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Nicolas Fouquet

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Nicolas Fouquet (* 1615 in Paris; † 23. März 1680) war Vicomte de Melun, Vicomte de Vaux, Marquis de Belle-Isle. Er hatte unter Ludwig XIV. die Oberaufsicht über die französischen Finanzen.


Leben

Fouquet gehörte zu einer einflussreichen Familie der noblesse de robe, und nachdem er bei den Jesuiten zur Schule gegangen war, wurde er mit dreizehn als Anwalt im Pariser Parlament zugelassen. Noch in seiner Jugend hielt er mehrere verantwortliche Posten, und 1636, gerade zwanzig, war er in der Lage, das Amt des Requettenmeisters zu kaufen. Zwischen 1642 und 1650 hielt er verschiedene Intendanzen, erst in den Provinzen und dann mit der Armee Mazarins. Nachdem er so mit Hof in Kontakt gekommen war, wurde ihm 1650 gestattet, die wichtige Stellung des Generalprokurators im Pariser Parlament zu kaufen. Während Mazarins Exil blieb er geschickterweise loyal zu ihm, sicherte seinen Besitz ab und hielt ihn über die Situation am Hof auf dem laufenden.

Nach Mazarins Rückkehr verlangte und erhielt Fouquet als Belohnung das Amt des Oberintendanten der Finanzen (1653), eine Stellung, die ihm im unsicheren Zustand der Regierung nicht nur die Entscheidungsmacht darüber gab, mit welchen Geldmittel die Schulden des Staats bezahlt wurden, sondern auch Verhandlungen mit den Großfinanziers beinhaltete, die dem König Geld liehen. Seine Ernennung wurde von der vermögenden Klasse begrüßt, denn seinen großen Reichtum hatte Fouquet zum größten Teil durch seine Heirat 1651 mit Marie Castille aus einer wohlhabenden Amtsadelsfamilie erworben.

Sein eigenes Ansehen, und vor allem sein unfehlbares Selbstvertrauen, stärkte die Glaubwürdigkeit der Regierung, während seine hohe Stellung im Parlament (er blieb Generalprokurator) seine finanziellen Transaktionen vor Nachforschungen schützte. Als Finanzintendant musste Mazarin bald beinahe als Bittsteller vor ihn treten. Die langen Kriege und die Habsucht der Höflinge (die dem Beispiel Mazarins folgten) machten es zeitweise notwendig, den Finanzbedarf durch Anleihen auf seinen eigenen Namen zu decken; er wendete aber bald diese Verwechslung der öffentlichen Mittel mit seinen eigenen zum Guten.

Das Durcheinander in den Finanzen wurde hoffnungslos; betrügerische Vorgänge konnten straflos durchgeführt werden, und die Bankiers wurden durch offizielle Gefälligkeiten und großzügige Hilfen als Kunden bei der Stange gehalten. Fouquets Vermögen übertraf nun sogar das Mazarins, aber letzterer war zu sehr in ähnliche Vorgänge verwickelt, als dass er hätte eingreifen können. Den Tag der Abrechnung wurde also seinem Vertreter und Nachfolger Colbert überlassen.

Nach Mazarins Tod erwartete Fouquet, zum Regierungschef gemacht zu werden; aber Ludwig XIV. misstraute seinen kaum verstellten Ambitionen, und das bekannte Zitat bei seiner Regierungsübernahme, dass er sein eigener erster Minister werde, sprach er in Hinblick auf Fouqet aus. Colbert nährte das Missfallen des Königs mit negativen Berichten über das Defizit und klagte insbesondere Fouquet an. Die verschwenderischen Ausgaben und die persönliche Zurschaustellung des Finanzministers verstärkten das Übelwollen des Königs. Fouquet hatte enorme Summen für einen Palast auf seinem Anwesen in Vaux ausgegeben, der in Ausmaßen, Pracht und Großartigkeit der Dekoration einen Vorgeschmack auf Versailles gab. Hier sammelte er seltene Manuskripte, schöne Gemälde, Juwelien, Antiquitäten im Überfluss, und überdies umgab er sich mit Künstlern und Schriftstellern. Sein Haus stand der vornehmen Welt offen, und die Küche unterstand François Vatel; La Fontaine, Corneille und Scarron gehörten zu seinen Gästen.

Im August 1661 wurde Ludwig XIV. in Vaux mit einer fête unterhalten, der in der französischen Geschichte nur ein oder zwei andere an Großartigkeit gleichkommen. Hier wurde Molières Les Fâcheux das erste Mal aufgeführt. Der prachtvolle Empfang besiegelte Fouquets Schicksal. Der König war jedoch besorgt, offen etwas gegen einen so mächtigen Minister zu unternehmen. Durch schlaue Kunstgriffe wurde Fouquet verleitet, sein Amt als Generalprokurator zu verkaufen. Auf diese Weise verlor er den Schutz seiner Privilegien und zahlte den erzielten Preis an die Schatzkammer.

Drei Wochen nach dem Besuch in Vaux, als sich der König zusammen mit Fouquet in Nantes aufhielt, wurde Fouquet verhaftet. Der Prozess gegen ihn dauerte fast drei Jahre, und die Verletzung gegen die Regeln der Justiz in dem Verfahren ist das Thema zahlreicher Monographien. Die öffentliche Meinung war auf Fouquets Seite, und viele schrieben Petitionen in seinem Namen, darunter La Fontaine und Madame de Sévigne. Ludwig verhielt sich durchweg, als wenn er einen Feldzug führe; offenbar fürchtete er, dass Fouquet die Rolle eines Richelieu spielen würde. Das Gericht verurteilte ihn schließlich zur Verbannung, aber der König setzte sich in einem absolutistischen Akt darüber hinweg und wandelte das Urteil in lebenslange Haft um. Fouquet wurde Anfang 1665 in die Festung von Pignerol gebracht, wo er 1680 starb.

Der Marschall de Belle-Isle (1684-1761) war sein Enkel.


Werke

  • Fouquetiana. - Paris : s.n., 1660 ca


Literatur