getrockneter Form zu 50% aus Eiweiß, ebenfalls mit allen unentbehrlichen Aminosäuren, enthält Eisen und Calcium sowie Vitamin C. Sowohl Spirulina als auch Chlorella sind in Deutschland nur in Form von Nahrungsergänzungsmitteln als Pulver oder Tabletten erhältlich, als sogenannte Algenpräparate.

Spirulina wird heute in Aquakulturen bei einer Wassertemperatur von 40 bis 50° C vermehrt. Zur Ernte pumpt man das Wasser mit den Mikroorganismen durch einen Filter und trocknet den so gewonnenen Schlamm anschließend mit Heißluft. Spirulina ist auch unter der Bezeichnung Mikroalgen im Handel. Der Verzehr von Spirulina wird u. a. als Vorbeugung gegen Mangelerscheinungen empfohlen. Die Algen sind für eventuelle zukünftige Langzeit-Weltraumflüge oder Forschungsstationen auf anderen Himmelskörpern als wichtige Nahrungsergänzung vorgesehen: weil in Raumschiffen oder zum Beispiel auf dem Mars anfänglich realistischerweise nur vielleicht ein oder zwei Dutzend Pflanzen angebaut werden könnten, muss die dadurch entstehende einseitige Ernährung ausgeglichen werden, wofür sich Spirulina sehr gut eignet.

Andere Verwendung findet man in der Biotechnologie und Biotechnik, wo Spirulina u.a. als Biokatalysator in Fermentationsprozessen und zur Energiegewinnung verwendet wird.

Literatur

Marion Zerbst und Mireille Jochum-Guillou: Algen, natürliche Quelle der Vitalität. Süßwasseralgen und Meeresalgen. Stuttgart (Trias) 1998.

Gamma Linolenic Acid Production by Microalgae Hirano, M.; Mori, H.; Miura, Y.; Matsunaga, N.; Nakamura, N.; Matsunaga, T. Source: APPLIED BIOCHEMISTRY AND BIOTECHNOLOGY 24-25(spring-summer):183-192 (1990).

Recent Advances in Microalgal Biotechnology. Vonshak, A. Source: BIOTECHNOLOGY ADVANCES 8(4):709-728 (1990).